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MOORLEICHEN Über die Entstehung, Untersuchung und Geschichte einer archäologischen Fundgruppe Målin Grünberg, 2019 LITERATURVERZEICHNIS EINLEITUNG 3 WIE ENTSTEHT EIN MOOR? 3 WIE ENTSTEHT EINE MOORLEICHE? 4 DIE GESCHICHTE DER MOORLEICHEN 4 DIE FRAGEN UND ANTWORTEN DER MOORLEICHEN 6 LITERATURVERZEICHNIS 9 ABBILDUNGSVERZEICHNIS 10 2 Einleitung Seitdem Moorleichen im 18ten Jahrhundert vermehrt entdeckt wurden, besteht eine Faszination über die gute Konservierung dieser oft Jahrtausende alten Überreste. Sowohl die wissenschaftliche als auch populäre Literatur spekulieren über die Gründe warum vergangene Kulturen menschliche Körper im Moor versenkten, einem Ort, dem bis heute ein mystischer Charakter zugeschrieben wird. Die Spekulationen über die Identität der Moorleichen reichen von einfachen Bestatteten über verunglückte Reisende bis hin zu Hingerichteten, Mordopfern, Menschenopfern und Toten, dessen Wiederkehr nach dem Ableben verhindert werden sollte. Obwohl die tatsächlichen Gründe für die außergewöhnliche Fundgattung wohl nie restlos ersichtlich sein werden, liefern Moorleichen aufgrund ihrer einzigartigen Eigenschaften Möglichkeiten der Erforschung, die andere prähistorische Funde verwehren. Im Folgenden wird die Fundgattung der Moorleichen genauer beleuchtet werden. Sowohl in Bezug auf ihre Geschichte seitdem die wissenschaftliche Welt sich erstmals mit ihnen beschäftigte als auch hinsichtlich der Antworten, die Moorleichen der Wissenschaft seitdem liefern. Wie entsteht ein Moor? In Mooren wird unter Sauerstoffabschluss der Abbau von organischen Stoffen verlangsamt, wodurch abgestorbene Pflanzenreste sich nicht vollständig zersetzen und nach langer Zeit den für Moore typischen Torf bilden. 1 Im Allgemeinen wird zwischen zwei verschiedenen Moorarten unterschieden, den Niedermooren und den Hochmooren. Sie unterscheiden sich in Bezug auf die Art ihrer Entstehung. Während Niedermoore aus Grundwasser entstehen werden Hochmoore von Regenwasser genährt. Niedermoore entstanden zuerst nach der letzten Eiszeit vor circa 12 000 Jahren 2 entlang von Gewässern, meistens entweder durch Versumpfung, durch ständigem Wasserüberschuss oder Verlandung, wobei organisches Material das Wasser langsam verdrängt3. Niedermoore können auch durch Wasseraustritt an Quellen, Überflutungen an Küsten oder Seen und sich in Senken sammelndes Grundwasser entstehen. 4 Sie sind basisch, meistens nährstoffreich und haben eine vielfältige Flora und Fauna. 5 In ihnen erhalten sich besonders Knochen und pflanzliches Material wie Holz oder Kleidung aus Pflanzenfasern, Weichteile und Haare vergehen jedoch.6 Im Gegensatz dazu stehen die Hochmoore, welche von nährstoffarmem Regenwasser gespeist und deswegen auch Regenmoore genannt werden. Sie entstehen seit circa 9 000 Jahren, als das Klima wärmer und feuchter wird.7 Ihr Entstehen verdanken Hochmoore vor allem den sogenannten Torf Moosen die in ihnen wachsen. Diese Moosart kann das 20- bis 1 Vgl. Steiner (2005): Seite 2 Vgl. Brock (2009): Seite 9 3 Vgl. Steiner (2005): Seite 1 4 Vgl. Salzmann (2012) 5 Vgl. Brock (2009): Seite 12 6 Vgl. ebd. 7 Vgl. ebd. Seite 14 2 30-fache ihres Eigengewichts an Wasser speichern und quillt dabei auf. 8 Das verursacht die Hochmoor-typische Erhebung des Wasserspiegels über seine Umgebung. Torfmoos ernährt sich außerdem von Mineral- und anderen Nährstoffen und gibt im Gegenzug Wasserstoff-Ionen über die Blattoberflächen ab, wodurch das umliegende Wasser sehr nährstoff- und sauerstoffarm, sowie sauer wird. Das verhindert das Entstehen von Mikroorganismen, die für das Zersetzen von organischem Material verantwortlich sind. Wie entsteht eine Moorleiche? Die Entstehung der als „echte“ 9 Moorleichen bezeichneten Funde ist ausschließlich in Hochmooren möglich. In Niedermooren können nur skelettierte Überreste geborgen werden.10 Echte Moorleichen sind durch entkalkte, biegsame Knochen, dunkel verfärbte und lederartig verhärtete Weichteilerhaltung und Rotfärbung der Haare charakterisiert.11 In einigen Fällen kann auch Leichenlipid, d.h. verhärtetes Fettgewebe, auftreten, eine Besonderheit von feucht gelagerten Leichnamen. 