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Ausland „Gewaltige Gefahr“

Hamas spioniert israelische Soldaten mit Flirt-App aus

Die neuste Waffe der Hamas – das Smartphone Hacker der Hamas kontaktierten zig israelische Soldaten, um an geheime Informationen zu kommen. Dafür gaben sie sich im Internet als hübsche Damen aus, und kaperten deren Handys. fiktive Profile die die Hamas nutzte um israelische Soldaten zu locken Die neuste Waffe der Hamas – das Smartphone Hacker der Hamas kontaktierten zig israelische Soldaten, um an geheime Informationen zu kommen. Dafür gaben sie sich im Internet als hübsche Damen aus, und kaperten deren Handys. fiktive Profile die die Hamas nutzte um israelische Soldaten zu locken
Mit solchen fiktiven Profilen versuchte die Hamas, israelische Soldaten in die Falle zu locken
Quelle: IDF
Hacker der Terrorgruppe Hamas kontaktierten israelische Militärs, um an Informationen zu kommen. Dafür gaben sie sich auf Facebook als junge, hübsche Frauen aus – und kaperten die Handys von Soldaten.

„Für einen jungen Mann ist das ein Gefühl, als habe er im Lotto gewonnen“, erklärt ein hochrangiger israelischer Offizier der „Welt“ die neuste Methode, mit der die radikal-islamische Terrororganisation Hamas versuchte, Israels Armee auszuspionieren. Die Masche war stets dieselbe: Soldaten und Reservisten verschiedener Einheiten erhielten urplötzlich Chat-Nachrichten von hübschen Frauen, die sie angeblich kennenlernen wollten. „Schönen Tag Süßer“, beginnt eine Konversation. „Kennen wir uns?“, fragt der geschmeichelte Kämpfer zurück. „Noch nicht“, säuselt die Grazie in modernstem israelischem Cyberslang zurück und stellt in Aussicht: „Würd’ Dich aber gerne kennenlernen.“

Doch hinter dem aparten Profilbild verbarg sich in diesem Fall keine attraktive junge Frau, sondern ein Cyberkämpfer der Hamas. Nach kurzem SMS-Austausch verführte der den israelischen Soldaten dazu, in einen fiktiven App-Store zu gehen, um dort vermeintliche Chat-Apps wie „YeeCall“ oder „Wowo-Messenger“ herunterzuladen.

„Die Hamas-Agenten gaben vor, in Deutschland oder Kanada auf Urlaub zu sein“, sagt der Offizier. Sie schickten Soldaten zuerst verführerische Bilder und boten ihnen dann an: „Mit der App können wir einen Videochat führen.“ Doch die Chatapps waren nichts anderes als getarnte trojanische Pferde, mit deren Hilfe die Islamisten die Kontrolle über die Handys der Kämpfer erlangten. Die Soldaten wurden so unwissentlich zu Geheimspionen der Hamas. „Potenziell eine gewaltige Gefahr“, so der Offizier.

Kampfeinheiten erfolgreich infiltriert

In zig Fällen soll es der Hamas in den vergangenen Monaten so gelungen sein, tief in israelische Kampfeinheiten einzudringen. War das Spionageprogramm erst einmal auf dem Handy, erhielten die Islamisten Zugang zu unzähligen Daten: Sie konnten die Soldaten und ihre Einheiten mithilfe des eingebauten GPS orten. Sie konnten sämtliche Kontakte, alle SMS-Nachrichten und alle Bilder herunterladen, die auf dem Handy gespeichert waren.

Schmeichelnde Worte und ein hübsches Foto: Ein klassischer Chat-Versuch eines Hamas-Kämpfers
Schmeichelnde Worte und ein hübsches Foto: Ein klassischer Chat-Versuch eines Hamas-Kämpfers
Quelle: IDF

Noch besorgniserregender: Mit der Trojaner-App konnte die Hamas das Mikrofon und die Kamera auf dem Handy jederzeit unbemerkt einschalten und ihrer eigenen Einsatzzentrale zusenden, „selbst wenn es ausgeschaltet ist“, so der Offizier. So erhielten die Islamisten Einblick in Armeestützpunkte, hörten Konversationen ab und rekonstruierten aus dem erbeuteten Wissen Befehlsstrukturen und gesellschaftliche Verbindungen. Die dienten ihnen dazu, sich gezielte neue Opfer auszusuchen, um immer mehr Daten zu sammeln.

