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Die Dynamik der Empörung im politischen Skandal Monika Verbalytė Beitrag zur Veranstaltung »Medienskandale und Medienstigmata« der Sektion Medien- und Kommunikationssoziologie, in Kooperation mit der Sektion Soziale Probleme und soziale Kontrolle – organisiert von Axel Groenemeyer und Dagmar Hoffmann Der politische Skandal ist ein mediales Ereignis, das die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Poli- tik lenkt. Diese Aufmerksamkeit ist jedoch zwiespältig zu bewerten. Einerseits bezieht der Skandal auch die Bürger/-innen ein, die sonst wenig an der Politik interessiert sind, und bietet ihnen die seltene Gelegenheit der politischen Teilhabe. Andererseits haben die Bürger/-innen jedoch kaum Möglichkeiten, den Verlauf des Skandals tatsächlich zu beeinflussen, weswegen ihre Teilnahme eher symbolisch bleibt (Bösch 2006; Hondrich 1992; Neckel 1989a; Schmitz 1981). Nicht selten wird in der Soziologie auch der Skandal selbst als eine Inszenierung verstanden, die keine politischen Veränderungen bewirkt, sondern ganz im Gegenteil, den auf das politische System gerichteten Zorn auf eine politische Persönlichkeit lenkt oder auf ein einziges Ereignis kon- zentriert, und damit diesen Zorn kanalisiert und das System stabilisiert (Bredow 1992; Schütze 1992). Die Inszenierung muss jedoch dramatisch dargestellt werden, um alle Bürger/-innen, auch diejenigen, die wenig politisch ausgebildet sind, emotional einzubeziehen (zum Beispiel Käsler 1989: 324). Diese emotionale Vereinnahmung scheint für den Skandal unabdingbar zu sein, bleibt jedoch in der Skandalforschung weitaus untertheoretisiert. Das Ziel dieses Beitrags ist es, die Rolle der Emotionen im politischen Skandal zu präzisieren. Skandal und sein Ebenbild Empörung Ohne starke Empörung scheint es keinen richtigen Skandal zu geben. Skandal wird deswegen auch nicht selten durch diese emotionale Reaktion des Publikums definiert (zum Beispiel Köbler 2007; Laermann 1985) oder zumindest wird die Empörung zu einem der Hauptkriterien des gelungenen oder echten Skandals benannt (zum Beispiel Klose 1971). Die Natur dieser Emotion wird aber kaum untersucht, was ihrem hohen Stellenwert in der Skandaltheorie keinerlei Rechnung trägt. Darüber hinaus kann die ungenaue Definition der Empörung zu den maßgeblichen Missverständnissen ihrer Rolle im Skandal führen. 2 MONIKA VERBALYTĖ Die Probleme fangen schon mit der sehr unpräzisen Nutzung des Begriffes an. Empörung wird nicht nur viel zu oft synonym mit der eher moralischen Kategorie des Ärgernisses (Käsler 1989; Schütze 1992) oder anderen Emotionen wie Zorn (Bredow 1992) benutzt, sondern auch aus- tauschbar mit ganz anderen Arten von emotionalen Zuständen wie Erregung (Schütze 1992), Aufheizung sowie affektive Aufladung (Silbermann 1992). Das bringt ganz unterschiedliche Auf- fassungen der Emotion zusammen, die widersprüchliche Aussagen über ihre Rolle im Skandal treffen lassen. Einerseits ist die Empörung eine spontane (zum Beispiel Schütze 1992; Hondrich 2002), fast instinktive (Schütze 1967: 324), kaum kalkulierbare (Bösch 2006) sowie nicht kontrollierbare und deswegen nicht manipulierbare (Hondrich 2002) Reaktion der Gesellschaft. Ande- rerseits ist sie doch etwas, was öffentlich (re)präsentiert (Schütze 1992; Thompson 2000), und medial verbreitet (Käsler 1989: 309) werden soll, um die Wirkungskraft zu entfalten, und dadurch der Kontrolle der Öffentlichkeit unterliegt (vergleiche Neckel 1989b: 241-242). Einer- seits ist Entrüstung eine private Sache (Schütze 1992), andererseits ist der Skandal viel mehr durch eine geteilte (Köbler 2007; Laerman 1985) und kollektive Empörung gekennzeichnet (Bösch 2006; Hondrich 2002; Schütze 1967). Einerseits sind die Emotionen im Skandal mit dem primitiven assoziativen Denken verbunden (Käsler 1989: 328) und als Gegenpol der Rationalität gelten (Hondrich 1992: 181). Andererseits erfüllen sie solche komplexen sozialen Funktionen, wie unmittelbare Erfahrung, Bestätigung und Einprägung der gesellschaftlich relevanten Normen sowie stärkere Einbindung der Person in die Gemeinschaft (vergleiche Alexander 1990; Binder 2013; Hondrich 2002). Eine solche Darstellung der Emotionen in der Skandaltheorie wirft mehrere Fragen auf. Ers- tens ob die beschriebenen spontanen und flüchtigen Emotionen sich steuern lassen, und wenn ja, wie sie im öffentlichen Diskurs aufzufangen beziehungsweise von ihm zu lenken sind. Zweitens ob nicht genau dann, wenn die individuellen Emotionen zu den kollektiven Emotionen »werden«, ihre öffentliche Steuerung sichtbar wird und wie dieser Werdegang der individuellen zu den kollektiven Emotion sich vollzieht beziehungsweise wie die Verbindung zwischen den individuellen und kollektiven Emotionen hergestellt