12 Für die typischen Eigenschaften sind die besonderen Umstände der Hochmoore verantwortlich. Das bereits behandelte Fehlen von Mikroorganismen verhindert den Zerfall organischer und somit auch menschlicher Überreste. Der Sauerstoffabschluss verhindert den Verwesungsprozess. Zudem sorgen im sauren Milieu vorhandene Gerb- und Huminsäuren für die Gerbung der menschlichen Haut, ähnlich wie bei Leder, wobei sie sich verhärtet und dunkel färbt. 13 Die Torfmoose und das saure Milieu entziehen den Knochen ihre Mineralien, wodurch sie biegsam und dunkel werden. Die Rotfärbung der Haare ist ein immer noch eine nicht vollkommen geklärte Frage der forensischen Forschung14, jedoch wird angenommen, dass die enthaltenen Säuren auch die rote Farbe der Haare verursachen.15 Die Geschichte der Moorleichen Obwohl das Moor keine idealen Bedingungen zur Viehhaltung, Besiedelung oder zum Ackerbau bietet, nutzten die in der Nähe wohnenden Menschen spätestens seit der Bronzezeit die begehbaren Moorflächen zu diesen Zwecken. 16 Die ersten Versuche den unsicheren Moorboden nutzbar zu machen sind durch sogenannte Bohlenwege, künstlich gebaute Wege aus Baumstämmen oder Holzbrettern, belegbar. 17 Ein Hauptnutzen des Moores bis heute ist der Torfabbau zur Verarbeitung als Brennstoff. Archäologisch lassen sich Torfabbauarbeiten unter anderem durch Spatenstiche in alten 8 Vgl. Brock (2009): Seite 11 Ebd. Seite 15 10 Vgl. ebd.: Seite 11 11 Vgl. Madea (2007): Seite 78 12 Vgl. ebd. Seite 78 13 Vgl. Thut (2010): Seite 2 14 Vgl. Krefft (1955): Seite 1 15 Vgl. ebd.: Seite 4 16 Vgl. Brock (2009): Seite 14 17 Programm Niedersächsische Moorlandschaften (2016): Seite 13 9 4 Sedimentschichten und mehr als 240 frühgeschichtlichen Holzschaufeln nachweisen. 18 Wahrscheinlich kannten Menschen seit der Bronzezeit die konservierenden Eigenschaften des Moores, unter anderem die Entdeckung sogenannter Moorbutter, aus Tiermilch hergestellte und im Torf deponierte Butter, deutet darauf hin. 19 Möglicherweise wurden deswegen auch Tote im Moor versenkt. Frühzeitliche Gruppierungen deponierten allerdings nicht nur Menschen, sondern auch zahlreiche Objekte wie gefüllte Tontöpfe, Holzgeräte, geschnitzte Figuren und Tierschädel im Moor.20 Zudem wurden Grundrisse von Gebäuden im Moor entdeckt, die als Heiligtümer interpretiert werden. Aufgrund dieser Funde wird angenommen, dass dem Moor von bestimmten Gruppierungen eine sakrale Bedeutung zugemessen wurde. 21 Die ersten dokumentierten Moorleichenfunde stammen aus dem 17ten Jahrhundert. 22 Allerdings sind keine dieser Moorleichen erhalten, da sie meistens nach einer Begutachtung als nicht rezent erkannt und daraufhin erdbestattet wurden. Die einzigen Informationen über die Funde sind die lückenhaften Dokumentationen über ihre Entdeckung und Begutachtung. Erst ab dem 19ten Jahrhundert werden historische Moorleichen vermehrt Altertumsforschern zugänglich.23 Die Forschungsgeschichte beginnt allerdings bereits in den 1780er Jahren, als die irische Gräfin Elizabeth Rawdon von Moira von einem Moorleichenfund in ihrer Nähe erfährt, aus Eigeninteresse weiterrecherchiert und letztendlich ihre Ergebnisse in einer archäologischen Zeitschrift veröffentlicht. 