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Die
Bandscheibe enthält
drei Hauptkomponenten: einen Nukleus pulposus (eine fluidartige Komponente,
die Protreoglykane und Kollagen umfaßt), eine Annulus fibrosis
(einen flexiblen Ring auf Kollagenbasis, der den Nukleus pulposus
umgibt) und ein Paar von knorpelförmigen Endplatten, die helfen,
den Nukleus pulposus innerhalb des Annulus fibrosus zu umfassen.
Ein normaler, gesunder Nukleus pulposus agiert im großen Maße wie ein
kompressiertes Fluid durch Überführen und
Verteilen kompressiver Belastung auf den Annulus fibrosis, wodurch
eine leichte Expansion des Annulus fibrosus bewirkt wird. Jedoch
kann eine Verletzung und/oder Degeneration der Bandscheibe in der
menschlichen Wirbelsäule
durch Scheibeneinklemmung, Ruptur des Annulus, Prolaps des Nukleus
pulposus, mechanische Instabilität
der Scheibe und/oder Dehydratisierung der Scheibe _ bewirkt werden,
was daher zu Rückenschmerzen
führt.
Ferner reduziert eine Schädigung
oder Degeneration des Annulus fibrosus in der Form einer Einklemmung,
eines Risses und/oder Bruches seine Fähigkeit, den Zugspannungen
standzuhalten, die durch den Nukleus pulposus übertragen werden. Daher erfährt die
Scheibe eine übermäßige Ausbauchung,
die in einem Zusammenstoß des Rückenmarks
und/oder der Nervenwurzel und anschließendem Rückenschmerz resultieren kann.
Ferner kann der Nukleus pulposus in die Foramenalräume entweichen,
was eine Irritation der Nervenwurzeln und Foramenalstenose bewirkt.
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Behandlungen,
wie eine Diskektomie, Laminektomie, Laminotomie und/oder Dornverschmelzungsverfahren,
stellen einen Stand der Technik für eine chirurgische Behandlung
für Bandscheibenprobleme
dar. Typischerweise besteht das Ziel dieser Behandlungen darin, Druck
von den Nervenelementen durch Eliminieren des Materials zu nehmen,
das eine Stenose oder eine Irritation der Nervenelemente bewirkt.
Jedoch kann eine Diskektomie, wenn sie alleine durchgeführt wird,
in einem beträchtlichen
Verlust an Scheibenhöhe
resultieren und stellt häufig
lediglich eine temporäre
Schmerzerleichterung dar. Laminektomie/Laminotomie-Verfahren stellen
ebenfalls lediglich eine zeitweilige Erleichterung dar durch Öffnen des
Rückenmarkskanals
und Dekompressieren des Rückenmarks,
das empfänglich
ist für
eine Restenose aufgrund der Narbengewebsbildung an der Operationsstelle.
Dornverschmelzung wird von einigen als ein letzter Ausweg betrachtet,
eine "höchst" invasive Vorgehensweise,
die die Flexibilität des
Bewegungssegments eliminiert und gewöhnlicherweise eine permanente
Beschlagimplantation involviert. Ferner ist das Verschmelzen von
Spinalsegmenten mit einer benachbarten Scheibenniveaudegeneration
verknüpft
worden. Alle diese Verfahren weisen den Nachteil auf, daß sie eine
chirurgische Intervention erfordern, um die Behandlung durchzuführen.
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Perkutane
Mikrodiskektomie ist als eine minimalinvasive Diskektomieverfahrensweise
vorgeschlagen worden, hat jedoch noch stets den Nachteil, daß sie einen
Scheibenhöhenverlust
bewirkt. Chemonukleolyse ist seit Dekaden klinisch verwendet worden
und nimmt Druck von einer Scheibeneinklemmung durch Aufbrechen des
Nukleus pulposus. Im wesentlichen ist eine Chemonukleolyse eine
chemische Diskektomie. Da das Ziel dieser Behandlung darin liegt,
den Nukleus basisch aufzuschließen, macht
die folgende Reduktion der Viskosität des Nukleus pulposus ihn
stärker
empfänglich
für ein
Auslaufen. Zusätzlich
erscheint diese Vorgehensweise mit einem einprozentigen Auftreten
von Anaphylaxie verbunden zu sein, die den Tod von Patienten bewirkt hat.
Ferner ist das Verfahren dafür
bekannt, ebenfalls einen Scheibenhöhenverlust zu bewirken.
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Aufgrund
der Nachteile, die mit den herkömmlichen
Verfahren verbunden sind, sind neuere Verfahren entwickelt worden
mit einem Ziel in Richtung auf eine Rückenschmerzerleichterung ohne
Erfordernis einer invasiven Chirurgie und ohne Verminderung der
Scheibenhöhe
und der Bereitstellung eines langandauernden therapeutischen Effekts.
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Ein
Injizieren von härtbaren
oder härtenden Materialien
in die Scheibe folgend einer Diskektomie ist vorgeschlagen worden,
um ein Füllstoffmaterial
für den
Raum bereitzustellen, der durch Entfernen des Nukleus und/oder des
Ringdefekts belassen wird.
US 6,206,921 (Guagliano)
offenbart ein Verfahren zum zunächst
Entfernen des Nukleus pulposus und/oder des eingeklemmten Bereichs
des Annulus fibrosis, dann Injizieren eines erwärmten, elastischen, natürlichen
Kautschukmaterials, das beim Abkühlen
aushärtet.
US-6,187,048 (Milner) offenbart ein in situ polymerisierbares Nukleus
pulposus-Ersatzmaterial, das durch einen impermeablen Behälter umhüllt werden
kann, um ein Auslaufen zu vermeiden. Jedoch neigen diese Materialien
zu einem Auslaufen des Nukleus pulposus, wenn kein Ballon oder Mantel
um das Material gebildet worden ist, insbesondere wenn der Annulus
fibrosis nicht adäquat
repariert worden ist. Ferner kann das Implantat wiederholten Belastungen
unterworfen werden, die seine Festigkeit über seine Lebensdauer übersteigen,
von der erwartet wird, daß sie über diese
Zeit in dem Patienten funktioniert. Die potentielle Konsequenz eines
Versagens ist die Erzeugung von Fremdkörpern, was mit Osteolyse und
chronischen Fremdkörperreaktionen
verknüpft
worden ist.
