Harry Potter forever? In acht Kinofilmen spielte der Engländer Daniel Radcliffe den Zauberlehrling mit der Blitznarbe auf der Stirn. 2011 war endgültig Schluss, seitdem hat Radcliffe alles versucht, um sich vom Harry-Image zu entfernen - von Nacktauftritten auf der Londoner Theaterbühne bis zu absurd-komischen TV-Parodien ("Extras", "Saturday Night Live"). Mittlerweile scheint der heute 25-Jährige aber seinen Frieden mit Harry gemacht zu haben, wie er im Interview verrät.

TV SPIELFILM Seit "Harry und Sally" stellen sich Filmemacher die Frage: Können Männer und Frauen einfach nur befreundet sein? Ein Thema, das auch in Ihrem neuen Film "The F-Word" eine zentrale Rolle spielt. Was glauben Sie?

DANIEL RADCLIFFE
Na ja, es ist zumindest nicht der schlechteste Ausgangspunkt für eine Liebesbeziehung. Meine Eltern sind ein gutes Beispiel dafür. Sie kannten sich schon eine ganze Weile, bevor sie anfingen, miteinander auszugehen. Inzwischen sind sie seit über dreißig Jahren verheiratet. Umgekehrt gibt es das doch auch: Menschen, die ineinander verliebt waren, trennen sich und bleiben trotzdem gute Freunde. Beziehungen verändern sich.

Könnte das so etwas wie die Botschaft von "The F-Word" sein?

DANIEL RADCLIFFE
Nein, in diesem Film geht es um etwas anderes: Ist es wirklich ratsam, eine Freundschaft aufrechtzuerhalten, wenn du dir eigentlich eine andere Art von Beziehung wünschst und deine Gefühle ständig verleugnen musst?
Fällt es Ihnen leichter, sich mit Frauen auszutauschen als mit Männern?

DANIEL RADCLIFFE
Wenn es um Gefühle geht, ist es mit Frauen definitiv einfacher. Ich glaube, Männer stehen immer noch unter einem gewissen Druck, nicht zu verletzlich zu sein. Vor allem dann nicht, wenn sie unter sich sind. Das ist mit meinen Freunden auch so. Wenn ich etwas anspreche, was mich wirklich beschäftigt, heißt es gleich: Mensch, Alter, hör doch auf...

Ist Ihnen jemals das Herz gebrochen worden?

DANIEL RADCLIFFE
Nicht so, wie es Wallace im Film passiert, nein. So bin ich noch nie betrogen worden. Ich würde sogar sagen, dass jede Art von Herzschmerz oder Liebeskummer, die mir passiert ist, meist eher selbstverschuldet war.
Ihr Regisseur Michael Dowse legt beson­deren Wert darauf, "The F-Word" sei keine ­romantische Komödie. Was meinen Sie?

DANIEL RADCLIFFE
Ich habe den Eindruck, dass sich Schauspieler und Filmemacher viel weniger mit der Genre­frage beschäftigen als Journalisten. In Interviews werde ich häufig danach gefragt, sonst eigentlich nie. Beim Drehen macht man sich darüber jedenfalls keine Gedanken.

Wenn Wallace seine Ruhe haben will, klettert er aufs Dach. Wie sieht Ihr Rückzugsort aus?

DANIEL RADCLIFFE
In New York gibt es viele Möglichkeiten, sich zurückzuziehen. Selbst in der Öffentlichkeit. Ich kann mich ohne Probleme auf eine Parkbank setzen und einfach abschalten. Aber der Ort, an dem ich mich wirklich zu Hause fühle und am besten entspannen kann, ist ein Filmset. Hier kann ich mich vollkommen frei bewegen. Die Crew ist an deinen Anblick gewöhnt, und alle sind heilfroh, wenn du kein allzu lausiger Schauspieler bist.

Warner Bros. Pictures

Der andere Harry: Daniel Radcliffe samt Eule Hedwig in "Harry Potter und der Stein der Weisen" (2001)

Werden Sie eigentlich noch oft auf Harry Potter angesprochen?

DANIEL RADCLIFFE
Das kommt ganz drauf an. Als ich in London Theater spielte, gab es immer jemanden, der am Bühnenausgang wartete, um mir zu sagen, wie viel ihm die Filme bedeuten. Es gibt Menschen, für die werde ich immer Harry Potter bleiben, damit habe ich kein Problem.

Womit dann?

DANIEL RADCLIFFE
Etwas anderes ist es, wenn eine Horde Betrunkener "Harry Potter!" hinter mir herbrüllt. Ich denke dann immer: Wenn ihr euch schon über mich lustig machen wollt, dann gebt euch wenigstens ein bisschen Mühe. Aber zum Glück passiert das nicht allzu oft. Meistens fangen die Leute nur an zu tuscheln, wenn sie mich erkennen, was auch nicht so toll ist. Aber es gibt natürlich auch sehr schöne Begegnungen, da werde ich dann selbst ein bisschen nostalgisch.

Ein Running Gag im Film dreht sich um Frühstücksspeck als Mittel, um Frauen zu verführen. Wie wichtig ist Speck in Ihrem Leben?

DANIEL RADCLIFFE
(lacht) Spitzenfrage! Also, Speck spielt eine bedeutende Rolle in jedem Aspekt meines Lebens. (lacht lauter) Jedenfalls könnte man mich mit Speck jederzeit erobern!

Scott Orlin