Kloster Hirsau: Bedeutender Klosterstandort im Heiligen Römischen Reich

Das Kloster Hirsau im Nordschwarzwald bei Calw war ein bedeutendes Benediktinerkloster im Mittelalter. Meistens ist damit die große Klosteranlage St. Peter und Paul gemeint. Dazu gehört aber auch das Vorgängerkloster St. Aurelius, vom dem noch Teile der Klosterkirche erhalten sind.

St. Aurelius

Die 765 gebaute Nazariuskapelle war die kirchliche Keimzelle für den Nordschwarzwald. 830 wurden die Gebeine des Heiligen Aurelius vom Bischof von Vercelli nach Hirsau überführt. Der Bischof lies eine einfache Saalkirche errichten (St. Aurelius), die sich zum Kloster entwickelte. Das erste Aureliuskloster bestand bis zum Jahr 1000 und verfiel dann.

Im Jahre 1049 ließ Papst Leo IX. die Gebeine des Heiligen suchen und ausgraben. Er befahl seinem Neffen, dem Grafen von Calw, das Kloster wieder aufzubauen. Der Neubau begann 1059. Es handelte sich um eine dreischiffige romanische Säulenbasilika mit Querhaus und Chor. Westlich begrenzten zwei Türme das Gebäude. Südlich schloss sich das Kloster an.

Nach der württembergischen Reformation wurde St. Aurelius 1584 zu großen Teilen abgerissen. Der Kirchentorso diente als Stall, Scheune und Garage. Seit den 1950er Jahren wurde St. Aurelius wieder als katholische Pfarrkirche genutzt, 1956 kamen die Gebeine des Heiligen Aurelius nach langer Reise durch Württemberg wieder zurück.

Auf den Bildern ist der Turmstumpf noch erkennbar (rechts neben der Tür), auf der Rückseite kann man den Grundriss des abgerissenen Chors und Ruinen des Klosters sehen.

St. Peter und Paul

Wegen der als vorbildhaft empfundenen Lebensweise der Mönche und der Reformen des Abts Wilhelm (ab 1069) erhielt Hirsau viele Landschenkungen und großen Zulauf. Es wurde innerhalb nur weniger Jahre zu klein. Daher begannen 1082 die Bauarbeiten an St. Peter und Pauls auf der anderen Nagoldseite.

Hirsau / Kloster St. Peter und Paul
Hirsau / Kloster St. Peter und Paul

Die Weihe erfolgte 1091, die Umsiedlung des Konvents 1092. Abt Wilhelm übernahm sowohl die Klosterregeln als auch die architektonische Vorlage vom französischen Reformkloster Cluny.

Von 1586 bis 1592 ließen Württembergs Herzöge, südlich im Anschluss an die Klausur, anstelle des Abthauses ein dreiflügeliges Schloss im Renaissancestil erbauen.

Während einer Belagerung durch französische Truppen unter General Mélac im Pfälzischen Erbfolgekrieg gingen Schloss und Kloster 1692 in Flammen auf. Von der Klosterkirche blieb nur der nördliche Westturm (Eulenturm) übrig, daneben sieht man die Grundmauern des südlichen Westturms. An der Stelle des Altars steht ein Kreuz.

Der Figurenfries, der den Turm oberhalb des zweiten Geschosses auf der Nord-, West- und Südseite umzieht ist kunsthistorisch von großer Bedeutung. Die Skulpturengruppen werden jeweils von bärtigen männlichen Figuren dominiert, die in Frontalansicht dargestellt sind. Der Figurenfries des Eulenturms stellt wohl den Lebensbogen eines Laienbruders dar.

Komplett erhalten blieb die Marienkapelle. Sie ist seit dem 18. Jahrhundert Pfarrkirche der Evangelischen Kirchengemeinde Hirsaus.

In den erhaltenen Nebengebäuden befinden sich heute das Finanzamt Calw oder auch das Evangelischen Pfarrhaus .

Hirsau / Herzogliches Schloss
Hirsau / Herzogliches Schloss

Eine Antwort auf „Kloster Hirsau: Bedeutender Klosterstandort im Heiligen Römischen Reich“

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..