Nahost-Konflikt Israelische Soldaten erschießen Kind
Gaza - Nach palästinensischen Angaben feuerten die Soldaten in Grenznähe zu Ägypten auf ein Wohnviertel im Flüchtingslager von Rafah. Die Mutter habe in der Nähe des Hauses Schüsse gehört und sei heraus gerannt, um nach ihrem Kind zu sehen. Dabei sei die Frau von Granatsplittern verletzt worden. Ihr Sohn sei mit einer Schusswunde in der Brust gefunden worden.
Er ist das dritte Kind, das innerhalb der vergangenen zwei Tage in Rafah unter ähnlichen Umständen ums Leben gekommen ist. Ein israelischer Armeesprecher sagte, man überprüfe den Bericht.
Armee setzt mehr als 100 Panzer ein
Unterdessen ist die israelische Armee mit einem Großaufgebot von mehr als 100 Panzern in Nablus, der größten Palästinenserstadt im Westjordanland, eingerückt. Soldaten riegelten alle Eingänge zur Altstadt ab und begannen Haus-zu-Haus-Durchsuchungen. Außerdem drangen sie in die dicht besiedelten Flüchtlingslager Balata und Askar ein. Über die 150.000 Einwohner wurde ungeachtet des Fastenmonats Ramadan eine Ausgangssperre verhängt.
Nach Armeeangaben soll während des zeitlich unbefristeten Einsatzes militanten Palästinensergruppen ein Schlag versetzt werden. In Nablus und anderen Städten des nördlichen Westjordanlandes wurden nach Armeeangaben 33 mutmaßliche militante Palästinenser festgenommen.
Palästinenser bitten um internationale Hilfe
Palästinenserpräsident Jassir Arafat nannte den Einmarsch "ein neues Verbrechen der israelischen Armee gegen die Palästinenser". Planungsminister Nabil Schaath sagte, die Militäraktion stehe im Widerspruch zur Friedensdiplomatie und heize den Krieg nur an. Für die Palästinenser sei es schwierig, unter diesen Umständen ihre Bemühungen zur Rückkehr zum Friedensprozess fortzusetzen. In einer Erklärung der Palästinenserführung heißt es, mit seiner "bösartigen Unterdrückung erreiche Israel weder Frieden noch Sicherheit." Zugleich baten die Palästinenser um rasche internationale Hilfe.
Die israelische Regierung bezeichnete die neue Militäraktion im nördlichen Westjordanland als Vergeltungsaktion für den Anschlag auf den Kibbuz Metzer vom Sonntagabend. Ein Palästinenser hatte fünf Menschen, darunter zwei kleine Kinder, erschossen. Nach Medienberichten wurde die Militäroperation jedoch bereits vor Wochen geplant. Offiziell sei sie jedoch jetzt als Reaktion auf den Anschlag im Kibbuz ausgegeben worden.
Netanjahu fordert Deportation Arafats
Hochrangige israelische Sicherheitsoffiziere warnten die Regierung in Jerusalem vor einer etwaigen Ausweisung von Arafat. Während der halbjährlichen Lageeinschätzung sagten sie dem Kabinett, dass Arafat in diesem Fall die palästinensische Autonomiebehörde aus dem Ausland kontrollieren würde. Der israelische Außenminister Benjamin Netanjahu widersprach nach Rundfunkangaben dieser Einschätzung. Nur bei einer Deportation bestehe die Aussicht auf eine neue Führung in der Autonomiebehörde, sagte Netanjahu.
Netanjahu hatte am Dienstagabend auf einem Parteikonvent des regierenden Likud-Blocks in Tel Aviv angekündigt, dass er im Falle seiner Wahl zum neuen israelischen Ministerpräsidenten Arafat ausweisen wolle.