Oberentfelden
«Ich möchte ein brennendes Haus basteln»

Adventszeit am Rapsweg 27 in Oberentfelden: Kleine Lämpchen blitzen aus der Garage von Familie Laurianti. Sie stellt ihre selbst gebastelte, überdimensionale «Weihnachtskrippe» in der Garage aus.

Florian Müller
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In Weihnachtsstimmung

In Weihnachtsstimmung

azNetz

Weihnachtliche Musik liegt in der feuchten Dezemberluft. Eine überdimensionale Weihnachtskrippe füllt die ganze Garage aus - Platz für das Auto bleibt nicht mehr. Entstanden ist die Krippe in liebevoller, bis ins Detail ausgeklügelter Handarbeit. Denn Basteln ist das grösste Hobby von Giuseppe Laurianti (50). Entsprechend gern zeigt er der az Aargauer Zeitung sein Werk in der Garage.

Herr Laurianti, Sie haben mehr als eine Weihnachtskrippe gebastelt. Wie nennt man das, was Sie in der Garage haben? Eine Adventsstadt?

Giuseppe Laurianti: Ja, es ist definitiv mehr als eine Krippe. Eine Stadt ist es aber nicht, nein. Nennen wir es ein Weihnachtsdorf, das langsam gewachsen ist. Dies ist jetzt das vierte Jahr, an dem ich die Arbeit ausstelle. Zwei Jahre auf dem Parkplatz und die letzten zwei Jahre in der Garage. Und regelmässig kommt Neues hinzu. Dieses Jahr habe ich ein Bauernhaus, einen Bleigiesser, ein Windrad, einen Wasserkanal und vieles mehr gebastelt.

Sie haben ein Auge fürs Detail. Wie viel Freizeit haben Sie in das Weihnachtsdorf investiert?

Das ist schwierig zu sagen. Im Schnitt komme ich wohl etwa auf zwei Stunden pro Woche. Es kann aber auch sein, dass ich ganze Tage daran arbeite. Ich bin oft in meiner Werkstatt im Keller anzutreffen.

Und was sagen die Leute aus dem Dorf dazu?

Die Reaktionen sind durchweg positiv. Es kommen ältere Leute, Eltern mit Kindern und sogar Teenager, um sich die Krippe anzuschauen. Einmal fragte mich ein Jugendlicher ganz scheu, ob es nichts koste, sich die Krippe anzuschauen. Und bereits im Oktober wurde ich angefragt, ob die Krippe wieder aufgestellt werde.

Das wurde sie: Lauriantis eröffneten das Weihnachtsdorf vor knapp zwei Wochen mit einem kleinen Fest, an dem mehr als 80 Personen teilgenommen hatten. «Zauberhafte Atmosphäre im heftigen Schneetreiben», schwärmt Giuseppe Laurianti vom Abend.

Wetter, wie man es sich auch an diesem nasskalten Montagabend wünscht, an dem der Regen die Schneeflocken längst abgelöst hat. So findet das weitere Gespräch im trockenen, warmen Wohnzimmer von Familie Laurianti statt.

An den Tisch gesellt sich auch Flavia Laurianti (15). Die Präsenz der Tochter bestätigt: Das Weihnachtsdorf ist nicht nur Einzelarbeit von Giuseppe Laurianti. Es ist auch ein Familienprojekt. Selbst dann, wenn nicht immer alle einer Meinung sind.

Herr Laurianti, die meisten Leute kaufen ihre Weihnachtsdekoration oder Beleuchtung bequem im Coop oder in der Migros.

Giuseppe Laurianti: Nein, das würde mir nicht gefallen.

Flavia Laurianti: Papi muss immer etwas machen.

Wie viele Modelle haben Sie eigentlich in der Garage?

Giuseppe Laurianti: Ich weiss es nicht. Flavia, kannst du bitte schnell zählen gehen? (Lacht, steht selbst auf und kommt kurze Zeit später zurück.) Es sind 33 Häuser, die einen Beruf oder eine Tätigkeit zeigen. Es gibt aber auch sonstige Dekorationen. Und es ist nicht alles aufgestellt. Trotzdem ist die Garage schon voll. Und es gibt sogar ein Kolosseum.

Giuseppe Laurianti: Ja, Flavia hat mitgeholfen, es zu basteln.

Flavia Laurianti: Ich mache es, weil ich muss. (lacht)

Giuseppe Laurianti: Vor allem der Aufbau der Krippe ist eine Familienarbeit. Ich schätze das sehr, diese Art Familienprojekt.

Flavia Laurianti: Der Aufbau ist immer sehr anstrengend und kompliziert.

Giuseppe Laurianti: Ja, in der Garage ist nicht viel Platz. Wir haben diskutiert in der Familie und sind zum Schluss gekommen, dass alle helfen müssen, weil wir es sonst nicht machen könnten. Dann hat auch Flavia gesagt, dass es schade wäre, die Krippe nicht mehr aufzustellen.

Flavia Laurianti: Das stimmt. Wenn dann die Krippe endlich steht, ist es sehr schön. Am liebsten wäre mir aber, wenn man alles hinzaubern könnte.
Gibt es weitere Ideen, das Weihnachtsdorf zu vergrössern?

Giuseppe Laurianti: Ja. Ich möchte ein brennendes Haus basteln, das gerade jemand löscht.

Flavia Laurianti: Nein, ich finde das keine gute Idee. Das passt irgendwie nicht.

Giuseppe Laurianti: Das schauen wir dann. Ich suche auch Leute für einen Erfahrungsaustausch. Beispielsweise komme ich mit der Elektronik an meine Grenzen.

Sind Sie eigentlich Bastler oder Künstler?

Giuseppe Laurianti: Nein, Künstler bin ich nicht, das führte zu weit. Ich bin ein Bastler mit kreativer Ader.