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Fördervorrichtung mit endlosen Ketten, insbesondere für den mechanischen
Transport und die Verteilung von Briefen, Postsachen, Paketen, Dokumenten u. dgl.
Die Erfindung bezieht sich auf eine Fördervorrichtung mit endlosen Ketten, wie diese
u. a. bei Anlagen für den Transport und das Verteilen von Briefen, Postsachen, Dokumenten
u. dgl. von einer oder mehreren zentral gelegenen Stellen nach einer großen Anzahl
von Abnahmestellen hin Anwendung findet, wie dies z. B. aus der niederländischen
Patentschrift 18 951 bekannt ist.
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Derartige Anlagen müssen in erster Linie die Bedingung erfüllen, daß
der Transport der zu befördernden Gegenstände mit großer Geschwindigkeit vor sich
geht, damit die Leistung der Anlage möglichst weitgehend gesteigert wird. Außerdem
ist es von großer Bedeutung, daß der Gang der Transportkette möglichst regelmäßig
ist, so daß sich eine vollkommene Synchronisierung erreichen läßt, d. h. die Zeiträume,
in denen jeweils ein bestimmter Weg durchlaufen werden soll, müssen stets und unter
allen Umständen mit denjenigen übereinstimmen, die zwischen dem Augenblick des Einwerfens
und dem der Ablieferung der zu befördernden Gegenstände liegen.
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Auf die Verwendung eines endlosen Bandes oder Kabels wird hierbei
schon von vornherein verzichtet, weil es nicht- zu vermeiden ist, daß ein solches
Band oder Kabel sich bei Veränderungen der Umgebungstemperatur streckt oder krümmt.
Aber auch die Verwendung einer endlosen Kette bringt noch besondere Nachteile mit
sich, die besonders hervortreten, wenn die Fortbewegungsgeschwindigkeit
größer
ist. Bei jeder Bewegung einer rund laufenden Kette wird nämlich infolge ihrer Zusammensetzung
aus miteinander verbundenen geraden Kettengliedern beim übergang von einer kreisbogenförmigen
in eine geradlinige Bahn abwechselnd eine Verzögerung und eine Beschleunigung des
geraden Teiles eintreten, was eine stoßweise Bewegung des Ganzen zur Folge hat.
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Durch die Erfindung wird auch dieser Nachteil vollständig vermieden.
Dies geschieht dadurch, daß bei einer aus mehreren kreisförmigen und geradlinigen
Teilen zusammengesetzten, geschlossenen Bahn, längs welcher die Kette bewegt wird,
jeweils bei dem Übergang von einem kreisförmigen Bahnteil in einen geradlinigen
Bahnteil oder umgekehrt ein besonderer Auslaufteil vorgesehen ist, welcher eine
Verbindung zwischen dem kreisförmigen und dem geradlinigen Bahnteil bildet und dessen
Verlauf entsprechend der Länge der Kettenglieder mit einer derartigen Krümmung konstruiert
ist, daß beim Antrieb eines kreisförmigen Kettenteiles mit gleichmäßiger Geschwindigkeit
in jedem Punkt der gesamten Bahn die Geschwindigkeit der Ketten immer dieselbe ist
und der des gleichmäßigen Ganges entspricht.
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Nach einer zweckmäßigen Ausführungsform wird erfindungsgemäß bei jedem
Übergang im Wagenkreislauf von einem kreisförmigen in einen geradlinigen Bahnteil
ein besonderer Auslaufteil angebracht, der nach einer zusammengesetzten verbindenden
Kurve konstruiert ist, die den geradlinigen Bahnteil mit einem Krümmungsradius von
solcher Größe berührt, daß die erhaltene übergangskurv e von dem Punkt des Überganges
in die gerade Bahn ab sich dem konstruierten theoretischen Verlauf asymptotisch
nähert.
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Durch die Neukonstruktion nach der Erfindung wird unter allen Umständen
bei einer möglichst hoch gesteigerten Geschwindigkeit ein regelmäßiger Gang der
Kette gewährleistet, unabhängig von der Form, Länge oder Lage der Bahn. Dies hat
den Vorteil eines einfachen und leichten Zusammenbaues der ganzen Anlage, wodurch
auch die Reibung möglichst reduziert werden kann und die Wirkung der Unterteile
günstig beeinflußt wird, während man gleichzeitig mit einer kleinen Antriebsleistung
auskommen kann.
