Raritäten von George Grosz
Berlin (dpa) - "George Grosz. Korrekt und anarchisch" - unter diesem Titel stellt die Berliner Akademie der Künste erstmals ihre umfangreiche Sammlung des großen sozialkritischen Malers vor.
Auf mehr als 500 Quadratmetern Ausstellungsfläche werden rund 500 Zeichnungen, Collagen, Skizzenbücher, Fotos und Dokumente gezeigt, die bisher im Archiv der Akademie nur der Forschung zugänglich waren. Die Schau im Behnisch-Bau am Brandenburger Tor läuft vom 24. Januar bis zum 5. April.
"Grosz' Werke können als Kommentar zu den aktuellen gesellschaftlichen Verhältnissen gesehen werden", sagte Akademie-Präsident Klaus Staeck. "Der Kapitalismus, den er kritisiert hat, ist derselbe geblieben - auch wenn die Unternehmer heute nicht mehr dick sind mit Zigarre, sondern ins Fitnessstudio gehen."
Der gebürtige Berliner Grosz (1893-1959) wurde vor allem für seine provokative Kritik an den Verhältnissen in der Weimarer Republik bekannt. Mit spitzer Feder nahm er Typen und Typisches ins Visier. 1933 emigrierte er in die USA und kehrte erst 1959 nach Deutschland zurück, wo er kurz später nach einem Treppensturz starb.
In der Ausstellung sind erstmals seine mehr als 200 Skizzenbücher zu sehen, die er auf seinen Streifzügen durch Berlin stets in der Tasche hatte, um seine Eindrücke festzuhalten. Auch die 23 Porträtstudien des großen Berliner Literaten Max Herrmann-Neisse, die später zu zwei bekannten Gemälden führten, sind erstmals dem Publikum zugänglich. Sie geben einen Einblick in die Arbeitsweise des Künstlers. Ebenfalls zu sehen sind die Schlüsselwerke "Friedrichstraße" und "Christus mit Gasmaske".
Als Kuratorin zeichnet die Berliner Kunsthistorikerin Birgit Möckel verantwortlich, die über das amerikanische Werk von Grosz promoviert hat. Staeck sagte, der Maler sei für ihn stets ein großes Vorbild gewesen. "Er hat sich immer eingemischt, nicht als großer Revoluzzer, sondern als Bürger."
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