Ackerboden – Boden des Jahres 2023

Am Weltbodentag, dem 5. Dezember 2022, wurde der Boden des Jahres 2023, der Ackerboden, im Bundesministerium für Bildung und Forschung in Berlin vorgestellt. In diesem Jahr ist der Forschungsverbund BonaRes (Boden als nachhaltige Ressource für die Bioökonomie) Partner des Kuratorium Boden des Jahres und hat den Ackerboden als Boden des Jahres vorgeschlagen.

Querschnitt durch den Ackerboden Ackerboden
Ackerboden mit konservierender Bodenbearbeitung, Krümelstruktur der Ackerkrume und zahlreichen Grabgängen tiefgrabender Regenwürmer. Stauwasserbeeinflusste und im Untergrund grundwasserbeeinflusste Parabraunerde aus Löss, © Versuchsgut Merklingsen der Fachhochschule Südwestfalen

Für viele Bodenkundler*innen war die diesjährige Bodenwahl überraschend, ist doch der Ackerboden kein eigenständiger Boden im Sinne der Deutschen Bodengliederung (Bodensystematik). Viele Bodennutzer finden jedoch die Wahl des Ackerbodens als Boden des Jahres treffend.
Warum?

  • Die Sicht auf Ackerböden ist in der öffentlichen Wahrnehmung überwiegend einseitig bis verzerrt.
  • Ackerböden haben mit ca. 30 % den größten Anteil an der Bodenfläche Deutschlands.
  • Ackerböden haben einen sehr niedrigen Schutzstatus, bei hoher Bodennutzungskonkurrenz und den mit Abstand höchsten Flächenverbrauch von mehr als 50 ha/Tag in Deutschland.
  • Der Mensch gestaltet als bodenbildender Faktor seit 7.000 Jahren in Mitteleuropa viele Böden zu Ackerböden um.
  • Die aktuelle Weltsituation macht uns bewusst, wie wichtig intakte und ertragssichere Ackerböden in allen Weltregionen sind.
  • Wir müssen aus Fehlern der Ackerbodennutzung lernen, behutsamer und nachhaltiger mit der lebenswichtigen Ressource Boden umzugehen. Neue Forschungen unterstützen eine nachhaltige Ackerbodennutzung.
Deutschlandkarte mit der Verbreitung der Ackerböden in Deutschland Verbreitung der Ackerböden in Deutschland
Verbreitung der Ackerböden in Deutschland © Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe

Ackerböden - vom Menschen verändert und unterschiedlich genutzt

Ein Ackerboden ist ein landwirtschaftlich genutzter Boden, der regelmäßig bearbeitet, gedüngt und gekalkt wird und eine Ackerkrume besitzt. Auf dem Ackerboden werden ein- bis mehrjährige Feldfrüchte angebaut und geerntet. Die Feldfrüchte sind Nahrung für Menschen und Tiere, werden zur Produktion von Bioenergie oder als Rohstoff zur Herstellung unterschiedlicher Produkte verwendet.

Vom Menschen umgestaltet

Im Verlauf der ackerbaulichen Nutzung wurde die Bodenfruchtbarkeit der meisten Böden erhöht und die ursprünglichen Böden durch Entwässerung, Bodenbearbeitung, Düngung und Kalkung stark verändert.

Unterschiedliche Bodennutzungen

Auf Ackerböden werden nicht nur einjährige Kulturen zur Produktion von Nahrungsmitteln, Tierfutter oder Bioenergie angebaut, sondern auch mehrjährige Kulturen wie Spargel, Wein, Hopfen, Beeren, Nüsse sowie Zier- und Baumschulpflanzen. Die Bodenbearbeitung kann mehrfach im Jahr, jährlich oder im Abstand mehrerer Jahre erfolgen.

