Wo die Nachtigall singt

Nachtigall

Seit Ende April sind auch die Nachtigallen wieder aus ihrem Winterquartier in Afrika zurück und erfreuen uns mit ihrem Gesang. In der Stille der Nacht und in der Dämmerung ist ihr lautes Lied besonders gut zu hören. Leider bekommt man den unscheinbaren Vogel nur selten zu Gesicht.

Vor allem in der Nähe des Neckars, am Wieblinger Altneckar und im Neuenheimer und Handschuhsheimer Feld, dort, wo Hecken sind und genügend Unterholz zu finden ist, u.a. im Gewann Hühnerstein, bauen diese Frühjahrsboten – gut versteckt – ihre Nester. Die Nachtigallen-Männchen singen – nicht nur nachts – mit großer Ausdauer, um die Weibchen zu betören und in ihr Revier zu locken.

Bis zu 160 unterschiedliche Strophen beherrscht eine Nachtigall. Besonders typisch sind ihre so genannten Pfeifstrophen: hierbei trägt sie eine längere Serie von gedehnten Pfeiftönen vor, die einen weichen, wehmütigen Charakter haben können und zum Teil als klagend („Schluchzen“) empfunden werden.

Leider werden die Gesangsvorträge der Nachtigallen immer seltener, denn der Lebensraum des Zugvogels wird knapp. Wie für viele andere heimische Vogelarten wurden und werden ihre traditionellen Brutplätze in Deutschland immer seltener – nicht so in Heidelberg, noch nicht.

Derzeit allerdings werden im Rahmen des Masterplanprozesses Neuenheimer Feld/ Neckarbogen alte, aus dem letzten Jahrhundert stammende Verkehrs- und Bebauungspläne aus der Schublade geholt, die auf die Natur im Neuenheimer Feld und in den angrenzenden Gebieten keine Rücksicht nehmen. Es scheint sogar ungewiss, ob die von der Universität gewünschten Erweiterungen der dortigen wissenschaftlichen Einrichtungen und die entsprechenden Zufahrten überhaupt im für Naturschutz zuständigen Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität (AKUM), behandelt werden.

Auf der offiziellen Homepage der Stadt Heidelberg zum Masterplan Neuenheimer Feld/ Neckarbogen ist von Naturschutz keine Rede. Stadtverwaltung und Universität scheinen Naturschutz und den Erhalt der Biodiversität beim Masterplanprozess vergessen zu haben. Das ist traurig und nicht zukunftsfähig.

Hier sind dringend Nachbesserungen nötig – nicht nur zum Schutz der Nachtigall.

Foto: Manfred Eimers, Text: Regine Buyer