Wolnzach
BN prüft Klage gegen Hähnchenmastanlage

Eschelbacher Erweiterungspläne stehen im Mittelpunkt des Drei-Königs-Treffens der SPD im Landkreis

08.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:50 Uhr

Sprachen sich gegen die Erweiterung der Hähnchenmastanlage in Eschelbach aus: SPD-Kreisvorsitzender Markus Käser (rechts) und Michael Lohr, BN-Ortsvorsitzender in Wolnzach. - Foto: A. Ermert

Wolnzach (PK) Der Bund Naturschutz wird möglicherweise gegen die geplante Ausweitung der Hähnchenmast in Eschelbach eine Klage einreichen. Mit dieser Ankündigung ließ der BN am Freitagabend beim traditionellen Drei-Königs-Treffen der SPD in Wolnzach aufhorchen.

Die SPD im Landkreis sowie der Wolnzacher Ortsverband hatten ihre Auftaktveranstaltung für 2017 unter das Motto "Nachhaltige Landwirtschaft: Tierwohl oder Wirtschaftlichkeit. Alles eine Frage der Haltung!" gestellt - und dabei stand natürlich die Ausweitung des Hähnchenmastbetriebes im Fokus.

"Zum Jahresauftakt geben wir immer ein Thema vor und versuchen dieses dann das ganze Jahr im Auge zu behalten", sagte Markus Käser, Vorsitzender der SPD im Landkreis. "Seit dem Jahr 2012 gibt es eine Initiative des Bundesumweltministeriums für eine Baurechtsänderung, damit solche Megaställe in einem öffentlichen Verfahren via Bebauungspläne genehmigt werden sollen". Heuer sei Wahljahr und Käser ist zuversichtlich, dass die Initiative 2017 erfolgreich sein wird. Man werde Druck ausüben, das könne die SPD versprechen.

Nach derzeit bestehendem Recht machen weder das Landratsamt noch die Landwirte etwas Ungesetzliches, betonte der Kreisvorsitzende. Eine Gemeinde habe keine Möglichkeit, gegen solche Mega-Ställe vorzugehen, solange diese aufgrund ihrer Privilegierung gebaut werden können. Erst wenn es eine Bebauungsplanpflicht gebe, hätten die Anwohner eine Mitgestaltungsmöglichkeit, zum Beispiel über einen Bürgerentscheid.

Käser stellte die Frage in den Raum: "Braucht es diese Massentierhaltung? Geht es wirtschaftlich wirklich nicht mehr anders" Eine Lösung konnte er nicht bieten, es gebe schon Angebote, doch das Umdenken in der Bevölkerung müsse noch wachsen. Der SPD-Chef würde in diesem Zusammenhang auch eine Förderung durch Kommunen oder Landkreise bei der Ernährungserziehung von Kindern begrüßen. Und auch die regionale Wertschöpfung müsse verbessert werden, die Kommunen sollten hier Vorreiter bei der gastronomischen Vergabe ihrer Veranstaltungen sein. So werde die erste Gartenschau mit einer nachhaltigen Gastronomie heuer in der Kreisstadt stattfinden. "Wir, die Stadt Pfaffenhofen, schauen, wo es geht, dass es Bio ist, dass es regional ist - und dass es auch fair ist".

Michael Lohr, BN-Chef in Wolnzach, informierte anschließend über den aktuellen Stand bei der Hähnchenmastanlage in Eschelbach: "Derzeit werden 50 000 Hähnchen gehalten, es sollen 144 600 werden und damit wäre es die größte Anlage in Bayern". Die meisten Menschen, so Lohr, lehnen die Massentierhaltung ab, kaufen aber billige Hähnchen, weil der Verbraucher nicht das Drei- bis Vierfache für Bio-Ware bezahlen wolle oder könne. Es müsse einfach eine Mittelstufe geben zwischen Bio- und ökologischen Produkten. Allerdings müsse auch ein Umdenken beim Fleischkonsum stattfinden, nicht Quantität, sondern Qualität müsse im Vordergrund stehen.

Obwohl der vorläufige Baubeginn in Eschelbach bewilligt wurde, bestehe immer noch ein großer Klärungsbedarf vonseiten des Landratamtes. Man werde nun den Ausgang der von den Gegnern der Anlage beim Landtag eingereichten Petition mit seinen inzwischen rund 5000 Unterschriften abwarten, sagte Lohr. Sollte diese scheitern, werde man möglicherweise gegen das Projekt klagen. Entsprechende rechtliche Schritte würden derzeit vom BN-Landesverband geprüft. Seitens der SPD sagte Käser seine Unterstützung zu. "Man darf nicht aufgeben, sonst wird über die Köpfe der Bürger hinweg entschieden". Der SPD-Kreisvorsitzende forderte seine Politikerkollegen auf, sich klar zu äußern, ob sie für oder gegen diese Art der Tierhaltung sind. Man könne nur auf eine rechtliche Änderung hoffen - für Eschelbach werde das allerdings wohl keine Rolle mehr spielen.

Der angekündigte Vor-Ort-Termin auf einem Hof mit biologischer Hühnerhaltung musste wegen der aktuellen Schutzmaßnahmen zur Vogelgrippe entfallen. Biobauer Josef Grabmaier aus Stadlhof bei Wolnzach gab jedoch vor dem Drei-Königs-Treffen einen interessanten Überblick. Grabmaier ist Mitglied der Biohennen AG, in der sich mehr als 30 Biobauern zusammengeschlossen haben, um ihre Eier gemeinsam zu vermarkten. Durch die Legegemeinschaft könne man auch Großabnehmer beliefern, wie zum Beispiel die Edeka-Märkte. Grabmaier bewirtschaftet 67 Hektar Acker, Grünland und Wald und hält zwei Mal 3000 Legehennen, die auch auf dem Hof aufgezogen werden. Seine Hühner picken in einer Voliere, können auf einer Stange sitzen, haben ein Sandbad mit Wintergarten und Grünauslauf. Sein Ziel sei es, die traditionelle Landwirtschaft zu erhalten und den Tieren ein arttypisches Verhalten zu ermöglichen.