Körpergröße und Körpergewicht

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Einfluss der Gene auf den menschlichen Körper wird seit vielen Jahren wissenschaftlich intensiv erforscht. Obwohl bereits große Fortschritte bei der Entschlüsselung des menschlichen Erbguts erzielt worden sind, gibt es nach wie vor einige strittige Punkte: Welchen Anteil haben die Gene sowie Umwelteinflüsse an der Ausprägung von bestimmen physischen und psychischen Merkmalen? Wie stark wird ein Individuum von den geerbten Genen der Eltern und wie stark von der Erziehung sowie von anderen externen Einflüssen (z.B. Ernährung) geprägt? Diese Fragen sollen anhand der beiden physischen Merkmale Körpergröße und Körpergewicht erläutert werden. Zudem ist erklärt, warum bestimmte Idealwerte nicht das Verhältnis zum eigenen Körper bestimmen sollten.

Inhaltsverzeichnis

Einflussfaktoren auf die Körpergröße

Zahlreiche Krankheiten sind eng mit der DNA gekoppelt, jedoch ist einer umfassenden Studie zufolge in den meisten Fällen nach wie vor unklar, welche Genvarianten bzw. Genmutationen letztlich tatsächlich eine Krankheit auslösen.
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Das Erbgut eines jeden Menschen ist in der DNS bzw. DNA (Desoxyribonukleinsäure, englisch: deoxyribonucleic acid, DNA) in den Zellkernen gespeichert. Die DNA besteht aus schleifenförmig gewundenen Strängen, die durch chemische Bausteine miteinander verbunden sind. Ein Gen ist eine Einheit in der DNA, die die Funktionen der jeweiligen Körperzelle steuert und somit Informationen über die Entwicklung eines Individuums enthält.

Dadurch bestimmen die Gene die späteren physischen Merkmale eines Menschen, einige Gene bestimmen sogar psychische Eigenschaften. Es gibt Gene, die ganz alleine die Ausprägung eines Körpermerkmals steuern, dies ist beispielsweise bei der Augenfarbe der Fall. Die Entwicklung der Körpergröße ist ein Beispiel für ein physisches Merkmal, das mehrere Gene gemeinsam steuern. Bislang sind nach Angaben von SPIEGEL ONLINE etwa 180 Erbgutregionen bekannt, denen eine Rolle beigemessen wird. Darüber hinaus gibt es noch komplexere Bereiche im menschlichen Körper, bei denen eine Vielzahl von Genen im Verbund agiert. Hierunter zählen etwa die Intelligenz und auch grundlegende Charaktereigenschaften wie Empathie.

Bei der Entwicklung der Körpergröße kommt der Genetik eine große Rolle zu. Welche Körpergröße ein Mensch erreicht, wird zu etwa neunzig Prozent von seinen Genen bestimmt. Das Erbgut legt hier die Obergrenze fest, über die letzten Prozente entscheiden Umwelteinflüsse. Dies ist nicht nur bei der Körpergröße so, auch die geistige Entwicklung soll dieser Quelle zufolge zu einem gewissen Teil von externen Einflüssen bestimmt werden. Förderungen und Motivationen sowie die Chancen, die sich einer Person im Laufe des Lebens bieten oder nicht, haben mit großer Wahrscheinlichkeit einen Einfluss auf die geistige Entwicklung. Vorerkrankungen und auftretende Krankheiten sowie die Ernährung können sich ebenfalls auf die Entwicklung der Körpergröße auswirken.

Der Einfluss äußerer Lebensbedingungen auf die Körpergröße

Vorerkrankungen & auftretende Krankheiten

Lange Zeit war in der Wissenschaft die Meinung vorherrschend, dass die Gene der entscheidende Faktor in der menschlichen Entwicklung sind. Jedoch haben neueste wissenschaftliche Erkenntnisse auf dem Gebiet der Epigenetik offenbart, dass die verschiedenen Ausprägungen der Gene durch äußere Umstände beeinflusst und mitunter sogar gezielt gesteuert werden können. In einer französischen Video-Dokumentation aus dem Jahr 2015 sind diese Erkenntnisse näher erläutert.