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Andere
Behandlungsoptionen, die keine Diskektomie oder Nukleotomie erfordern,
sind ebenfalls erforscht worden. US-6,126,682 (Sharkey) offenbart ein
Verfahren zum Behandeln von ringförmigen Rissen durch Zurverfügungstellung
von Energie und/oder Materialien an lokalisierte Orte nahe der inneren
Wand des Annulus fibrosus, insbesondere den hinteren Rändern, unter
Verwendung eines funktionellen Elements. Ein Erwärmen der Scheibe weist das
Potential auf, Defekte zu "verschweißen" und/oder Scheibengewebe
zu schrumpfen. Jedoch wird der Mechanismus des Erwärmens der
Scheibe, um Defekte zu verschweißen, nicht gut verstanden und
kann sekundäre
Probleme, wie Gewebenekrose und Nervenwurzelschädigung, bewirken. Sharkey offenbart
ebenfalls das Liefern von gelöstem
Kollagen, Klebstoffen, Bindemitteln oder Hydrogelen, um Risse in
dem Annulus fibrosus unter Verwendung des chirurgischen Instruments
und des funktionellen Elements zu versiegeln. Jedoch ist diese Lieferung
auf lokale Stellen entlang der inneren Wand des Annulus fibrosus
zur Behandlung ringförmiger
Risse beschränkt.
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Sharkey
offenbart nicht die Bereitstellung eines Vernetzungsmittels in einer
Menge, die effektiv ist, um die Vernetzung von jeglichen nativen
molekularen Proteinen der Scheibe zu bewirken, noch offenbart Sharkey
eine Abscheidung eines Versiegelungsmaterials in der Mitte des Nukleus
pulposus-Bereichs der Scheibe.
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WO-00/62832
(Haldimann) offenbart ein in situ härtbares Versiegelungsmaterial,
das Defekte in dem Scheibenannulus repariert, um ein Auslaufen des
Materials des Nukleus pulposus zu vermeiden. In einigen Ausführungsformen
offenbart Haldimann, daß das
Versiegelungsmaterial gemacht wird aus zwei Vorstufenkomponenten:
Einer gepufferten Proteinlösung
(einschließend
Kollagen) und einem bifunktionellen Vernetzungsmittel (einschließend PEG mit
einer aktivierten Endgruppe). Typischerweise haftet dieses injizierbare
Material an den umgebenden Geweben durch mechanische Verknüpfung. In
einigen Ausführungsformen
offenbart Haldimann, daß kovalente
Bindungen zwischen dem bevorzugten biokompatiblen Hydrogelmaterial
und dem umgebenden Gewebe des Annulus fibrosus gebildet wird, um die
Anfügung
des Versiegelungsmittels an das Gewebe des Annulus fibrosus in der
Nähe zum
Defekt in dem Annulus fibrosus weiter zu erhöhen und zu sichern. Es wird
ebenfalls ein Verfahren zum Zufügen von "künstlichem Nukleus pulposus-Material" offenbart, um ein
Volumen zu erreichen, das mit einem normalen Nukleus pulposus vergleichbar
ist, gefolgt von einer Versiegelung des Annulus.
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Haldimann
offenbart nicht eine Bereitstellung des Vernetzungsmittels in einer
Menge, die wirksam ist, um die Vernetzung von irgendeinem der nativen molekularen
Proteine der Scheibe zu bewirken. Haldimann offenbart nicht eine
Abscheidung des Versiegelungsmaterials in den Nukleus pulposus.
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WO-01/70151
(Aksan) offenbart ein Verfahren zum Festigen und Stabilisieren von
kollagenartigen Geweben umfassend die Schritte eines Erwärmens, um
das Kollagen zu schrumpfen, gefolgt von einer Vernetzung mit einem
nicht toxischen Agens. Die Behandlung ist hauptsächlich auf eine glenohumerale
Instabilität
und Probleme lappiger Haut fokussiert, jedoch wird eine Anwendung
von kapselförmigen
Verschiebungsverfahren, die verwendet werden, um Verletzungen des
Dorns zu reparieren, ebenfalls erwähnt. Jedoch folgt die Vernetzungsbehandlung immer
einem thermischen Schrumpfungsschritt in der offenbarten Vorgehensweise.
Eine thermische Schrumpfung ist sehr schwierig in der Bandscheibe hinter
einem lokalen Bereich ohne Induzieren schädigender Wirkungen zu erreichen
und bewirkt wahrscheinlich eine stark uneinheitliche Gewebemorphologie.
Die beschriebene Vernetzung ist auf Kollagenmoleküle fokussiert,
die in verhältnismäßig kleinen Anteilen
in dem Nukleus pulposus des Dorns vorliegen (etwa 5 %).
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Aksan
offenbart insbesondere nicht ein Injizieren des Vernetzungsmittels
in den Bandscheibenbereich des Dorns. Aksan offenbart kein Verfahren zum
Vernetzen einer unbehandelten Proteinkomponente der Scheibe.
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US-4,931,546
(Tardy) offenbart ein Verfahren zum Vernetzen von Kollagen umfassend
ein Exponieren des Kollagens gegenüber einer Lösung von Periodsäure oder
einem Periodat, dann ein Ermöglichen
zum Auftritt einer spontanen Vernetzung aus den Aldehydgruppen,
die während
der Exposition gebildet werden. In ähnlicher Weise offenbart US-5,972,385
(Liu) ein Verfahren zum Oxidieren von Polysacchariden, dann zum
Umsetzen des oxidierten Produkts mit Kollagen und Zufügen eines
Wachstumsfaktors und offenbart eine Anwendung eines so gebildeten
Materials in einer Wirbelverschmelzungsvergrößerung. Weder Tardy noch Liu
beschreiben eine in situ-Vernetzung von nativen lebenden Geweben,
insbesondere in der Wirbelsäule
oder der Bandscheibe. WO-03/020031 stellt ein Verfahren zum Verbessern
der Widerstandsfähigkeit
von Kollagengewebe gegenüber
mechanischer Degradation bereit. Das Verfahren umfaßt die Schritte
eines Kontaktierens wenigstens eines Bereichs eines kollagenartigen
Gewebes mit einer effektiven Menge eines Vernetzungsmittels.
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Demzufolge
besteht eine Notwendigkeit für ein
minimalinvasives Verfahren zum Behandeln pathologischer Bandscheiben,
das Rückenschmerzen mindert
und eine langzeitige Scheibenstabilität und eine Schmerzprävention
fördert
durch Bewahren der Scheibenhöhe, Vermeidung
eines späteren
Auslaufens des Nukleus, Abbau von Druck auf eine Scheibeneinklemmung
und Induzierung einer geringeren Änderung der normalen Wirbelbiomechaniken.
