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Bundesamt für Naturschutz

Falco subbuteo - Baumfalke

Geschützt nach
Zugvögel nach Art. 4(2) Vogelschutzrichtlinie
Artengruppierung
Vögel
Status Rote Liste Deutschland
(Grüneberg et al. 2016): 3 (Gefährdet)
Status Rote Liste Europa
(Bird Life International, 2021): LC (Nicht gefährdet)

Beschreibung

Wendiger Insektenfresser mit roten Hosen

Baumfalken sind kleine, oberseits dunkle Falken mit sehr langen, schlanken Flügeln und dunklem Schwanz. Die Unterseite ist längs gestreift, Unterschwanzdecken und Beingefieder der Altvögel rostrot gefärbt. Besonders kennzeichnend ist auch ein deutlicher, schwarzer Bartstreif. Mit einer Spannweite von 74-84 cm entspricht er von der Größe etwa dem häufigeren Turmfalken, weist jedoch aufgrund seiner sichelförmigen Flügel und relativ kurzem Schwanz deutlich andere Proportionen auf (Mebs & Schmidt 2014). Insbesondere zur Balzzeit sowie während der Aufzucht der Jungen sind Baumfalken sehr ruffreudig. Häufig wird ein schnelles metallisches „kikikik“ geäußert.

Baumfalken sind schnelle, wendige Jäger, die sich vorwiegend von Kleinvögeln und Insekten ernähren. Das Brutareal des Baumfalken erstreckt sich über weite Teile der Paläarktis, von Nordwestafrika bis nach China und Kamtschatka. In Europa ist er nahezu flächendeckend verbreitet und fehlt lediglich im Norden Fennoskandiens und der Britischen Inseln. Im europäischen Teil Russlands reicht die Verbreitung hingegen bis fast an den Polarkreis.

Verbreitung

Baumfalken kommen heute in allen Naturräumen Deutschlands in meist geringer Siedlungsdichte vor. Im Norddeutschen Tiefland ist das Verbreitungsgebiet weitgehend geschlossen. Nahezu unbesiedelt ist lediglich der Westen Schleswig-Holsteins. Verbreitungsschwerpunkte bilden die Sandlandschaften der östlichen Münsterländer Tieflandsbucht, das Niederrheinische Tiefland sowie Teile der Niederrheinischen Bucht sowie weiter östlich auch Mittlere Elbe, Obere Peene, das Umland der Feldberger Seen, Niederbarnim und die Niederlausitz. Die Mittelgebirgsregion ist vom Rheintal über das Lahntal bis an die Werra großräumig besiedelt, ebenso das Rhein-Main-Gebiet, der Oberrhein und die Naturräume zwischen Schwarzwald und Donau. Ausgespart sind großflächige Bereiche geschlossener Bewaldung und geringer Gewässerdichte. Das Alpenvorland ist bis zur Donau in höherer Dichte besiedelt.

Lebensraum

Brutgebiet

In Deutschland werden von der offenen Agrarlandschaft bis hin zu stärker bewaldeten Gebieten vielfältige Lebensräume vom Baumfalken besiedelt. Einen Schwerpunkt bilden halboffene bis offene und oft gewässerreiche Landschaften. Eine wichtige Voraussetzung ist eine ausreichende Anzahl alter Nester, meist von Krähen oder Elstern, zur Nachnutzung. Bedeutende Nahrungshabitate liegen teilweise in mehreren Kilometern Entfernung zum Brutplatz (Südbeck et al. 2005). Typisch ist die Jagd über Moore, Gewässer, Heidewälder, Trockenrasen, an Waldrändern und in Waldlichtungen, aber auch an Steilküsten, in Abbaugebieten und selbst im Stadtbereich. Wichtige Bestandteile des Lebensraums sind Überhälter oder wipfeldürre Randbäume, die als exponierte Sitzwarten dienen.