Demnach lautet eine in der Wissenschaft mittlerweile akzeptierte Erkenntnis, dass sowohl die vererbten Gene als auch die Umwelt zusammen ein Individuum prägen. Einerseits werden jedem Menschen bestimmte Varianten von Genen mitgegeben, die das Individuum zu einer wahrscheinlichen Ausprägung von bestimmen Merkmalen befähigen, andererseits kann die Umwelt das Ein- und Ausschalten der jeweiligen Gene beeinflussen. Zahlreiche Krankheiten sind eng mit der DNA gekoppelt, jedoch ist einer umfassenden Studie zufolge in den meisten Fällen nach wie vor unklar, welche Genvarianten bzw. Genmutationen letztlich tatsächlich eine Krankheit auslösen.

Hygienische Verhältnisse

In der medizinischen und epidemiologischen Forschung gibt es Untersuchungen, die einen kausalen Zusammenhang zwischen Hygiene und der durchschnittlichen Körpergröße von Bevölkerungen aufzeigen. Chronische Krankheiten, die beispielsweise durch mangelnde hygienische Verhältnisse hervorgerufen oder verstärkt werden, können das Wachstum und die körperliche Entwicklung beeinträchtigen.

Mangelende Hygiene in sanitären Einrichtungen, wie diese insbesondere in einigen Entwicklungsländern vorzufinden ist, stellt eine wichtige Ursache für die Verbreitung von Bakterien dar, die das Wachstum von Kindern beeinträchtigen können. In der Forschung werden Wachstumsstörungen zudem häufig im Zusammenhang mit dem Aspekt Unterernährung untersucht.

Verfügbare Nährstoffe & Ernährung

Die Ernährung übt einen wesentlichen Einfluss auf die körperliche Entwicklung eines Menschen aus. Der Mensch verfügt über Enzyme, über die die Umwelt Einfluss auf die Gene und somit auf das Erbgut nimmt. Allerdings sind die genauen Effekte schwierig zu messen, da diese oft über Jahrzehnte wirken. Zudem ist es nahezu unmöglich zu bestimmen, welchen genauen Einfluss das Zusammenspiel bestimmter Gene hat.

Proteine bzw. Eiweißstoffe zählen zu den wichtigsten Nährstoffen für den menschlichen Körper. Eiweiß ist einer der Hauptnährstoffe, der menschliche Körper benötigt Proteine für den Zell- und Muskelaufbau sowie für die Aufrechterhaltung eines funktionierenden Stoffwechsels und zur Abwehr von Krankheitserregern. Menschen benötigen eine vermehrte Proteinzufuhr für den Erhalt und Aufbau der Körpersubstanz, die trifft insbesondere auf Kinder und Jugendliche in der Wachstumsphase zu.

Während dieser Zeit muss der Körper täglich ausreichend mit hochwertigem Eiweiß versorgt werden. Dieses ist sowohl in tierischen (Fleisch, Eier, Fisch, Käse sowie weitere Milchprodukte) als auch in pflanzlichen Produkten (Nüsse, Vollkorngetreide, Bohnen und Erbsen) enthalten.

Die Erläuterungen führen möglicherweise zu der Annahme, dass sich eine erhöhte Proteinzufuhr positiv auf das Körperwachstum auswirken kann. Dies ist jedoch zum einen wissenschaftlich nicht belegt, zum anderen kann eine erhöhte Eiweißzufuhr für Kleinkinder und Jugendliche schädlich sein. Liegt die Versorgung mit Proteinen über dem für Kinder täglichen Bedarf (etwa 5 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht), kann dies zu einer übermäßigen Belastung für die Nieren führen. Wichtig ist hingegen, auf eine ausgewogene Ernährung (Kohlenhydrate, Eiweiße, Fette) zu achten, um damit dem Körper alle benötigten Nährstoffe und Vitamine zuzuführen.

Eine bessere Aufklärung über eine gesunde und ausgewogene Ernährung sowie der fortschreitende medizinische Fortschritt sind als Hauptursachen für die Zunahme bei der durchschnittlichen Körpergröße und körperlichen Entwicklung.

Wissenswertes aus der Wissenschaft der Auxologie

Die durchschnittliche Körpergröße der Deutschen – Entwicklung & Bestandsaufnahme

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende der 1970er-Jahre ist in den meisten Ländern Europas nach Informationen des Deutschen Ärzteblattes eine deutliche Zunahme von Körpergröße und Tempo der körperlichen Entwicklung festzustellen. Demnach betrug der Zuwachs bei der Körpergröße bei Erwachsenen 1-2 Zentimeter (cm) pro Dekade. Seit Beginn der 80er-Jahre fällt der Größenzuwachs bei einem erwachsenen Europäer geringer aus. Für Deutschland liege der entsprechende Wert unter 1 cm pro Dekade.

