Kinostart am 20. Oktober 2022 "Ach du Scheiße!": Gefangen im Dixi-Klo

Es steht auf jeder Baustelle und wird in diesem grandiosen Kino-Spektakel zum Schauplatz eines dramatischen Überlebenskampfs: das Dixi-Klo. Warum der abgefahrene Horror-Spaß "Ach du Scheiße!" nicht nur für Handwerker aus der Baubranche eine Mordsgaudi ist, lesen Sie hier.

Filmszene aus "Ach du Scheiße!"
Beschissene Lage: Der Architekt Frank (Thomas Niehaus) ist nicht nur im Dixi-Klo eingesperrt, sondern auch lebensgefährlich verletzt. - © Drop-Out Cinema eG/Daniel Dornhoefer

Ein Abstecher aufs Dixi-Klo ist dank der mangelhaften Hygienezustände, des überschaubaren Komforts und der durchaus strengen Gerüche selten vergnügungssteuerpflichtig. Oft ist die mobile Klo-Zelle aber die einzige Rettung zum Verrichten der Notdurft – sei es bei Konzerten oder im Fußballstadion. Und natürlich auf Baustellen! Wenngleich wir meist froh sind, wenn die Plastiktür hinter uns ins Schloss fällt und wir wieder zurück an die frische Luft dürfen. Wohl kaum ein Bauprojekt in diesem Land würde ohne das obligatorische Dixi-Klo für Handwerker fertiggestellt.

Ausgerechnet an dieses stille Örtchen entführt uns Filmemacher Lukas Rinker in seiner 90-minütigen Horror-Komödie "Ach du Scheiße!", die am 20. Oktober 2022 bundesweit in den Kinos startet. Der Regisseur und Drehbuchautor erzählt in Echtzeit vom Schicksal eines schwerverletzten Architekten, der in einem Dixi-Klo auf einer Baustelle gefangen gehalten wird. Und das, nur wenige Minuten bevor das abrissreife Gebäude in die Luft gesprengt werden soll. Klingt nach einer ziemlich verrückten Escape-Room-Variante? Ist es auch!

Eine buchstäblich beschissene Ausgangslage

Der Architekt Frank (Thomas Niehaus) befindet sich in einer verzwickten Situation. Er wacht nach längerer Bewusstlosigkeit in einem verdreckten Dixi-Klo auf, in das man ihn eingesperrt hat. Die Tür ist mit einem Vorhängeschloss gesichert. Doch damit nicht genug: Durch seinen Arm bohrt sich eine Stahlstange, die das umgekippte Häuschen von außen aufgespießt hat. Durch ein kleines Loch in der Wand erkennt Frank den Ernst seiner Lage. Auf der Baustelle im bayerischen Blastetten, auf der die Toilette steht, sind bereits Sprengladungen angebracht. Ach du Scheiße! Bürgermeister Horst (Gedeon Burkhard), der durch die Sprengung Bauland für ein neues Luxusresort schaffen will, läutet draußen bereits den Countdown ein. Frank bleibt nur eine halbe Stunde, um sein Leben zu retten …

… und die nutzt er auch. Und zwar in bester MacGyver-Manier, denn Frank hat seinen Arbeitskoffer, ein Taschenmesser, einen Verbandskoffer und etwas Werkzeug zur Hand. Da wird das Mobiltelefon, das in die Kloake gefallen ist, schon mal mit einem Kaugummi am Ende eines Meterstabs bedient, per Spiegel über Eck hantiert oder Feuer gelegt, um potenzielle Helfende auf sich aufmerksam zu machen. Und das alles in äußerst unbequemer Haltung. Der Architekt verbringt fast den gesamten Film in eingezwängter Position auf dem Rücken und hängt mit seinem verrenkten Nacken derartig ungeschickt neben der Kloschüssel, dass ihm sein Physiotherapeut direkt im Anschluss einen Serientermin einstellen könnte. Ob Frank das Dixi-Klo je wieder verlässt, ist allerdings fraglich. Und wir sind bei den Befreiungsversuchen in irren Kameraperspektiven live dabei.

