„Ich habe Amstetten von einer Last befreit“: Wer lebt heute im Haus von Josef Fritzl?

Von: Von JÖRG VÖLKERLING

Amstetten – Das Haus in der Ybbsstraße 40 erlangte als Horror-Haus von Amstetten (Österreich) traurige Berühmtheit: Im Keller des Anwesens hielt Josef Fritzl (83) seine eigene Tochter 24 Jahre lang gefangen, vergewaltigte sie immer wieder und zeugte mit ihr sieben Kinder. Vor genau zehn Jahren, am 26. April 2008, flog der Elektrotechniker auf. Er sitzt seitdem in Haft.

Das Haus von Josef Fritzl ist inzwischen verkauft, neue Mieter sind eingezogen. Ein Ortsbesuch.

Die ehemals graue Fassade hat einen neuen Anstrich bekommen, lachsfarben, das soll freundlich wirken. Herbert Houska (59) hat das Haus im Dezember 2016 für 180 000 Euro von Fritzls Insolvenzverwalter gekauft.

15 Jahre nach dem Inzucht-SkandalBILD im Horror-Haus von Josef Fritzl

Quelle: BILD

Houska, Gastronom im Rotlichtmilieu, sagt selbstbewusst: „Ich habe einen Fluch von Amstetten genommen und die Stadt von einem Problem befreit, dessen Lösung sich keiner zutraute. Es sollte keine Gedenkstätte in der Ybbsstraße bleiben, sonst wäre der Ort das Thema nie losgeworden.“

Fünf Monate lang hat er das Gebäude saniert. Zwölf Wohnungen sind entstanden, 25 bis 90 Quadratmeter, 390 bis 840 Euro Miete. Vor allem Houskas Angestellte leben heute dort. Der Gastronom weiter: „Fenster, Innenausstattung, alles neu. Jeder Mieter weiß, was im Haus war. Die Wohnungen waren innerhalb von drei Tagen alle weg.“

Auch Barfrau Simona M. (30) wohnt heute dort. Sie lebt mit zwei Kindern in Fritzls alter Wohnung im zweiten Stock. „Alle kennen die Geschichte des Hauses“, sagt sie, „mir macht das keine schlechten Gefühle. Wir sind seit einem Jahr hier, haben 85 Quadratmeter für vier Leute. Die Wohnung ist modern, hat einen guten Preis.“

Ein weiterer Mieter im Haus ist José E. (31). Der Produktionshelfer bewohnt seit einem halben Jahr ein Ein-Zimmer-Apartment. José E.: „Den Tipp mit dem Apartment bekam ich von einem Freund, er sagte mir, dass im Haus noch Wohnungen frei seien. Die Story vom Kellerverlies kannte ich natürlich, aber daran erinnert hier nichts mehr. Es ist klein, aber sauber.“

Nur noch die alte Haustür, die jetzt mit eingeschlagenen Glasscheiben im Keller liegt, erinnert an das Grauen, das sich hier abgespielt hat. Im Innenhof auf dem Rasen, unter dem das Gefängnis von Fritzls Tochter lag, hat Houska Spielgeräte für die Kinder der Mieter aufgestellt.

Von dort geht es hinab in einen Keller. Der führte zum Gefängnis von Fritzls Opfern. Der Gastronom: „Fritzls Keller, wo das Verließ war, war bereits vor dem Verkauf zugeschüttet worden. Ich hoffe, dass das Geld aus dem Verkauf Fritzls Tochter zugute gekommen ist, für ein neues Leben.“

Teaser-Bild

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