„Das ist ein völlig neuer Trend“

Laut Angaben des israelischen Militärs soll der Schaden nur gering gewesen sein: „Wir haben das rechtzeitig entdeckt. Es handelte sich hauptsächlich um Wehrpflichtige, und ihre Zahl ist kleiner als 100. Keiner der Betroffenen war von besonders hohem Rang oder hatte Zugang zu Informationen, die als topsecret gelten“, beteuert der Offizier. Ein Viertel der Angegriffenen waren Reservisten, der höchste betroffene Rang soll ein Major gewesen sein. Doch die Militärs sehen in den neuen Methoden der Hamas eine riesige Gefahr. „Das ist ein völlig neuer Trend. Wir greifen jetzt ein und wollen das Bewusstsein aller schärfen, bevor Tausende infiziert werden“, so der Offizier.

Denn das Belauschen sei nur eine Gefahr. Schließlich könnte die Hamas Handys nutzen, um jemand per SMS an einen abgelegenen Ort zu locken, um ihn zu entführen oder zu ermorden. Es wäre die neue Version einer alten Masche: Im Jahr 2001 lockte Muno Awana, eine 24 Jahre alte Aktivistin der palästinensischen Fatah-Organisation, den 16 Jahre alten Israeli Ofir Rahum nach Ramallah. Sie hatte ihn per Chat bezirzt und eine Romanze in Aussicht gestellt. Dann schaute sie zu, wie Terroristen den Jugendlichen vor ihren Augen erschossen.

Die Armee zeigt Profile von Soldaten, die gehackt wurden
Die Armee zeigt Profile von Soldaten, die gehackt wurden
Quelle: IDF

Der Offizier räumt gegenüber der „Welt“ ein, dass weitere Fälle unbemerkt geblieben sein könnten. Er sprach nur über die „Charmeoffensive“ der Hamas – eine Organisation, die bislang nicht für ihre herausragenden geheimdienstlichen Fähigkeiten bekannt war. Im Vergleich zu den Islamisten aus Gaza sollen der Geheimdienst des Iran und die libanesische Hisbollah-Miliz über weitaus fortschrittlichere Strategien und größere Mittel verfügen. So könnten bereits Tausende andere Israelis – Zivilisten wie Soldaten – unwissentlich infiziert worden sein.

In der neuen Affäre war es dem unprofessionellen Verhalten der Hamas-Agenten zu verdanken, dass ihr Cyberangriff schnell aufflog. Sobald die Soldaten die Trojaner heruntergeladen hatten, brachen die „jungen Damen“ jeden Kontakt mit ihnen ab. „Hi, Süße, warum hast Du mich vergessen?“, schmachtete etwa ein israelischer Militär per SMS. Das machte viele stutzig. „In einem Fall wurde eine Soldatin auf die Cyberattacken aufmerksam, als sie entdeckte, dass jemand ein neues Facebook-Profil mit ihrem Bild eröffnet hatte und ständig versuchte, mit Soldaten Kontakt aufzunehmen“, so der Offizier. Sie erstattete bei der Spionageabwehr Anzeige, die daraufhin aktiv wurde.

Mit der Veröffentlichung auch der fiktiven Hamas-Profile will die Armee auf die Gefahr aufmerksam machen und hofft darauf, auf einer eigens eingerichteten Hotline von der breiten Bevölkerung mehr Informationen zu erhalten. Schon bald sollen alle Wehrpflichtigen Fortbildungsseminare besuchen, um sich vor der neuen Gefahr besser schützen zu können.

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