Gründe für diese Entwicklung

Wissenschaftliche Untersuchungen legen nahe, dass selbst bei einer ausgewogenen und gesunden Ernährung und bei bester medizinischer Versorgung das Wachstumspotenzial eines Menschen nicht unendlich ist. Zahlreiche wissenschaftliche Studien, unter anderem die Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (2013) belegen einen positiven Zusammenhang zwischen dem sozialen Status, dem Gesundheitszustand und dem Verhalten zur Aufrechterhaltung der Gesundheit, z.B. hinsichtlich der Ernährungsgewohnheiten.

In der Wissenschaft herrscht weitestgehend Konsens, dass es einen positiven Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Körpergröße und dem sozioökonomischen Status gibt. Der sozioökonomische Status ist ein sozialwissenschaftlicher Begriff und umfasst eine Reihe von Merkmalen menschlicher Lebensumstände. Hierunter fallen unter anderem die folgenden Aspekte:

  • Bildung und Schulabschluss sowie Ausbildung bzw. Studium
  • Beruf und Einkommen
  • Wohnort und wirtschaftliche Lage (Eigentum)
  • Besitz von Kulturgütern
  • Möglichkeiten zur Partizipation am kulturellen Leben (Besuch von Theatervorstellungen und Ausstellungen in Museen etc.)

Trotz des ausreichend belegten Zusammenhangs zwischen der körperlichen Entwicklung und dem sozioökonomischen Status, Ernährung sowie psycho-sozialen Einflüssen (psychischer und emotionaler Stress), ist nicht eindeutig geklärt, wie diese Faktoren die für das Körperwachstum relevanten biologischen Mechanismen beeinflussen.

Body Positivity – Gesundes Verhältnis zum eigenen Körper

Ein gesundes Körpergewicht lässt sich nicht alleine durch Zahlen ausdrücken. Es sollte zusätzlich eine positive Einstellung zum eigenen Körper bestehen. Dies ist eine Voraussetzung dafür, dass sich ein gesundes Körperbild entwickeln kann und dass Maßnahmen greifen können.

Schönheitsideale werden von der jeweiligen Gesellschaft definiert, sie verändern sich laufend. Die Schönheit des Körpers sei aus der individuellen Betrachtungsweise nicht immer das eigentliche Ziel von Maßnahmen. Es ist ein Mittel zum Zweck, um hoch angesehene moderne gesellschaftliche Werte wie Individualität, Leistung, Flexibilität und Freiheit auszudrücken. Medien, Werbung und die Mode- sowie die Konsumgüterindustrie nehmen eine wichtige Rolle bei der Entstehung und der Verbreitung von Schönheitsidealen ein.

Soziale Netzwerke verstärken diesen Effekt, sie bieten eine Plattform, bei der sich Menschen als Ideal präsentieren können. Auf diesem Weg kommen insbesondere Kinder und Jugendliche mit den verschiedenen Schönheitsidealen, beispielsweise in Bezug auf Körpergröße und Körpergewicht, stärker in Kontakt als dies noch vor einigen Jahren der Fall war.

Neben dieser Konfrontation von außen werden die jungen Menschen auch teilweise von ihren Eltern beeinflusst: Das Durchhalten einer sozusagen „dauerhaften Diät“, um im Berufsleben sowie Alltag einem bestimmen Leistungsniveau und Gesundheitsbild näherzukommen, hat sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Aspekt des individuellen (westlichen) Lebensstils entwickelt. Durch diese Einstellungen und Verhaltensweisen beeinflussen die Eltern ihre Kinder zusätzlich zum Druck von außen und helfen mit, dass sich bestimmte Ideale verfestigen.

Wenn sich zunehmend mehr junge Menschen an diesen in der Regel unerreichbaren Schönheitsidealen orientieren, kann dies dazu führen, dass sie ihren Körper gewissermaßen „falsch“ wahrnehmen, wie die Psychoanalytikerin Susie Orbach in diesem Interview erläutert. Dies kann sich negativ auf ihr Selbstwertgefühl auswirken. In diesem Kontext ist zwischen einem positiven, neutralen sowie negativen Körperbild zu unterscheiden:

Positives Körperbild:

Die Person fühlt sich wohl in ihrem Körper, sie ist mit diesem zufrieden und kümmert sich um die eigenen körperlichen Bedürfnisse. Häufig geht dies mit förderlichen Verhaltensweisen einher, hierzu zählen vor allem eine ausgewogene und gesunde Ernährung sowie ausreichend Bewegung.

