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Deklamation, die

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GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Deklamation · Nominativ Plural: Deklamationen
Aussprache  [deklamaˈʦi̯oːn]
Worttrennung De-kla-ma-ti-on
Wortzerlegung deklamieren -ation
Herkunft aus dēclāmātiolat ‘das laute Reden, der nach den Regeln der Kunst gehaltene Vortrag, Redeübung’
Duden, GWDS, 1999 und DWDS

Bedeutungen

1.
kunstgerechter Vortrag (einer Dichtung)
Beispiele:
Mit höchst subtiler Deklamation, klarer Artikulation und facettenreicher Intonation gibt Taylor der Rolle des biblischen Erzählers ein Höchstmaß von Würde und Ausdruck. [Potsdamer Neueste Nachrichten, 05.03.2005]
Weiter wurden während der Fasnacht oft einaktige Lustspiele, kleine Schwänke, Sketche oder Deklamationen durch den »tramatischen Verein« aufgeführt, dem offensichtlich Fasnächtler angehört haben. [Bote der Urschweiz, 06.02.2021]
Die Deutsche Volkspartei […] kündigt Musikvorträge, »Deklamationen ernster Dichtungen«, Volkstänze und »lebende Bilder zum Vaterlandsliede« an. [Neue Osnabrücker Zeitung, 30.01.2021]
Nach seinen wirkmächtigen Auftritten in den Wiener Margarethensälen 1983 begann er mit wachsendem Erfolg, Sprach‑Räume mit seiner Stimme zu gestalten und die Wörter seines Gedichts mit allen nur denkbaren Formen der Deklamation bis zum Siedepunkt zu erhitzen. [Der Tagesspiegel, 29.11.2020]
Nicht das mittlere Tempo der Empfindsamkeit […]macht Brechts Gedichte schön, sondern die schleppende Deklamation der Hymne mit erhobener Stimme. [Neue Zürcher Zeitung, 10.08.2002]
2.
auf Wirksamkeit bedachte, oft auch pathetisch vorgetragene Äußerung, Meinung;
Aufzählung inhaltsarmer PhrasenDWDS
Kollokationen:
in Koordination: Deklamation und Pathos
Beispiele:
Nur konkrete Vorschläge sind von Nutzen; alles übrige bleibt im Bereich bloßer Deklamation stecken. [Die Zeit, 25.07.1957]
Viele seiner Briefe sind ekstatische Deklamationen von Freundschaft und Liebe, besonders die, die er Freundinnen schrieb. [Frankfurter Rundschau, 15.12.2020]
Nehmen wir also den Anstoß ernst und zum Anlass für eine Politik, die über Deklamation hinausgeht und auch tatsächlich etwas bewirkt. [Die Welt, 21.04.2015]
Prüft man die Eröffnungsreden auf ihren Gehalt, so waren sie[…] Deklamationen bekannter Tatsachen ohne wesentliche neue Gedanken. [Berliner Zeitung, 01.11.1991]
Der Friede ist nicht länger nur bloße Deklamation, sondern Staatsgesetz, Gesetz mit allen Konsequenzen. [Neues Deutschland, 28.05.1974]
Im Vorwort des Börsenvereins‑Vorsitzenden Dr. Josef Knecht heißt es: »Stärker als alle Deklamationen und Forderungen sprechen die Härte und Klarheit der Zahlen.« [Berliner Zeitung, 29.11.1952]
3.
Musik Hervorhebung und Artikulation einer musikalischen Phrase oder des Sinn- und Ausdrucksgehaltes eines vertonten Textes
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: die syllabische, akzentuierende, rezitativische, homophone, pathetische Deklamation; eine kraftvolle, eindringliche Deklamation
mit Genitivattribut: die Deklamation des Textes
in Koordination: Deklamation und Gesang
Beispiele:
Der große Geiger lässt keinen Zweifel an der Schönheit und Ausdruckskraft dieser Musik, in der Aufruhr, Zorn mitklingen und weit ausholende Deklamation und leidenschaftliches Aussingen dazugehören. [Süddeutsche Zeitung, 12.07.2013]
Seine Deklamation ist makellos, sein Arioso betörend. [Dresdner Neueste Nachrichten, 25.03.2021]
Denn diese Musik setzt fast immer die volle, dichte Sechsstimmigkeit ein, sie wahrt die Textverständlichkeit, auch wegen häufiger akkordischer Deklamation. [Süddeutsche Zeitung, 25.05.2007]
Die Transparenz der Chorstimmen und eine vorzügliche Deklamation ließen eine selten zu hörende Wortverständlichkeit entstehen[…]. [Berliner Zeitung, 24.12.1991]
Teilweise sind die Conductus auch durchkomponiert; neben syllabischer Deklamation (musica cum littera) begegnen kleinere Tongruppen pro Silbe, die jedoch den syllabischen Grundrhythmus nicht beeinträchtigen. [Brockhaus-Riemann-Musiklexikon. Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1989], S. 2209]
Volkstümliche diatonische Melodik des Gesanges und klar verständliche Deklamation im Chorsatz kommen der Aufnahmefähigkeit auch ungeübter Hörer entgegen. [Neues Deutschland, 24.11.1948]

letzte Änderung:

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
deklamieren · Deklamation
deklamieren Vb. ‘ausdrucksvoll vortragen’, Entlehnung des 16. Jhs. aus lat. dēclāmāre ‘laut reden, vortragen, sich im Vortrag üben’, in dieser Bedeutung zunächst in Schule und Universität für Redeübungen in lateinischer Sprache. – Deklamation f. ‘kunstgerechter Vortrag’, entlehnt (18. Jh.) aus lat. dēclāmātio (Genitiv dēclāmātiōnis) ‘das laute Reden, der nach den Regeln der Kunst gehaltene Vortrag, Redeübung’.

Typische Verbindungen zu ›Deklamation‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Deklamation‹.

Zitationshilfe
„Deklamation“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Deklamation>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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Wortverlaufskurve 1600−1999
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