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Gerade im Bestand kann eine Aufsparrendämmung eine Zwischensparrendämmung ergänzen. Dadurch wird der Sparrenzwischenraum ausgenutzt, die Wärmedämmung verbessert und Wärmebrücken minimiert. Bild: Puren

Technik 21. January 2011 Marktübersicht: Dämmung auf den Sparren gebracht

Soll die Dachkonstruktion sichtbar bleiben oder reicht die Sparrenhöhe für eine zeitgemäße Wärmedämmschicht zwischen den Sparren nicht aus, bietet sich eine Aufsparrendämmung an. In einer Marktübersicht stellen wir Ihnen die unterschiedlichen Materialien, die sich für die Dämmung auf den Sparren anbieten, und deren Hersteller vor.

Eine Aufsparrendämmung bietet den Vorteil, dass die Dämmung nicht durch Sparren oder Wechsel unterbrochen wird und so die Wärmebrücken minimiert werden. Auch können dicke Dämmpakete aufgebracht werden, ohne von der Sparrenhöhe begrenzt zu werden. Im Neubau können die Sparren demnach nach der Statik und nicht nach den bauphysikalischen Anforderungen des Referenzgebäudes dimensioniert werden. Die Dachkonstruktion kann sichtbar bleiben, wodurch für den Bewohner ein besonderes Wohngefühl entsteht. Für den Zimmerer ist ein sichtbarer Dachstuhl dagegen eine Herausforderung, da er besonders sauber und passgenau arbeiten muss.

Im Bestand Anschlüsse prüfen

Bei bestehenden Gebäuden ist eine Aufsparrendämmung dann sinnvoll, wenn die Dachdeckung erneuert werden muss. Auch hier bietet die Aufsparrendämmung den Vorteil, dass die Dämmschicht dicker ausfallen kann. Denkbar ist auch eine Kombination aus Zwischen- und Aufsparrendämmung. Allerdings zwingt eine Aufsparrendämmung im Bestand dazu, alle Dachan und -abschlüsse, Dachrinnen, Dachfenster etc. der neuen Höhe der Dachoberfläche anzupassen. Bei frei stehenden Einfamilienhäusern ist dies problemlos möglich, bei Reihen- oder Doppelhäusern muss überprüft werden, ob es zu Anschlussproblemen mit der Nachbarbebauung kommen kann. Solch eine Generalüberholung macht das neue Dach teuer, ist aber oft auch eh notwendig, wenn der Zahn der Zeit an dem Dach geknabbert hat.

Aber auch bei einer preisgünstigeren Zwischensparrendämmung ist es meist nicht damit getan, nur Dämmung zwischen die Sparren zu stopfen. Selten sind in Altbauten eine funktionierende Unterdeckbahn und eine ausreichende Hinterlüftung für die Dachdeckung vorhanden, sodass auch dann eine Neudeckung sinnvoll werden kann. Eine Aufsparrendämmung kann dann die Zwischensparrendämmung ergänzen, um bessere Dämmwerte zu erzielen.

Die Marktübersicht zeigt eine Auswahl von Aufsparrendämmungen ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Die beschriebenen Eigenschaften beruhen auf Angaben der Hersteller.

Bevor im Altbau eine Aufsparrendämmung aufgebracht wird, sollte überprüft werden, ob für die Änderung der Gebäudeabmessungen eine Baugenehmigung erforderlich ist. In Nordrhein-Westfalen ist bei bestehenden Gebäuden beispielsweise die nachträgliche Anhebung der Dachhaut ohne Baugenehmigung zulässig, wenn die Baumaßnahme der Verbesserung des Wärmeschutzes dient und wenn die Anhebung der Dachhaut nicht mehr als 0,25 m beträgt. Nicht jeder Dämmstoff eignet sich Theoretisch kann jeder Dämmstoff als Aufsparrendämmung eingesetzt werden. Ist der Dämmstoff aber nicht ausreichend druckfest oder nur in loser Form erhältlich, wie eine Schüttdämmung, muss ein neuer Tragaufbau geschaffen werden, indem beispielsweise die Sparren aufgedoppelt werden. Weniger aufwendig sind Dämmstoffe, die im Plattenformat direkt auf die vorhandenen Sparren oder, wenn sie nicht selbsttragend sind, auf eine Schalung aufgelegt und befestigt werden können. Eine ausreichende Druckfestigkeit sorgt dafür, dass Wind- und Schneekräfte und die Lasten der Deckung weiter in die Dachkonstruktion geleitet werden. Ob ein Produkt entsprechend angewendet werden kann, kann der Anwender auf dem Etikett erkennen. Das Kurzzeichen DAD kennzeichnet das nwendungsgebiet "Außendämmung von Dach vor Bewitterung geschützt, Dämmung unter Deckungen", der genormte Begriff für Aufsparrendämmung. Als Dämmstoffe eignen sich hierfür insbesondere expandiertes Polystyrol (EPS), Holzfaserplatten (WF), Steinwolle (MW), Polyurethan (PUR) und extrudiertes Polystyrol (XPS).