Neutrales Körperbild:

Hier ist die Person nicht vollständig zufrieden mit ihrem Körper, dies wirkt sich jedoch nicht übermäßig störend auf das allgemein positive Selbstbild aus.

Negatives Körperbild:

Ein negatives Körperbild ist Ausdruck von Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper. Hierbei können einzelne Körperteile oder der gesamte Körper abgelehnt werden. Dies trifft nicht nur auf übergewichtige oder untergewichtige Personen zu, ein negatives Körperbild kann sich auch bei normalgewichtigen Personen verfestigen.

Die Bezeichnung „Körperbild“ schlägt die Brücke zwischen den subjektiven Empfindungen gegenüber dem eigenen Körper und dem Einfluss aus der Interaktion mit anderen Individuen. Somit wird der Bezug zur Gesellschaft hergestellt. Um Körpervielfalt positiv thematisieren zu können, sind unrealistische Schönheitsideale aufzubrechen. Hierbei ist es wichtig, die Öffentlichkeit für dieses Thema zu sensibilisieren. Ein kritischer Umgang mit den durch die jeweilige Gesellschaft vermittelten Idealbildern fördert das subjektive Bewusstsein sowohl im Hinblick auf die allgemeine Körpervielfalt als auch auf den eigenen Körper.

Positive Körpervielfalt bei Frauen

Es gibt unterschiedliche Figurtypen bei Frauen und Männern - wichtig ist dabei eine positive Einstellung zum eigenen Körper

Es gibt gesellschaftlich konstruierte Idealbilder, den idealen Körper gibt es nicht. Diese Aussage bezieht sich zum einen auf die individuelle Akzeptanz des eigenen Körpers, zum anderen auf die gesellschaftliche Akzeptanz unterschiedlicher Körper bzw. Körperformen.

Jede Gesellschaft hat eine eigene Vorstellung davon, was es heißt, schön zu sein. Auf www.gofeminin.de ist eine Kampagne vorgestellt, die Frauen dazu ermutigen und befähigen soll, ihren eigenen Körper nicht bloß zu akzeptieren, sondern diesen lieben zu lernen und die individuelle Schönheit anzuerkennen. Im Rahmen von „Project WomanKIND“ (übersetzt etwa „Projekt Frauenwelt“) berichten fünf australische Models, die in ihrem Job mehrmals wegen ihrer jeweiligen Figur diskriminiert worden sind, wie sie den teilweise herabwürdigenden Kommentaren mit Selbstbewusstsein begegnet sind.

Positive Körpervielfalt bei Männern

Beim männlichen Geschlecht gibt es vier grundlegende Figur-Typen:

1) Groß gewachsene Männer

2) Klein gewachsene Männer

3) Kräftiger Hals

4) Stark ausgeprägter Bauchumfang

Jeder dieser Figurtypen hat bestimmte Merkmale, in diesem Zusammenhang ist häufig von „Problemzonen“ die Rede. Diese vermeintlichen Makel sind jedoch vergleichsweise unwichtig, es kommt auf das Gesamtbild an, das durch das Zusammenspiel aller Körperteile bestimmt wird. Demnach sind nicht die lokalen Problemzonen für das Aussehen prägend, sondern die Körperproportionen. Durch eine Zusammenstellung und Erläuterung der unter diesem Link aufgeführten verschiedenen Figur-Typen können die individuellen Proportionen bei Männern besser eingeschätzt werden.

Wenn sich ein Mann in einer der Figur-Typen wiedererkennt, gibt es im Modebereich verschiedene Möglichkeiten, um die jeweiligen Körperproportionen durch bestimmte Schnitte, Materialien, Farben, Stoffe und Muster in ein stimmiges Gleichgewicht zu rücken.

Körpergröße als Beispiel für Geschlechterunterschiede

Zwischen Männern und Frauen gibt es deutliche physische Unterschiede. Dies lässt sich beispielsweise anhand der Körpergröße belegen, wie dieser Ländertabelle zu entnehmen ist. Demnach liegt die aktuelle durchschnittliche Körpergröße bei der männlichen Bevölkerung in Deutschland bei 1,80 Meter.