Zugweg und Überwinterungsgebiet

Baumfalken sind ausgesprochene Zugvögel, die den Winter im tropischen Afrika südlich des Äquators verbringen. Die Brutplätze werden bereits ab August, vorwiegend im September, verlassen. In Südsüdwestlicher Richtung erreichen die deutschen Brutvögel im Breitfrontzug über Italien und Südfrankreich das Mittelmeer und nach Überquerung der Sahara Ende Oktober bis November ihre Überwinterungsgebiete im südlichen Afrika. Während der Wintermonate streifen sie dort großräumig umher. Schwärmende Termiten stellen zu dieser Zeit eine wichtige Nahrungsquelle dar. Ergebnisse der Satellitentelemetrie ergaben, dass Baumfalken einen Schleifenzug durchführen und die Sahara im Herbst deutlich weiter östlich überqueren als im Frühjahr. Die Ankunft im deutschen Brutgebiet erfolgt Mitte April bis Ende Mai. Eine späte Ankunft scheint vor allem vorjährige Jungvögel zu betreffen (Génsbøl & Thiede 2005).

Fortpflanzung/Biologie

Während weibliche Baumfalken die Brutreife mitunter bereits im Alter von einem Jahr erreichen können, verpaaren sich Männchen grundsätzlich erst im dritten Kalenderjahr. Baumfalken sind Baumbrüter, die jedoch keine eigenen Nester bauen, sondern in alten Nestern von Krähen, Kolkraben oder Greifvogelarten brüten. Als Neststandorte dienen exponierte Feldgehölze, Baumreihen, Einzelbäume und zunehmend Hochspannungsmasten.

Die Partnerwahl erfolgt bereits im Winterquartier oder auf dem Zugweg. Mit der Balz beginnen Baumfalken direkt nach Ankunft im Brutgebiet Mitte April bis Ende Mai. Diese umfasst Flugspiele, Balzfütterungen sowie Kopulationen. Baumfalken führen eine monogame Saisonehe, infolge einer ausgeprägten Brutplatztreue kommt es jedoch auch zum längeren Zusammenhalt über mehrere Jahre. In der Regel wird eine Jahresbrut durchgeführt, Nachgelege kommen nur bei frühen Verlusten vor. Die meist 2-4 Eier werden vorwiegend Ende Mai bis Anfang Juni gelegt und 28-31 Tage überwiegend durch das Weibchen bebrütet. Der späte Legebeginn ist eine Anpassung an die Nachnutzung fremder Nester teils noch im selben Jahr sowie einen damit verbundenen höheren Insektenreichtum während der Aufzuchtszeit. Die Nestlingsdauer beträgt 28-34 Tage. Die Nahrungsbeschaffung ist allein Aufgabe des Männchens. Nach dem Ausfliegen verhalten sich die Jungvögel sehr auffällig und werden noch bis kurz vor dem Abzug ins Winterquartier, als oft bis in den September, vom Männchen gefüttert (Mebs & Schmidt 2014).

Gefährdung

Eine deutliche Gefährdung stellt die Lebensraumzerstörung mit dem Verlust von Brutplätzen oder Nahrungsgebieten dar. Das Nahrungsangebot ist deutlich von der Verknappung der Beutetiere, sowohl von Großinsekten als auch Kleinvögeln, u.a. infolge der Intensivierung der Landwirtschaft beeinflusst. Eine zusätzliche Gefährdung stellen illegale Abschüsse auf der Route zwischen Brut- und Überwinterungsgebiet, insbesondere im Mittelmeerraum, dar. Im Winterquartier könnten auch Vergiftungen eine Rolle spielen. Verluste von Baumfalken durch Verfangen in Bindegarn aus landwirtschaftlichem Gebrauch, das beim Bau der genutzten Nester verwendet wurde, sind bekannt. Regionale Bestandsrückgänge beim Baumfalken werden auch mit der Bejagung und Verfolgung von Rabenvögeln und einem damit geringeren Angebot von Nestern zur Nachnutzung in Verbindung gebracht.

Schutz

Eine Unterstützung durch Kunsthorste ist möglich, führt jedoch nur selten zu einer Neu- oder Wiederbesiedlung verwaister Gebiete. Nestverluste können auf diese Weise jedoch kurzfristig ausgeglichen werden. Zu den Schutzmaßnahmen gehört zudem die Verbesserung der allgemeinen Lebens- und Nahrungsbedingungen, z.B. durch Extensivierung der Landwirtschaft und einen verringerten Pestizideinsatz. Maßnahmen zur Förderung artenreicher Grünländer und Bracheflächen können das Nahrungsangebot für den Baumfalken verbessern.

Autor*in

Texte: Christopher König

Datenbereitstellung: Bettina Gerlach

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