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Obwohl nicht hierauf beschränkt, eignet sich die Erfindung besonders
für diejenige Art von Verteilungsanlagen, wie sie durch die eingangs genannte niederländische
Patentschrift bekannt sind, bei denen die eigentlichen Transportmittel für die zu
verteilenden Sachen aus aneinandergekuppelten Wagen bestehen, deren Längswände selbst
die Glieder für die endlose Kette bilden und die fortlaufend im Kreislauf über eine
geschlossene Bahn an einer oder mehreren Einstellvorrichtungen und an den verschiedenen
Abgabestellen vorbei fortbewegt werden. Die zu verteilenden Postsachen werden während
dieses Kreislaufes nacheinander an einen Punkt der Bahn und in einem gewissen Augenblick
in einen dazu bestimmten Behälter gebracht und an einem anderen mittels einer Einstellvorrichtung
festgestellten Punkt und gleichfalls in einem bestimmten Augenblick aus dem Behälter
nach der Abgabestelle abgeführt.
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In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung veranschaulicht.
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Abb. i zeigt die Konstruktion des theoretischen und des annähernden
Verlaufes des besonderen Auslaufteiles der Kettenbahn; Abb. 2 ist eine Draufsicht
auf eine Förderbahn nach einer praktischen Verwirklichung der Erfindung; Abb. 3
zeigt ein Schema einer Verteilungsvorrichtung, bei welcher die Erfindung besonders
Anwendung findet.
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In Abb. i ist mit i ein geradliniger Teil einer geschlossenen Kettenbahn
angedeutet, der sich an einen kreisförmigen Teil 2 anschließt; die Linie i ist also
eine Tangente an den Kreis 2, der mit dem Radius R um den Mittelpunkt 3 beschrieben
ist. Die Kettenglieder sind durch die Sehnen a angedeutet, deren Länge in diesem
Fall (nur um einer einfachen Übersicht willen) gleich der Länge des Radius R gewählt
ist.
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Soweit stellt dieses Liniensystem den üblichen und normalen Verlauf
einer Bahn für eine beispielsweise in der Richtung des Pfeiles fortbewegte, endlose
Kette dar. Wenn der Antrieb auf dem kreisförmigen Teil stattfindet, und die Bewegung
in diesem Teil gleichmäßig ist, so entsteht in diesem Fall bei dem Übergang von
der kreisförmigen Bahn zur geradlinigen Bahn auf dem geraden Teil abwechselnd eine
Verzögerung und eine Beschleunigung, so daß die Bewegung schließlich stoßweise stattfindet,
wobei die Größe der Verzögerung bzw. der Beschleunigung proportional der Geschwindigkeit
der Kette und der Länge der Kettenglieder ist.
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Um nunmehr auch im geradlinigen Bahnteil dieselbe gleichmäßige Bewegung
zu erhalten, wird erfindungsgemäß ein Übergangs- oder Auslaufteil zwischen der kreisförmigen
Bahn und der geradlinigen Bahn wie folgt konstruiert: Ausgegangen wird von demjenigen
Punkt, in dem eine maximale Verzögerung auftritt, d. h. vom Punkt q.. Der Punkt
5 liegt in einem Abstand 1/2 R von dem Halbmesser R, der vom Mittelpunkt 3 aus gezogen
ist und durch den Berührungspunkt des Kreises 2 mit der Linie i geht, während man
den Punkt q. bestimmt, indem man von Punkt 5 aus einen Kreisbogen mit einem Radius
gleich der Kettengliederlänge beschreibt. Die zu konstruierende Übergangskurve beginnt
nun in dem Punkt 5. Von Punkt 4. aus wird auf der geradlinigen Bahn eine Strecke
abgetragen, die gleich der halben Gliederlänge ist, d. h. in diesem Falle gleich
1/2 R; dieses ergibt den Punkt 6. Der zu einem Glied gehörige Mittelpunktswinkel
bei 3 wird halbiert und die Winkelhalbierende schneidet die Kreisbahn in Punkt 7.
Sowohl um diesen Punkt 7 wie auch um den Punkt 6 beschreibt man je einen Kreisbogen
mit einem Radius gleich der Gliederlänge, also in diesem Falle mit dem Radius R.
