DE19928992A1 - Verfahren sowie Vorrichtung insbesondere zur Auswertung von Gehirnströmen bei einem Lebewesen - Google Patents
Verfahren sowie Vorrichtung insbesondere zur Auswertung von Gehirnströmen bei einem LebewesenInfo
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Abstract
Zur Auswertung von Gehirnströmen bei einem Lebewesen wird eine elektrische Aktivität dessen Gehirns in diskrete Abtastwerte abgetastet. Danach wird fortwährend ein Verfahren zur Bestimmung der strukturellen Dimensionalität (MES) der Dynamik der Aktivität ausgeführt. Bei einer Veränderung der strukturellen Dimensionalität (MES), die einen vorgegebenen Dimensionalitäts-Schwellenwert beta überschreitet, wird eine Warnmeldung ausgegeben.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur
Vorhersage bzw. zur Erkennung der Änderung der strukturellen
Dimensionalität eines Systems und insbesondere deren Anwen
dung bei der Auswertung von Nerven- und Gehirnströmen eines
Lebewesens. Die Erfindung betrifft auch die Auswertung zur
Verwendung bei der Vorhersage des Auftretens eines epilepti
schen Anfalls bei einem Lebewesen, insbesondere bei einem
Menschen.
Epileptische Anfälle werden auf plötzliche Veränderungen in
der Gehirnfunktionalität zurückgeführt. Ein bekannter Weg, um
zu Auftreten von epileptischen Anfällen zu erkennen und vor
herzusagen besteht darin, Gehirnstromaufzeichnungen bzw. EEG-
Aufzeichnungen zu analysieren. Es gibt zwei Formen von EEG-
Aufzeichnungen, die zur Vorhersage bzw. zur Erkennung von
epileptischen Anfällen verwendet werden, nämlich ein bekann
tes "Standard-EEG", das von Elektroden abgenommen wird, die
auf der Kopfhaut vorgesehen sind, und das sogenannte "in
tracranial EEG", bei dem Elektroden verwendet werden, die im
Gehirngewebe implantiert sind.
Es sind zwei unterschiedliche Vorgehensweisen zur nachfolgen
den Analyse der EEG-Signale bekannt. Der erste Ansatz basiert
auf einem Mustererkennungsverfahren, bei dem das abgetastete
EEG-Signal ständig auf Übereinstimmung mit einem vorgegebenen
Muster überprüft wird, das für epileptische Anfälle charakte
ristisch ist, wie beispielsweise in "Does interictal spiking
change prior to seizures", Katz, A; Marks, D.; McCarthy, G.
und Spencer S., Electroencephalography and Clinical Neurophy
siology, 1991, Volume 79, pp. 153-I56. Wenn eine signifikante
Übereinstimmung erfaßt wird, wird das Ergebnis weiter analy
siert, beispielsweise im Hinblick auf die in dem EEG-Signal
vorhanden Frequenzen, und gegebenenfalls wird das Vorliegen
eines epileptischen Anfalls angenommen.
Der zweite Ansatz basiert auf einer dynamischen Analyse der
aufgenommenen EEG-Signale, wie beispielsweise in "Can epilep
tic seizures be predicted? Evidence from nonlinear time se
ries analysis of brain electric activity", K. Lehnertz und
Ch. Elger, Physical Review Letters, Volume 80, 22, pp 5019-
5022, June 1998, dargestellt ist.
Die bekannten Verfahren zur Auswertung von Gehirnströmen bei
einem Lebewesen weisen keine ausreichende Aussagekraft auf.
Es ist daher Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren sowie eine
Vorrichtung zur Auswertung von Gehirnströmen bereitzustellen,
die eine hohe Aussagekraft aufweisen.
Diese Aufgabe wird durch den Gegenstand der unabhängigen An
sprüche gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen ergeben sich aus
den jeweiligen Unteransprüchen.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren, das insbesondere zur
Vorhersage bzw. Erkennung eines epileptischen Anfalls bei ei
nem Lebewesen einsetzbar ist, wird wenigstens eine elektri
sche Aktivität im Bereich von Nervenzellen des Lebewesens und
insbesondere im Bereich dessen Kopfes bzw. Gehirns abgeta
stet. Im allgemeinen Fall kann jegliche Ausgangsgröße eines
dynamischen Systems als abzutastendes Signal verwendet wer
den.