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung wird ein Verfahren zum Herstellen einer medizinischen
Zusammensetzung für
die Behandlung einer pathologischen Bandscheibe bereitgestellt,
wobei ein Vernetzungsagens zur Scheibe in einer Menge geliefert wird,
die ausreichend ist, um die chemische Vernetzung wenigstens eines
Teils der nicht modifizierten nativen Proteine zu bewirken, die
in der Scheibe vorliegen. Die Vernetzung stabilisiert und versteift
die Scheibenstruktur, was den therapeutischen Effekt eines Druckabbaus
auf Nervenelemente, wie dem Rückmark
und den austretenden Nervenwurzeln, aufweist. Die Stabilisierung
verhindert ebenfalls einen Prolaps des Nukleus-Materials, wodurch
eine Foramenalstenose und ein Verlust der Scheibenhöhe vermieden
wird. Die Erfindung liefert ferner eine geringinvasive medizinische
Behandlung für
verletzte und/oder degenerierte Bandscheiben, die hoffentlich den
größten Anteil
an Flexibilität
und funktionellen Biomechaniken der normalen Scheibe bewahrt und
die Notwendigkeit für
eine chirurgische Intervention hinausschiebt.
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Die
vorliegende Erfindung schließt
eine Vernetzung der nativen molekularen Komponenten der Bandscheibe
anstelle eines Entfernens oder Auflösens derselben ein. Die potentiellen
Effekte der Vernetzung sind vielfältig, einschließend eine Änderung der
biomechanischen Natur des Nukleus pulposus von einem viskosen Gel
zu einem viskoelastischen Feststoff, wodurch ein Prolaps in dem
Rückenmarkskanal
vermieden wird und die Tendenz zum übermäßigen Auswölben des Annulus fibrosis vermindert wird,
was die Hauptverdächtigen
zum Bewirken von geringerem Rückenschmerz
und Ischias sind. Eine Vernetzung inhibiert ebenfalls die Degradation
der Scheibe durch Bereitstellung von stabilen, beständigen,
chemischen Bindungen, was helfen kann bei der Bewahrung der Scheibenhöhe und eine übermäßige Bewegung
des Scheibenniveaus verhindern kann, wiederum verhindernd ein schmerzhaftes
Drücken der
Nerven und einen Riß der
ringförmigen
Fasern. Die vorliegende Erfindung kann als ein ambulantes Verfahren
durchgeführt
werden und erfordert keine chirurgische Intervention, und somit
ist es insbesondere als eine minimalinvasive frühzeitige Interventionstrategie
geeignet.
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Daher
wird gemäß der vorliegenden
Erfindung ein Verfahren zum Herstellen einer medizinischen Zusammensetzung
für die
Behandlung einer Bandscheibe mit einem Nukleus pulposus eines Lebewesens
bereitgestellt, welches die Schritte eines Injizierens eines Vernetzungsmittels
in den Nukleus pulposus umfaßt.
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Für die Zwecke
der vorliegenden Erfindung ist ein "natives Protein" irgendein Protein, das irgendwelche
nativen Elemente besitzt. Demzufolge kann ein natives Protein eine
synthetische funktionelle Gruppe aufweisen, die durch Reaktion mit
einem Fremdagens hergestellt wird, und wird noch stets als ein natives
Protein angesehen. Ein "nicht
modifiziertes Protein" ist
ein Protein, das nicht Wärme
in einem Ausmaß unterzogen
worden ist, die ausreichend ist, um das Kollagen darin zu schrumpfen.
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Die
Bandscheibe umfaßt
drei Hauptkomponenten: 1) den Nukleus pulposus, 2) den Annulus fibrosus
und 3) ein Paar von knorpelartigen Endplatten. Die vorliegende Erfindung
kann an irgendeiner dieser Stellen, alleine oder in einer Kombination, praktiziert
werden.
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Bevorzugt
wird der Bereich des Nukleus pulposus der Bandscheibe als die Zielstelle
für die
chemische Vernetzung der Proteine darin ausgewählt. Eine Behandlung des Nukleus
pulposus mit dem Verfahren der vorliegenden Erfindung kann den Nukleus pulposus
versteifen (dadurch eine unerwünschte
Mobilität
reduzieren) und natives Material innerhalb des Nukleus pulposus
von einem Auslaufen abhalten. In einigen Ausführungsformen wird das Vernetzungsmittel
lediglich in den Nukleus pulposus injiziert. Wenn das Vernetzungsmittel
in den Nukleus pulposus injiziert wird, ist es bevorzugt, daß das Agens
in die Mitte des Nukleus pulposus injiziert wird.
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In
einigen bevorzugten Ausführungsformen können sowohl
der Nukleus pulposus als auch der Annulus fibrosus mit der gleichen
Injektion des Vernetzungsagens behandelt werden. Noch bevorzugter bewirkt
die Injektion nicht nur die Vernetzung von im Wesentlichen der gesamten
Masse des Nukleus pulposus, sondern ebenfalls die Vernetzung der
Peripherie des Nukleus pulposus zur inneren Wand des Annulus fibrosus.
Wenn diese Ausführungsform praktiziert
wird, ist es bevorzugt, daß das
Agens lediglich in (und bevorzugt in die Mitte) den Nukleus pulposus
injiziert wird, und daß eine
leichte Übung durch
den Patienten durchgeführt
wird, um die Verteilung des Agens an die Peripherie des Nukleus
pulposus durchzuführen.
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In
anderen bevorzugten Ausführungsformen wird
lediglich der Annulus fibrosus behandelt. Eine Behandlung des Annulus
fibrosus mit dem Verfahren der vorliegenden Erfindung kann die Wirkung
einer Bindung eines Risses in dem Annulus fibrosus aufweisen. Wenn
diese Ausführungsform
praktiziert wird, ist es bevorzugt, daß das Agens in den durch den
Riß hergestellten
Defekt injiziert wird.
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In
einigen Vorgehensweisen werden Zusammensetzungen der vorliegenden
Erfindung zuerst in eine erste Stelle in der Scheibe und dann in
eine zweite Scheibe in der gleichen Scheibe injiziert. Beispielsweise
kann eine Sonde zuerst in die Scheibe manövriert werden und so positioniert
werden, daß eine
Zusammensetzung der vorliegenden Erfindung zunächst in lediglich den Bereich
des Nukleus pulposus der Scheibe geliefert wird. Die Sonde kann
dann wiederum innerhalb der Scheibe manövriert und so positioniert
werden, daß die
gleiche (oder eine unterschiedliche) Zusammensetzung der vorliegenden
Erfindung zu einem Defekt in dem Annulus fibrosus geliefert werden
kann.