24 In den folgenden Jahrzehnten steigert sich das wissenschaftliche Interesse an Moorleichen langsam. Im 19ten Jahrhundert wird erstmals eine Verbindung mit antiken Quellen geschlossen, in denen von heidnischen Gruppen berichtet wird die unerwünschte Gruppenmitglieder in Mooren versenken. Daraus entwickelt sich die für lange Zeit als allgemein gültig empfundene „Strafrechtstheorie“ 25. Laut dieser These sind Moorleichen als Straftäter zu verstehen, dessen Versenkung im Moor als Sanktion diente. Die „systematische Erschließung“ 26 der Funde geschieht erst ab 1870, durch Professorin Johanna Mestorf, die in einer Auflistung 12 Moorleichen anführt und sie damit zu einer eigenen Fundgruppe macht. Andere Altertumsforscher ergänzen Mestorf‘s Liste bald, sodass sie 1907 bereits 52 Moorleichen umfasst. 27 Ab Anfang des 20ten Jahrhunderts werden erstmals alternative Erklärungen wie Unfalltod, Menschenopferungen, einfache Bestattung und die Wiedergänger-These vorgestellt, die annimmt, dass einige Individuen auch nach dem Tod als gefährlich eingestuft und deswegen von der Wiederkehr abgehalten wurden.28 18 Vgl. Brock (2009): Seite 14 bis 15 Vgl. Brock (2009): Seite 14 20 Vgl. ebd. Seite 15 21 Vgl. ebd. 22 Vgl. ebd. Seite 19 23 Vgl. ebd. 24 Vgl. ebd. Seite 21 25 Ebd. Seite 22 26 Ebd. Seite 23 27 Vgl. ebd. Seite 24 28 Vgl. ebd. 19 5 In der Nachkriegszeit fanden interdisziplinäre Untersuchungen an Moorleichen ihre Anfänge. Auch der Umgang an den Fundstellen änderte sich, Moorleichen wurden wenn möglich nicht ausgegraben, sondern in Torfblöcken zum Untersuchungsort gebracht.29 Ab den 1960er Jahren wird Torfabbau hauptsächlich maschinell bewältigt, wodurch Moorleichenfunde stark abnehmen und die Forschung beginnt sich auf bereits entdeckte Funde zu konzentrieren. 30 Insgesamt sind etwa 1100 Moorleichen sicher belegbar 31 , obwohl durch Verluste in beiden Weltkriegen, die Verarbeitung zu „Mumia“ 32 und auf dem Papier gefälschten Moorleichenfunde 33 keine genaue Angabe zu der tatsächlichen Zahl gemacht werden kann. Die meisten dieser Funde stammen, mit Ausnahme von 168 Exemplaren eines prähistorischen Indianerfriedhofes in Florida, aus Dänemark, Norddeutschland, England, den Niederlanden und Irland Sicher datierbar sind Moorleichen ab der Mittelsteinzeit, in der Jungsteinzeit vermehren sich die Funde etwas, was vermutlich mit dem Wandel der Menschen zur Sesshaftigkeit zu tun hat.34 Die Zahl der Funde steigert sich weiter mit der mittel- und nordeuropäischen Bronzezeit, in der ab dem ersten Jahrtausend v. Chr. die ersten echten Moorleichen auftreten. Die meisten echten Moorleichen sind in der nachfolgenden Eisenzeit einzuordnen, in der im Gegensatz zu den Jahrtausenden vorher vermehrt Gewalteinwirkungen an den Leichen vorzufinden sind. Diese haben teilweise Ausmaße eines sogenannten „Overkills“ 35, also Spuren von mehr Gewalt, als zur Tötung notwendig gewesen wäre. Ab dem Mittelalter bis hin zur Neuzeit nehmen Moorleichenfunde wieder ab, jedoch lassen sie sich vermehrt mit Schriftquellen verbinden. 36 Die Fragen und Antworten der Moorleichen Schon Gräfin Elizabeth Rawdon von Moira fragte sich warum die von ihr untersuchte Moorleiche so gut erhalten war und wie sie ins Moor gelangt war. Die Fundgruppe der Moorleichen ist eine der einzigen, bei denen auf natürliche Weise eine Art Mumifizierung stattfindet. Ansonsten sind ähnliche Merkmale ohne menschliches Zutun bis auf einige Ausnahmen nur in besonders kalten Umgebungen, wie z.B. Bergspitzen, möglich. Wissenschaftler beschäftigten sich früh mit der Frage, wie das Moor die gute Erhaltung möglich macht, allerdings können erst ab dem 20ten Jahrhundert durch den Entwicklungsfortschritt verschiedener Disziplinen sichere Antworten gefunden werden. 