Aus dem abgetasteten Signal werden eine Vielzahl von Samples
bzw. von diskreten Abtastwerten erzeugt, die als zeitlich
äquidistante Daten eines einkanaligen oder mehrkanaligen Da
tenstroms vorliegen.
Dieser Datenstrom wird einer nachfolgenden Verarbeitung un
terzogen. Zunächst wird aus dem Datenstrom ein Abtastwindow
bzw. Abtastfenster mit N hintereinandergelegenen Abtastwerten
ausgewählt. Aus den N ausgewählten Abtastwerten werden n hin
tereinandergelegene Abtastwerte in einen Delayvektor bzw.
Auswertungsvektor z angeordnet. Anschließend wird ein Verfah
ren zur Bestimmung der strukturellen Dimensionalität der Sy
stemdynamik aus dem Auswertungsvektor z ausgeführt. Dabei
kann man unter der "strukturellen Dimensionalität" der Sy
stemdynamik die Anzahl derjenigen unabhängigen Koordinaten
verstehen, die man benötigt, um die Systemdynamik der elek
trischen Aktivität zu beschreiben, die sich durch die N Ab
tastwerte im Abtastfenster geäußert hat.
Das erfindungsgemäße Verfahren basiert auf dem Grundgedanken,
die vorstehend genannten Schritte des Auswählens eines Ab
tastfensters, des Bestimmens eines Auswertungsvektors z und
des Bestimmens der strukturellen Dimensionalität der System
dynamik schleifenartig hintereinander auszuführen, wobei bei
jedem Durchlauf das Abtastfenster um eine Anzahl von Ab
tastwerten zeitlich versetzt gegenüber dem vorhergehenden Ab
tastfenster ausgewählt wird.
Dabei beruht eine mögliche Bestimmung der strukturellen Di
mensionalität des Auswertungsvektors auf der Bestimmung der
Größe eines sogenannten Memory-Effekts, der sich aus einer
allgemeinen Beschreibung eines dynamischen Systems ergibt.
Ein dynamisches System, bei dem eine Ausgangsgröße in diskre
ten Abtastwerten vorliegt, kann hierzu im allgemeinen mit der
folgenden Gleichung beschrieben werden:
y(k) = f(y(k-1), y(k-2), . . ., y(k-n))
beschrieben werden.
Diese Gleichung drückt aus, daß der Wert y der Ausgangsgröße
beim Abtastwert k als Funktion von den Werten y der Ausgangs
größe bei den vorhergehenden Abtastwerten (k-1), (k-2),
. . ., (k-n) abhängt. Es läßt sich im allgemeinen ein Wert n
finden, bei dem sich eine vollständige Beschreibung der Dyna
mik des Systems ergibt. Die Hinzunahme weiterer vorhergehen
der Abtastwerte trägt dann keine zusätzlichen Informationen
zur Dynamik des Systems bei. Somit charakterisiert der Wert n
den Memory-Effekt des identifizierten Systems insofern, als n
festlegt, wie weit das "Gedächtnis" des Systems zurückreicht.
Die Erfindung geht von dem Gedanken aus, daß mit der struktu
rellen Dimensionalität der Systemdynamik die Dimensionalität
der einfachsten Beschreibung oder einer der einfachsten Be
schreibung sehr nahekommenden Beschreibung des Systems ermit
telt wird. Dabei wird als Nebeninformation ein von dem Koor
dinatensystem zur Erfassung des Systems abweichendes Koordi
natensystem verwendet, in dem die Anzahl n zur Charakterisie
rung des Memory-Effekts des Systems verwendet wird.