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Bei
einigen Patienten mit einer Scheibe, die durch eine fortgeschrittene
Degeneration gekennzeichnet ist, ist die Grenzlinie zwischen dem
Annulus fibrosus dem Nukleus pulposus umscharf. Demzufolge wird
in diesen Fällen
das Vernetzungsagens bevorzugt in die Mitte der Scheibe injiziert.
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Der
Nukleus pulposus enthält
typischerweise mehr als 80 Volumen-% (vol-%) Wasser (abhängig vom
Alter und Zustand). Der Proteingehalt des Nukleus pulposus umfaßt typischerweise
etwa 5 % Gewichtsprozent (Gew.-%) Proteoglykane, 20 Gew.-% Kollagen
(hauptsächlich
Kollagen vom Typ II) und andere kleine Proteine, wie Fibronectien,
Thromospondin und Elastin. Der Wasser- und Proteoglykangehalt des
Nukleus pulposus nimmt im allgemeinen mit Alter und Eintritt von
pathologischen Veränderungen
ab. Somit werden sie bei Patienten, die Kandidaten für das Verfahren
dieser Erfindung sind, als in geringen Mengen in den Bandscheiben
vorliegend erwartet.
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Der
Annulus fibrosus im allgemeinen leicht weniger hydratisiert als
der Nukleus pulposus, und sein Proteingehalt umfaßt etwa
50 Gew.-% Proteoglykan und 70 Gew.-% Kollagen (hauptsächlich Kollagen
vom Typ I). Der Annulus fibrosis kann ebenfalls Wasser mit Alter
und Erkrankung verlieren, aber erfährt im allgemeinen mehr strukturelle
Veränderungen,
wie ein Reißen
und eine Bildung von dicken Bündeln,
anstelle biochemischer Veränderungen.
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Die
knorpelartige Endplatte ist eine dünne Schicht eines Hyalinknorpels ähnlich zu
künstlichem Knorpel,
und das Trockengewicht ist hauptsächlich aus Kollagen vom Typ
II zusammengesetzt.
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Wenn
die Stelle des Nukleus pulposus so ausgewählt wird, ist es bevorzugt,
daß das
Vernetzungsagens so ausgewählt
wird, daß es
effektiv die Vernetzung wenigstens der Proteoglykanproteinkomponente
desselben vernetzt (da diese das vorherrschende Protein im Nukleus
pulposus ist). Es ist bevorzugter, daß das Vernetzungsmittel so
ausgewählt wird,
daß es
effektiv sowohl die Vernetzung der Proteoglykan- als auch der Kollagenproteinkomponenten
bewirkt (da Kollagen das zweithäufigste
Protein im Nukleus pulposus ist). In einigen Ausführungsformen
wird jedoch das Vernetzungsagens so ausgewählt, daß es effektiv die Vernetzung
der Kollagenproteinkomponente bewirkt. In anderen Ausführungsformen
wird das Vernetzungsagens so ausgewählt, daß es effektiv die Vernetzung
von im wesentlichen allen Proteinkomponenten des Nukleus pulposus
bewirkt. Wenn die Stelle des Annulus fibrosus so ausgewählt wird,
ist es bevorzugt, daß das
Vernetzungsagens so ausgewählt
wird, daß es
effektiv die Vernetzung von wenigstens der Kollagenproteinkomponente
desselben bewirkt (da dies das vorherrschende Protein im Annulus
fibrosus ist). Es ist bevorzugter, daß das Vernetzungsagens so ausgewählt wird,
daß es
effektiv die Vernetzung sowohl der Proteoglykan- als auch der Kollagenproteinkomponenten
desselben bewirkt (da Proteoglykan das zweithäufigste Protein in dem Annulus
fibrosus ist). Jedoch wird in einigen Ausführungsformen das Vernetzungsagens
so ausgewählt,
daß es
effektiv die Vernetzung der Proteoglykanproteinkomponente des Annulus
fibrosus bewirkt. In anderen Ausführungsformen wird das Vernetzungsagens
so ausgewählt,
daß es
effektiv die Vernetzung von im wesentlichen allen Proteinkomponenten
bewirkt, die an dem Defekt des Annulus fibrosus vorliegen.
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Eine
chemische Vernetzung der ausgewählten
molekularen Komponenten kann unter Verwendung einer Vielzahl von
Verfahren erreicht werden, einschließend sowohl direkte als auch
indirekte Vernetzungsverfahren. Typischerweise wird eine Vernetzung
von Proteinen erreicht, wenn eine funktionelle Aldehydgruppe mit
einer Aminosäuregruppe
reagiert, um eine Bindung zwischen diesen zu bilden. In einigen
Ausführungsformen
der vorliegenden Erfindung, die funktionelle Aldehyd- und Aminogruppen
einschließen,
kann die funktionelle Aldehydgruppe entweder an einem nativen Protein
synthetisiert werden oder wird durch ein Fremdagens bereitgestellt,
während
die funktionelle Aminosäuregruppe
entweder an einem nativen Protein vorliegt oder durch ein Fremdagens
bereitgestellt wird, vorausgesetzt, daß wenigstens eine der funktionellen
Gruppen an einem nativen Protein vorliegt.
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Für die Zwecke
der vorliegenden Erfindung kann ein Vernetzungsagens die Vernetzung
von Proteinen durch Verfahren „bewirken", die einschließen, jedoch
nicht begrenzt sind auf:
- (a) direkte chemische-
Verbrückung
von zwei funktionellen Gruppen von zwei unterschiedlichen Proteinmolekülen („Interproteindirektvernetzung");
- (b) direkte chemische Verbrückung
von zwei funktionellen Gruppen aus dem gleichen Proteinmolekül („Intraproteindirektvernetzung");
- (c) Reaktion mit einem ersten Proteinmolekül, um eine synthetische funktionelle
Gruppe an einem ersten Proteinmolekül zu bilden (typischerweise ein
Aldehyd), die wiederum mit einer zweiten funktionellen Gruppe (typischerweise
einer Aminosäuregruppe)
an einem zweiten Proteinmolekül reagiert
(„Interproteinindirektvernetzung"); oder
- (d) Reaktion mit einem Proteinmolekül, um eine synthetische funktionelle
Gruppe an dem Proteinmolekül
(typischerweise ein Aldehyd) zu bilden, die wiederum mit einer zweiten
funktionellen Gruppe (typischerweise eine Aminosäure) an dem gleichen Protein
reagiert (Intraproteinindirektvernetzung).