Frauen sind im Durchschnitt neun Zentimeter kleiner (1,71 Meter). Die Körpergröße als physische Eigenschaft weist zwar grundsätzlich eine gewisse Spannbreite auf, es gibt sowohl kleine Männer als auch große Frauen. Es lässt sich aber trotzdem festhalten, dass der Frauenanteil unter den kleinsten Menschen deutlich höher ist, bei den größten Menschen weltweit überwiegt hingegen die Anzahl der Männer.

Heutzutage gilt eine große Körpergröße als erstrebenswert, diese suggeriert Überzeugungskraft, ein stärkeres Selbstbewusstsein und dadurch mehr Erfolg im Leben, zum Beispiel im Beruf. Deutliche Größenabweichungen sowohl nach oben als auch nach unten werden von den Betroffenen in den meisten Fällen jedoch nicht mit positiven Assoziationen verbunden, sondern eher mit großen Herausforderungen im Alltag.

Die Anatomie des Menschen: Kleinwuchs & Großwuchs

In jeder Gesellschaft gibt es bestimmte Normen für jeden Lebensbereich. Zwei Beispiele: Soziale Normen geben Richtlinien und Orientierung für das Zusammenleben von Menschen vor. Normen für bestimmte Standards in den jeweiligen Wirtschaftsbereichen bzw. in den Industrien sollen unter anderem ein bestimmtes Maß an Sicherheit gewährleisten. Auch hinsichtlich der Körpergröße gibt es gewisse Normen, diese drücken sich etwa durch die vorherrschende Durchschnittsgröße der Bevölkerung aus. Es ist schwierig, Abweichungen von dieser Norm in präzisen Maßangaben auszudrücken, da sich die durchschnittliche Körpergröße der Menschen stetig ändert.

Bezüglich der Abweichungen bei der Körpergröße ist die Rede von Kleinwuchs und Großwuchs. Bei der Definition dieser beiden Wachstumsformen wird laut Planet Wissen zwischen den Geschlechtern unterschieden. Erwachsene Frauen, die eine Körpergröße von etwa 1,50 Meter nicht überschreiten, gelten als kleinwüchsig. Bei Männern sei dies bereits unter einer Körpergröße von 1,65 Meter der Fall.

Zu den groß- und hochwüchsigen Menschen zählen Frauen, die größer als 1,83 Meter sind. Der entsprechende Wert beim männlichen Geschlecht liegt bei 1,95 Meter. Neben der Geschlechterunterscheidung werde bei Klein- und Großwuchs zwischen der normalen und der extremen Form unterschieden. Die extreme Form des Kleinwuchses sei erreicht, wenn die Körpergröße unter 1,50 Meter liege. Am anderen Ende der Skala ist die Rede von Gigantismus oder Riesenwuchs, wenn Menschen über zwei Meter groß sind.

Klein- und großwüchsige Menschen ziehen in der Regel Blicke auf sich. Das Gefühl, ständig beobachtet zu werden, kann dauerhaft zu einer psychischen und physischen Belastung werden. Darüber hinaus sehen sich Menschen mit extremen Wachstumsformen mit vielfältigen Herausforderungen und Problemen im Alltag und im Berufsleben konfrontiert, z.B. bei der Auswahl der passenden Kleidung, der Einrichtung der Wohnung oder bei den Gegebenheiten am Arbeitsplatz. Hinzu kommen gesundheitliche Einschränkungen wie relativ häufig auftretende Rücken- und Gelenkprobleme oder Beeinträchtigungen als Folge einer falschen Körperhaltung.

Bei Menschen mit Körpergrößen außerhalb der Norm müssen der Stoffwechsel und die Organe mehr leisten als bei Personen mit einer „normalen“ Körpergröße. Gesundheitliche Probleme aufgrund einer körperlichen Besonderheit treten indes nicht ausschließlich bei klein- und großwüchsigen Personen auf, auch übergewichtige Menschen weisen ein erhöhtes Risiko für viele chronische Erkrankungen auf. Der sogenannte Body-Mass-Index ist ein bekannter Richtwert, um zu bestimmen, ob eine Person unter-, normal- oder übergewichtig ist.