Mit den vorstehend beschriebenen Verfahrensschritten wird da
her bei jedem Durchlauf eine strukturelle Dimensionalität der
Systemdynamik anhand des Auswertungsvektors z berechnet, der
aus dem jeweils gewählten Abtastfenster gewonnen ist. Sobald
die strukturelle Dimensionalität einen vorgegebenen Dimensio
nalitäts-Schwellenwert β überschreitet, wird eine Warnmeldung
ausgegeben.
Die strukturelle Dimensionalität der Systemdynamik kann gemäß
der Erfindung mit wiederholten Schritten der Modellierung des
Systems bestimmt werden, wobei verschiedene Anzahlen für den
Wert n ausprobiert werden müssen, damit eine kleinste Anzahl
n herausgefunden wird, mit der die benötigte Modellgenauig
keit erreicht wird. Dies kann mit numerischem Aufwand in an
nehmbarer Zeit erfolgen.
Eine besonders vorteilhafte Vorgehensweise zur Berechnung der
strukturellen Dimensionalität der Systemdynamik beinhaltet
die folgenden erfindungsgemäßen Schritte. Dazu wird zunächst
aus jedem Abtastfenster eine feste Anzahl n von Abtastwerten
ausgewählt und in dem Auswertungsvektor z angeordnet. Der
Auswertungsvektor z hat dann für ein bestimmtes Abtastfenster
die folgende Form:
z(k) = [y(k), y(k-1), y(k-2), . . ., y(k-n)]
Aus dem Auswertungsvektor z(k) wird anschließend die Ko
varianzmatrix COV nach der folgenden Formel berechnet
Danach wird mit einem bekannten Verfahren eine Singular-
Value-Decomposition bzw. eine Singulärwert-Zerlegung der Ko
varianzmatrix COV berechnet, wobei sich die Singular Values
bzw. die Singulären Werte s der Kovarianzmatrix COV ergeben.
Anstelle der Singulären Werte s der Kovarianzmatrix COV kön
nen auch die Eigenwerte der Kovarianzmatrix berechnet werden,
wobei für das Durchführen des erfindungsgemäßen Verfahrens
die quadrierten Eigenwerte verwendet werden sollen, um ausge
hend von positiven reellen Werten weitere Untersuchungen an
stellen zu können.
Danach wird die Anzahl derjenigen Singulären Werte s be
stimmt, die einen vorbestimmten Singulärwert-Schwellenwert ε
überschreiten. Diese Anzahl wird mit der strukturellen Dimen
sionalität gleichgesetzt und als Wert MES weiter verarbeitet.
Die auf diese Weise gemäß der Erfindung vorgenommene Bestim
mung der strukturellen Dimensionalität des gemessenen Systems
gibt eine Dimensionalität einer vereinfachten Beschreibung
des Systems wieder, gemäß der angenommen wird, daß in einem
anderen Koordinatensystem zur Bestimmung der Systemdynamik
der Ausgangsgröße y des Systems nur eine verringerte Anzahl
von Abtastwerten benötigt werden. In dieser anderen Beschrei
bung des Systems mit einem anderen Koordinatensystem ergibt
sich daher ein verkleinerter Memory-Effekt des Systems. Eine
weitere Interpretation der erfindungsgemäßen Berechnung der
geschätzten Größe des Memory-Effekts besteht darin, daß diese
eine Dimension des transformierten Zustandsraums bereit
stellt, der durch Linearkombinationen des ursprünglichen Aus
wertungsvektors z aufgespannt wird.
Ein Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Bestimmung
der strukturellen Dimensionalität MES besteht dabei darin,
daß die Größe des Auswertungsvektors z während der Durchfüh
rung der erfindungsgemäßen Verfahrens unverändert bleibt. Die
Kovarianzmatrix wird nämlich von einem Maximalwert der struk
turellen Dimensionalität des identifizierten Systems aus ge
bildet. Durch das Arbeiten mit Vektoren und Matrizen mit fest
voreingestellten Größen ergibt sich der Vorteil, daß auch
fest verdrahtete Schaltungen zur Bestimmung der strukturellen
Dimensionalität der Systemdynamik eingesetzt werden können.
