Automatik fahren: Darauf müssen Sie achten

Ein Roter Schalthebel eines Autos mit Automatik-Getriebe
Zu den meisten Fahrzeugen ab der Mittelklasse passt eine Automatik sehr gut© Shutterstock/BigTunaOnline

Immer mehr Deutsche entscheiden sich beim Fahrzeugkauf für ein Automatikgetriebe. Was sind die Vorteile? Und auf was muss man beim Fahren mit Automatik achten? Die wichtigsten Infos.

  • Automatikgetriebe als Komfortextra sehr beliebt

  • Elektroautos haben immer ein Automatikgetriebe

  • Was die Buchstaben am Wählhebel bedeuten

Der Alptraum aller Fahrschüler, die Handschaltung, ist vom Aussterben bedroht: Ließen sich im Jahr 2000 nach Daten der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) noch 80 Prozent der Neuwagen manuell schalten, sind inzwischen mehr als zwei Drittel von ihnen mit einem Automatikgetriebe ausgerüstet.

Die Trendwende hat viele Gründe. Zum einen sind Automatikgetriebe über die Zeit immer besser geworden, moderne Doppelkupplungsgetriebe etwa erzeugen längst kein nervendes Röhren oder ruckelnde Pausen mehr. Zudem ist eine Automatik schlicht komfortabler, gerade im Stadtverkehr wird das Ein- und Auskuppeln schnell lästig.

Dazu kommt noch, dass Neuwagen oft gar nicht mehr mit Handschaltung angeboten werden: Plug-in-Hybride und Elektroautos haben sowieso zwingend ein Automatikgetriebe, und Modellreihen wie den BMW 3er und 5er gibt es nur noch in dieser Konfiguration.

Für all jene, die planen, auf eine Automatikschaltung umzusteigen, gibt es einige Besonderheiten zu beachten.

Automatik: Was bedeuten P, R, N, D und S?

Auf dem bzw. am Automatikhebel finden sich anstelle der Nummerierung der üblichen Gänge – abgesehen von sehr alten Automatikgetrieben – Buchstaben. Diese geben die verschiedenen Wahlmöglichkeiten an. Dafür stehen die Buchstaben:

P = Parken
R = Rückwärts
N = Neutral (Leerlaufstellung)
D = Drive
S = Sport
M = Manuelle Schaltmöglichkeit

In einigen Modellen finden sich auch die Abkürzungen
B = Brake oder sogar L = Low.

Besonderheiten bei Automatikgetrieben

Eine Frau hat die Hand beim Autofahren auf der Automatik Schaltung
Komfortabel, aber nicht ohne Umgewöhnen zu meistern: Fahren mit Automatikgetriebe© iStock.com/DjelicS

Es gibt verschiedene Arten von Automatikgetrieben. Am häufigsten sind die Wandlerautomatik und das Doppelkupplungsgetriebe. Seltener findet man eine stufenlose Automatik (CVT) oder ein automatisiertes Schaltgetriebe.

Eine Gemeinsamkeit der genannten Automatikgetriebe ist, dass eine intelligente Steuerung die Übersetzung zwischen Rad und Motor so wählt, dass die Motordrehzahl auf einem idealen Drehzahlniveau liegt. Dieses Drehzahlniveau ist von der Geschwindigkeit und der Lastanforderung abhängig. Beim Dahinrollen wird eine möglichst niedrige Drehzahl gewählt, um Kraftstoff zu sparen, bei voller Beschleunigung eher eine hohe Drehzahl, um die maximale Motorleistung abzurufen.

Moderne Wandlerautomatikgetriebe haben meist zwischen sechs und neun Gänge, Doppelkupplungsgetriebe meist zwischen sechs und acht Gänge. Letztgenannte sind in der Bedienung einer Automatik gleich, arbeiten aber häufig effizienter als ein manuelles Getriebe. Ist ein Doppelkupplungsgetriebe nicht gut abgestimmt, kann es aber zum Ruckeln beim Anfahren kommen.

Automatikgetriebe: Todsünden vermeiden

In der Fahrschule werden die meisten mit den Tücken der Handschaltung konfrontiert. Deswegen ist gerade für junge Fahrer und Fahrerinnen eine Automatik oft ungewohnt. Zwar ist sie unterm Strich komfortabler zu bedienen, einige Fehler sollte man im Umgang mit ihr dennoch tunlichst vermeiden.

Mit dem linken Fuß auf die Bremse

Besonders wichtig ist es, ausschließlich den rechten Fuß für die Betätigung der beiden Pedale zu verwenden. Damit schließt der Fahrer aus, versehentlich Gas und Bremse gleichzeitig zu drücken. Die ADAC Experten raten, den linken Fuß möglichst bewusst zur Seite zu stellen. Automatikeinsteiger machen immer wieder den Fehler, bei voller Fahrt die Kupplung treten zu wollen und dann mit dem linken Fuß mit Wucht auf das Bremspedal zu steigen. Das kann zu schweren Unfällen führen.