Der Schnittpunkt $ dieser beiden Kreisbogen ist ein Punkt der zu konstruierenden
übergangskurve. Indem man die vom Punkt 4 aus abgetragene
halbe
Gliederlänge sowie den dem halben Mittelpunktswinkel auf dem Kreis a entsprechenden
Bogen in eine gleiche Anzahl (z. B. vier) gleicher Teile zerlegt und für je zwei
zueinander gehörige Teilpunkte die vorerwähnte Konstruktion wiederholt, erhält man
die Kurve 9 als Auslaufteil zwischen Kreis- und Geradlinienbahn, wobei dieser Auslaufteil
eine völlig gleichmäßige Geschwindigkeit in der geraden Bahnstrecke gewährleistet.
Der vollständige Bahnverlauf a, 9, 1 ist theoretisch genau; in der Praxis jedoch
muß man zu einer einfachen Ausführung für die Kurve 9 gelangen. Zu diesem Zweck
wird an die erhaltene Kurve 9 eine Tangente ia parallel zu der Linie i gezogen und
um Punkt 5 wieder ein Kreisbogen mit einem Radius gleich der Gliederlänge beschrieben,
wodurch der Punkt q.a erhalten wird. Von diesem Punkt aus wird nunmehr genau dieselbe
Konstruktion wie vorher von neuem durchgeführt, derart, daß eine zweite Kurve 9a
entsteht. Letzteres wird so lange wiederholt, bis schließlich eine endgültige Kurve
io gefunden wird, welche sich aus den konstruierten Übergangskurven zusammensetzt
und den geraden Teil, gebildet durch die Tangente i i, berührt. Wie die Abb. i zeigt,
ist der Krümmungsradius derart, daß die erhaltene Übergangskurve io schließlich
von dem Punkt des Überganges in die gerade Bahn sich der konstruierten theoretischen
Kurve asymptotisch nähert.
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In Abb. a ist eine vollständige Bahn mit den neuen Auslaufteilen dargestellt,
während auch der theoretische Verlauf im ganzen eingezeichnet ist. Der Unterschied
zwischen der Bahn io, i i und dem theoretischen Verlauf z, 9, 1 ergibt eine Annäherung,
welche für die Praxis nur eine an und für sich zu vernachlässigende Abweichung enthält.
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Aus dem Vorstehenden wird klar, daß bei Anwendung .der erfindungsgemäßen
Neukonstruktion eine vollständig gleichmäßige Geschwindigkeit besonders auch bei
einer großen Gliederlänge und bei höherer Geschwindigkeit in der Bahn zu erreichen
ist. Dieser Fall tritt z. B. ein bei Verteilungsanlagen für Briefe, Poststücke oder
andere Dokumente von der bereits in der Einleitung erwähnten Art. Ein Schema einer
derartigen Anlage zeigt Abb. 3. Mit 12 ist die Kettenbahn angedeutet. Die Glieder
13 der längs dieser Bahn bewegten endlosen Kette werden durch die Seitenwände der
aneinandergekuppelten Förderwagen 14 und die hiermit verbundenen ausschwenkbaren
Aufnahmebehälter 15 gebildet, Die Wagen werden an Einstellvorrichtungen 16 unten
vorbeigeführt, wobei von dem Bedienenden die zu verteilenden Sachen eine nach der
andern eingeworfen werden und gleichzeitig eine Einstellung zur Bestimmung der Stelle,
an der ein Brief od. dgl. abgeliefert werden soll, vorgenommen wird. Durch diese
Einstellung wird bewirkt, daß die sämtlichen Teile der mechanischen Vorrichtung
derart in Tätigkeit gesetzt werden können, daß jeweils beim Einwerfen eines Briefes
oder eines anderen Dokuments dieses in einen dafür bestimmten Behälter 15 übergeführt
wird, und daß dieser Behälter selbsttätig bis oberhalb der öffnung einer der Leitrinnen
17 ausgeschwenkt wird, durch die das Dokument an die Ablieferungsstelle, d. h. an
einen bestimmten Empfänger, weitergeleitet wird. Damit die Behälter 15 beim Durchlaufen
der Einstellvorrichtungen 16 wieder in die Vertikallage zurückgebracht werden können,
sind noch Rückführschienen 18 angeordnet.
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Die Erfindung kann weiterhin auch Verwendung finden bei solchen Anlagen,
bei denen die Kettenbahn nicht ausschließlich in der horizontalen Ebene liegt, z.
B. bei der Verteilung von Briefen od. dgl. über mehrere auf verschiedener Höhe liegende
Räume.