Dadurch lassen sich höhere Verarbeitungsgeschwindigkeiten er
zielen als mit programmierbaren Schaltungen.
Gemäß der Erfindung ist weiterhin vorgesehen, daß zwischen
jeweils zwei der aus dem Abtastfenster ausgewählten n Ab
tastwerte die selbe Anzahl von nicht ausgewählten Abtastwer
ten gelegen ist. Dadurch wird eine besonders genaue Bestim
mung der strukturellen Dimensionalität der Systemdynamik des
gemessenen Systems ermöglicht.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren ist vor dem Ausgeben ei
ner Warnmeldung im Zuge einer Überwachung des Systems auch
das Durchführen einer Anzahl von Iterationsschritten zum Vor
bestimmen der Parameter N, n, ε und/oder β unter Zugrunde
legung einer bekannten Vielzahl von Abtastwerten vorgesehen.
Dabei sind die bekannten Abtastwerte während des Auftretens
einer anders wahrnehmbaren Änderung der strukturellen Dimen
sionalität der Systemdynamik des Systems aufgenommen worden.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann bei der Vorhersage
und/oder Erkennung eines Zeitpunkts verwendet werden, bei dem
sich Eigenschaften eines Systems ändern. Dabei ist es insbe
sondere bei der Auswertung von Gehirnströmen oder Nerven
strömen bei einem Lebewesen einsetzbar, indem wenigstens eine
elektrische Aktivität im Bereich von Nervenzellen des Lebe
wesens und insbesondere im Bereich dessen Kopfes bzw. Gehirns
als Ausgangssignal des Systems "Lebewesen" abgetastet wird.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren kann dann beispielsweise
ein Zeitpunkt, an dem möglicherweise ein epileptischer Anfall
eintreten könnte, vorhergesagt werden. Es hat sich nämlich,
gezeigt, daß bei Menschen, die unter epileptischen Anfällen
leiden, zirka 20 Sekunden vor dem Eintreten eines epilepti
schen Anfalls eine signifikante Erhöhung der strukturellen
Dimensionalität der Systemdynamik auftreten können, die aus
einem Abtastfenster gewonnen wird, das aktuelle Abtastwerte
aus Gehirnströmen des Menschen enthält.
Zur Auswertung von Gehirnströmen gerade bei menschlichen Pa
tienten bietet es sich an, zum Vorbestimmen der Parameter N,
n, ε und/oder β unter Zugrundelegung einer bekannten Vielzahl
von Abtastwerten ein EEG zu verwenden, das während des Auf
tretens eines epileptischen Anfalls aufgenommen wurde. Somit
kann mit dem erfindungsgemäßen Verfahren auch ein Zwischener
gebnis bereitgestellt werden, das es einer Person mit medizi
nischen Fachkenntnissen und Fähigkeiten erlaubt, weitere
Schlüsse über etwaige zu treffende Maßnahmen an dem betroffe
nen Menschen zu ziehen. Unter Zuhilfenahme weiterer medizini
scher Erkenntnisse kann das Ergebnis des erfindungsgemäßen
Verfahrens sogar zur Erkennung von epileptischen Anfällen
verwendet werden.
Die Erfindung umfaßt auch eine Vorrichtung, die eine Ausgabe
einrichtung zur Ausgabe einer Warnmeldung aufweist, die sich
beim Überschreiten eines bestimmten Dimensionalitäts-
Schwellenwert β betätigten läßt. Ferner ist eine Verarbei
tungseinrichtung vorgesehen, mit der ein Verfahren zur Erken
nung einer Änderung der strukturellen Dimensionalität des Sy
stems anhand eines Ausgangssignals des Systems durchführbar
ist. Die Verarbeitungseinrichtung ist dabei so mit der Ausga
beeinrichtung verbunden, daß bei einer signifikanten Verände
rung der strukturellen Dimensionalität des Systems eine Warn
meldung über die Ausgabeeinrichtung ausgebbar ist. Zur Erken
nung einer Änderung der strukturellen Dimensionalität des Sy
stems kann dabei das vorliegend beschriebene Verfahren vorge
sehen sein.