Body-Mass-Index (BMI) – Richtwert über das Verhältnis von Körpergewicht zur Körpergröße

Anhand der Grafik für Frauen kann der BMI grob bestimmt werden. Eine BMI-Grafik für Männer finden Sie hier: BMI Männer

Angaben zum Körpergewicht sind grundsätzlich subjektiv zu bewerten. Menschen können sich übergewichtig fühlen, obwohl ihr Gewicht aus medizinischer Sicht vollkommen in Ordnung ist.

Der sogenannte Body-Mass-Index (MBI) ist ein Richtwert, der das Verhältnis von Körpergewicht zu Körpergröße bestimmt. Der BMI berechnet sich aus dem Körpergewicht (kg) dividiert durch das Quadrat der Körpergröße (m²). Die entsprechende Formel lautet:

BMI = Körpergewicht : (Körpergröße in m)²

Der empfohlene BMI-Wert ist abhängig vom Alter der Person. Die folgende Tabelle stellt die BMI-Werte für verschiedene Altersgruppen dar:

Alter Body-Mass-Index
19-24 Jahre 19-24
25-34 Jahre 20-25
35-44 Jahre 21-26
45-54 Jahre 22-27
55-64 Jahre 23-28
>64 Jahre 24-29
Quelle: www.uni-hohenheim.de

Einschränkungen & Kritik am BMI

Die Ärztin misst den Bauchumfang und den Körperfettanteil, sowie den Body-Mass-Index des Patienten, um eine genaue Diät und weitere Therapie einleiten zu können.

Der Body-Mass-Index ist lediglich als grober Richtwert zu verstehen. In der Wissenschaft wird der BMI diesem Artikel zufolge als Messinstrument zunehmend kritisiert.

Grund: Seriöse Untersuchungen über die menschliche Gesundheit müssen zahlreiche Faktoren berücksichtigen, das komplexe Thema Gesundheitsprognose lasse sich demnach nicht durch eine einfache mathematische Rechnung ausdrücken. Der BMI bewertet nur das Körpergewicht eines Menschen in Relation zu seiner Körpergröße. Andere wichtige Faktoren wie das Geschlecht oder die Körperstatur werden nicht mit einbezogen. Mit der oben genannten Formel können jedoch keine verlässlichen Aussagen über den Körperfett- und Muskelanteil und die Verteilung im Körper getroffen werden.

Ein alternatives Konzept – Der ABSI ("A Body Shape Index")

Die beiden amerikanischen Wissenschaftler Nir und Jesse Krakauer haben ein alternatives Messverfahren zur Gesundheitsprognose entwickelt. Der sogenannte „A Body Shape Index“ (ABSI) berücksichtigt neben Körpergröße und Körpergewicht auch den Bauchumfang. Es handelt sich um eine komplexere Berechnungsmethode als die relativ simple Rechnung beim Body-Mass-Index.

Vorteile gegenüber dem BMI

Durch die Berücksichtigung des Bauchumfangs hat der „A Body Shape Index“ (ABSI) mehr Aussagekraft über den individuellen Körperbau als der Body-Mass-Index. Überschüssige Fettpolster schaden nicht immer der Gesundheit, ein erhöhter Fettanteil im Bauchraum soll jedoch aktuellen wissenschaftlichen Studien zufolge die Entstehung verschiedener Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck oder Fettstoffwechselstörungen fördern.

Durch die Bestimmung des ABSI-Wertes lässt sich genauer abschätzen, ob ein erhöhtes Gesundheitsrisiko durch eine bestimme Körperfettverteilung besteht. Der Nachteil des ABSI ist, dass er auf einer komplizierten Formel beruht und wichtige Faktoren wie mögliche Vorerkrankungen ausklammert.

Fazit

Für die Ausprägung der Körpergröße ist ein komplexes Wechselspiel von verschiedenen Genen verantwortlich. Bisher konnten Forscher lediglich einen kleinen Teil der Größenunterschiede genetisch erklären, die DNA–Entschlüsselung bleibt weiterhin Gegenstand der wissenschaftlichen Forschung. Die individuelle Ausprägung von physischen Merkmalen wie die Körpergröße oder das Körpergewicht werden auch von Faktoren aus der Umwelt beeinflusst.

Letztlich bestimmen aber nicht die Gene das Verhältnis zum eigenen Körper. Sich ein positives Körpergefühl anzueignen, ist kein einfaches Unterfangen, doch es ist ein wichtiger Schritt, um den eigenen Körper nicht nur akzeptieren, sondern auch lieben zu können.

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