wird. Drittens ob die Normen tatsächlich unmittelbar durch die automatischen emotionalen Reaktionen vermittelt werden können. Ich 1 werde im Rest des Kapitels die drei Punkte noch ausführlicher bearbeiten. Ich fange mit dem letzten Aspekt an, weil dieser in der Skandaltheorie am umfangreichsten behandelt worden ist. Die Grundaussage über den Skandal bezüglich Empörung lässt sich so formulieren: Einen echten Skandal erkennt man an der öffentlichen Entrüstung, die ein großes Ärgernis auslöst (vergleiche Schütze 1992). Daraus folgt, dass je größer der Normverstoß ist, der jedem Skandal zugrunde liegt, desto größer wird die öffentliche Empörung über diesen Normverstoß und des- to eher wird er zum Skandal. Das Problem dabei ist, dass der Status der Normverletzung im Skandal mittlerweile stark diskutiert wird. Die neueste Skandalforschung geht davon aus, dass es im Skandal kaum um Wahrheitsfindung, Aufklärung und die Behandlung konkreter Sachverhalte geht (Burkhardt 2006: 25; Kepplinger 2009: 41‒49). Viel ausschlaggebender als das Aus- maß der zu skandalisierenden Missstände sei eine erfolgreiche Inszenierung der öffentlichen —————— 1 Die Verbindung zwischen Emotionen und Normen ist auch eine der größten und soweit noch nicht eindeutig gelösten Fragen der Emotionstheorie. Die wichtigste Kontroverse ist dabei, ob die Emotionen in der Lage sind, spezifisch den Bruch der Norm zu signalisieren (Demmerling, Landweer 2007: 301-303). DIE EMOTIONALE DIE DYNAMIK DER EMPÖRUNG IM POLITISCHEN SKANDAL 3 Moral (Burkhardt 2006: 20) und die Kraft der moralisierenden und anprangernden Diskurse (Kepplinger 2012; vergleiche auch Thompson 2000: 16), die meistens in keinem angemessenen Verhältnis zu den tatsächlichen Missständen stehen (Ehmig 2015; Kepplinger, Hartung 1993). Der Skandal wird nicht zum Skandal, weil er so empfunden wird, sondern weil er zu einem gemacht wird (Käsler 1989: 312) und weil er im Diskurs als Skandal konstruiert wird (Capelos 2010: 1512; Kepplinger et al. 2012; Thompson 2000: 20; vergleiche auch Hitzler 1989). Ob die versuchte Skandalisierung zum Skandal wird, entscheidet dementsprechend nicht das Vergehen der/des Skandalisierten, sondern das Durchsetzen der Missstandsdeutung »mit [der] unzweifelhaften Wertigkeit«, die den Weggefährten des Angegriffenen keine Abwehrmöglichkeiten mehr bietet und sie zwingt, sich von dem Skandalisierten zu distanzieren (Kepplinger 2009: 25‒26). Skandale sind in dem Sinne keine Aufdeckungen der ungeheuerlichen Normverstöße, sondern Deutungskämpfe (Burkhardt 2006: 19), in denen die Normen erst geklärt sowie hergestellt wer- den (Alexander 1990; Alexander 1995; Hondrich 2002; Kepplinger 2012). In den hochindividualisierten pluralistischen Gesellschaften, die sich durch sehr heterogene Normenvorstellungen auszeichnen (zum Beispiel Schmitz 1981: 24), in denen viele Normen zumindest von Teilen der Gesellschaft umstritten oder hinterfragt werden und der normative Konsensus immer schwieriger zu erreichen ist (zum Beispiel Schütze 1992: 31), dienen Skandale als Orte, in denen nicht so sehr bestehende Normen gefeiert, sondern eher gesellschaftliche Normkonflikte ausgetragen werden (Alexander 1990; Beule, Hondrich 1990; Binder 2013; Hondrich 2002). Anstatt die Geltung vorhandener sozialer Normen in Erscheinung treten zu lassen, verfolgt der Skandal eine rekursive Logik: Erst nachdem die Normverletzung öffentlich angeprangert wurde, gewinnt die Norm an gesellschaftlicher Relevanz; erst nachdem der Skandal zu Ende ist, kann er anhand einer Norm, die im Laufe des Skandals etabliert wurde, erklärt werden (Binder 2013: 198); erst nachdem der Skandal eine Erklärung gefunden hat, kann der gesellschaftliche Konsensus über seine Bedeutung festgestellt werden (vergleiche Mast 2006; Thompson 2000: 73‒77). Eine solche Konzipierung des Skandals zieht auch eine Veränderung des Verständnisses von Emotionen nach sich, weil sie dann auch weniger mit der Natur und Ausmaß des Missstands verbunden (Bredow 1992: 202; Silbermann 1992: 44), sondern vielmehr von der erfolgreichen diskursiven Inszenierung des Normverstoßes abhängig sind. Dem folgend können die Emotio- nen nicht als automatische, nicht kontrollierbare und unmittelbare Reaktionen auf Normverstöße, wie die Skandaltheorie sie sehen möchte, aufgefasst werden. Noch weniger stichhaltig wird 2 diese Auffassung, wenn die kollektiven öffentlichen Emotionen ins Spiel kommen und wenn der Versuch unternommen wird, das Verhältnis von individuellen und kollektiven Emotionen im Verlauf des Skandals zu erklären. Eine Möglichkeit wäre es anzunehmen, dass keinerlei Verbindung zwischen den individuellen und kollektiven Emotionen im Skandal besteht. Kollektive Emotionen würden dann gar nicht individuell empfunden werden und öffentliche Emotionen könnten demzufolge individuelle Emotionen nicht zum Ausdruck bringen. Letztere könnten in der Öffentlichkeit, die keinen Zu- gang zu den lebensweltlichen Emotionen hätte, nur imitiert sowie simuliert werden (Binder —————— 2 »Der Skandal, mag er auch kunstvoll inszeniert sein, ist im Kern eine spontane Bewegung der Gefühle« (Hondrich 2002: 15). 