Die Erfindung ist in der Zeichnung anhand von zwei Ausfüh
rungsbeispielen erläutert.
Fig. 1 zeigt ein Spannungs-Zeit-Diagramm einer gemessenen
Elektrodenspannung einer EEG-Messung an einem Epi
leptiker vor und während eines epileptischen An
falls,
Fig. 2 zeigt den Verlauf der strukturellen Dimensionalität
des Ausgangssignals aus Fig. 1,
Fig. 3 zeigt ein weiteres Spannungs-Zeit-Diagramm, das auf
einer konkreten Messung während eines epileptischen
Anfalls beruht,
Fig. 4 zeigt einen Verlauf der strukturellen Dimensionali
tät eines Abschnitts des Signals aus Fig. 3 und
Fig. 5 zeigt ein Blockschaltbild einer erfindungsgemäßen
Auswertevorrichtung zur Auswertung von Gehirnströmen
eines Lebewesens.
Fig. 1 und Fig. 2 geben grundsätzlich wieder, welche Infor
mationen sich mit dem erfindungsgemäßen Verfahren gewinnen
lassen.
Fig. 1 stellt ein Spannungs-Zeit-Diagramm des Verlaufs einer
gemessenen Ausgangsgröße dar, die während der Aufnahme eines
EEGs an einem Epileptiker vor und während des Auftretens ei
nes epileptischen Anfalls gemessen wurde. Dabei stellt die
Ausgangsgröße in Fig. 1 eine Elektrodenspannung 1 dar. Mit
einer Strichlinie 2 ist der Zeitpunkt markiert, an dem nach
außen hin für einen Beobachter deutlich sichtbar ein epilep
tischer Anfall auftritt.
Wie man in Fig. 1 besonders deutlich sieht, sind ein erstes
Datenfenster 3 sowie ein zweites Datenfenster 4 eingezeich
net, innerhalb dessen jeweils N Abtastwerte von der Elektro
denspannung 1 abgenommen werden. Das erste Datenfenster 3 und
das zweite Datenfenster 4 stehen stellvertretend für eine An
zahl von Datenfenster, die in einem Abstand ΔT aufgenommen
worden sind und die den Meßabstand zwischen zwei Messungen
bestimmen. Dem Endzeitpunkt eines jeden Datenfensters ist ei
ne bestimmte strukturelle Dimensionalität MES zugeordnet, die
aus den Abtastwerten des jeweiligen Datenfensters gewonnen
worden ist. Dies wird durch einen ersten MES-Pfeil 5 und
durch einen zweiten MES-Pfeil 6 verdeutlicht, die jeweils vom
Ende des ersten Datenfensters 3 bzw. des zweiten Datenfen
sters 4 zu der darunterliegenden Grafik in Fig. 2 führen.
Fig. 2 stellt den Verlauf der strukturellen Dimensionalität
MES der Elektrodenspannung 1 aus Fig. 1 über der Zeit dar.
Wie man in Fig. 2 deutlich sieht, nimmt MES um den Bereich
der Strichlinie 2 herum, die den Beginn eines epileptischen
Anfalls darstellt, über einen Schwellenwert β hinaus zu, und
zwar noch bevor der eigentliche Beginn des epileptischen An
falls von außen wahrnehmbar ist. Gemäß der Erfindung wird der
Meßabstand ΔT insbesondere so gewählt, daß bei der Vorhersa
ge des Beginns eines epileptischen Anfalls nach der weiteren
Untersuchung und Diagnose durch medizinisches Fachpersonal
noch notwendige Maßnahmen getroffen werden können.
Fig. 3 und Fig. 4 veranschaulichen die konkrete Anwendung
des erfindungsgemäßen Verfahren an echten Meßdaten eines Epi
leptikers.
