Köln hakt nach: Warum gilt Haus Fühlingen als Grusel-Villa?

© Christin Otto

In Köln begegnen uns immer wieder kuriose Dinge, die uns staunend oder fragend zurücklassen. In unserer Serie "Köln hakt nach" gehen wir darum Fragen, Phänomenen und kuriosen Geschichten aus Köln auf den Grund. Auch ihr habt etwas entdeckt? Dann schickt uns eure Fragen!

Triggerwarnung Suizid: In diesem Text geht es stellenweise um das Thema Suizid. Das kann belastend und retraumatisierend sein. Bei der Telefonseelsorge findet ihr anonym, kostenlos und rund um die Uhr Hilfe: 0800-111 0 111.

Das Haus Fühlingen an der Neusser Landstraße ist das bekannteste Spuk-Haus Kölns und immer wieder Ziel von selbsternannten Geisterjäger*innen. Im Internet finden sich dutzende Videos und Berichte über seltsame Schatten und gruselige Phänomene, die hier angeblich gesichtet wurden. Doch woher kommen die Geistergeschichten rund um die Villa, die in den 1880er-Jahren für den Bankier Eduard Freiherr von Oppenheim gebaut wurde?

Der Geist eines ermordeten Zwangsarbeiters

Der Legende nach spukt der Geist eines polnischen Zwangsarbeiters durchs Haus, der 1943 von den Nazis ermordet wurde. Gemeint ist der damals 19-jährige Edward Margol, der von der Gestapo in einer alten Ziegelei nahe der Villa öffentlich erhängt wurde. Grund für seine Hinrichtung waren offenbar falsche Anschuldigung des damaligen Pächters der Villa. Der Landwirt hatte behauptet, Margol habe sich seiner Tochter unsittlich genähert.

Seither soll es in der Villa spuken und zu mysteriösen Todesfällen gekommen sein. Wobei die Geschichte des Haus Fühlingen wohl von Anfang an Stoff für Horrormärchen lieferte. Gebaut wurde sie nämlich auf dem sogenannten "Blutacker" – dem Grundstück, auf dem 1288 bei der Schlacht von Worringen mehr als 1000 Menschen ums Leben kamen.

Zwei Männer erhängen sich im zweiten Stock

Nach dem Zweiten Weltkrieg wohnte im Haus Fühlingen schließlich der ehemalige NS-Richter Gerhard van Kempen. Angeblich soll er es gewesen sein, der Margol 1943 zum Tode verurteilte, heißt es in der Broschüre "Chorweiler entdeckt seine NS-Geschichte".

In der Silvesternacht des Jahres 1962 soll sich van Kempen im zweiten Stock des Hauses erhängt haben. Seine Witwe lebte bis ins Jahr 2000 als letzte Bewohnerin alleine in der Villa. Gruselig: 45 Jahre nach van Kempens Suizid, als die Villa längst verlassen ist und allmählich verfällt, erhängt sich 2007 erneut ein Mann im zweiten Stock des Hauses.

Eingemauerte Autos und insolvente Investoren

Doch schon vor dem zweiten Suizid ereignen sich im Haus Fühlingen merkwürdige Dinge. So sollen bei Bauarbeiten auf dem Gelände in den 70ern zwei Autos mit eingemauert worden sein – Grund unbekannt.

Trotz aller Gruselgeschichten ist es für viele Kölner*innen nach wie vor unverständlich, dass die einstige Prachtvilla seit Jahrzehnten dem Verfall überlassen wird. Und aktuell sieht es auch nicht so aus, als würde sich daran zeitnah etwas ändern.

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2004 hatte ein privater Investor das denkmalgeschützte Haus Fühlingen zwar von der Stadt gekauft und angekündigt, daraus Luxuswohnungen zu machen – doch das Projekt mündet in einem Finanzskandal. Die Firma namens "German Property Group" ist inzwischen insolvent – Anleger*innen sehen sich um ihr Geld geprellt.

Nun droht dem Haus Fühlingen womöglich sogar der Abriss, denn laut Kölnischer Rundschau hat die Stadt ein Verfahren in Gang gebracht, das dem verfallenen Gebäude den Denkmalschutz entziehen soll. Da die Villa in einem Landschaftsschutzgebiet steht, wäre das das Aus für neue Baumaßnahmen – denn erlischt der Denkmalschutz, erlischt auch das Baurecht für das Grundstück.

Fest steht jedenfalls: Für Möchtgern-Geisterjäger*innen ist das Haus Fühlingen eine Gefahr – allerdings nicht wegen übernatürlicher Erscheinungen, sondern wegen der akuten Einsturzgefahr. Wer das Gebäude unerlaubt betritt, verstößt nicht nur gegen das Gesetz, sondern geht auch das Risiko ein, diesen Nervenkitzel nicht unbeschadet zu überstehen.

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