4 MONIKA VERBALYTĖ 2013: 205; 230; Bredow 1992: 201). Dem widerspricht jedoch der größte Teil der Skandalliteratur, die behauptet, dass für den Skandal die Reaktion der nicht involvierten Dritten notwendig 3 ist (zum Beispiel Klose 1971; Thompson 2000: 14). Die Dritten unterscheiden sich von den Zu- schauern, indem sie ihre Rolle nicht von Anfang an zugeschrieben bekommen, sondern für aktives Miterleben erst zu gewinnen sind (Neckel 1989a). Ihr Miterleben wird durch das aus den Medien stammende Wissen geformt und ist in dem Sinne keine von ihnen selbst erlebte Erfahrung (Thompson 2000: 85), es ist jedoch mehr als nur eine Simulation der Teilnahme. Das nicht alle Bürger/-innen zu den aktiv(iert)en Dritten gehören, ist verständlich. Viele Bür- ger/-innen lassen sich von der Geschichte gar nicht aufregen, weil sie den Missstand, der skandalisiert wird, wenig schockierend finden und den Vorfall als einen üblichen Fall der »schmutzi- gen« Politik abschreiben (vergleiche Jasper 2014: 344; Schütze 1992: 32). Andere reagieren eher spaßhaft oder schadenfreudig als missbilligend, und viele zeigen nur eine sehr moderate Ablehnung (vergleiche Hitzler 1989: 335; Thompson 2000: 16‒20). Einige empfinden Ärger, aber aus vielen anderen als moralischen Gründen, zum Beispiel sind sie frustriert und enttäuscht, weil die Illusion der Unfehlbarkeit und Hoheit der Politiker/-innen verloren geht (Giesen 2009) oder ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Politik gelenkt wird, obwohl sie sich damit gar nicht auseinandersetzen wollen (vergleiche Edelman 2005). Der intensive Ärger kann auch auf die Skandalisierenden und nicht auf die/den Skandalisierte/-n gerichtet werden, weil sie die/den beliebte/-n Politiker/-in attackieren, was wiederum eine andere Emotion ist als die Empörung, die den Skandal definitorisch ausmacht. Es ist immer die Minderheit, die sich richtig ärgert, aber damit nicht jede Gruppe, die »Skan- dal« ruft, auch tatsächlich seinen Aufruf Skandal nennen kann, muss mehr Empörung akkumu- liert und zusätzlich entdeckt werden (vergleiche Schütze 1992). Natürlich können nicht alle stark involviert und missbilligend sein (Thompson 2000: 16), aber eine parteiübergreifende und über die unterschiedlichen Interessen hinaus reichende Mehrheit sollte entstehen (Bösch 2006; Hondrich 2002: 21-22), um diese »emotional aufgeladene Mehrheitsmeinung« zu erreichen (Kepplinger 2009: 7), die die Einigkeit der Befürworter/-innen des/der Skandalisierten durchbricht und zumindest einige von denen in ihre/seine Gegner umwandelt. Immer noch zu klären ist, wie diese emotionale Mehrheit zustande kommt und wie sie eine solche Kraft entwickelt. Entsprechend der Theorie verleihen die Emotionen in dem umkämpften Skandalisierungsdiskurs unterschiedlichen Deutungen der Ereignisse Gewicht (vergleiche Santos 2009) und bekräftigen sie mit der Leidenschaft (vergleiche Dayan, Katz 1994: 78‒92). Die akkumulierte Empörung bestärkt den Skandaldiskurs noch mehr, weil ihre ansteckende Kraft es schafft, die anders Fühlenden zu überwinden und zu disziplinieren (Beule, Hondrich 1990: 146; —————— 3 Die große Frage ist definitiv, ob die Dritten auch die Medien selber oder die gesellschaftlichen Gruppen, die den direkten Zugang zu der Öffentlichkeit haben, und keine allgemeine Bevölkerung sein können. Die Bericht- erstattung der Medien im Skandal ist durch eine sehr intensive und unreflektierte Art gekennzeichnet (Garment 1991; Kepplinger 2012), was auf ihre Rolle als mehr als nur passive Beobachter hinweist (Laermann 1985: 163-164; Sabato et al. 2001: xvii-xviii; Tavuchis 1991: 81-82). Wenn aber davon ausgegangen wird, dass die Medien dadurch eine Identifikationsfläche für die Bürger/-innen anbieten (Corcoran 2006; vergleiche Döveling 2005), kann der mediale Diskurs in Bezug auf das Publikum nicht nur als die Volksstimme imitierend, sondern als das Drittenengagement aktivierend und motivierend verstanden werden. DIE EMOTIONALE DIE DYNAMIK DER EMPÖRUNG IM POLITISCHEN SKANDAL 5 vergleiche auch Schütze 1992: 27), und trägt dadurch zur Homogenisierung der Meinungslandschaft bei (Kepplinger 2012; Thompson 2000: 84). Diese Schilderung beschreibt die Prozesse, erklärt jedoch die genauen Mechanismen, wie sich diese emotionale Unterfütterung der Wirklichkeitsdeutungen tatsächlich vollzieht und eine Deutung sich durchsetzt, nicht. Meiner Ansicht nach liegt es an der Unpräzision des benutzten Emotionsbegriffes. Obgleich