In Fig. 3 stellt eine Elektrodenspannung 10 die Ausgangsgrö
ße aus einem EEG dar, das an einem Epileptiker während eines
epileptischen Anfalls aufgezeichnet wurde. Dabei ist die
Elektrodenspannung 10 bereits in einzelne Abtastwerte umge
setzt, deren jeweilige Ordnungsziffer auf der T-Achse aufge
tragen ist. Die Größe der Elektrodenspannung 10 ist auf der
EEG-Achse in Volt aufgetragen. Die Elektrodenspannung 10 wur
de mit einer Abtastfrequenz von 200 Hz abgetastet, so daß pro
5 Sekunden Meßdauer 1000 Abtastwerte zur Auswertung bereit
stehen.
Ausgehend von der Elektrodenspannung 10 aus Fig. 3 werden
mit dem erfindungsgemäßen Verfahren fortlaufend Abtastfen
sters ausgewählt, die jeweils 1000 Abtastwerte aufweisen. N
ist im vorliegenden Fall also gleich 1000. Mit dem erfin
dungsgemäßen Verfahren werden fortlaufend Abtastfensters aus
gewählt, und zwar mit einem Abstand ΔT von 1 Sekunde.
Ausgehend von jedem Abtastfenster wird gemäß dem erfindungs
gemäßen Verfahren durch Bilden eines Auswertungsvektors,
durch anschließendes Bilden der Kovarianzmatrix unter Zugrunde
legung des Auswertungsvektors und durch Berechnen der
strukturellen Dimensionalität der Systemdynamik ein Wert MES
errechnet, der in Fig. 4 angegeben ist. Dabei sind die im
Abstand von jeweils einer Sekunde entsprechend dem Abstand
ΔT der Abtastfensters errechneten Werte MES jeweils mit Qua
draten eingezeichnet, die durch Linien miteinander verbunden
sind. Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens in
dem dargestellten konkreten Anwendungsfall wurden von den
1000 Abtastwerten in je einem Abtastfenster genau 100 äquidi
stante Abtastwerte in einen Auswertungsvektor gruppiert. Sin
guläre Werte aus der Singulärwert-Zerlegung der Kovarianzma
trix COV, die einen Singulärwert-Schwellenwert ε von 0,02
überschreiten, werden dabei als Summand bei der Bestimmung
der strukturellen Dimensionalität MES gewertet.
Fig. 4 zeigt den Verlauf der strukturellen Dimensionalität
MES für die Abtastwerte zwischen der fortlaufenden Nummer
2,35 × 105 bis 2,45 × 105 dargestellt, also über einen Zeit
raum von über insgesamt 50 Sekunden.
Zum Zeitpunkt 2,40 × 105 beginnt der epileptische Anfall
sichtbar nach außen hin. Bis kurz vor diesem Zeitpunkt bleibt
die Anzahl derjenigen Singulären Werte s, die den vorbestimm
ten Singularwert ε von 0,02 überschreiten, immer unter 10.
Beim Überschreiten des Dimensionalitäts-Schwellenwerts β von
10 ca. bei 2,36 × 105 könnte sich ein bevorstehender epilep
tische Anfall ankündigen, was nach weiteren Untersuchungen
und nach einer Diagnose durch medizinisches Fachpersonal be
stätigt werden kann. Kurze Zeit darauf treten sichtbare Ver
änderungen im EEG auf, wie sie auch bei einem epileptischen
Anfall auftreten können. Es verbleibt somit noch genügend
Zeit, notwendige Maßnahmen für das Überstehen eines epilepti
schen Anfalls einzuleiten, falls dieser durch medizinisches
Fachpersonal aufgrund weiterer Erkenntnisse vorhergesagt wur
de.
Durch Durchführen von Versuchen mit bekannten Messungen eines
individuellen Epileptikers kann die Genauigkeit einer solchen
Vorhersage unter Zuhilfenahme der Erfindung verbessert wer
den. So kann beispielsweise die notwendige Anzahl der Ab
tastwerte in einem Datenfenster verringert werden. Weiterhin
können die Anzahl der ausgewählten Werte für den Auswertungs
vektor z verringert werden. Schließlich ist es denkbar, daß
für individuelle Patienten individuelle Singulärwert-
Schwellenwerte ε bzw. Dimensionalitäts-Schwellenwerts β exi
stieren, die durch Vorversuche ermittelt werden können. Da
durch kann das erfindungsgemäße Verfahren genauer in Einklang
mit weiteren Erkenntnissen gebracht werden, die medizinisches
Fachpersonal gewinnen wird, um einen epileptischen Anfall zu
diagnostizieren.
