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Tote Zivilisten im Gaza-Krieg Israelische Soldaten kritisieren Feuer-Freigabe durch Vorgesetzte

Israel tut alles, um zivile Opfer im Krieg zu vermeiden - so stellt es die Armeeführung stets dar. Doch Soldaten aus dem Gaza-Krieg prangern jetzt an: Die Einsatzvorschriften sind viel zu lax.
Israelische Soldaten im Gazastreifen: Kritik an Vorschriften

Israelische Soldaten im Gazastreifen: Kritik an Vorschriften

Foto: Abir Sultan/ dpa

Mehr als 2200 Palästinenser wurden 2014 im Gaza-Krieg getötet, ein Großteil davon Zivilisten. Auch mehr als 70 Israelis kamen dabei ums Leben. Israelische Soldaten werfen der Armee jetzt vor: Die Einsatzregeln und Vorschriften zum Gebrauch von Schusswaffen seien zu locker. Einige berichteten, ihre Kommandeure hätten ihnen gesagt, sie könnten in den meisten Fällen ohne Weiteres das Feuer eröffnen. Dies sei damit begründet worden, dass die palästinensischen Zivilisten vorher angewiesen worden seien, die umkämpften Gebiete im Gazastreifen zu verlassen.

Die Organisation Breaking the Silence veröffentlichte am Montag Zeugenaussagen von 70 Soldaten, die allerdings ihre Namen nicht nennen wollten. Es seien auch kaum Anstrengungen unternommen worden, Schäden an der palästinensischen Infrastruktur und an Privatgebäuden zu verhindern, heißt es in dem Bericht. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden während des 50-tägigen Kriegs 18.000 Gebäude zerstört oder schwer beschädigt.

"Alle zwei, drei Jahre rücken wir wieder für eine neue Runde des Kämpfens nach Gaza ein", sagte Jehuda Schaul, Gründer der Organisation. Stets würden neue moralische Schranken gebrochen, kritisierte er.

In einer Reaktion der israelischen Armee hieß es, Breaking the Silence habe sich geweigert, Beweise für die Vorwürfe vorzulegen. Ihnen nachzugehen sei daher unmöglich. Das Militär untersuche selbst Berichte über Verstöße seiner Soldaten während des Gaza-Kriegs.

Die Mitglieder von Breaking the Silence - viele davon Soldaten oder Reservisten - berichten regelmäßig in Videoaufnahmen von ihren Erlebnissen in den besetzten Gebieten. Damit wollen sie die Bevölkerung aufrütteln und auf die schwierigen Zustände in Ostjerusalem, im Westjordanland und Gazastreifen aufmerksam machen.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat nicht nur Israel, sondern auch der im Gazastreifen herrschenden Hamas Kriegsverbrechen im Gaza-Krieg vorgeworfen. Hamas-Kämpfer hatten im Juni und August 2014 Tausende Raketen und Granaten auf Wohngebiete in Israel abgefeuert.

als/dpa