einige Werke betonen, dass Emotionen im Skandal ohne diskursive ‒ politische und mediale ‒ Lenkung kaum zustande kommen können, verhindert ein Verständnis von Emotionen als eine automatische und unkontrollierbare Reaktion die Möglich- keit, die Mechanismen ihrer Steuerung zu ergründen. Die moralisierende und normierende Wirkung der Empörung kann nicht auf die Verbreitung durch emotionale Ansteckung (wie zum Beispiel bei Beule, Hondrich 1990: 146) zurückgeführt werden. Die Vorstellung, dass es ein em- pörungsbereites Publikum gibt, das nur auf die Empörungsangebote wartet, um sie gedanken- los aufzunehmen (vergleiche Giesen 2010: 226; Hondrich 2002: 45), ist abstrus. Das könnte viel- leicht für die allgemeine Erregung der Fall sein, aber nicht für eine kognitiv komplexe und moralische Emotion wie Empörung. Die konstante Verwechslung der zwei Ebenen der Emotionen – der unspezifischen Aufregung und der diskreten Emotion ‒ zeigt aber klar auf, dass ihre konzeptuelle Klärung im Skandal mehr als notwendig ist. Im nächsten Kapitel versuche ich mit Hilfe der Emotionstheorie eine solche konzeptuelle Klärung der Emotionen im politischen Skandal zu unternehmen. Aufbauend auf dieser Konzeptualisierung der Emotionen beschäftigt sich der darauf folgende Abschnitt mit den Emotionslenkungsprozessen im Skandalverlauf. Konzeptuelle Klärung der Emotionen Die Emotionen gewinnen immer mehr Aufmerksamkeit in beiden, Politik- und Kommunikations- wissenschaften. Den meisten Werken, wie auch der Skandaltheorie, fehlt es jedoch an einer klaren Definition der Emotionen und an deren theoretischer Fundierung (Polletta, Amenta 2001). Die Rolle der Emotionen im öffentlichen Leben wurde zwar von den Assoziationen mit der Manipula- tion der Massen (Hoggett 2009: Chapter 1), Sensationsmacherei, Mangel an journalistischer Qualität und am kritischen Denken gelöst (Bösch, Borutta 2006; Hediger 2006; Konijn, Holt 2011), dennoch fällt es den Sozialwissenschaften schwer, ihre Rolle adäquat darzustellen. Im politischen und Medienkontext werden die Emotionen sehr oft als unbewusste und un- mittelbare Reaktionen auf politische und mediale Stimuli (zum Beispiel Buck, Powers 2011; Marcus et al. 2000) oder als irgendeine Art von Energie (zum Beispiel Lukes 1977: 54; Massumi 1995) betrachtet. Nur wenige machen den klaren Unterschied, dass es in diesen Fällen um einen Affekt, eine körperliche Intensität geht, dem bzw. der nicht unbedingt emotionale Gründe zugrun- de liegen und der bzw. die nicht immer zu einer spezifischen Emotion wird. (zum Beispiel vergleiche Papacharissi 2015) Dieser Affekt, der in der Skandaltheorie der spontanen emotionalen Reaktion gleicht, ist anhand der Emotionspsychologie nicht in der Lage, automatisch und unmittelbar Normen zu vermitteln. Er erregt die Aufmerksamkeit und bereitet körperlich sowie mental für weitere Handlungen vor (Bless et al. 1996; Bohner et al. 1988), kann aber keine spezi- fischen Inhalte übertragen oder konkrete Aktivitäten anleiten. Die primäre affektive Reaktion 6 MONIKA VERBALYTĖ signalisiert Unsicherheit, Abweichung zwischen den Erwartungen und vorkommenden Ereignis- sen oder Unzulänglichkeit der vorhandenen Verhaltensmuster bzw. Einstellungen (Lazarus 1984; Seyd 2013). Darüber hinaus ist sie ein Zeichen der persönlichen Relevanz des skandalösen Ereignisses und erzeugt zugleich die Motivation, die darauf folgenden Ereignisse zu beobachten, um mehr Informationen über das Geschehene zu erhalten, um sich dann der Situation adäquat verhalten zu können (Borutta 2006; Unz 2011). Der Affekt ist offen für eine unendliche Anzahl an Handlungsalternativen, die sich von der Umwandlung der Emotionen auslösenden Situation bis zur Veränderung der in der Situation gescheiterten Verhaltens- und Denkstrukturen strecken (Lang, Ewoldsen 2011; Seyd [o. J.]). Der Affekt stellt diese Offenheit jedoch nur für einen kurzen Augenblick her, weil umgehend eine Wieder- oder Neustrukturierung stattfindet (Kappelhoff 2006). Die frei schwebenden und vagen Emotionen sind von einem niedrigen Informationswert für das Individuum (zum Beispiel Clore, Huntsinger 2007). Um zu konkreten Emotionen zu gelangen, bedarf es einer präziseren Einschätzung der Situation (zum Beispiel Ortony et al. 1988): einer subjektiven Deutung des Ereig- nisses; Klärung der Emotionsauslöser und möglichen Konsequenzen; Bewertung des eigenen Emotionsbewältigungspotentials sowie der gesellschaftlichen Erwünschtheit dieser Emotion (Ellsworth, Smith 1988; Lazarus 2001; Lerner, Keltner 2000; Roseman 1996; Scherer 1984; Wei- ner 1985). Ohne diese Situationsdeutungs- und Auslegungsprozesse würde der Affekt ein riesiges, aber unerfülltes Potential bleiben. Um sinnvoll zu werden, soll die primäre emotionale Re- aktion von Kausalitätszuschreibungen, Interpretationsmustern