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Demzufolge
wird in einigen Ausführungsformen
die in situ-Vernetzung der nativen Proteine durch Vernetzung einer
ersten synthetischen funktionellen Gruppe und einer zweiten funktionellen
Gruppe innerhalb eines einzigen nativen Proteinmoleküls erreicht.
In einigen Ausführungsformen
ist das einzelne native Proteinmolekül ein Proteoglykan, während in
anderen das einzelne native Proteinmolekül Kollagen ist. Im Allgemeinen
liegen typischerweise Aldehydgruppen auf nativen Proteinen nicht
vor. Demzufolge müssen
sie entweder als eine synthetische funktionelle Gruppe (z.B. durch
Verwendung eines Oxidationsmittels an einem Protein) an einem nativen
Protein oder als eine funktionelle Gruppe eines Fremdagens bereitgestellt
werden.
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In
anderen Ausführungsformen
wird die in-situ-Vernetzung der nativen Proteine durch Vernetzung einer
ersten funktionellen Gruppe eines ersten Proteinmoleküls mit einer
zweiten funktionellen Gruppe eines zweiten Proteinmoleküls erreicht.
In einigen Ausführungsformen
ist das erste Proteinmolekül
von der gleichen Art wie das zweite Proteinmolekül. In einigen Fällen sind
die ersten und zweiten Proteinmoleküle Kollagen von Typ I, während in
anderen die ersten und zweiten Proteinmoleküle Kollagen vom Typ II sind,
und in noch anderen sind die ersten und zweiten Proteinmoleküle von einer
Art eines Proteoglykans. In einigen Ausführungsformen ist das erste
Proteinmolekül
eine unterschiedliche Art als das zweite Proteinmolekül. In einigen
Ausführungsformen
ist das erste Proteinmolekül
eine Art eines Kollagens und das zweite Proteinmolekül ein Proteoglykan.
In anderen Ausführungsformen
ist das erste Proteinmolekül
ein Kollagen vom Typ I und das zweite Proteinmolekül ein Kollagen
vom Typ II. In anderen Ausführungsformen
ist das erste Proteinmolekül
ein Glycosaminoglykan und das zweite Proteinmolekül ein Kollagen
vom Typ II.
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Eine
direkte Vernetzung kann gemäß der vorliegenden
Erfindung verwendet werden, und diese schließt typischerweise die Verwendung
des Vernetzungsagens als eine Brücke
ein, um eine Aminosäuregruppe
an einem Proteinmolekül
an eine andere Aminosäuregruppe
an dem gleichen oder einem unterschiedlichen Proteinmolekül anzubinden.
Diese Agentien werden bifunktionelle Agentien genannt. In einigen
bevorzugten Ausführungsformen
umfaßt
das Vernetzungsagens ein Paar von funktionellen Gruppen, die mit
Aminosäuregruppen
an den so verknüpfenden
nativen Proteinen reagieren. Bevorzugt sind diese funktionellen
Gruppen Aldehyde.
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Eine
direkte Vernetzung kann in herkömmlichen,
entweder einstufigen oder mehrstufigen Verfahren erreicht werden.
Die herkömmlichen
Verfahren einer direkten Vernetzung werden von Khor (Biomaterials
18:95–105,
1997) beschrieben, der Verfahren zum Vernetzen von kollagenartigen
Geweben offenbart, um Beständigkeit
zu verbessern, insbesondere für
Transplantatgewebe aus xenogenen oder allogenen Quellen. In einige
Ausführungsformen
der vorliegenden Erfindung wird eine Direktvernetzung erreicht in
einer einstufigen Reaktion, bevorzugt durch Verwendung eines biofunktionellen
Agens. In einigen Ausführungsformen
wird das bifunktionelle Agens ausgewählt aus der Gruppe bestehend
aus Dialdehyden, Polyepoxyverbindungen und Diisocyanaten. Ein bevorzugteres
bifunktionelles Agens, das gemäß der vorliegenden
Erfindung verwendet wird, ist Glutaraldehyd.
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Herkömmliche
Mehrschrittdirektvernetzungsreaktionen werden ebenfalls von Khor
beschrieben. In einigen Ausführungsformen
unter Verwendung mehrstufiger Reaktionen ist das bifunktionelle
Vernetzungsagens ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus Acylazid und Carbodiimiden.
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Pathak
et al. (Soc for Biomaterials 27th Annual
Meeting Transactions, S. 130, 2001) beschreibt eine Alternative
zu einer Glutaraldehydfixierung von Rinderpericardium unter Verwendung
von Bis(sulphosuccinimidylsuberat) als das bifunktionelle Agens.
Es wird angenommen, daß Bis(sulphosuccinimidylsuberat)
weniger toxisch ist als Glutaraldehyd und einer Calcifizierung gegenüber resistenter
ist.
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Vernetzungsagentien
können
ebenfalls hergestellt werden durch Anfügen funktioneller Gruppen an
synthetische Polymere, die die Biokompatibilität verbessern können. Ein
besonderes Beispiel ist funktionelles Aktivieren von Poly(ethylenglykol)
mit Aldehydgruppen, um ein Agens herzustellen, das Gewebe in einer
Art und Weise ähnlich
zu Glutaraldehyd und Formaldehyd direkt vernetzen wird.
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Bevorzugt
weist das Direktvernetzungsagens der vorliegenden Erfindung ein
Molekulargewicht von nicht mehr als 1 Millionen Dalton auf. Oberhalb
dieses bevorzugten Werts kann das Vernetzungsagens in Wasser unlöslich sein,
und kann schwierig zu injizieren und in die Scheibengewebe zu dispergieren
sein. Bevorzugter weist das Vernetzungsmittel ein Molekulargewicht
zwischen etwa 100 Dalton und etwa 100.000 Dalton auf. Wenn das Molekulargewicht
des Agens unter etwa 100 Dalton ist, kann das Agens zu leicht in
Körpergewebe
außerhalb der
Bandscheibe diffundieren. Wenn das Molekulargewicht des Agens über etwa
100.000 Dalton ist, kann das Agens sich nicht adäquat innerhalb der Scheibengewebe
dispergieren, um eine einheitliche Vernetzung der nativen Moleküle zu bewirken.
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Eine
bevorzugte Ausführungsform
dieser Erfindung schließt
die direkte einstufige, wäßrige Reaktion
eines wasserlöslichen,
bifunktionellen Vernetzungsagens mit wenigstens einem Teil der nativen Proteine
der Bandscheibe ein. Bevorzugte Vernetzungsagentien für dieses
Verfahren schließen Glutaraldehyd,
Bis(sulphosuccinimidylsuberat), Polyepoxyverbindungen und bifunktionell
aktivierte synthetische Polymere, wie Poly(ethlynglykol)dialdehyd, ein.