Ackerböden – Merkmale und Eigenschaften

Bodenbearbeitung

Ein wesentliches gemeinsame Merkmal aller Ackerböden ist der humushaltige Oberboden, die Ackerkrume. Sie entsteht durch regelmäßige Bodenbearbeitung, zum Teil mehrfach pro Jahr, zum Teil für Sonderkulturen wie zum Beispiel dem Anbau von Hopfen, Obst oder Spargel in größeren Zeitintervallen. Die Bearbeitungstiefe beträgt meist zwischen 5 und 35 cm, bei einigen Sonderkulturen wird auch tiefer bearbeitet. In Abhängigkeit von der Art der Bodenbearbeitung wird die Ackerkrume gewendet, gelockert, gemischt, rückverfestigt, eingeebnet und/oder gekrümelt.

Bodenquerschnitt Ackerkrume einer Pseudogley-Parabraunerde aus Lösslehm mit lockerer krümeliger Bodenstruktur
Ackerkrume einer Pseudogley-Parabraunerde aus Lösslehm mit lockerer krümeliger Bodenstruktur © Geologischer Dienst NRW

Durch Bodenbearbeitung wird Unkraut bekämpft, Pflanzenreststoffe sowie Düngemittel eingearbeitet, der Boden gelockert und das Saatbett bereitgestellt. Die Tiefe und Intensität der Bodenbearbeitung hat wesentlichen Einfluss auf den Humusgehalt und die Stabilität des Bodens.

Bodenbearbeitungssysteme

Heute werden im Ackerbau verschiedene Bodenbearbeitungs- und Bestellsysteme eingesetzt: wendende Bodenbearbeitung, nicht wendende (konservierende) Bodenbearbeitung und Direktsaat. Alle drei Systeme verändern die Bodenstruktur, jedoch mit unterschiedlicher Intensität und Bearbeitungstiefe. 2016 wurden mehr als 50 Prozent der Ackerbodenfläche wendend bearbeitet, rund 40 % nicht wendend mit zunehmender Tendenz und auf einem sehr geringen Flächenanteil erfolgt Direktsaat.

Bei der wendenden Bodenbearbeitung wird der Boden (meist) jährlich mit dem Pflug auf Krumentiefe gewendet und gelockert (Grundbodenbearbeitung). Die Saatbettbereitung (Sekundärbearbeitung) folgt der Grundbodenbearbeitung. Dabei wird der Boden weiter zerkleinert, die Bodenoberfläche eingeebnet und der Boden unterhalb des Saatgutablagehorizontes wegen des gewünschten Bodenschlusses rückverfestigt.

Ein Traktor pflügt ein abgeerntetes Feld, im Hintergrund eine Stadt Pflügen der Ackerkrume nach der Getreideernte
Pflügen der Ackerkrume nach der Getreideernte © M. Dworschak, Geologischer Dienst NRW

Die nicht wendende Bodenbearbeitung verringert im Vergleich zur wendenden Bodenbearbeitung die Gefahr von Bodenerosion und Wasserabfluss. Es wird ein stabiles, tragfähiges Bodengefüge erreicht. Erntereststoffe und Zwischenfrüchte verbleiben an der Bodenoberfläche.

Großaufnahme einer Scheibenegge Scheibenegge
Konservierende Bodenbearbeitung mit einer Kombination aus Grubber zur Lockerung, Scheibenegge zum Zerkleinern und Einarbeiten der Strohreste und Stabwalzen zur Krümelung, Bearbeitungstiefe ca. 15 cm © Lemken
Nahaufnahme von Boden Schonende Bodenberarbeitung
Durch minimale und schonende Bodenbearbeitung bleibt eine stabile biologische Krümelstruktur in der Ackerkrume erhalten © G. Milbert, Kuratorium Boden des Jahres

Die Direktsaat ohne jegliche Bodenbearbeitung seit der vorangegangenen Ernte, erfolgt mit Zinken- oder Scheibenscharen, die Säschlitze öffnen, in die das Saatgut abgelegt wird. Anschließend wird die Saatzeile mit den verbauten Andruckrollen wieder geschlossen. Die Erntereststoffe verbleiben somit an der Bodenoberfläche und werden nicht in den Boden eingearbeitet. Dadurch werden die Erosionsgefährdung minimiert, die Wasservorräte im Boden geschützt, die Befahrbarkeit verbessert und der Humusabbau vermindert.