und Narrativen ausgeformt, mit bestimmten Symbolen und Deutungsstrukturen verbunden sowie normativ bewertet werden (vergleiche Corcoran 2006; Döveling et al. 2011; Hochschild 1979; Manstead 2005; Shott 1979; Schachter, Singer 1962; Slaby 2014). Die primäre affektive Reaktion bereitet den Organismus für die körperliche und mentale Ak- tivität vor, nicht nur indem sie aufregt sondern auch, indem sie ein riesiges Netzwerk von Assoziationen mit Interpretationsschemata, sozialen Kategorien, symbolischen Formationen und Deutungsmustern abruft (Bower 1981; Lodge et al. 2006). Die weitere Auslegung der Emotion greift aber eines dieser Glieder des Assoziationsnetzwerks auf und baut die Interpretation der affektiven Reaktion darauf auf. Eine solche Interpretation muss nicht ein sehr reflektierter Prozess sein. Im Laufe der Sozialisation eignen sich Menschen ein gewisses implizites emotionales Wissen an, das Narrative, Situationen und Symbole mit bestimmten Emotionen verknüpft (vergleiche Averill 1988: 100; Engelen et al. 2009; Nisbett, Wilson 1977; Smith, Lazarus 1993; Thoits 1984) und es ermöglicht, Emotionen von diesen Phänomenen abzuleiten. Komplexere Emotionen sind nicht von ihrer sprachlichen Artikulation zu trennen, durch die hervorgerufene Emoti- onen weiterentwickelt und präzisiert werden, so dass die Bedeutung der Emotion sich weiter von der primären Reaktion entfernt (vergleiche Angerer 2007). Diese emotionstheoretischen Ausarbeitungen demonstrieren, wie viele konzeptuelle »Schrit- te« die Skandaltheorie weglässt, wenn sie behauptet, dass die emotionale Intensität die kollektive Empörung bilde. Das liegt sehr wahrscheinlich daran, dass die soziologischen Theorien (Col- lins 2004; Collins 2014; Durkheim 1981), auf die sich die Skandaltheorie beruft, die Konsequenzen der kollektiven Emotionen ansprechen, ohne die Mechanismen, wie diese Emotionen zu- stande kommen, genauer zu ergründen (vergleiche Scheve 2011). Die Emotionsforschung geht davon aus, dass es viel mehr Möglichkeiten gibt, wie mehrere Menschen zu der gleichen Emoti- DIE EMOTIONALE DIE DYNAMIK DER EMPÖRUNG IM POLITISCHEN SKANDAL 7 on gelangen, als lediglich durch emotionale Ansteckung und automatische Übernahme der emotionalen Reaktion der Mitmenschen (Hess et al. 2014). Zu den Gründen, die die gleiche Emotion bei mehreren Menschen verursachen können, gehören: 1) die gleiche Einschätzung der Situation, die sich auf Gruppenzugehörigkeiten, gemeinsame Handlungen, geteilte Erwartungen, Absichten, Ziele, Werte, Verpflichtunge, kulturelle Repertoires, gespürte Gemeinsamkeiten und soziale Strukturen bezieht; 2) Interaktions- und Gruppenprozesse sowie soziale Normen, die die Menschen dazu bringen, ihre eigenen Emotionen auf die Emotionen ihrer Mitmenschen auszurichten (Helm 2014: 47; Jasper 2014; Lawler et al. 2014: 191; 201; Scheve 2011). Die Vereinheitlichung der Emotionen findet sowohl durch eine übereinstimmende Einschät- zung der Situation, als auch durch die Anpassung eigener Emotionen an die Emotionen der anderen statt. Beide Prozesse können auch unter den Terminus der sozialen Einschätzung (Manstead, Fischer 2001) gebracht werden. Das heißt, dass die Menschen im Prozess der Auslegung ihrer affektiven Reaktionen die Emotionen der Mitmenschen beachten und ihre Emotionsinterpretation gegen sie prüfen (Bruder et al. 2014: 144–146), noch bevor sie anfangen, ihre Emotionen auszudrücken, zu teilen und sprachlich zu artikulieren. Soziale Einschätzung erfordert auch keine physische Kopräsenz der gleich Fühlenden und erschafft dadurch mehr Raum für die Top-down-Prozesse (Bruder et al. 2014: 150), wie die Emotionssteuerung, die von den Überzeugungsversuchen der führenden Personen in den Gruppen (Jasper 2014: 345–346) oder von den Medien in breiteren gesellschaftlichen Zusammenhängen (Scheve, Salmela 2014: xv) geleitet wird. In der Politik, mit der die meisten Bürger/-innen keine persönliche Erfahrung ha- ben (Gerhards, Schäfer 2007: 210), kann die öffentliche Meinung auch einen sehr starken Ein- fluss darauf ausüben, wie jede/-r Einzelne die Situation einschätzt und demzufolge ihre/seine Gefühle versteht. Da die Einschätzung dennoch als ein sehr subjektiver Prozess zu verstehen ist, kann die glei- che Situation auch bei der gleichen Identifikation mit der sozialen Gruppe und gleichen Platzie- rung in der Gesellschaft unterschiedliche Individuen zu unterschiedlichen Ergebnissen führen (Scheve 2011). Das lässt auch den Einfluss der Öffentlichkeit auf die individuellen Emotionen ganz unterschiedlich ausfallen, auch wenn fast alle davon betroffen werden, sei es durch den ersten Anstoß, die Aufmerksamkeit auf ein berichtetes Ereignis zu lenken, sei es durch die Interpretation dieses Ereignisses, die bestimmte Emotionen auslöst oder sei es