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Grüne gegen Geflügelmastanlagen

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Die Grünen im Landkreis weisen auf mögliche Schäden für die Umwelt durch Abluft von Hähnchenmastanlagen hin. Foto: Ph. Schulze
Die Grünen im Landkreis weisen auf mögliche Schäden für die Umwelt durch Abluft von Hähnchenmastanlagen hin. Foto: Ph. Schulze © -

ib Uelzen/Landkreis. Angesichts der aktuellen Debatte über den geplanten Bau dreier weiterer Hähnchenmastställe in Holthusen II in der Gemeinde Gerdau (die AZ berichtete) beziehen die Grünen im Landkreis Uelzen jetzt ganz klar Position: Sie lehnen weitere Geflügelmastanlagen im Landkreis Uelzen strikt ab.

Mehr noch: „Wir werden auf Gemeindeebene unser Einvernehmen verweigern“, kündigt Manuela Arndt an, die Mitglied des Gemeinderates Gerdau und des Samtgemeinderates Suderburg ist. „Dabei geht es uns nicht darum, ob ein oder drei Ställe geplant sind, sondern jeder einzelne ist einer zu viel. “.

So wollen die Grünen im Zuge des Genehmigungsverfahrens sowohl im Samtgemeinderat als auch im Kreistag alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, was die Brandschutzauflagen sowie Vorgaben zum Keim-, Emissions- und Immissionsschutz betrifft. Hierzu gehörten unter anderem detaillierte Prognosen der anlagebedingten Zusatzbelastungen an Gerüchen und Keimen, der Einbau von entsprechenden Filtern nach dem Stand der Technik, nachprüfbare organisatorische Auflagen und regelmäßige gutachterliche Überprüfungen.

„Industrielle Fleischproduktion darf im Kreisgebiet nicht unterstützt werden“, betont Markus Jordan, Vorstandsmitglied der Grünen im Landkreis. „Sie widerspricht den Interessen des Tierschutzes sowie der betroffenen Wohnanlieger. Auch dem Schutz der wichtigen Lebensmittelerzeuger im Umfeld muss Genüge getan werden.“ Auch der Kandidat für die kommende Landtagswahl, Heiner Scholing aus Bienenbüttel, freut sich über jede Initiative, die sich gegen qualvolle Massentierhaltung wendet. „Agrarindustrie hat mit bäuerlicher Landwirtschaft nichts mehr zu tun“, sagt er. Die Grünen befürchten, dass über die Abluft von Intensivtierhaltungen antibiotikaresistente Keime in die Umwelt gelangen könnten. Auch der Genuss des Fleisches kann ihrer Auffassung nach Risiken bergen: So seien in einer bundesweiten Stichprobenserie des BUND kürzlich auf zehn von 20 gekauften Hähnchenfleischproben antibiotikaresistente Bakterien gefunden worden.

Welche gesundheitlichen Auswirkungen dies auf den Menschen haben kann, ist unter Wissenschaftlern umstritten. Aussagekräftige Daten fehlen noch. „Diesem Problem müssen wir uns stellen, aber weder mit Hysterie noch mit Gleichmut“, sagt Grünen-Kreistagsmitglied Birgit Ohrenschall-Reinhardt. „So lange keine ausreichenden wissenschaftlichen Untersuchungen vorliegen, sollten wir keine weiteren gewerblichen Tierhaltungsanlagen mehr zulassen. Aus diesem Grunde hoffen wir auch, das der Kreistag unserer Resolution zustimmt.“

Wie berichtet, hat der Kreistag Uelzen auf Initiative der Gruppe Grüne/Bündnis Zukunft kürzlich eine Resolution zur Errichtung von Tierhaltungsanlagen eingebracht, über die demnächst entschieden werden soll. Es gehe um eine frühe und transparente Beteiligung der Bürger, erklärt Bad Bevensens grüner Bürgermeister und Kreistagsmitglied Martin Feller. „Wir brauchen rechtliche Möglichkeiten, die zwischen landwirtschaftlichen und gewerblichen Tierhaltungsanlagen unterscheiden. Dazu sind klare Kriterien notwendig.“ Letztlich sei diese Art der Tierhaltung „ein gesamtgesellschaftliches Problem“. Man müsse lernen, Lebensmittel wieder mehr wertzuschätzen.

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