Fig. 5 zeigt ein Blockschaltbild einer erfindungsgemäßen
Auswertevorrichtung 20 zur Auswertung von Gehirnströmen eines
Lebewesens. Die Auswertevorrichtung weist eine Aufnahmeein
richtung 21 zur Abtastung eines an einer Eingangsleitung 22
anliegenden, hier nicht dargestellten elektrischen Ausgangs
signals eines Systems in eine Vielzahl von Abtastwerten auf.
Weiterhin ist eine Verarbeitungseinrichtung 23 vorgesehen,
die so ausgebildet ist, daß ein Verfahren zur Erkennung einer
Änderung der strukturellen Dimensionalität der Systemdynamik
des Systems anhand des Ausgangssignals durchführbar ist, wo
bei die Verarbeitungseinrichtung 23 ferner so mit einer aku
stischen Ausgabeeinrichtung 24 verbunden ist, daß bei wenig
stens einer Veränderung der strukturellen Dimensionalität MES
ein deutlich hörbares Warnsignal über die Ausgabeeinrichtung
24 ausgebbar ist.
Claims (10)
1. Verfahren zur Verarbeitung wenigstens eines Ausgangs
signals eines dynamischen Systems, wobei das Verfahren
die folgenden, in einer Vielzahl von wiederkehrenden
Durchläufen schleifenartig hintereinander ausgeführten
Schritte a, b und c aufweist:
- a) Auswählen eines Abtastfensters mit N hintereinander gelegenen Abtastwerten aus der Vielzahl von Abtastwer ten des Ausgangssignals,
- b) Anordnen einer vorgegebenen Anzahl n von hintereinan der gelegenen Abtastwerten der N Abtastwerte des Ab tastfensters in einen Auswertungsvektor z,
- c) Ausführen eines Verfahrens zur Bestimmung der struktu rellen Dimensionalität MES der Systemdynamik aus dem Auswertungsvektor z,
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Verfahren zur Bestimmung der strukturellen Dimensio
nalität MES der Systemdynamik die folgenden Schritte d
bis f aufweist:
- a) Erzeugen einer Kovarianzmatrix COV aus dem Auswer tungsvektor z,
- b) Berechnen der n Singulären Werte s der Kovarianzmatrix COV mit einem Singulärwert-Zerlegungsverfahren,
- c) Berechnen der strukturellen Dimensionalität als Anzahl derjenigen Singulären Werte s, die einen vorbestimmten Singulärwert-Schwellenwert ε überschreiten.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
daß zwischen jeweils zwei der aus dem Abtastfenster aus
gewählten n Abtastwerten die selbe Anzahl von nicht aus
gewählten Abtastwerten gelegen sind.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
vor dem Ausgeben einer Warnmeldung das Durchführen einer
Anzahl von Iterationsschritten zum Vorbestimmen der Ver
fahrens-Parameter (N, n, ε, β) unter Zugrundelegung einer
bekannten Vielzahl von Abtastwerten ausgeführt wird, wo
bei die Abtastwerte während des Auftretens einer anders
wahrnehmbaren Änderung der strukturellen Dimensionalität
(MES) der Systemdynamik des Systems aufgenommen worden
sind.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
als Ausgangssignal wenigstens eine elektrische Aktivität
(10) im Bereich von Nervenzellen des Lebewesens, insbe
sondere im Bereich dessen Gehirns abgetastet wird.