Ein Traktor zieht eine Saatmaschine über den Acker Direktsaat der Zwischenfrucht in Getreidestoppel
Direktsaat der Zwischenfrucht in Getreidestoppel, Saatgut wird in Schlitze abgelegt. © Knut Behrens, Beratungsring Ackerbau Rheinhessen-Pfalz

Humusgehalt und Humusvorrat

Als Folge des Exports durch Ernten, die geringere Wurzelmasse einjähriger Nutzpflanzen und durch Bodenbearbeitung haben Ackerböden niedrigere Humusgehalte und Humusvorräte im Ober- und Unterboden als Wald- und Grünlandböden im gleichen Klimaraum und mit gleichem Ausgangsgestein und Wasserhaushalt.

Nährstoffversorgung und pH-Wert

Durch die Ernte der Nutzpflanzen sowie durch Verlagerung mit dem Sickerwasser werden Ackerböden Nährstoffe entzogen. Dies wird durch regelmäßige Düngung mit organischen und mineralischen Düngern ausgeglichen. Im mitteleuropäischen Klimaraum ist Bodenversauerung als Folge der Niederschläge und der Sickerwasserbildung ein natürlicher Prozess. Auf Ackerböden sorgen regelmäßige Erhaltungskalkungen im Abstand von 3 – 5 Jahren für einen günstigen Bodenzustand mit günstigen pH-Werten, guter Nährstoffverfügbarkeit, stabiler Bodenstruktur mit geringer Erosionsneigung, verbesserter Befahrbarkeit und günstigen Bedingungen für Bodenlebewesen und Humusbildung.

Trockenraumgewicht

Für Ackerböden ist die zeitweise Belastung durch Befahren typisch. Die Last der Maschinen kann sich bis in Tiefen im Boden auswirken, die durch die normale Bearbeitung mit Pflug oder Grubber nicht mehr erreicht werden. Während Oberböden unter Wald ein Raumgewicht von 0,8 bis 1,2 kg/Liter trockenen Boden aufweisen, beträgt das Raumgewicht der Ackerkrume überwiegend 1,3 bis 1,6 kg pro Liter.

Ackerböden - trotz vieler Gemeinsamkeiten sehr unterschiedlich.

Ausgangsgesteine und Bodenentwicklungen

Durch Menschen umgestaltete Ackerböden besitzen viele Gemeinsamkeiten, sind aber dennoch sehr verschieden. Sie sind in Deutschland aus fast allen an der Bodenoberfläche anstehenden Ausgangsgesteinen entstanden. Der größte Teil der mittel- bis tiefgründigen Böden aus lehmigen Sanden bis zu lehmigen Tonen, sogar bei mittleren bis hohen Steingehalten in Deutschland wurde nach und nach zu Ackerboden umgestaltet und durch Bodenbearbeitung, Entwässerung oder Bewässerung, Düngung und weitere kulturtechnische Maßnahmen verändert. Nicht nur Sickerwasserböden wie z. B. Braunerden, Parabraunerden, Schwarzerden und Podsole wurden und werden in Ackerböden verwandelt, sondern auch Grundwasserböden, Stauwasserböden und sogar Moore.

Wasserhaushalt und Nährstoffhaushalt

Das Wasserspeichervermögen der Böden hängt vor allem von Körnung und Humusgehalt des Bodens und seiner Porengrößenverteilung ab und ist sehr unterschiedlich. Sand- und Tonböden können wenig pflanzennutzbares Wasser speichern, Lehm- und Schluffböden viel. Die Verfügbarkeit des Bodenwassers und der Bodenraum in dem die Wurzeln der Nutzpflanzen das Wasser nutzen können, ist je nach Körnung, Porenverteilung und Gründigkeit des Ackerbodens sehr unterschiedlich (effektiver Wurzelraum). Ackerböden in Deutschland besitzen im effektiven Wurzelraum für Nutzpflanzen ein Wasserspeichervermögen zwischen 50 und 300 Liter pro m². Böden unter Acker besitzen in der Regel höhere pH-Werte, niedrigere Humusgehalte und deutlich höhere Gehalte an austauschbarem Calcium und Magnesium als Waldböden. Je nach Ausgangsgestein und Bodenentwicklung sind die Kennwerte auf Ackerböden dennoch sehr unterschiedlich.