37 Neben dieser Grundlegenden Frage bieten Moorleichen wegen ihrer Konservierung auch zahlreiche Ansatzpunkte zur Erforschung der Lebensumstände in den letzten Jahrtausenden. 29 Vgl. ebd. Seite 25 Both (2017): Seite 51 31 Vgl. Brock (2009): Seite 29 32 Ebd. Seite 20 33 Vgl. ebd. Seite 26 34 Vgl. ebd. Seite 31 35 Vgl. ebd. Seite 65 36 Vgl. ebd. Seite 114 37 Vgl. Schaefer (1955): Seite 3 30 6 Seit den 50er Jahren werden bereits entdeckte Moorleichenfunde erneut mit moderneren Methoden untersucht. 38 Die sogenannte Radiokarbonmethode wird seitdem häufig zur Datierung angewendet und ergibt häufiger, dass die bisherige zeitliche Einordnung anhand von Typologien oder Pollenanalysen nicht stimmt. Pollenanalysen haben jedoch Aussagecharakter, wenn sie mit der Radikarbondatierung übereinstimmen, wie zum Beispiel bei dem Jungen von Kayhausen. 39 Eine Datierung kann nicht nur Aufschluss über das kulturelle Umfeld der Moorleiche zu Lebzeiten geben, sondern auch die Möglichkeit, dass es sich um rezente Vermisstenfälle handelt ausschließen, wie beispielsweise bei der weiblichen Moorleiche aus dem Uchter Moor, genannt Moora.40 Wegen der partiellen Weichteilerhaltung konnte in wenigen Fällen DNA extrahiert werden, anhand derer ein Vergleich zum heutigem DNA-Profil bestimmter Regionen gezogen werden kann und eventuelle Erbkrankheiten, das Geschlecht und Angaben zur Physiologie teilweise bestimmt werden können. 41 Mithilfe von Computertomographien wird ein Blick in das Innere der Moorleiche geworfen. So können beispielsweise innere Verletzungen, Merkmale an Knochen oder Fremdkörper identifiziert werden. Computertomographie bietet mehr Informationen und Möglichkeiten als einfache Fotografie und ist im Gegensatz zu der in der Vergangenheit oft genutzten herkömmlichen Obduktion non-invasiv. 42 Zur Untersuchung von Moorleichen werden außerdem häufig dieselben Methoden gebraucht, die in der Forensik für rezente Todesfälle angewandt werden. So können Verletzungen forensisch darauf untersucht werden, ob sie durch einen Unfall oder vorsätzlich verursacht wurden anhand von Anhaltspunkten wie Abwehrverletzungen, Fesselspuren, Stichwunden oder anderen Formen der Gewalteinwirkung. Auch der Mageninhalt kann forensisch auf seine Zusammenstellung untersucht werden und damit Aufschluss über die letzte Mahlzeit der Moorleiche geben. Morphologische Merkmale können zur Alters- und Geschlechtsbestimmung sowie zu Schlussfolgerungen über den gesundheitlichen Zustand des Menschen verwendet werden. Dazu gehören unter anderem die sogenannten „Harris-Linien“ 43 , oberflächliche Strukturverdichtungen der Röhrenknochen, die auf Stress-Phasen durch Mangelernährung oder Krankheit hindeuten. Außerdem kann die Morphologie des Toten, gerade bei guter Weichteilerhaltung des Gesichts dazu verwendet werden eine Rekonstruktion des wohlmöglichen äußeren Erscheinungsbildes zu Lebzeiten zu erstellen. 44 Die tatsächlichen Gründe für die Niederlegung der Toten im Moor klären sich jedoch durch keine dieser Untersuchungsmethoden. Die starken Befundunterschiede verhindern das Aufstellen einer allgemeinen Theorie. 45 Sind bei einigen Moorleichen zwar starke 38 Vgl. Brock (2009): Seite 29 Vgl. Both (2017): Seite 55 40 Vgl. Brock (2009): Seite 57 bis 58 41 Vgl. Kremer; Fritzsch; Stahl (2017): Seite 384 42 Vgl. Brock (2009): Seite 30 43 Vgl. ebd. 44 Vgl. Both (2017): Seite 53 45 Vgl. ebd. Seite 59 39 7 Gewalteinwirkungen durch Dritte und der gewaltsame Tod nachweisbar, so lassen sich an anderen Moorleichen keine Verletzungserscheinungen erkennen. Aus den bereits gefundenen Moorleichen ergibt sich weder eine Tendenz hinsichtlich eines bestimmten Alters oder Todesgrundes noch ein anderer