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Soziales Jahr Freiwilligendienste - so funktioniert's

Kinder knuddeln oder Tiger retten: Wer nach der Schule nicht genau weiß wohin, oder erst einmal etwas anderes machen möchte als an der Uni zu büffeln, den locken Freiwilligendienste. Wie kann so ein Jahr gestaltet werden? Hier gibt's Antworten auf alle Fragen.

Wer sich nach der Schule engagieren will, hat in Deutschland mehrere Möglichkeiten  ein Freiwilliges Jahr einzulegen: Als Betreuer oder Pfleger im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ), beim Natur- und Umweltschutz im Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ), mit sportlichem Einsatz bei einem Freiwilligenjahr im Sport oder auch kulturellem Engagement im Freiwilligenjahr in der Kultur.

Alle diese Unterteilungen stehen unter dem Überbegriff der Freiwilligendienste. Und diese Dienste müssen nicht nur in Deutschland stattfinden - sie können auch als Freiwilligenjahre im Ausland (FSJ/FÖJ im Ausland) ausgeübt werden. Ebenso gibt es, jedoch nur für Wehrdienstverweigerer, die Möglichkeit den Zivildienst im Ausland zu leisten. Hier nennt man den Dienst ADiA - Anderer Dienst im Ausland.

Wer darf überhaupt ein Freiwilligenjahr absolvieren?

Der Freiwilligendienst ist als Starthilfe nach der Schule gedacht. Folglich darf jeder mitmachen, der seine Vollschulzeit absolviert hat und damit mindestens 15 Jahre alt ist. Die obere Altersgrenze liegt bei 27 Jahren. Wert auf einen bestimmten Schulabschluss wird nicht gelegt - lediglich das Interesse am Projekt und der Wille, diesem ein Jahr zu widmen, wird verlangt.

Wie finde ich eine Dienststelle oder ein passendes Projekt für mich?

Jedes Bundesland bietet dem Suchenden im landeseigenen Sozialministerium Beratung an. Die Sozialhäuser warten weiterhin mit einer Liste aller zugelassenen Träger  von Freiwilligendiensten auf: Das sind Träger die im ganzen Land vermitteln, aber auch solche, die regional tätig sind. Ob FSJ oder FÖJ - hier finden sich alle offiziellen Anbieter von Jahreseinsätzen.

Zusätzlich bieten die Landessozialministerien auch Kontaktadressen der Träger von Auslandsdiensten an. Hier sind alle Vereine aufgelistet, die deutsche Jugendliche zu einem Einsatz rund um den Globus entsenden - von Australien bis Zypern.

Im Angebot der Auslandsdienste gibt es eine weitere Besonderheit: Den Europäischen Freiwilligendienst (EFD). Der EFD ist ähnlich strukturiert wie die normalen FWD, wird jedoch vom EU-Programm "Jugend in Aktion" betreut. Die deutsche Anlaufstelle für europaweite Dienste ist in Bonn.

Vorbereitungen für ein Jahr Freiwilligendienst

Der Start in ein FWD im Inland erfolgt denkbar einfach: Auf eine Bewerbung beim Träger der Wahl folgt die Einladung zum Bewerbungsgespräch. Hier wird der Jugendliche über seine Einsatzstelle informiert und auf die Arbeit im kommenden Jahr vorbereitet.

Während des ganzen Jahres gibt es ständige Betreuung durch die Trägerschaft - in Seminarwochen. Über das Jahr verteilt organisiert der Träger Treffen mehrerer im Dienst tätiger Jugendlicher und professioneller Betreuer. So gibt es für Einsteiger gleich zu Beginn der Dienstzeit - dies ist meistens der 1. September - eine Einführungswoche. Ingesamt verlässt der Jugendliche seine Einsatzstelle für mindestens 25 Seminartage im Freiwilligenjahr - um dort neue Ideen und Unterstützung für seine Arbeit vor Ort zu sammeln.

Für einen Auslandseinsatz im FWD sind die Bestimmungen natürlich umfangreicher: In einem Vorbereitungsseminar wird der Mutige mit dem Land und der Sprache vertraut gemacht. Dann ist es ratsam, mit Hilfe der Botschaft des Reiselandes und dem Auswärtigen Amt alle Reisevorbereitungen zu treffen - denn einmal angekommen, ist der Freiwillige auf sich allein gestellt.

Der Dienst ist freiwillig - Wovon lebe ich dann das Jahr?

Zwischen Träger und Jugendlichem besteht ein Beschäftigungsverhältnis auf Freiwilligenbasis - Trotzdem wird die Tätigkeit einem Arbeitsverhältnis gleichgestellt. Gut für den Schüler: Für ihn gelten sämtliche Arbeitsschutzbestimmungen. So ist der Träger als Arbeitgeber verpflichtet in die Versicherungen des Beschäftigten einzuzahlen.

Weiterhin ist für den Träger festgeschrieben jedem Jugendlichen ein "angemessenes" Taschengeld zu zahlen. Die Auslegung des Begriffes "angemessen" trifft jede Trägerorganisation selbst - in der Regel sind es Zuschüsse von monatlich 150 Euro.

Auch für Verpflegung und Unterkunft kommt im Freiwilligenjahr die Trägerschaft auf. So wird dem Freiwilligen entweder direkt von seiner Einsatzstelle ein Bett und tägliche Mahlzeiten bereit gestellt. Oder er erhält einen weiteren finanziellen Bonus und versorgt sich selbst.

Wie weiß ich, ob meine Stelle seriös ist?

Sämtliche Stellen, die in der Adressenliste der Landessozialministerien aufgeführt sind, sind vertrauenswürdige und anerkannte Träger von Freiwilligendiensten. Diese Trägerschaften besitzen langjährige Erfahrung mit jugendlichen Freiwilligen und kennen die geltenden Regeln und Gesetze.

Bei selbst erfragten Dienststellen - besonders außerhalb Deutschlands - lohnt sich die Nachfrage beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ): Nur hier gibt es Gewissheit ob der Seriösität des FWD-Anbieters.

Und was genau ist nun der ADiA?

"Zivildienst kann (...) nur auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland geleistet werden." So steht es im Zivildienstgesetz. Wer trotzdem raus will, macht einen ADiA - einen Anderen Dienst im Ausland.

Der ADiA ist das Schlupfloch , dass der Staat gewährt, um Zivildienstleistende in die weite Welt zu entlassen. So kann ein Wehrdienstverweigerer nicht zum Zivildienst herangezogen werden, wenn er bereits eine Stelle im Ausland als ADiA nachweisen kann. Die Stelle muss allerdings von einem anerkannten Träger kommen - die Seriosität prüft das Familienministerium.

Anders als beim Zivildienst in Deutschland gibt es im Ausland kein Geld von Mutter Staat. Dafür übernimmt meist der Träger Verpflegung, Unterkunft und Taschengeld - Reisekosten und Versicherung fallen oft der eigenen Geldbörse zur Last.

Die Aufgaben eines ADiA-lers sind gleichwertig mit denen eines normalen Zivis: Pflege und Betreuung von Behinderten oder älteren Menschen, Arbeit in Kindergärten und Schulen oder auch Landarbeit. Neu und exotisch ist die Entwicklungshilfe in Dritte-Welt-Ländern - eine Arbeit, die in Deutschland in der Form nicht mehr nötig ist.

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