Bevorzugt wird das Agens in einer pH-gepufferten physiologischen
Salzlösung
vor der Verabreichung verdünnt.
Eine gepufferte pH-Umgebung ist wünschenswert, um bevorzugte
Reaktionsbedingungen während
der Vernetzung zu bewahren.
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Glutaraldehyd
ist besonders bevorzugt als ein Vernetzungsmittel aufgrund seiner
medizinischen Geschichte der Verwendung mit biologischen Transplantatgeweben
und injizierbaren Klebstoffen. Bevorzugt wird das Vernetzungsmittel
(welches bevorzugt Glutaraldehyd ist) zur Scheibe in einer Konzentration zwischen
etwa 0,1 und 20 Volumenprozent (Vol.-%), bevorzugter zwischen 1
und 10 Vol.-% in Salzlösung geliefert,
die auf einen pH von 6,5 bis 8,0, bevorzugter zwischen etwa 7,0
bis 7,5 gepuffert ist.
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Ein
anderes Verfahren zum Bewirken der Vernetzung von nativen Bandscheibenmolekularkomponenten
liegt darin, Zielbereiche von nativen Proteinen (wie nativem Kollagen
und/oder nativen Proteoglykanproteinen) chemisch umzusetzen, so daß synthetische
funktionelle Gruppen (wie Aldehyde) direkt an den nativen Proteinen
gebildet werden. Eine Vernetzung tritt dann bevorzugt zwischen den synthetischen
funktionellen Gruppen (wie Aldehydgruppen) des umgesetzten nativen
Proteins und einer nicht ungesättigten
funktionellen Gruppe (wie einer Aminosäuregruppe), die auf entweder
dem gleichen nativen Protein oder einem anderen Molekül angeordnet
ist, statt. Eine Modifikation der nativen Komponente, um eine funktionelle
Gruppe, wie ein Aldehyd, zu bilden, kann erreicht werden unter Verwendung
von enzymatischen Oxidationsmitteln, und diese werden bevorzugt
ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus Lysinoxidase, Transglutaminase und Multi-Kupferoxidasen.
Proteoglykane enthalten Polysaccharidbereiche, die modifiziert werden
können, um
funktionelle Aldehydgruppe zu bilden. Diese Modifizierung der Proteoglykane
kann erreicht werden durch Verwendung von entweder enzymatischen oder
nicht-enzymatischen Agentien.
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Beispiele
von enzymatischen Polysaccharidoxidationsagentien schließen Catecholoxidase
und Tyrosinase ein. Beispiele von nicht-entzymatischen Polysaccharidoxidationsagentien
schließen
Periodationen (Periodsäure,
Natrium- und Caliumperiodat), Nitroprussidionen (Natriumnitroprussid)
und Wasserstoffperoxid ein.
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Ein
einer bevorzugten Ausführungsform
dieser Erfindung wird ein nicht-enzymatisches Polysaccharidoxidationsagens
in den Nukleos pulposus einer pathologischen Bandscheibe injiziert.
Da die Trockengewichtkomponente des Nukleos pulposus reich an Proteoglykanen
ist, gibt es zahlreiche Stellen, die oxidiert werden können, um
funktionelle Aldehyde zu bilden. Anschließend können die Aldehyde mit Aminosäurebereichen
von sowohl nativen Kollagenen als auch nativen Proteoglykanen reagieren,
um Vernetzungen zu bilden.
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Eine
chemische Modifizierung von Proteoglykanen, insbesondere der sulfatierten
Proteoglykane, kann in dem Nukleos pulposus den zusätzlichen Nutzen
einer Reduzierung des Quelldrucks in dem Nukleus auslösen, wodurch
sowohl das Potential zum Absondern aus der Scheibe als auch die
Tendenz für
den Nukleos pulposus zum Bewirken einer Auswölbung des Annulus reduziert
wird. Dies ist ein vorgeschlagener Mechanismus für die Effektivität einer
Chemonukleolyse bei der Reduzierung von Schmerz bei geeignet ausgewählten Patienten
(Kato et al., Spine 17:934–939,
1992). Ferner ist dieser Mechanismus die Basis für klinische Untersuchungen, die
mit Aprotinin durchgeführt
werden, einem Proteaseinhibitor, der starke Komplexe mit sulfatierten
Glycosaminglykanen bildet (Kraemer et al., Spine 7: 73–74, 1982).
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Bevorzugt
weist das indirekte Vernetzungsagens der vorliegenden Erfindung
ein verhältnismäßig niedriges
Molekulargewicht auf, wird im wesentlichen vollständig in
dem Vernetzungsverfahren umgesetzt und bildet Nebenprodukte (wie
Gase und Wasser), die verhältnismäßig leicht
die Reaktionsstelle verlassen können.
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Obwohl
die in der vorliegenden Erfindung verwendeten Agentien bevorzugt
nicht toxisch in den zur Behandlung eingesetzten Konzentrationen
sind, kann es wünschenswert
sein, jedes restliche Vernetzungsagens mit einem Inaktivierungsagens
im wesentlichen zu inaktivieren, sobald eine adäquate Vernetzung erreicht worden
ist, um jegliches toxisches Potential zu reduzieren, das das Vernetzungsagens noch
besitzen kann. Beispielsweise wird eine verdünnte Lösung an Glycin nicht umgesetztes
Glutaraldehyd inaktivieren, wie es in der WO-01/70151 beschrieben wird. Da das Inaktivierungsagens
mit dem Vernetzungsagens reagieren kann, wird in bevorzugten Ausführungsformen
das Vernetzungsagens in einem ersten sterilen Behälter bereitgestellt
und das Inaktivierungsagens in einem zweiten sterilen Behälter bereitgestellt.
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In
bestimmten Vernetzungsverfahren ist die Reaktion reversibel, insbesondere
wenn es eine dramatische Änderung
des pH-Wertes gibt. Für
diese reversiblen Reaktionen kann es bevorzugt sein, ein Stabilisierungsagens
zuzufügen,
sobald die Vernetzung erreicht worden ist. Beispielsweise bildet
die Reaktion von funktionellen Aldehydgruppen mit Proteinen im allgemeinen
das, was als eine Schiff'sche-Base
bekannt ist, was eine reversible Reaktion sein kann (mit der Ausnahme
von Glutaraldehyd, das einer irreversiblen Reaktion mit Proteinen unterliegt).