durch die im Dis- kurs etablierte Emotionsauslegung, die normierende Wirkung aufweist. Obgleich nicht alle dieser Emotionsnorm entsprechend fühlen, reicht es für den Skandal dennoch aus, dass eine Emotionsnorm sich im Artikulationsprozess herausstellt. Diese Emotion wird öfter als die anderen im Diskurs dargestellt, dadurch wird sie verfügbarer und scheint angemessener zu sein. Dieser öffentliche Artikulationsprozess, der individuelle Emotionen lenkt und eine kollektive Emotion herstellt, vermittelt Emotionsnormen (Nabi et al. 2011) und bindet Personen stärker in ihre Gemeinschaft ein (vergleiche Döveling, 2005). Die diskursive Artikulation beruft sich auf die primäre emotionale Intensität, ist aber kaum durch Spontanität, Unmittelbarkeit und Unreflektiertheit gekennzeichnet. Wenn die Artikulation reibungslos in eine einheitliche Geschichte mündet, verdeckt sie jedoch den Artikulationsaufwand, und die erzielte konsensuale Bedeutung scheint die primäre Emotion ausgelöst zu haben, obgleich tatsächlich die Emotionen von der gleichen rekursiven Logik wie die Normen im Skandal vereinnahmt sind: Erst nachdem der Konsensus über die emotionale Bedeutung des Ereignisses im Verlauf des Skandals erzielt wird, 8 MONIKA VERBALYTĖ gewinnen die Emotionen die ihnen schon am Anfang des Skandals zugeschriebene normative Kraft. Die emotionsdiskursive Arbeit Als emotionsdiskursive Arbeit bezeichne ich diesen langwierigen Prozess der diskursiven Emotionsproduktion, die mit der Lenkung der Aufmerksamkeit auf die politischen Ereignisse, Akkumulierung der diffusen anfänglichen Aufregung sowie unterschiedlichen Emotionen des Publi- kums beginnt und mit ihrer Artikulation zu spezifischeren und komplexeren Emotionen, wie moralische Empörung, weitergetrieben wird. Obgleich im politischen Skandal mehrere politische und gesellschaftliche Akteure involviert und an der öffentlichen Artikulation der Emotionen beteiligt sind, wird diese emotionsdiskursive Arbeit hauptsächlich durch die Medien erledigt. Erstens weil nur durch die mediale Vermittlung die meisten politischen Prozesse öffentlich, das heißt dem breiteren Publikum zugänglich werden (vergleiche Luhmann 2009), und zweitens weil es die Funktion der Medien ist, die politischen Entscheidungen durch die öffentliche Meinung zu legitimieren. Das hat zur Folge, dass die Medien diese öffentliche Meinung nicht nur ausbreiten, sondern auch formen (vergleiche Kamps 2007: 18‒21). Diese technischen, normativen und praktischen Aspekte der Funktionalisierung von Medien sind jedoch so miteinander verwoben, dass es kaum festzustellen ist, welcher dieser Aspekte zuerst kommt. Die Medien verfügen über die technischen Möglichkeiten, dem Publikum den Zugang zur Realität zu verschaffen, der den für die meisten Menschen tatsächlich möglichen Zugang bei weitem überragt (Buck, Powers 2011: 189; Dayan 2009; Dayan, Katz 1994: 1. Kapitel). Das führt aber nicht nur dazu, dass die mediale Realität der alltäglichen Welt vorgezogen wird, sondern auch dazu, dass die Medien, die die sonderbare Quelle dieser Realität sind, zu den legitimen führenden Akteuren in den meisten zu beleuchtenden Ereignissen werden und somit anfangen, die Gesellschaft um sich zu zentrieren (Couldry 2002; Kepplinger 2012; Pantti 2011: 224). Die Positionierung als Zentrum in einer Gesellschaft ist nicht zu trennen von der Fähigkeit, kulturelle und normative Deutungen von wichtigen Ereignissen vorzulegen. Diese Position der Medien wird dadurch legitimiert, dass die meisten eingesetzten kulturellen und normativen Muster in der Gesellschaft schon vorhanden sind und in den Medien schlicht stets aktualisiert und erneuert werden (vergleiche Alexander, Jacobs 2002). Die verwendeten rituellen Praktiken, Narrative, Symbole und soziale Repräsentationen begründen und naturalisieren gleichzeitig die Macht der Medien (vergleiche Coman 2005: 47–51; Couldry 2002). Da, wie bereits im ersten Kapitel festgestellt wurde, der normative Konsens der heutigen Ge- sellschaft umkämpft ist und es fast immer zu Auseinandersetzungen über unterschiedliche Ereignisversionen kommt, wird nicht nur durch, sondern auch von den unterschiedlichen Medi- en dieser Kampf vollzogen. Im Zeitalter des Informationsüberflusses und der sich immer erhöhenden Komplexität der politischen Zusammenhänge, in dem die Politik für die meisten nur eine »gelegentlich überwältigende Sekundärerfahrung« (Kamps 2007: 19) ist, ist der Kampf um den gesellschaftlichen Konsens auch der Kampf um die knappe, flüchtige Aufmerksamkeit und Zustimmung des Publikums. In diesem Sinn ist die Macht, den öffentlichen Diskurs zu bestim- DIE EMOTIONALE DIE DYNAMIK DER EMPÖRUNG IM POLITISCHEN SKANDAL 9 men, nicht etwas an sich Stabiles und Dauerhaftes, sondern etwas, was immer wieder herge- stellt und