Urtikaria (Nesselsucht): Symptome & Behandlung

Juckende Quaddeln können in vielerlei Formen und Größen auf der Hautoberfläche auftreten – so vielfältig wie ihre Erscheinungsformen sind auch die Ursachen. Zusammengefasst werden diese Erkrankungen unter dem Begriff der Urtikaria, im Volksmund auch Nesselsucht genannt, schließlich lassen die Quaddeln oft an eine unangenehme Begegnung mit einer Brennnessel denken.

 Bild: Urtikaria (Nesselsucht) am Arm

 Definition

Unterschieden wird bei der Urtikaria zwischen einer akuten und einer chronischen Form. Von einer chronischen Urtikaria spricht man, wenn die Symptome > 6 Wochen anhalten. Zudem unterscheidet man eine induzierbaren Form, bei der die Quaddeln durch einen bestimmten Reiz immer wieder ausgelöst werden können (z.B. durch mechanische Reize, Kälte oder Wärme, Licht oder sogar Stress oder körperliche Anstrengung) und einer spontanen Form. Hier bleibt die Ursache oft ungeklärt. Gemeinsam haben die unterschiedlichen Krankheitsformen jedoch ihre Entstehung: Übeltäter sind die sogenannten Mastzellen, die in der Haut lokalisiert sind und prall gefüllt sind mit entzündungsfördernden Stoffen wie dem Histamin. Auf einen bestimmten Reiz hin entleeren sich die Mastzellen und durch die Wirkung von Histamin und weiteren Botenstoffen kommt es zu Schwellungen, Rötungen und Juckreiz. Die Erkrankung ist nicht ansteckend. Bei jedem vierten Menschen tritt im Laufe des Lebens eine Urtikaria auf, am häufigsten im Alter zwischen 20 und 50 Jahren, Frauen sind dabei etwas häufiger betroffen.

Symptome der Urtikaria

Charakteristisch sind bei der Urtikaria Quaddeln, also kleine Erhebungen der Haut, welche weiß oder rot verfärbt sein können. Je nach Krankheitsform können sie verschiedene Größen erreichen, von stecknadelkopfgroßen Pünktchen bis hin zu großen, sich vereinenden Flächen (20 cm oder mehr). Dazu kommt ein Juckreiz, der aber meist nicht zum Kratzen mit den Fingernägeln, sondern zum Reiben oder Kneifen der betroffenen Stelle verleitet. Die Quaddeln treten häufig abends oder nachts auf und bilden sich in der Regel nach weniger als 24 Stunden zurück. Prinzipiell kommen sie an allen Körperstellen vor, besonders häufig sind jedoch Arme, Beine und der Rumpf betroffen. In manchen Fällen kommt ein sogenanntes Angioödem dazu, eine tiefe Haut- oder Schleimhautschwellung, die bis zu drei Tage andauern kann. Diese beobachtet man oft an Händen und Füßen, sowie im Gesicht (auch die Zunge kann betroffen sein) oder im Genitalbereich. Ein Angioödem kann sehr gefährlich werden und zu Luftnot führen.

Was kann ich selber dagegen tun?

Die beste Strategie um die unangenehmen Quaddeln zu vermeiden, ist dem Auslöser aus dem Weg zu gehen. Dazu muss man ihn nur erst mal finden. Indem Sie zum Beispiel Tagebuch führen über die Umstände, unter denen die Quaddeln bei Ihnen auftreten, erleichtern Sie gleichzeitig die ärztliche Diagnose. Neben Berührungen, Temperaturveränderungen, Sonnenlicht oder bestimmten Nahrungsmitteln können auch Medikamente, psychischer Stress, körperliche Anstrengung oder verschiedenste andere Auslöser verantwortlich sein. In der Regel verschwinden sie nach kurzer Zeit von alleine wieder. Sie können sich zudem rezeptfreie Antihstaminika wie z.B. Cetirizin oder Loratadin besorgen und eine Tablette einnehmen. Dies führt häufig schon zum Abklingen.

Sollte ich einen Hautarzt kontaktieren?

Unter bestimmten Umständen kann die Urtikaria sogar lebensbedrohlich werden, etwa durch Zuschwellen der Atemwege oder für Betroffene der Kälteurtikaria durch einen Sprung ins kalte Wasser. In solchen Fällen sollten Sie unbedingt einen Hautarzt aufsuchen, ebenso bei anhaltenden oder wiederkehrenden Beschwerden. Ziel der Therapie ist die Minderung oder Beseitigung der Symptome. Bei einer chronischen Urtikaria wird nach den Auslösern geforscht, um diese in Zukunft zu vermeiden. Bei einer akuten Urtikaria behandelt man einfach nur symptomatisch. Antihistaminika lindern die Symptome, weil sie dem Entzündungsbotenstoff Histamin entgegenwirken.

 

Therapie bei Urtikaria

Medikamente
Antihistaminika vermindern die Reaktion durch das ausgeschüttete Histamin. Linderung können auch Cremes mit juckreizhemmenden Wirkstoffen (z.B. Polidocanol) bringen. Bei einer chronischen, immer wiederkehrenden Urtikaria können unter bestimmten Voraussetzungen außerdem weitere Medikamente eingesetzt werden, welche die Histaminausschüttung hemmen (z.B. Omalizumab).

Ursachenforschung
Neben einem Gespräch über mögliche Auslöser der Quaddeln können Untersuchungen u.a. von Blut, Urin und Stuhl herangezogen werden. Mit weiteren Tests kann die Reaktion auf Druck, Kälte, körperliche Anstrengung und andere Auslöser überprüft werden. Ist die Ursache gefunden, beginnt die Therapie schon mit deren Vermeidung.

 

Quellen:

Jung, E. G.; M. Augustin. Duale Reihe Dermatologie. Ed. Ingrid Moll. Thieme, 2016.

Prof. Dr. med. Altmeyer, Peter: Urtikaria (Übersicht).unter https://www.enzyklopaedie-dermatologie.de/allergologie/urtikaria-ubersicht-4171#therapie (abgerufen am 13.01.18)

Metz, Martin, et al. „Omalizumab is an effective and rapidly acting therapy in difficult-to-treat chronic urticaria: a retrospective clinical analysis.“ Journal of dermatological science 73.1 (2014): 57-62.

Naaman, Sandra, and Gordon Sussman. „Chronic idiopathic urticaria: treatment with omalizumab.“ Skin Therapy Lett 19.6 (2014): 1-4.

 

Medizinisch zweitbegutachtet von Dr. med. Wiebke Sondermann