In diesen Fällen,
wo Umkehrreaktionen möglich
sind, kann es bevorzugt sein, einen späteren Schritt der Zugabe eines
Stabilisierungsagens einzuschließen, das die Umkehr der Vernetzungsreaktionen
im wesentlichen vermeidet. Bevorzugte Stabilisierungsagentien umfassen
Borverbindungen. Bevorzugtere Stabilisierungsagentien werden ausgewählt aus
der Gruppe bestehend aus Natriumborhydrid, Natriumcyanoborhydrid
oder Pyridinboran. Pyridinboran ist ein bevorzugteres Agens für diese
Erfindung aufgrund seiner verhältnismäßig höheren Biokompatibilität. Da das
Stabilisierungsagens mit dem Vernetzungsagens reagieren kann, wird
in bevorzugten Ausführungsformen
das Vernetzungsagens in einem ersten sterilen Behälter bereitgestellt,
und das Stabilisierungsagens wird in einem zweiten sterilen Behälter bereitgestellt.
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In
einigen Ausführungsformen
werden eine oder mehrere der aus der Gruppe bestehend aus dem Vernetzungsagens,
dem Inaktivierungsagens und dem Stabilisierungsagens ausgewählten Verbindungen
an die Scheibe in einer gepufferten Salzlösung geliefert (bevorzugt getrennt),
die in der Lage ist, den pH-Wert während der Vernetzungsreaktion zu
steuern. Bevorzugt ist die Lösung
auf einen pH-Wert von etwa 6,5 bis 8,0 gepuffert, bevorzugter zwischen
etwa 7,0 bis 7,5.
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In
einigen Ausführungsformen
wird eine oder mehrere der Verbindungen, die aus der Gruppe bestehend
aus dem Vernetzungsagens, dem Inaktivierungsagens und dem Stabilisierungsagens
ausgewählt
werden, an die Scheibe in einer Zusammensetzung geliefert (bevorzugt
getrennt), die weiter ein Röntgenstrahlen
undurchlässiges
Kontrastmedium umfaßt,
das in einer Menge vorliegt, die ausreichend ist, um den Fluß der Zusammensetzung
durch Fluoroskopie zu überwachen.
In einigen Ausführungsformen
umfaßt
das Röntgenstrahlen
undurchlässige Kontrastmedium
Iod. In einigen Ausführungsformen ist
das Röntgenstrahlen
undurchlässige
Kontrastmedium ein Iod enthaltender Farbstoff. In einigen Ausführungsformen
umfaßt
das Röntgenstrahlen
undurchlässige
Kontrastmedium eine Verbindung, die ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend
aus Barium enthaltenden Verbindungen (wie Bariumsulfat), Zirkoniumoxid
und Tantal, und ist bevorzugt eine Barium enthaltende Verbindung
und noch bevorzugter Bariumsulfat.
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In
bevorzugten Ausführungsformen
wird die Verbindung in einer gepufferten Salzlösung enthaltend das Röntgenstrahlen
undurchlässige
Kontrastmedium geliefert. In bevorzugteren Ausführungsformen wird jede in dem
Verfahren verwendete Verbindung in einer gepufferten Salzlösung enthaltend
das Röntgenstrahlen
undurchlässige
Kontrastmedium geliefert.
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Wenn
bestimmte Ausführungsformen
der vorliegenden Erfindung praktiziert werden, wird eine Zusammensetzung
hergestellt, die innerhalb einer Bandscheibe gebildet wird, mit
einem Grad an natürlichen
vernetzten Proteinen, wobei die Zusammensetzung eine vernetzte Struktur
umfassend Proteine, die für
die natürliche
Bandscheibe nativ sind, umfaßt, wobei
die vernetzte Struktur einen Vernetzungsgrad aufweist, der höher ist
als das nicht modifizierte Niveau natürlich vernetzter Proteine.
Bevorzugt sind die natürlich
vernetzten Proteine nicht modifiziert.
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In
einigen Ausführungsformen
umfaßt
die vernetzte Struktur ferner ein direktes Vernetzungsagens, bevorzugt
Glutaraldehyd. In anderen ist die vernetzte Struktur unter Verwendung
eines indirekten Vernetzungsagens vernetzt worden, das nicht in
die vernetzte Struktur integriert wird. In bevorzugten Ausführungsformen
umfaßt
die Scheibe weiter einen Annulus fibrosus mit einer inneren Wand,
wobei die vernetzte Struktur die innere Wand des Annulus fibrosus
einschließt.
In anderen ist die vernetzte Struktur im wesentlichen innerhalb
des Nukleos pulposus vorhanden. In anderen ist vernetzte Struktur
im wesentlichen in der gesamten Scheibe vorhanden.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung werden die zur Bandscheibe zu liefernden Agentien
und Materialien perkutan unter fluoroskopischer Steuerung unter
Verwendung einer Spritze und einer geeigneten Nadelfeinheit, beispielsweise
25 G, injiziert. Ein solches minimalinvasives Vorgehen ist hochwünschenswert
zum Minimieren einer Schädigung
der Muskel-Skelett-Strukturen und kann unter Verwendung eines Verfahrens
ambulant durchgeführt
werden. Obwohl diese Injektion von jedem Ansatz zur Scheibe geliefert
werden kann, ist es bevorzugt, einen Posterior- oder Posterolateralansatz
zu verwenden, so daß die
Nadel durch einen kürzesten Abstand
gelangen kann, bevor sie die Scheibe erreicht, ohne Penetration
von Vaskular- oder Nervenhauptstrukturen. Bevorzugt werden die Agentien
und Materialien dieser Erfindung in die Mitte des Nukleospulposus
der Scheibe injiziert, so daß das
Material sich dann radial im Rest des Nukleos pulposus und/oder
dem Rest der Scheibe dispergieren kann.
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Das
Volumen der verdünnten
Vernetzungslösung,
die in die Scheibe injiziert wird, ist bevorzugt zwischen etwa 0,1
und 10 ml, bevorzugt zwischen etwa 1 und 5 ml.
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Dies
gewährleistet,
daß adäquates Vernetzungsagens
zur Scheibe geliefert wird, jedoch keinen hohen Druck in der Scheibe
produziert, was potentiell ein Versagen der Scheibe und ein Extrudieren
von Vernetzungsagens und Scheibenmaterial bewirkt.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
wird ein leichtes Üben
als ein Hilfsmittel für
das Verfahren verwendet, um bei der Verteilung der Agentien und
Materialien innerhalb der Scheibe zu helfen und eine vollständige Umsetzung
der funktionellen Materialien, die injiziert und/oder erzeugt werden,
zu gewährleisten.
