Hundkatzemaus

Richtiges Handeln in Notfällen

Erste Hilfe fürs Haustier

Unfälle sind der Albtraum eines jeden Haustierbesitzers und trotz aller Vorsicht kann man schnell in eine Notsituation geraten: Der Hund wird von einem Auto angefahren oder ist beim Spaziergang in Glasscherben getreten, die Katze springt auf die heiße Herdplatte oder hat an der giftigen Zimmerpflanze geknabbert...

Diana Eichhorn und Christoph Kappel
hundkatzemaus-Reporterin Diana Eichhorn und Filmtiertrainer Christoph Kappel stellen eine Erste-Hilfe-Situation nach.

hundkatzemaus-Reporterin Diana Eichhorn und Tierarzt Dr. Wolf geben wichtige Tipps im richtigen Umgang mit Notfällen. Ist ein Tier verletzt, dann ist nicht nur guter Rat teuer, sondern vor allem schnelles und richtiges Handeln gefragt. Zu diesem Zweck stellen Diana Eichhorn und Filmtiertrainer Christoph Kappel einige Erste-Hilfe-Situationen mit den Filmtieren nach und zeigen am lebenden Objekt, was bei Knochenbrüchen, Blutungen, Verbrennungen oder Vergiftungen zu tun ist.

Einem verletzten Hund sollte immer zuerst eine Maulschlaufe angelegt werden. Denn auch wenn man sein Tier kennt, kann es unter Schock stehen und aus Angst, aufgrund von Schmerzen oder Unsicherheit zubeißen. Für die Schlaufe nimmt man entweder eine Binde, einen langen Strick, eine Leine oder auch die eigene Krawatte. Von unten legt man auf die Schnauze des Hundes eine Schlinge, diese führt man bis kurz vor die Augen, wobei der Knoten oben liegt. Nun zieht man so fest zu, dass der Hund sein Maul nicht mehr öffnen kann. Um die Schlinge zu fixieren, werden die beiden losen Enden unter dem Maul überkreuzt, hinter den Ohren wieder nach oben geführt und am Hinterkopf verknotet - am besten mit einer Schleife, damit man die Schlaufe später leichter wieder öffnen kann. Aber Vorsicht: Ist ein Hund bewusstlos oder bekommt schlecht Luft, kann eine Maulschlinge lebensbedrohlich sein!

Maßnahmen für die häufigsten Notfälle

Erste Hilfe beim Hund.
Wenn das Haustier verletzt ist, ist Eigeninitiative gefragt. Schnelles Handeln kann Schlimmeres verhindern.

Hat das Tier sich einen Knochenbruch zum Beispiel am Bein zugezogen, sollte man das Bein zum weiteren Transport stabilisieren: Für eine provisorische Schiene empfiehlt sich eine zusammengerollte Tageszeitung oder ein Ast. Handelt es sich bei der Verletzung um eine offene Wunde, sollte diese immer zunächst desinfiziert und mit einer Mullkompresse bedeckt werden. Mit einer gepolsterten Binde wird das Bein verbunden und dann mit der "Schiene" fixiert, indem man diese mit einer selbsthaftenden, elastischen Binde umwickelt.

Bei tieferen Schnitten, zum Beispiel an den Pfoten, sollte die Wunde zunächst auf Scherben- oder sonstige Rückstände untersucht werden. Wenn sich nichts in der Wunde befindet, wird sie desinfiziert und anschließend mit einer sterilen Mullbinde versorgt - herkömmliche Watte darf hierfür nicht verwendet werden! Mit einer weiteren Lage von Kompressen, die nochmals mit elastischer, selbsthaftender Binde umwickelt wird, entsteht ein fester Druckverband. Als Ersatz für die Kompressen kann auch eine Rolle Mullbinde oder eine Socke benutzt werden. Blutet die Wunde allerdings stark, sollte man durch Abbinden mit einem Bindegurt, einer Krawatte oder auch Gürtel versuchen die Blutung zu stoppen. In beiden Fällen gilt: Schafft man es nach der Erstversorgung nicht innerhalb einer halben Stunde zum Tierarzt muss der Druckverband oder Bindegurt gelockert werden, damit das umliegende Gewebe mit frischem Blut versorgt wird und nicht abstirbt! Gegebenenfalls muss der Verband oder Bindegurt danach erneut angelegt werden.

Verbrennungen sollten am besten direkt mit einem Kühlpack, Eiswürfeln oder kaltem Wasser gekühlt werden. Wichtig ist, dass in solch einem Fall keine Hausmittelchen wie Mehl, Öl, Backpulver oder Salben verwendet werden dürfen. Sie könnten eine weitere Behandlung beim Tierarzt erschweren oder sogar behindern. Sind bei einer Verbrennung mehr als 15% der Hautoberfläche betroffen, muss die Stelle mit nassen Tüchern oder einem Eisbeutel gekühlt werden. Allerdings sollte man darauf achten dabei nicht das ganze Tier einzupacken, da vor allem kleinere Tiere schnell an Unterkühlung leiden.