verhandelt wird. Diese Macht ist interpretativ statt repressiv und an der Situation sowie strategischen Handlungen im Prozess der Herstellung von Sinn mehr als Ressourcen und Institutionen gebunden (Alexander, Jacobs 2002: 27–28; Dorer 1999). Die Zerbrechlichkeit der viel zu oft vorausgesetzten Ordnungen wird besonders in den Situa- tionen sichtbar, wo die Versuche, bestimmte Deutungen der Ereignisse durchzusetzen, scheitern, zum Beispiel in den erfolglosen Skandalisierungen, die keine Resonanz in der Gesellschaft finden, oder in den Versionen der Skandale, die nie genügend Zuspruch des Publikums be- kommen. Ebenfalls zeigen solche Fälle, vor welchen Herausforderungen die Medien, aber auch andere im öffentlichen Diskurs wirkende Akteure stehen. Die Inszenierung der Moral, auch wenn alle bekannten normativen Deutungen und narrativen Skripte der Ereignisse hervorge- bracht werden, können scheitern, wenn sie unglaubwürdig vollzogen werden (vergleiche Alexander 2004; Hepp, Couldry 2009; Rothenbuhler 1990). Am besten muss die Inszenierung impli- zieren, Identifikationsfläche präsentieren anstatt zu überzeugen, zu argumentieren oder vorzuschreiben (Dayan, Katz 1994: 78-92; Rothenbuhler 2009: 64-66; Zillmann 2011: 105), dann kommt sie unbemerkt und fast natürlich vor (Raney 2011). Um diesen intakten Fluss der Inszenierung zu sichern, »begleitet« die emotionsdiskursive Arbeit den ganzen im letzten Kapitel geschilderten Prozess der Emotionsentwicklung. Der Affekt erregt die Aufmerksamkeit, deswegen werden Nachrichten immer als unerwartet, schockierend und akut präsentiert. Sogar wenn der Missstand zum zweiten oder dritten Mal skandalisiert wird, konstruiert die Berichterstattung das dennoch als eine Aufdeckung. Das entspricht nicht nur einigen der bedeutensten Nachrichtenwertfaktoren (vergleiche Maier et al. 2010), sondern ist auch emotionstheoretisch sinnvoll: Dringlichkeit, Neuigkeit, Relevanz, Plötzlichkeit und Ziel(in)kongruenz sind die Einschätzungschecks, die für die Auslösung und Intensität des Affekts entscheidend sind (Lazarus 2001; Scherer 1984). Die hervorgerufene Intensität kann dann wei- ter mit der emotionalen Dramaturgie – bildlicher Sprache, Rhetorik und drastischen Bildern – sowie mit den emotionalen Themen, wie dem Triumph und dem Fall, akkumuliert und verstärkt werden (Nash 1989: 2. Kapitel; Samra-Fredericks 2004; Schwab, Schwender 2011: 16; Zillmann 2011: 111-112). Wie der Affekt ohne weitere Ausarbeitung nur ein leeres Potential bleibt, erhalten die rheto- rischen und bildlichen Mittel auch erst im thematischen Rahmen ihre Funktion (Unz 2011: 301‒ 302). Die zweite Einschätzung, die die Situation ergründet und detaillierter ausdeutet, bahnt den Narrativ an, der die diskrete Emotion bilden kann. Zum Beispiel führen Zuschreibungen der Verantwortung und Schuld dem spezifischen Akteur zu Ärger, während ein negatives Ereignis ohne genannte Verantwortungsattribution Enttäuschung oder Traurigkeit konstituiert (Gross 2008; Gross, D’Ambrosio 2004; Kepplinger et al. 2012; Meier, Jansen 2012). Um dramatische Übertreibungen und Intensitätsrhetorik zu begründen und zu rechtfertigen, reicht aber die Verantwortungszuschreibung nicht aus ‒ das skandalöse Ereignis muss als ein schwerwiegendes abweichendes Verhalten oder ein Normbruch gedeutet werden (Kepplinger 2002; Schudson 2005: 125). Das ist jedoch erst durch die sprachliche Artikulation der Emoti- on(en) möglich, die ihre kognitive Struktur(en) mit den normativen Diskursen verbindet (vergleiche Jäger 1999; Kepplinger 2012; Pantti 2011: 224). In der Artikulation werden Emotionen nicht selten auch bewertet, verhandelt, vorgeschrieben, in weitere Narrative eingebettet. Dadurch 10 MONIKA VERBALYTĖ entstehen viel subtilere Unterschiede der Emotionen, die zum Beispiel zwischen Ärger, moralischer Empörung, Ressentment sowie Neid differenziert werden können (Demmerling, Landweer 2007: 209-211; Gebauer 2004: 762-763). Diese feinen Unterschiede zwischen den Emotionen werden sehr oft benutzt, um die von anderen Akteuren oder anderen Medien dargestellten Emotionen zu hinterfragen und eigene als moralisch zu begründen. Diese Wichtigkeit der Legitimation der ausgedrückten Emotionen, ihre moralische Vertretbarkeit ist das, was öffentliche Artikulation der Emotionen und emotionsdiskursive Arbeit von der individuellen Emotionsauslegung unterscheidet. Das wird jedoch fast nie explizit gemacht: Der Ärger wird einfach als moralische Empörung, jede Anschuldigung oder gar Anprangerung als Kampf gegen die Ungerechtigkeit (vergleiche Boltanski, Thevenot 2007) und als im Namen des Volkes ausgeführt (vergleiche Binder 2013: 179‒180; Corcoran 2006) dargestellt. Besonders die Identifikation mit dem Publikum legitimiert die Parteilichkeit der Medien und immunisiert sie gegen