Die Mittelmeermöwe auf dem Dorfe

Seit einigen Jahrzehnten hat sich die Mittelmeermöwe in der Schweiz eingenistet. Wo ist sie im Kanton Freiburg anzutreffen und besteht Handlungsbedarf?

Die Mittelmeermöwe profitiert vom reichhaltigen Nahrungsangebot in der Region. © Keystone

Ob am Murtensee nistend oder über den Feldern und Dächern des Sensebezirks kreisend, die Mittelmeermöwe macht sich auffallend häufig und lautstark in der Region bemerkbar. Seit Ende der 60er Jahre brütet diese Möwenart in der Schweiz. Laut Adrian Aebischer, Biologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Freiburger Amts für Wald und Natur, habe sich die stark wachsende Möwenpopulation vom Mittelmeer immer weiter ausgebreitet und sei schliesslich der Rhone entlang auch bis in die Schweiz gelangt.

Da aber auch die Nistplätze an den hiesigen Seen grösstenteils besetzt sind, breitet sich die Mittelmeermöwe nun auch in der Stadt Freiburg und in den Dörfern aus, wo sie vor allem auf dem Kies von Flachdächern passende Nistbedingungen vorfänden.

Die Anzahl der Tiere nimmt dabei stetig zu. "Unterdessen sind es sicher 40-50 Möwenpaare, die auf Gebäuden im Kanton Freiburg brüten", wie Aebischer sagt. Diese profitieren vom reichhaltigen Nahrungsangebot in den Städten, grösseren Dörfern und auf den umliegenden Feldern. So sei es mittlerweile nicht unüblich, Mittelmeermöwen auch in höhergelegenen Ortschaften wie Plaffeien zu sichten.

Prekär für einheimische Arten

Problematisch ist die Ausbreitung der Mittelmeermöwe für heimische gefährdete Arten, wie die Lachmöwe oder die Flussseeschwalbe, die wegen mangelnden Brutplätzen teils nur auf künstlichen Nistplätzen brüten können. Die physisch überlegene Mittelmeermöwe vertreibt häufig die anderen Arten, oder frisst deren Eier und Jungtiere. Ornithologen versuchen nun, gewisse Nistplätze zeitlich passend mit der Brutzeit der gefährdeten Arten zu öffnen.

Die Bevölkerung dürfte die Mittelmeermöwe in der nahen Zukunft zunehmend als störend empfinden, sofern die Anzahl der Tiere steigt und sie vermehrt Nistplätze auf Gebäuden sucht. "Die Mittelmeermöwe ist aber eine geschützte Art, die nicht einfach geschossen werden darf", so Aebischer. Die beste Strategie sei es wohl, zum Beginn der Nistzeit Ende März und Anfang April darauf zu achtet, ob sich Mittelmeermöwen auf dem heimischen Flachdach ansiedeln. Wenn man sich bemerkbar mache, empfinde die Möwe den Platz als ungeeignet und ziehe weiter.

RadioFr. - Valentin Brügger
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