6. Verfahren nach Anspruch 4 und Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Durchführen einer Anzahl von Iterationsschritten zum
Vorbestimmen der Verfahrens-Parameter (N, n, ε, β) unter
Zugrundelegung mit der bekannten Vielzahl von Abtastwer
ten ausgeführt wird, wobei die Abtastwerte vor, während
und/oder nach dem Auftreten eines epileptischen Anfalls
aufgenommen worden sind.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Ausgeben einer Warnmeldung bei der Vorhersage eines
epileptischen Anfalls bei einem Lebewesen verwendet wird.
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Ausgeben einer Warnmeldung bei der Erkennung eines
epileptischen Anfalls verwendet wird.
9. Vorrichtung, die die folgenden Merkmale aufweist:
eine Aufnahmeeinrichtung (21) zur Abtastung wenigstens eines elektrischen Ausgangssignals eines Systems in eine Vielzahl von Abtastwerten,
eine Ausgabeeinrichtung (24) zur Ausgabe einer Warnmel dung,
eine Verarbeitungseinrichtung (23), die so ausgebildet ist, daß ein Verfahren zur Erkennung einer Änderung der strukturellen Dimensionalität (MES) der Systemdynamik des Systems anhand des Ausgangssignals durchführbar ist, wo bei die Verarbeitungseinrichtung (23) ferner so mit der Ausgabeeinrichtung verbunden ist, daß bei wenigstens ei ner Veränderung der strukturellen Dimensionalität (MES) eine Warnmeldung über die Ausgabeeinrichtung (24) ausgeb bar ist.
eine Aufnahmeeinrichtung (21) zur Abtastung wenigstens eines elektrischen Ausgangssignals eines Systems in eine Vielzahl von Abtastwerten,
eine Ausgabeeinrichtung (24) zur Ausgabe einer Warnmel dung,
eine Verarbeitungseinrichtung (23), die so ausgebildet ist, daß ein Verfahren zur Erkennung einer Änderung der strukturellen Dimensionalität (MES) der Systemdynamik des Systems anhand des Ausgangssignals durchführbar ist, wo bei die Verarbeitungseinrichtung (23) ferner so mit der Ausgabeeinrichtung verbunden ist, daß bei wenigstens ei ner Veränderung der strukturellen Dimensionalität (MES) eine Warnmeldung über die Ausgabeeinrichtung (24) ausgeb bar ist.
10. Vorrichtung nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Aufnahmeeinrichtung (21) so ausgebildet ist, daß we
nigstens eine elektrische Aktivität im Bereich von Ner
venzellen eines Lebewesens, insbesondere im Bereich des
sen Gehirns abtastbar ist.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19928992A DE19928992A1 (de) | 1999-06-24 | 1999-06-24 | Verfahren sowie Vorrichtung insbesondere zur Auswertung von Gehirnströmen bei einem Lebewesen |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19928992A DE19928992A1 (de) | 1999-06-24 | 1999-06-24 | Verfahren sowie Vorrichtung insbesondere zur Auswertung von Gehirnströmen bei einem Lebewesen |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19928992A1 true DE19928992A1 (de) | 2000-12-28 |
Family
ID=7912405
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19928992A Withdrawn DE19928992A1 (de) | 1999-06-24 | 1999-06-24 | Verfahren sowie Vorrichtung insbesondere zur Auswertung von Gehirnströmen bei einem Lebewesen |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19928992A1 (de) |
Citations (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US5857978A (en) * | 1996-03-20 | 1999-01-12 | Lockheed Martin Energy Systems, Inc. | Epileptic seizure prediction by non-linear methods |
EP0911061A2 (de) * | 1997-10-27 | 1999-04-28 | Neuropace, Inc. | System zur Behandlung von Neurologischen Krankheiten |
-
1999
- 1999-06-24 DE DE19928992A patent/DE19928992A1/de not_active Withdrawn
Patent Citations (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US5857978A (en) * | 1996-03-20 | 1999-01-12 | Lockheed Martin Energy Systems, Inc. | Epileptic seizure prediction by non-linear methods |
EP0911061A2 (de) * | 1997-10-27 | 1999-04-28 | Neuropace, Inc. | System zur Behandlung von Neurologischen Krankheiten |
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