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Bei dieser Holzfaserdämmung wird der Schub über ein Schubholz im Traufbereich in die Dachkonstruktion eingeleitet. Die Schrauben in der Dachfläche leiten den Druck ab und sorgen für die Sogsicherung.

Eine Statik ist erforderlich

Winddruck und Windsog wirken senkrecht zur Dachebene und können über die Auszugsfestigkeit der Befestigungsmittel und über die Druckfestigkeit der Dämmung aufgenommen werden. Die Dämmstoffe lassen sich dafür in zwei Kategorien aufteilen: druckfeste Dämmstoffe mit einer Druckspannung bei 10 % Stauchung > 0,05 N/mm² (σ 10 % > 50 kPa) oder nicht druckfeste Dämmstoffe mit einer Druckspannung bei 10 % Stauchung < 0,05 N/mm²

(σ 10 % < 50 kPa).

Entscheidend ist hierbei, dass Dämmstoffe mit kleiner Druckfestigkeit keine

Drucklasten aufnehmen können, die durch das Gewicht der Eindeckung, durch Schnee oder Winddruck erzeugt werden. Daraus ergeben sich andere statische Notwendigkeiten.

Bei druckfesten Dämmstoffen werden alle Drucklasten über die Dämmung in den Untergrund abgeleitet. Bei nicht druckfesten Dämmstoffen müssen die Drucklasten von den Verbindungsmitteln aufgenommen werden oder es müssen spezielle Einbauten wie ein höheres Konterholz oder der Einbau druckfester Dämmstreifen eingeplant werden.

Die Einwirkungen der Deckung und der Schneelast produzieren neben den Druckkräften Schubkräfte. Es gibt zwei Möglichkeiten, die Schubkräfte in die Dachkonstruktion einzuleiten. Zum einem kann mit speziellen Schrauben oder Nägeln, die schräg durch Konterlatte und Dämmung in den Sparren eingebracht werden, eine kontinuierliche Lasteinleitung geschaffen werden. Durch ihre schräge Lage nehmen die Befestigungsmittel die Schubkräfte als Zugkräfte auf und leiten sie weiter in die Dachkonstruktion.

Zum anderen kann eine Knaggen- oder Bohlenkonstruktion konzentriert im Traufbereich die Schubkräfte abfangen und weiterleiten. Dies ist je nach Ausführung nur bis zu einer bestimmten Sparrenlänge und Schneelast möglich, und auch nicht jede Dachkonstruktion ist für diese Ausführung zulässig. Sie bietet aber den Vorteil, dass dieAbleitung der Schublasten mittels Schubhölzern im Traufbereich in allen Fällen zu einer deutlichen Einsparung der Schraubenmenge führt. Da im Dachüberstand in der Regel nicht gedämmt und ohnehin ein Schubholz gesetzt wird, um die Schubbohle anzuschlagen, ist der zusätzliche Montageaufwand für den Verarbeiter gering. Das Schubholz muss dabei gemäß der planerischen Vorgabe ausgeführt werden.

Oft bieten die Hersteller eine Typenstatik für Aufdachdämmungen an, aus der der Verarbeiter den Winkel, die Anzahl, die Abstände und die Größe der Befestigungsmittel entnehmen kann. Ist dies nicht der Fall, muss eine Statik für die Befestigung der Aufsparrendämmung erstellt werden.

Der Unterschied liegt in den Besonderheiten

Aufsparrendämmungen gibt es in unterschiedlichen Ausführungen. So bietet der Markt kaschierte, bei denen eine zusätzliche Unterdeckung oder Dampfsperre überflüssig wird. Umlaufende Klebebänder können für Luftdichtheit oder Winddichtheit sorgen. Die Kombination mit einem anderen

Dämmstoff kann den Schallschutz oder den Brandschutz verbessern oder eine erforderliche Schalung ersetzen. Dämmelemente können so weit vorgefertigt sein, dass sie beispielsweise als statisch tragende Sandwichelemente direkt auf die Pfetten aufgelegt werden können. In andere Elemente können die Ziegel oder Betondachsteine direkt eingehängt werden.

Angela Trinkert

Dipl.-Ing. (FH) und Zimmerin Angela Trinkert ist Redakteurin der Zeitschrift BAUEN MIT HOLZ und DER ZIMMERMANN.

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Auf den Sparren gebracht

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zuletzt editiert am 04.08.2021