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Nahost-Konflikt Israelische Soldaten töten Palästinenser - Mutter spricht von Exekution

Zwischenfall im Westjordanland: Israelische Soldaten haben einen Palästinenser erschossen, nachdem dieser sich Befehlen widersetzt haben soll. Die Mutter des Getöteten erhebt schwere Vorwürfe.
Israelische Soldaten auf Patrouille (Archiv)

Israelische Soldaten auf Patrouille (Archiv)

Foto: Nasser Shiyoukhi/ AP

Israelische Soldaten haben im Westjordanland in der Nacht zu Dienstag einen Palästinenser erschossen. Beide Seiten stellten den Hergang unterschiedlich dar. Der Vorfall ereignete sich im palästinensischen Flüchtlingslager Al-Fara nördlich der Stadt Nablus.

Die israelische Armee erklärte, ein "mit einem Messer bewaffneter Angreifer" habe "versucht, Soldaten zu erstechen", die den Auftrag gehabt hätten, "Verdächtige festzunehmen". Die Soldaten hätten den Mann aufgefordert, stehen zu bleiben. Als er sich weiter genähert habe, hätten sie die tödlichen Schüsse abgegeben. Andere Bewohner des Lagers hätten die Armeeangehörigen außerdem beschossen und mit Brandbomben beworfen. Unter den Soldaten habe es keine Verletzten gegeben.

Das Palästinensische Zentrum für Menschenrechte (PCHR) beschuldigte die Armee, den 32-jährigen Mohammed al-Salhi aus nächster Nähe bei sich zu Hause hingerichtet zu haben. Die Organisation berief sich dabei auf die Mutter des Toten, die dabei gewesen sein soll. Die Armee äußerte dazu lediglich, dass der Palästinenser nicht bei sich zu Hause getötet worden sei.

Obama erneuert Vorwürfe gegen Siedlungspolitik

Laut Chaled Mansur, einem Verantwortlichen des Flüchtlingscamps, versuchte Salhi die Soldaten am Betreten seines Hauses zu hindern, als er von sechs Kugeln getroffen wurde. Israel hatte Salhi zwischen 2004 und 2007 inhaftiert. Wie der Klub der palästinensischen Gefangenen weiter mitteilte, wurden ihm die Mitgliedschaft in den Brigaden der al-Aksa-Märtyrer, dem bewaffneten Arm der Palästinenserorganisation Fatah, zur Last gelegt.

Seit über einem Jahr gibt es in Israel und den Palästinensergebieten eine neue Gewaltwelle. Dabei wurden bereits 248 Palästinenser, 40 Israelis und fünf Ausländer getötet. Bei vielen der Getöteten handelte es sich um mutmaßliche oder erwiesene palästinensische Angreifer auf Israelis. Am Sonntag hatte ein Palästinenser in Jerusalem mit einem Lastwagen vier israelische Soldaten getötet und 17 weitere verletzt. Der Attentäter wurde bei dem Anschlag erschossen.

Ein Ausgangspunkt des Konflikts ist Israels Siedlungspolitik. Diese hatte auch Barack Obama stark kritisiert. Nun erneuerte der noch amtierende US-Präsident seine Vorwürfe. In einem Interview im israelischen Fernsehen sagte er, dass eine derartige Siedlungspolitik eine Zwei-Staaten-Lösung unmöglich mache. Netanyahu hatte zuletzt die Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen (Uno) infrage gestellt, weil diese ein Ende des Siedlungsbaus im Westjordanland gefordert hatten.

bam/AFP/Reuters