Beispiele einer leichten Übung
schließen
ein begrenztes links- und rechtsseitiges Krümmen, Biegen und Dehnen und
Körperdrehungen
(axiale Rotation) ein. Bevorzugt wird die leichte Übung nach
jeder Behandlungsstufe durchgeführt,
um jedes Agens oder Material zu verteilen, bevor ein nachfolgendes
Material geliefert wird.
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Wie
oben erwähnt,
ist es wünschenswert,
die in der vorliegenden Erfindung verwendeten unterschiedlichen
Verbindungen in separaten sterilen Behältern bereitzustellen, um unerwünschte Reaktionen
zwischen diesen zu vermeiden, bevor sie in die Scheibe injiziert
werden.
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Daher
wird gemäß der vorliegenden
Erfindung ein Kit zur Injektion therapeutischer Lösungen in
eine Bandscheibe mit nativen Proteinen bereitgestellt, welcher besteht
aus:
- a) einem ersten Behälter mit einer ste(rilen inneren
Fläche
und enthaltend eine erste Verbindung, wobei die erste Verbindung
ein Vernetzungsagens ist, das in einer effektiven Menge vorliegt
zur Vernetzung wenigstens eines Teils der nativen Proteine, und
- (b) einem zweiten Behälter
mit einer sterilen inneren Fläche
und enthaltend eine zweite unterschiedliche Verbindung,
wobei
die zweite Verbindung ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus: - (i) einem
Inaktivierungsagens, und
- (ii) einem Stabilisierungsagens.
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In
bevorzugten Ausführungsformen
enthält wenigstens
ein Behälter
enthaltend eine Verbindung ferner eine gepufferte Salzlösung und
enthält
bevorzugt ferner ein Röntgenstrahlen
undurchlässige
Kontrastmedium. In bevorzugteren Ausführungsformen enthält jeder
bereitgestellte Behälter,
der eine Verbindung enthält,
ferner eine gepufferte Salzlösung
und bevorzugt ferner ein Röntgenstrahlen
undurchlässige Kontrastmedium.
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In
einigen bevorzugten Kitausführungsformen
ist das Vernetzungsagens ein direktes Vernetzungsagens (wie Glutaraldehyd).
In anderen ist das Vernetzungsagens ein indirektes Vernetzungsagens (wie
Natriumperiodat).
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In
einigen Ausführungsformen
umfaßt
das Kit ferner erste und zweite sterile Spritzen zum getrennten
Injizieren der Verbindungen. In anderen Ausführungsformen wird ebenfalls
eine dritte Spritze bereitgestellt. In einigen Ausführungsformen
werden die Behälter
des Kits in einer Kiste bereitgestellt.
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BEZUGSBEISPIEL 1: Biomechanisches
Testen von funktionellen Leichenwirbeleinheiten nach Vernetzungsbehandlung
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In
einem prophetischen Experiment werden vier Lendenwirbelsegmente
(L1–L5)
von menschlichen Leichen biomechanisch getestet, um einen Bewegungsbereich
(ROM) in Biegung-Dehnung, seitlicher Biegung, axialer Torsion und
reiner Kompression zu bestimmen, um eine Grundlinie zu erstellen. Drei
Vernetzungslösungen
plus eine Kontrolllösung werden
hergestellt: 1) 10 % w/v Glutaraldehyd in 0,1 M Phosphat gepufferter
Salzlösung
(PBS) mit pH 7,4; 2) 10 % w/v Bis(sulphosucchinimidylsuberat) in
PBS; 3) 10 % Natriumperiodat in PBS; 4) PBS alleine. Für eine gegebene
Behandlung werden 2 ml Lösung
in die Mitte einer der vier Bandscheiben der Lendenwirbel der Leichen
unter Verwendung einer 5 ml Spritze und einer 25 G Nadel injiziert.
Für jedes
Wirbelsegment werden alle Behandlungen angewendet, eine für jedes
Niveau.
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Folgend
den Injektionen werden die Wirbelsegmente einer simulierten leichten Übung unterzogen,
d. h. Biegung-Dehnung, seitliche Biegung und axiale Rotation. Diese Übungen werden
zu verschiedenen Zeiten während
des Verlaufs des Experiments wiederholt. Nach 2 Stunden und 24 Stunden
wird das biomechanische Testen des Bewegungsbereichs (ROM) wiederholt,
um den Effekt der Vernetzung für jedes
Bewegungssegment zu messen.
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Das
Bewegungsbereichstesten sollte anzeigen, daß die Steifigkeit dieser Segmente
sich signifikant gegenüber
derjenigen einer normalen unbehandelten Scheibe erhöht hat.
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BEZUGSBEISPIEL 2: Ambulantes
Verfahren zur in situ-Vernetzungsbehandlung der Bandscheibe
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Nach
Beschwerden über
Schmerzen im unteren Rücken
und Bein wird ein Patient an einen Wirbelsäulenspezialisten verwiesen.
Unter Verwendung von Röntgenstrahlen
und MRI bestimmt der Arzt, daß der
Schmerz durch eine sich hervorwölbende
Bandscheibe mit einem Verlust der Scheibenhöhe verursacht wird. Die empfohlene
Behandlung ist eine Wiederherstellung der Scheibenhöhe mit einer
Injektion eines löslichen
Atelocollagens des Typs I gefolgt von einer Vernetzungsbehandlung
mit 10 % Glutaraldehyd.
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Beim
ersten ambulanten Verfahren werden 2 ml einer Atelopeptidkollagenlösung des
Typs I perkutan in die Mitte der Bandscheibe injiziert. Der Patient folgt
dann einer vorgeschriebenen Kur leichter Übungen einer begrenzten rechts-
und linksseitigen Biegung, Biegung und Dehnung und Körperverdrehungen,
und ihm wird gesagt, keine schweren Gegenstände anzuheben und sich nicht Übungen hoher
Belastung auszusetzen.
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Das
zweite ambulante Verfahren wird am folgenden Tag durchgeführt. In
diesem Verfahren werden 2 ml einer 10 %igen Glutaraldehydlösung in
0,1 M Phosphat gepufferter Salzlösung
(pH 7,4) perkutan in die Mitte der Bandscheibe injiziert. Wiederum
folgt der Patient dann einer vorgeschriebenen Kur leichter Übungen von
begrenzter rechtsseitiger und linksseitiger Biegung, Biegung und
Dehnung und Körperverdrehungen,
und ihm wird gesagt, keine schweren Gegenstände anzuheben und nicht an Übungen hoher Belastung
für wenigstens
zwei Tage teilzunehmen.