Gebrochen und einbandagiert: In China galten diese Füße einst als schön
Kunming (Süd-China) – Diese 86-jährige Frau hatte keinen Unfall! Ihre Füße wurden gebrochen und jahrelang einbandagiert, um einem Schönheitsideal zu entsprechen.
Zhou Guizhen wuchs im Süden Chinas auf und musste sich bereits im Kindesalter einer seit 1000 Jahren gängigen Praxis unterziehen. Mädchen zwischen fünf und acht Jahren wurden dabei die Füße gebrochen und eingebunden.
Der grausame Brauch hat seinen Ursprung in der Tang-Dynastie. Ein Herrscher soll Gefallen an den kleinen, einbandagierten Füßen einer Tänzerin gefunden haben.
Der sogenannte Lotusfuß galt deshalb jahrhundertelang als Statussymbol.
Durchschnittlich zehn Zentimeter lange Füße – was Schuhgröße 17 entspricht – wurden von Männern als besonders attraktiv empfunden.
Darüber hinaus signalisierten die verstümmelten Füße Wohlstand. Ausgenommen von dem Brauch waren arme Feldarbeiterinnen, da sie intakte Füße für die schwere Tätigkeit benötigten.
Mit abgebundenen Füßen konnten Frauen hingegen nur wenige Schritte am Tag zurücklegen.
So lief die schmerzhafte Prozedur ab, die von den eigenen Müttern und Großmüttern durchgeführt wurde: Die Füße des Mädchens wurden zunächst eingeweicht und anschließend mit engen Bandagen gewickelt – das Wachstum des Fußes wird gehemmt, es kommt zum Klumpfuß.
Die kleineren Zehen wurden nach und nach gebrochen und bis unter die Fußsohle gebogen. Durch das Laufen in spitzen Schnabelschuhen verformten sich die Füße schließlich drastisch.
Im Laufe der Deformierung kam es häufig zu Komplikationen: Zehen starben ab, Knochen infizierten sich und Fußnägel wuchsen ein.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die schmerzhafte Fußverstümmelung daher verboten.
Zhou Guizhen ist laut dem Independent eine der letzten Frauen, die von der grausamen Prozedur berichten können. Bis heute leidet sie unter Schmerzen – das jahrelange Einbandagieren ist nicht reversibel.
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