Filmszene aus "Ach du Scheiße!"
Ach du Scheiße: Frank (Thomas Niehaus) hat sein Smartphone in die Kloschüssel fallen lassen und muss es irgendwie wiederbekommen. - © Drop-Out Cinema eG/Daniel Dornhoefer

"Ach du Scheiße!": Nichts für schwache Nerven

Bis zum ganz großen Splatter-Spektaktel vergeht jedoch eine gute Stunde, und auch das Intro des Films mutet verdächtig harmlos an. Zu schnulzigen Klängen der Münchner Freiheit werden wir Zeuge, wie das Nacktmodel Mica (Micaela Schäfer), das auf seinem Kopf einen Helm und auf der feuchten Haut einen knappen Blaumann trägt, sich lasziv vor der Kamera entblättert. Eine Szene, die einem Pin-Up-Kalender an einer Werkstattwand entsprungen sein könnte – wir kommen uns vor wie in einem Softporno. Wäre da nicht das Dynamit, mit dem Mica ihre gepiercten Silikonbrüste streichelt und das in der kurz darauf jäh endenden Traumsequenz einen Vorgeschmack gibt, was den bedauernswerten Frank noch Gefährliches erwartet.

Wer kein Blut sehen kann, sei ausdrücklich gewarnt! Aus Franks klaffender Wunde im Unterarm, durch die sich die rostige Stange bohrt, spritzt bei seiner Survival-Aktion literweise Kunstblut, und vor allem beim wendungsreichen Finale bleibt in diesem Film kein Auge (und auch sonst kein Körperteil) trocken. Bis dahin ist es für den tapferen Gefangenen ein weiter Weg, der dank der tollen Drehbucheinfälle zu keiner Sekunde langweilt. Das deutsche Genrekino wurde schon häufig totgesagt, setzt mit diesem abgefahrenen Torture-Spektakel aber ein blutiges und oft brüllend komisches Ausrufezeichen. Allein das Setting ist höchst originell und bietet ähnlich wenig Platz wie in Hollywood-Produktionen á la "Nicht auflegen!", "Panic Room" oder "Saw". Der enge Raum bleibt im Übrigen nicht die einzige Parallele, die sich zu dem vielfach fortgesetzten Horror-Hit von James Wan (oder zu Danny Boyles sechsfach oscarnominiertem "127 Hours")" ergibt.

Filmszene aus "Ach du Scheiße!"
Gibt auch als Baugeräteführer alles: Dem profitgierigen Bürgermeister Horst (Gedeon Burkhard) ist nicht über den Weg zu trauen. - © Drop-Out Cinema eG/Daniel Dornhoefer

Film mit Echtzeit-Charakter und spannender Besetzung

Mehr soll über die Handlung nicht verraten werden. "Ach du Scheiße!" macht als schräge Splatter-Komödie umso mehr Spaß, je weniger man über den Inhalt weiß. Dabei ergibt sich die Vorgeschichte, wie es überhaupt zur Dixi-Klo-Situation kommen konnte, aus Hinweisen in Franks Koffer und regelmäßigen Flashbacks. Die näher rückende Sprengung hingegen wird über Lautsprecher-Durchsagen und Franks Armbanduhr dokumentiert, so dass die Kamera die enge Klozelle erst auf der Zielgeraden verlassen muss. Das ist erzählerisch clever gelöst und unterstreicht zugleich den Echtzeit-Charakter des Films. Frank kämpft nicht nur ums Überleben, sondern auch gegen die gnadenlos tickenden Zeiger.

Neben der Geschichte der gar nicht mal so trashig anmutenden Low-Budget-Produktion ist auch der Blick auf die Besetzung spannend, und das vor allem für Krimifans. Mit Björn Meyer (als gemütlicher bayerischer Polizist Huber) und Friederike Kempter (als giftige Dörte Grün vom Umweltamt) sind auch zwei Fernsehstars aus dem populären Münster-"Tatort" mit von der Partie. Gedeon Burkhard (als Bürgermeister Horst) dürften hingegen noch viele Zuschauer aus seinen "Kommissar Rex"-Zeiten Ende der 90er Jahre kennen. Auch die Darsteller scheinen ihren Spaß an diesem abgefahrenen Baustellenspektakel zu haben – und das steckt ungemein an.

Kinostart ist der 20. Oktober 2022. >>> Weitere Informationen zum Film gibt es hier.

Hier den Trailer anschauen: