Eintauchen in das Meer, auf Entdeckungsreise gehen mit den Forschern – Wasser, Tierwelt, Klima erleben! Die Stadt Kiel will ihren Standort direkt an der Ostsee attraktiver gestalten. Als Sailing.City und Meeresschutzstadt bekennt sich Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt bereits zu seiner Lage am Meer. Wird es außerdem einen spektakulären Meeres-Erlebnispark geben? Die Vision für ein Meeresvisualisierungszentrum (MVZ) ist da, die Planungen laufen – nur der Arbeitstitel ist etwas sperrig.
Das MVZ könnte direkt an der Kiellinie entstehen. Die Kieler Ratsversammlung hat sich von der Machbarkeitsstudie von dwif Consulting überzeugen lassen und Mitte Februar 2024 eine Umsetzungsstudie in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse der Umsetzungsstudie sollen im August 2025 vorliegen. Auf deren Basis fällt die Entscheidung pro oder contra MVZ. Die ersten Besucherströme würden frühestens in den 2030er-Jahren in ein mögliches Meereszentrum fließen können.
Das MVZ in Kiel würde die Augen der Besucher für die Bedeutung der Ozeane und die Auswirkungen des Klimas auf den Lebensraum öffnen, ist sich Dr. Jana Koerth sicher: „Die kontroversen Diskussionen um den Nationalpark Ostsee, die vielen unterschiedlichen Perspektiven haben gezeigt: Es muss einen Diskurs um das Thema Meer geben.“
Die promovierte Geographin ist seit Sommer 2023 bei der Stadt, soll ab diesem Jahr die Projektleitung für das MVZ übernehmen. Das Spannungsfeld von Mensch und Umwelt, der Meeresspiegelanstieg und die Anpassungen an die Klimaveränderungen seien stets ihr Forschungsgebiet gewesen, erklärt Dr. Koerth. Sie ist sich sicher, dass ein solcher Erlebnisraum funktionieren kann. Dass ein außerschulischer Lernbereich auch mit spektakulärer Architektur kombinierbar ist, beweisen bereits das Ozeaneum in Stralsund und das Klimahaus in Bremerhaven.Spektakuläre Architektur
In Kiel könnte direkt am Wasser ein bis zu 8.000 Quadratmeter großes Projekt entstehen, das der Stadt ein neues Gesicht gibt, ein neuer Leuchtturm ist. „Die Befragungsergebnisse der Studie haben ergeben, dass es in der Bevölkerung den Bedarf gibt. Immer wieder wurde gesagt, dass es in der Stadt so viele Meeresprojekte gäbe, dass es dafür auch einen Raum geben sollte“, sagt Dr. Jana Koerth.
Abseits der wissenschaftlichen Sicht und des Erlebnis-Aspektes hätte das MVZ auch wirtschaftlich-politische Bedeutung: „Kiel fehlt eine Schlechtwetter-Attraktion. Daher wäre das Meeresvisualisierungszentrum auch ein touristischer Anziehungspunkt und hätte einen wirtschaftlichen Nutzen. Zudem würde es sich positiv auf die Arbeitsplätze in der Stadt auswirken.“
Bis es soweit ist, sind allerdings noch einige Hürden zu nehmen. Die explorative Studie (April 2022) und die vertiefende Machbarkeitsstudie, die Ende 2023 öffentlich vorgestellt wurde, haben dem Projekt aber schon mal Rückenwind gegeben. „Die Studie macht deutlich, dass Kiel als weltweit renommierter Standort der Meeresforschung und der maritimen Wirtschaft der ideale Standort für ein solches Projekt ist“, sagte Kiels OB Ulf Kämpfer nach der Veröffentlichung der explorativen Studie.
Anfangsinvestition von 63,9 Millionen Euro
Auf bis zu 250.000 Besucher pro Jahr wird das Potenzial des MVZ geschätzt. Die Investitionskosten für die favorisierte große Variante würden bei bis zu 63,9 Millionen Euro liegen. Ein Kraftakt, der sich laut Kämpfer lohnen würde: „Andere norddeutsche Städte haben vorgemacht, wie solche visionären Vorhaben erfolgreich umgesetzt werden können.“