Foto: Roeckl

Pro
Von Michael Völker

Hach - es gibt so schöne Handschuhe. Auch und gerade für Autofahrer. Dass die elegante Handbekleidung für den Automobilisten ein wenig aus der Mode gekommen scheint, sollte erst recht ein Anlass sein, sich das passende Paar zuzulegen, weniger aus praktischen Gründen, vielmehr aus ästhetischen Erwägungen.

Es gibt sie in allen Farben, das Internet hilft bei der Suche, empfohlen seien hier aber sanfte, weiche Töne - und ein ebensolches Material. Echtes Leder, echte Männer. Gilt selbstverständlich auch für Frauen.

Klar ist, dass die Handschuhe für den Wagen gelocht sein müssen und die Finger frei sind. Das ist praktisch und unterstreicht den sportiven Charakter. Ist das richtige Paar erst gefunden, stellt sich die Frage nach dem geeigneten Wagen. Suzuki, Opel oder VW Passat - lassen Sie es bleiben! Sie machen sich lächerlich. Die Handschuhe verlangen nach einem Coupé. Kein Cabrio. Das ist möchtegern. Es empfiehlt sich ein Engländer, empfehlenswert ist der Bentley Continental GT Speed, kommen zu den 60 Euro für die Handschuhe noch ca. 300.000 für das passende Auto.

Kontra
Von Stefan Schlögl

Der Begriff ist schon einmal ein Irrtum: Autofahrerhandschuhe. Das klingt so sexy wie Gebisshygieneapplikator. Bleibt also bloß die Idolatrie des Gegenstands, aufgeladen von Testosteron-Kunstwerken wie Steve McQueen oder brüchig-hübschen bad Boys (Ryan Gosling in Drive), die sich zu einer betont ernsten Botschaft verdichtet: Hier knetet ein Profi das Lenkrad, eins mit Maschine und Mission.

Das war einmal. Schon lange nicht mehr muss man seine Hände in totes Tier stecken. Früher, da machten Handschuhe angesichts rutschiger Holz- oder Bakelitkränze noch Sinn. Heute sind Lenkräder, zumal in Sportwagen, supergriffige Hightechprodukte, überzogen mit superdünnen Häuten (in der Szene Penisleder genannt). Das gript!

Es geht also um Folklore - die aber nur funktioniert, wenn das Umfeld zum Handschuh passt: unter einem 1969er Pontiac GTO geht gar nix. Love Interest, Job und Qualität des rechten Hakens sollten sich ebenfalls ins Gesamtbild einfügen. Kurzum: Driving Gloves müssen zum Leben passen, nicht zum Lifestyle. Alles andere ist Ennstal Classic. (Rondo, DER STANDARD, 20.3.2015)