Bewertung der Ertragsfähigkeit

Die Bodenfruchtbarkeit von Ackerböden hängt neben Klimaeinflüssen wesentlich vom Ausgangsmaterial des Bodens (Korngrößenverteilung und Mineralbestand) und der Bodenentwicklung ab. Wesentlich sind das Speichervermögen für pflanzennutzbares Wasser und Nährstoffe, die Belebtheit des Bodens, die Stabilität der Bodenstruktur, das Relief und die Klimaverhältnisse. Die Ertragsfähigkeit von Ackerböden wird zum Beispiel durch die Bodenschätzung oder das Soil Quality Rating bewertet und verglichen. Die Bodenschätzung vergleicht nach einem einheitlichen Verfahren die Ertragsfähigkeit der Ackerböden durch Bodenzahlen von 10 bis 100 und liegt für alle landwirtschaftlichen Nutzflächen in Deutschland vor. Das „Soil Quality Rating“ wurde vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung Müncheberg (ZALF) entwickelt. Neben Bodeneigenschaften berücksichtigt das Verfahren die mittleren jährlichen Klimadaten und das Relief. Das höchste Ertragspotential besitzen die Böden der Lösslandschaften, z. B. der Soester, Warburger, Hildesheimer und Magdeburger Börde, des Thüringer Beckens, der Kölner Bucht und der Gäuregionen in Süddeutschland. Die Böden der Lössbörden besitzen eine hohe Durchwurzelungstiefe und ein sehr hohes Speichervermögen für pflanzenverfügbares Bodenwasser. Auch die Böden der Tertiärhügelländer im Alpenvorland sowie die Talauen der großen Flusslandschaften und die Kalkmarschen des Küstenholozäns verfügen über ein sehr hohes Ertragspotential. Eine geringere Bewertung besitzen Böden der Berg- und Hügelländer mit geringen Durchwurzelungstiefen und zusätzlich hohen Steingehalten. Die leichten Sandböden der Alt- und Jungmoränenlandschaften besitzen ein geringes Ertragspotential in trockenen Sommern. Fallen im Sommerhalbjahr ausreichend Niederschläge, ist die Ertragsfähigkeit durchschnittlich.

Ackerböden - Gefährdung und Schutz

Verluste durch Flächenneuinanspruchnahme (Beitrag des BMEL)

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) wurden im Vierjahresmittel 2018 bis 2021 durchschnittlich 55 ha Landwirtschaftsfläche/Tag für Siedlungs- und Verkehrsflächen umgewidmet. Das entspricht ca. 77 Fußballfeldern.
Landwirtschaftsfläche ist nach der Definition der Flächenerhebung eine Fläche für den Anbau von Feldfrüchten sowie eine Fläche, die beweidet und gemäht werden kann, einschließlich der mit besonderen Pflanzen angebauten Flächen. Der Verlust der Landwirtschaftsfläche ist jedoch deutlich größer als die Flächenneuinanspruchnahme für Siedlung und Verkehr. Die Ursache ist, dass im Zuge der Erschließungs- und Baumaßnahmen zusätzliche Flächen als Ausgleichsflächen in Forst-, Gewässer- oder Naturschutzflächen umgewidmet werden. Dadurch summiert sich der Verlust an Landwirtschaftsfläche auf insgesamt rund 118 Hektar pro Tag. Dabei werden auch Ackerböden mit hoher Bodenfruchtbarkeit in Anspruch genommen, weil diese überwiegend in oder am Rand von Ballungsräumen liegen und für den Neubau von großflächigen Gewerbegebieten, Wohnsiedlungen oder Verkehrsflächen weichen müssen.