Ein Kühlpack hilft übrigens auch hervorragend, wenn das Tier von einem Insekt gestochen wurde. Ist der Insektenstich allerdings im Maul oder Hals, droht wie beim Menschen akute Erstickungsgefahr und man sollte sofort einen Tierarzt aufsuchen!

Katzen knabbern gern an Pflanzen und auch viele Hunde sind - was Futter betrifft - nicht gerade clever: Giftpflanzen, Giftköder, Frostschutzmittel oder auch Alkohol können zu lebensbedrohlichen Vergiftungen führen. In diesem Fall muss sofort ein Tierarzt aufgesucht werden. Bis dahin sollte man seinem Tier viel Wasser zum Trinken anbieten. Doch Finger weg von Senf- oder Salzlösungen, die Brechreiz verursachen sollen: Ist die getrunkene Flüssigkeit schaumbildend oder ätzend, macht man alles noch schlimmer! Ist die Giftquelle bekannt, sollte man die Verpackung mit zum Tierarzt nehmen, damit dieser schneller weiß, was zu tun ist. Um sich vorab zu informieren, ist auch ein Anruf bei der Giftnotzentrale hilfreich.

Bevor man sich mit seinem verletzten Tier auf den Weg in die nächste Tierklinik oder zum Tierarzt macht, sollte man vorher kurz dort anrufen und Bescheid geben oder den Unfallhergang so genau wie möglich schildern. Es ist generell ratsam, schon im Vorfeld alle wichtigen Notrufnummern im Telefon zu speichern, damit man diese im Notfall schnell zur Hand hat. Muss man erst danach suchen, vergeudet man wichtige Minuten, die Leben retten könnten:

- Tierarztpraxis (evtl. auch Handynummer)

- Tierklinik in der Nähe

- Giftnotrufzentrale (0551–19240)

- Tierheim in der Nähe

- Polizei, Feuerwehr

Das gehört in einen Erste-Hilfe-Koffer

Erste-Hilfe-Koffer
Ein Erste-Hilfe-Koffer sollte möglichst immer in Reichweite sein.

In einer Notsituation ist es immer gut und oft auch notwendig, einen Erste-Hilfe-Koffer in Reichweite zu haben. Empfohlen wird den Koffer immer an einem festen Platz zu deponieren, sodass man im Ernstfall nicht erst danach suchen muss. Ideal wäre natürlich ein Zweitkasten, der beispielsweise im Auto liegt.

Wieviel Verbandszeug sich im Kasten befinden sollte, hängt natürlich auch von der Größe des Haustieres ab. Folgendes darf jedoch im Erste-Hilfe-Koffer für Haustiere nicht fehlen:

- Mullkompressen

- elastische (Mull-)binden

- selbsthaftende, elastische Binden

- Wasserfestes Klebeband

- Polsterwatte

- Verbandswatte

- Verbandsschere

- Sprühpflaster

- Stieltupfer oder Wattestäbchen

- Wundsalbe

- Wunddesinfektionsmittel

- sterile Kochsalzlösung (0,9%-ige NaCl-Lösung)

- Fieberthermometer

- Pinzette mit abgerundeten Spitzen

- Zeckenzange

- Kühlpack (aus der Apotheke)

- Maulschlaufe/Maulkorb

- Einweghandschuhe

- Einwegspritze (5 oder 10 ml)

- kleine Taschenlampe ("Penlight")

- Wärmflasche

- Rettungsdecke aus Goldfolie

- (wiederverschließbare) Plastikbeutel

Aufgepasst in Wohnung und Garten! Potenzielle Gefahrenquellen, die man beachten sollte:

- Giftpflanzen

- Haushaltsgifte

- Medikamente

- verschluckbare Gegenstände

- schwere, herabfallende Gegenstände

- Kabel und Stromleitungen

- Waschmaschine, Trockner, Kühlschrank, Herd

- Balkon und offene Fenster

- Kippfenster

- Treppen

- gefüllte Badewannen, Gartenteiche, Schwimmbäder

Informieren Sie sich über Erste-Hilfe-Kurse in Ihrer Nähe bei Tierärzten, Tierkliniken, Vereinen, Tierschutzverbänden, bei der Bundestierärztekammer oder bei der Johanniter Unfallhilfe (Erste Hilfe am Hund)!

Christoph Kappel Filmtiere

630 Degus sind im Tierheim in Uelzen untergekommen

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