mögliches Hinterfragen. Emotionen sind ein Teil dieser Identifikation, aber auch das Ziel der erfolgreichen Skandalisierung (vergleiche Laermann 1985; Thompson 2000: 1920), womit die rekursive Logik des Skandals wieder in Erscheinung tritt. Der Normbruch gilt als der einzig akzeptable Grund der Dramatisierung, obgleich die intensive Rhetorik zeitlich viel früher auftritt, noch bevor geklärt ist, ob und welche Normverletzung im Skandal begangen wurde. Außerdem behaupten die Medien aufgrund der Identifikation mit dem Publikum, den Zorn der Bür- ger/-innen auszudrücken, obgleich sowohl die moralische Empörung des Publikums als auch die Identifikation des Publikums mit bestimmten medialen Positionen eigentlich erst Ergebnisse der Skandalisierung sind. So funktioniert suggestive Macht des öffentlichen Diskurses: Nicht durch Überzeugung und Argumentation, sondern durch die konsequente Erfüllung der Erwartungen des Publikums, die aber größtenteils von der Öffentlichkeit geweckt wurden. Die rekursive emotionale Logik funktioniert bis zum Ende des Skandals. Der Skandalisie- rungsdiskurs wird immer mehr anprangernd und oft die/den Skandalisierte/-n degradierend sowie verachtend, dazu höchst homogen und selbst-referentiell. Die unterschiedlichen Medien verstärken einander und sanktionieren kollektiv die alternativen Versionen des Skandals, (Garment 1991; Kepplinger 1991; Thompson 2000: 84) damit die Verteidiger/-innen der/des Skandalisierten keine Chance mehr haben, sich durchzusetzen. Der Ausschluß der/des Skanda- lisierten aus der politischen Gemeinschaft wird zur einzigen Lösung der Situation. Der Rücktritt der/des Skandalisierten wird wiederum als Bestätigung der Schuld gesehen (auch wenn sie im Skandalisierungsdiskurs konstituiert wurde) und dient somit als Rechtfertigung der Anprangerung. Und wenn immer noch nicht alle von der moralischen Notwendigkeit der Denunziation überzeugt wurden, kommt, nachdem der Skandal zu Ende ist, eine Phase der Reflektion und ein gewisses Bedauern der Skandalisierenden (Hondrich 2002: 21), dass das vorherige Verhalten der Anprangernden als Verfall der Öffentlichkeit in eine sich selbst perpetuierende und kaum kontrollierbare emotionale Dynamik scheinen lässt. Fazit DIE EMOTIONALE DIE DYNAMIK DER EMPÖRUNG IM POLITISCHEN SKANDAL 11 Viel zu oft werden Emotionen in der Skandalforschung pauschalisiert und undifferenziert be- handelt. Ihre Darstellung erscheint sogar paradox, wenn relativ wenig ausgearbeitete diffuse Emotionen für die Übertragung komplexer normativer Inhalte verantwortlich gemacht werden. Dieser Beitrag argumentierte, dass diese Funktionen den Emotionen zugeschrieben werden können, nur wenn sie nicht als spontane, automatische und unmittelbare Reaktionen der Menschen auf die Normenverletzung verstanden, sondern als diskursive Praktiken, die Emotionen der Bürger/-innen erklärend und interpretierend, erfasst werden. Die Skandalisierung ist dem- entsprechend eine emotionsdiskursive Arbeit, die den Inhalt und das Ausmaß öffentlicher und individueller Emotionen bestimmt, und der Skandalisierungsdiskurs ist der Kampf der unter- schiedlichen emotionalen Versionen der Wirklichkeit um die Dominanz, der mit der Konstruktion, Zuschreibung, Beeinflussung und Normierung der Emotionen vollzogen wird. Die emotionsdiskursive Arbeit besteht aus mehreren Stufen, die den »Werdegang« der kom- plexen sozialen oder moralischen Emotion abbilden. Erregte Aufmerksamkeit und Dramatisie- rung, die die Intensität der Aufregung erhöht, werden anschließend durch die kognitive Einschätzung der Situation begründet und interpretiert sowie durch die normative Deutung legiti- miert. Die damit konstruierte Emotion wird durch sprachliche Artikulation weiter ausgelegt und differenziert. Im Skandalisierungsdiskurs können diese subtilen Unterschiede sowohl dem Etablie- ren als auch dem Hinterfragen der diskursiv produzierten Emotionen dienen. Wenn die Skandalisierung erfolgreich ist, erstellt der Skandalisierungsdiskurs im Laufe des Skandals eine dominierende Emotionsversion, die normierend auf die Teilnehmer/-innen des Skandals, die Medien und das Publikum wirkt, und zu einem Ausschluss alternativer Versionen des Skandals führt. Literatur Alexander, J. C. 1990: Culture and Political Crisis: »Watergate« and Durkheimian Sociology. In J. C. Alexander (Hg.), Durkheimian sociology. Cultural studies. Cambridge: Cambridge University Press, 187–224. Alexander, J. C. 1995: Watergate. In S. M. Lipset (Hg.), The encyclopedia of democracy. Washington, D.C: Congressional Quarterly, 1367–1369. Alexander, J. C. 2004: Cultural pragmatics: Social performance between ritual and strategy. Sociological Theory, 22. Jg., Heft 4, 527–573. Alexander, J. C., Jacobs, R. 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