Blick über den Acker auf ein neu gebautes Logistikzentrum Neubau eines eingeschossigen Logistikzentrums auf Ackerparabraunerde aus Lösslehm am Rande des Ruhrgebietes
Neubau eines eingeschossigen Logistikzentrums auf Ackerparabraunerde aus Lösslehm am Rande des Ruhrgebietes © G. Milbert, Kuratorium Boden des Jahres

Der Nutzungsdruck auf die Fläche hat sich durch das Erfordernis des Ausbaus Erneuerbarer Energien weiter erhöht. Vor allem Freiflächen Photovoltaik Anlagen erhöhen die Inanspruchnahme für Siedlungs- und Verkehrsflächen. Auch wenn die Siedlungs- und Verkehrsfläche nicht vollständig versiegelt wird, geht sie zu 100 Prozent für die landwirtschaftliche Nutzung verloren.

Gefährdung durch ackerbauliche Nutzung

Neben Flächenneuinanspruchnahmen und Nutzungsänderungen sind Ackerböden auch durch die ackerbauliche Nutzung gefährdet, wenn diese das Ertragspotential von Ackerböden verringert, wesentliche Bodenfunktionen von Ackerböden einschränkt oder die Umwelt schädigt. Eine nachhaltige Ackerbodennutzung erhält oder verbessert das Ertragspotential sowie wesentliche Bodenfunktionen wie Bodenfruchtbarkeit, Belebtheit des Ackerbodens, Wasserspeicherfähigkeit, Filter- und Pufferfunktion des Bodens sowie stabile Bodenstruktur und mindert die Verschlämmungs- und Erosionsgefährdung.

Erosion

Unter Bodenerosion wird die Umlagerung von Bodenmasse durch Wasser, Wind, Bodenbearbeitung und Ernteprozesse (Wurzel- und Knollenfrüchte) verstanden. Nach Angaben des Umweltbundesamtes werden jährlich im Mittel in Deutschland rund 22 Millionen Tonnen von Ackerböden und 1,4 Millionen Tonnen von Weinbergsböden durch Erosion abgetragen. Das sind mit ca. 1,8 – 2,4 t/ha weitaus mehr als die Bodenneubildungsrate, die bei < 1 t/ha liegt. Vermutlich werden Bodenabträge in Folge zunehmender Niederschlagsintensitäten (Klimawandel) noch zunehmen. Bodenerosion betrifft vor allem die Ackerkrume und ist eine Folge des Ackerbaus. Erosion ist neben dem Flächenverbrauch die größte Gefährdung für Ackerböden, weil auf den erodierten Flächen die Bodenfruchtbarkeit deutlich abnimmt.

Blick auf einen Acker, wo durch Wasser Boden abgetragen wurde Bodenerosion
Bodenerosion nach Starkregen in einem Kartoffelacker. Die betroffenen Pflanzreihen verlaufen in Hangrichtung © Geologischer Dienst NRW

Bodenschadverdichtung

Ackerböden sind im Vergleich zu nicht oder wenig befahrenen Waldböden durch Bodenbearbeitung und Befahrung stärker verdichtet. Die Last schwerer Erntemaschinen kann bei Befahrung unter ungünstigen Bedingungen bis in Bodentiefen von 50 cm und mehr wirken und die Bodenstruktur kann durch die Bodenbearbeitung nicht mehr repariert werden. Durch Verdichten werden vor allem Grobporen zerstört, die für den Gasaustausch und das Wurzelwachstum wichtig sind. Ursprünglich lufterfüllte Poren mit zusammengepresstem Porenvolumen sind nun wassererfüllt und Bodenwasser fließt oberflächlich ab, statt zu versickern. Das Befahren des Bodens im zu feuchten Zustand im Frühjahr und bei der Ernte im Herbst (Mais, Zuckerrüben) ist besonders schädlich.

Blick auf einen Acker, mit einer großen Pfütze nach einem Regenfall Parabraunerde
In einer Parabraunerde aus Löß fließt nach Regenfällen das Sickerwasser über der Pflugsohle horizontal in tiefer liegende Bereiche. Der vernässte Bereich trocknet stark verzögert ab und ist befahrungsempfindlich und ohne Ertrag © G. Milbert, Kuratorium Boden des Jahres