Hinweis darauf, dass die niedergelegten Toten irgendeine Art der konstanten Gemeinsamkeit teilen. Zwar sind es unter den geschlechtsbestimmten Funden deutlich mehr Männer als Frauen, jedoch sind viele Exemplare nicht geschlechtlich bestimmbar. Auch der gesundheitliche Zustand variiert stark, einige der Funde sind von deutlichen Missbildungen, alten Verletzungen oder Krankheitsspuren gekennzeichnet, wogegen andere bei überdurchschnittlich guter Gesundheit sind. Zeitlich und geologisch liegen die Funde so weit auseinander, dass auch hier kein theoretischer Zusammenhang hergestellt werden kann. Es ist anhand der Untersuchungsbefunde offensichtlich, dass ein Teil der gefundenen Moorleichen ermordet wurde, ob das jedoch zum Zweck als Menschenopfer, aus Angst vor Wiederkehr nach dem Tod oder aus einem Streit zwischen zwei Personen heraus geschah lässt sich schwer nachvollziehen. Ähnlich verhält es sich bei jenen Moorleichen, an denen keine Gewaltspuren zu erkennen sind. Sind sie Verunglückte die im schlammigen Torf langsam einsanken, wurden sie nach dem Tod dort ohne Beigaben beerdigt, sind die Beigaben vergangen oder sind ihre Verletzungen durch die vielen Jahre im Moor vielleicht schlicht nicht mehr nachvollziehbar? Frank Both aus dem Landesmuseum Natur und Mensch in Oldenburg schlägt vor, dass jede Moorleiche für sich betrachtet und anhand der Untersuchungsergebnisse individuell erklärt werden sollte.46 46 Vgl. Both (2017): Seite 59 8 Literaturverzeichnis Bauriegel, Dr. Albrecht; Behrendt, Dr. Axel; Chmieleski, Dr. Jana; Gall, Dr. Beate; Hahn, Dr. Sabine; Kühn, Dr. Dieter; Lantzsch, Dr. Patrick; Luthardt, Prof. Dr. Vera; Zeitz, Prof. Dr. Jutta (2012): "Boden des Jahres 2012 - Niedermoor". http://www.bvboden.de/images/aktuelles/bodendesjahres/Boden_des_Jahres_2012Flyer.pdf. zuletzt aufgerufen am 08.08.2019 um 16:04 Uhr. Both, Frank (2017): „Moorleichenforschung heute. Die Funde im Landesmuseum Oldenburg“. In: Palaeos – Menschen und Zeiten Heft 6 - 2017. Seiten 51 bis 59. Brock, Thomas (2009): "Moorleichen - Zeugen vergangener Jahrtausende". In: Archäologie in Deutschland Sonderheft 2009. Konrad Theiss Verlag GmbH. Stuttgart. Krefft, Siegfried (1955): „Zur Frage der postmortalen Farbveränderungen der Haare“. In: Deutsche Zeitschrift für die gesamte gerichtliche Medizin Vol. 44 (2). Seiten 231 bis 237. Kremer, Kerstin; Fritzsch, Sabrina; Stahl, Frank (2017): „Gen-Analysen in der Kriminalistik- DNA Forensik“. In: Chemie in unserer Zeit Vol. 51. Seiten 384 bis 391. Madea, Burkhard; Dettmeyer, Reinhard (2007): "Basiswissen Rechtsmedizin". Springer Medizin Verlag. Heidelberg. „Programm Niedersächsische Moorlandschaften“. Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz. Hannover. 2016. Salzmann, Wiebke (2012): „Moore“. https://physik.wissenstexte.de/moor.htm.zuletzt aufgerufen am 04.08.2019 um 11:28 Uhr. Schaefer, Ulrich (1954): „Zum Stand der Moorleichenforschung“. In: Schriften des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schleswig-Holstein Band 27 (1). Seiten 1 bis 10. Steiner, G. M. (2005): "Moore". In: Kataloge der OÖ. Landesmuseen Neue Serie 35. Seiten 5 bis 26. 9 Thut, Walter (2010): Moore, In: Historisches Lexikon der Schweiz. https://hls-dhsdss.ch/de/articles/007851/2010-05-21/. Zuletzt aufgerufen am 04.08.2019 um 10:32 Uhr. Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Hochmoor bei Torfhaus im Harz (Salzmann, 2012) 10 Abb. 2: Torfmoos (Salzmann, 2012) Abb. 3: Moorleiche des Jungen von Kayhausen (Both, 2017) 11 Abb. 4: Gesichtsrekonstruktion des Husbäke Mannes (Both, 2017) Abb. 5: Gesichtsrekonstruktionen des Mädchens aus dem Uchter Moor (Pittaluga, 2011) 12 Abb. 6: Computertomographie einer Moorleiche (Both, 2017) 13