Kriechen an der Ampel

Noch zehn Zentimeter bis zur Haltelinie, und die Ampel wird einfach nicht grün: Viele entscheiden sich in dieser Situation, zum Zeitvertreib mit kaum gelöster Bremse ein kleines Stück mit ihrem Auto nach vorn zu "kriechen". Im Fall eines Automatik-Doppelkupplungsgetriebes, das viele vor allem kleine und mittelgroße Autos verwenden, ist das aber gar keine gute Idee. Die Kupplung kann dadurch auf Dauer kaputt gehen, bergauf und mit Anhänger ist das Schadenspotenzial sogar noch einmal höher. Also besser beim Halten fest auf der Bremse bleiben und bei Grün direkt anfahren.

Schalten beim Fahren

Zwischen Vorwärts- und Rückwärtsgang sollte man nur wechseln, wenn das Auto vollständig zum Stehen gekommen ist. Sonst schadet das dem Getriebe.

Bergab fahren mit niedrigem Gang

Moderne Automatikgetriebe wählen die Gänge in der Regel so, dass die Motorbremse möglichst stark genutzt wird. Bei älteren Automatikgetrieben ist dies nicht immer der Fall. Dann ist es ratsam, manuell per Wählhebel einen niedrigeren Gang zu wählen oder auf die Stufe B oder S zu schalten, damit grundsätzlich eine höhere Drehzahl und damit mehr Motorbremswirkung anliegt. Bei langen Bergabfahrten sollte ein Gang gewählt werden, der das Auto beim Rollen möglichst in der gewünschten Geschwindigkeit hält. Auf diese Art werden die Bremsen des Autos nicht überlastet.

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Tipps für Automatik im Winter 

Grundsätzlich gilt für Fahrten im Winter mit Automatik keine andere Empfehlung als mit manueller Schaltung. Moderne Fahrzeugmodelle verfügen über elektronische Assistenzsysteme, die für möglichst gute Traktion in allen Fahrzuständen sorgen. Bei sehr alten Autos mit Automatik (insbesondere bei Hinterradantrieb) kann es bei sehr niedrigen Geschwindigkeiten auf glatter Straße sinnvoll sein, zum gefühlvollen Bremsen auf die Schaltstufe N zu schalten.

Wartung von Automatikgetrieben

Die Pkw-Hersteller schreiben für Automatikgetriebe häufig keinen regelmäßigen Service vor. ADAC Experten empfehlen allerdings, bei einer Wandlerautomatik etwa alle 100.000 Kilometer einen Ölwechsel inklusive Ölspülung durchführen zu lassen. Das kann die Lebensdauer und den Schaltkomfort deutlich erhöhen. Routinierte Taxifahrer beispielsweise verfahren in der Regel so und erreichen mit ein und demselben Getriebe dadurch nicht selten mehrere Hunderttausend Kilometer.

VW schreibt für seine häufig verkauften Doppelkupplungsgetriebe zum Teil auch ein Wechselintervall von 60.000 Kilometern vor. Bei einem Doppelkupplungsgetriebe ist der Ölwechsel allerdings meist weniger aufwendig als bei einer Wandlerautomatik, weil die komplizierte Ölspülung entfallen kann.

Besonderheit der Automatik bei E-Autos

Die meisten Elektroautos verfügen über individuell verstellbare Rekuperationsoptionen. Das heißt, man kann wählen, wie stark das Auto abbremst, wenn sich im Schiebebetrieb (kein Gas) der Elektromotor zum Generator wandelt und Strom erzeugt, anstatt ihn zu verbrauchen. Der Extremfall ist das One-Pedal-Driving bis 0 km/h (z.B. Fiat 500e). Die Rekuperationsverstellung funktioniert von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich. Sie kann über den Wählhebel, Lenkradpedals oder auch über ein Menü erfolgen. Zum Teil ist sie auch mit ACC (Autofunktion) gekoppelt.

Automatikautos in der Waschstraße

Close up eines Automatik Schaltknüppels
Das N steht zwar nicht für "nass", für eine Waschstraße ist es aber die richtige Wahl© iStock.com/SonerCdem

In einer (Portal-)Waschanlage gelten keine besonderen Regeln für Automatikautos. Ist das Fahrzeug positioniert, einfach den Wählhebel auf P stellen, Handbremse anziehen, den Motor ausmachen und das Waschprogramm starten.

In einer Waschstraße sieht die Sache dagegen anders aus. Weil hier das Fahrzeug durch die Anlage gezogen wird, dürfen die Räder nicht blockieren. P wäre deshalb die falsche Wahl. In der Waschstraße muss der Leerlauf N gewählt werden, und die Handbremse darf nicht angezogen sein. Damit auch die Lenkradsperre nicht einrastet, ist es empfehlenswert, die Zündung anzulassen. Manche Fahrzeuge haben in ihren Bildschirmmenüs auch eine Waschstraßeneinstellung.

Auto mit Automatik abschleppen?

Bei manchen Fahrzeugen mit Automatikgetriebe – insbesondere auch bei E-Autos – kann es zu technischen Schäden kommen, wenn man sie via Abschleppseil oder -stange abschleppt. Beachten Sie daher dringend die Bedienungsanleitung des Autoherstellers. Huckepack auf einem Abschleppauto ist dann das Mittel der Wahl.

Text: Jörg Peter Urbach, Gabriel Kroher. Fachliche Beratung: Maximilian Bauer