Stoffliche Gefährdungen

Stoffliche Bodenbelastungen entstehen durch den Eintrag von Schadstoffen in oder auch aus Böden. Das sind Stoffe, die aufgrund ihrer Gesundheitsschädlichkeit, Langlebigkeit, Ökotoxizität oder Bioverfügbarkeit die Umwelt schädigen. Ein überhöhter Eintrag von Düngemitteln oder Pflanzenschutzmitteln, die den Bedarf der Pflanzen und die Speicherfähigkeit im Ackerboden überschreiten, führt zu Belastungen und Gefährdungen der Umwelt. Grundsätzlich sollte die Bilanz zwischen Nährstoffzufuhr und -entzug durch die Ernte möglichst ausgeglichen sein. Vor allem bei der Stickstoffdüngung wird diese Ausgeglichenheit nicht immer erreicht. Die Folge sind erhöhte gasförmige Stickstoffausträge und Auswaschung von Nitrat aus dem Wurzelraum ins Grundwasser und in Oberflächengewässer.

Schutz

Die Flächenneuinanspruchnahme von landwirtschaftlich genutzten Böden muss durch rechtliche Vorgaben (z.B. Bodenschutzrecht, Raumplanungsrecht) spürbar reduziert werden, um die Planungsziele für das Jahr 2030 mit einer Reduktion der Flächenneuinanspruchnahme auf weniger als 30 ha/Tag und für das Jahr 2050 auf 0 ha/Tag zu erreichen. Böden mit hoher Bodenfruchtbarkeit, großem Wasserspeichervermögen und hoher Grundwasserschutzfunktion brauchen einen höheren Schutzstatus.

Maßnahmen zur Verminderung der Bodenschadverdichtung und Erosionsgefährung werden in Veröffentlichungen zur guten fachlichen Praxis in der Landwirtschaft dargestellt. Hierzu gehören Internetseiten und Merkblätter z.B. der Landwirtschaftskammern, der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft und der Ministerien. Sie geben viele Anregungen zur Verringerung und Vermeidung von Erosionen, Bodenverdichtungen und standortangepasster Düngung.

Ackerböden stehen im Fokus der Bodenforschung

Für eine bodenschonende und nachhaltige Ackerbodennutzung wird vielfältig geforscht. Hierzu gehören ein breit ausgebautes Feldversuchswesen der Landwirtschaftskammern und der Düngemittel- und Pflanzenschutzmittelhersteller sowie Forschungen der Universitäten, Ressortforschungseinrichtungen und Forschungsverbünde mit Grundlagenforschung und der Übertragung in die Praxis. Standen in der Vergangenheit Ertragssteigerungen und Arbeitsoptimierungen mehr im Vordergrund der Forschung, sind aktuelle und zukünftige Ziele die auf Dauer ausgerichtete Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und wichtiger Bodeneigenschaften wie Befahrbarkeit, Erosionsminderung, Biodiversität der Bodenorganismen und Reduzierung des Stoffaustrags. Auch die durch BonaRes, dem diesjährigen Partner des Kuratorium Boden des Jahres, geförderten Forschungsarbeiten verfolgen das Ziel, die Leistungs- und Ertragsfähigkeit der Ressource Boden langfristig zu sichern und wenn möglich zu steigern. Um dies zu ermöglichen, erforschen derzeit zehn interdisziplinäre Projektverbünde und das BonaRes-Zentrum, die Möglichkeiten zur Optimierung von Bodenfunktionen, z.B. wie Wasser- und Nährstoffnutzung effizient gestaltet werden können und wie sich Bewirtschaftungsstrategien und das Nutzungsmanagement optimieren lassen.
Vieles ist bekannt, dennoch fehlt die breite Umsetzung in die ackerbauliche Praxis, der Einsatz bzw. die Koordinierung geeigneter Technik zum richtigen Zeitpunkt und sorgsam abgestimmte Förderprogramme. Manchmal fehlt auch die Bereitschaft Vertrautes loszulassen und Neues zu beginnen. Mit dem „Ackerboden“ als Boden des Jahres soll sowohl die gesellschaftliche Debatte als auch die Debatte in der Ackerbaupraxis über eine nachhaltige Nutzung der Ackerböden intensiviert werden.

Ein Beitrag von Dr. Gerhard Milbert, Sprecher Kuratorium Boden des Jahres

Erschienen am im Format Artikel

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