Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

abhalten

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GrammatikVerb · hält ab, hielt ab, hat abgehalten
Aussprache 
Worttrennung ab-hal-ten
Wortzerlegung ab- halten
Wortbildung  mit ›abhalten‹ als Erstglied: Abhaltung
eWDG

Bedeutungen

1.
etw., jmdn. von sich weghalten
Beispiele:
das kleine Kind abhalten (= zur Verrichtung der Notdurft halten)
Er […] entfaltete das ehrwürdige Schriftstück, dasselbe weit von sich abhaltend [ G. KellerGr. Heinrich4,451]
Dabei […] betrachtete [sie] mich, wobei sie mich ein Stück von sich abhielt [ OelfkenLogbuch14]
veraltet sich von etw. fernhalten, in einiger Entfernung bleiben
Beispiel:
haltet Euch von der Heerstraße ab [ E. T. A. Hoffm.Elixiere2,103]
2.
das Eindringen verhindern
a)
Wetterschäden verhüten
Beispiele:
(Regen)wasser, Nässe, Schnee, Zugluft, Kälte, grelles Licht, Sonnenstrahlen, Hitze abhalten
Die Kinder nahmen die Kleider noch fester, um das immerwährende allseitige Hineinrieseln [des Schnees] abzuhalten [ StifterBergkristall2,313]
b)
übertragen jmdn., etw. abwehren
Beispiele:
die Mutter wollte das Kind von der Rasenfläche abhalten
den Ansturm, den Lärm abhalten
[sie wusste] sein Fahrzeug mit dem Ruder sehr gewandt abzuhalten [ G. KellerFähnlein7,247]
nachdem er die zudringlichen Fliegen eine Weile von ihm abgehalten [ G. Hauptm.Bahnw. Thiel4,34]
3.
jmdn. von einer Handlung zurückhalten, jmdn. an etw. hindern
Beispiele:
jmdn. von seiner Arbeit abhalten
lassen Sie sich durch mich nicht abhalten (= stören)
jmdn. von seinem Vorhaben, einer Dummheit, vom Trinken abhalten
saloppkeine zehn Pferde konnten ihn davon abhalten
Furcht, Schüchternheit, Schwäche hält jmdn. von etw. ab
Zuchthausstrafen für Streikende, die jemand abhielten zu arbeiten [ H. MannUntertan4,417]
Eigentlich hatte sie einen anderen Herrn eingeladen […] der war abgehalten (= verhindert) [ KlugeKortüm426]
4.
eine Zusammenkunft veranstalten, stattfinden lassen
Beispiele:
eine Sitzung, Versammlung, Konferenz, Tagung, Kundgebung abhalten
eine Feier, einen Gottesdienst, eine Andacht abhalten
Kriegsrat, Gericht abhalten
einen Appell, eine Probe, Übung, einen Kursus, eine Prüfung abhalten
einen Jahrmarkt abhalten
Wahlen, Festspiele abhalten
alle Jagden, die in der Gegend abgehalten wurden [ StifterBergkristall2,296]
5.
landschaftlich etw. aushalten, ertragen
Beispiele:
er kann viel abhalten
der Stoff hält nicht viel ab (= ist nicht strapazierfähig)
ick kann det [das Gerede der Frau] nu nich mehr abhalt’n [ G. Hauptm.Roter HahnI]
6.
Seemannssprache
Beispiel:
das Boot hält vom Lande, von einer Klippe ab (= fällt ab)
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
halten · Halt · Halter · Haltung · abhalten · Anhalt · anhalten · Anhalter · aushalten · behalten · Behälter · Behältnis · einhalten · Einhalt · enthalten · erhalten · unterhalten · Unterhalt · Zuhälter · zuhalten · Unterhaltung
halten Vb. ‘festhalten, bewahren’, ahd. haltan ‘festhalten, befolgen, (be)hüten’ (8. Jh.), mhd. halten, halden ‘hüten, weiden, bewahren, verehren, festhalten, gefangenhalten, meinen, sich benehmen, an einem Punkt anhalten, stillhalten’, asächs. haldan ‘halten, hüten, feiern’, mnd. hōlden ‘hüten, bewachen, schützen, weiden, einhalten, veranstalten, festhalten, stillhalten, sich verhalten’, mnl. nl. houden, aengl. haldan, healdan, engl. to hold, anord. halda, schwed. hålla, got. haldan ‘hüten, weiden’. Sieht man den Dental des ehemals reduplizierenden germ. Verbs als präsensbildendes Formans an und geht von einer Grundbedeutung ‘(Vieh) hüten’ aus, dann läßt sich eine Verbindung zu griech. kéllein (κέλλειν) ‘antreiben, bewegen, anfahren, landen’, lat. celer ‘schnell, rasch’, aind. kaláyati ‘treibt (Vieh), hält, trägt, macht’ und Anschluß an die Wurzel ie. *kel- ‘treiben, zu schneller Bewegung antreiben’ herstellen, die möglicherweise mit *kel(ə)- ‘rufen, schreien, lärmen, klingen’ (s. hell) identisch ist (vgl. Pokorny 1, 548; anders Seebold 249, der auf Grund der Bedeutung ‘hüten, weiden’ das germ. Verb auf die Wurzel ie. *ku̯el(ə)- ‘drehen, sich um etw. herumbewegen’ zurückführen möchte, s. Hals). Aus der Grundbedeutung ‘hüten’ entwickelt sich einerseits ‘achthaben, beobachten, bewahren’, andrerseits ‘festhalten’ sowie ‘an-, stillhalten, in einem Zustand verharren’, schließlich (vielleicht unter dem Einfluß von haben) ‘für etw. ansehen, glauben, meinen’. – Halt m. ‘Stütze, das (Inne)halten’, mhd. halt ‘Bestand, Ort, Aufenthalt’. Halter m. ‘Haltevorrichtung’ (vgl. Federhalter), ‘wer etw. hält’ (vgl. Statthalter), ahd. haltāri ‘Erretter, Erlöser’ (um 1000; vgl. bihaltāri ‘Wächter’, 8. Jh.), mhd. haltære, halter ‘Hirt, Bewahrer, Erlöser’. Haltung f. ‘Körperhaltung, Pose, innere Einstellung, Beherrschtheit’, spätmhd. haltunge, auch ‘Gewahrsam, Verwahrung, Inhalt’. abhalten Vb. ‘fernhalten, hindern, durchführen’ (15. Jh.). Anhalt m. ‘Anhaltspunkt, Ursache’, mhd. anhalt; anhalten Vb. ‘festhalten, stehenbleiben, stoppen, andauern, zu etw. bewegen, um etw. bitten’ (1. Hälfte 15. Jh.); Anhalter m. ‘wer fremde Autos anhält, um sich mitnehmen zu lassen’, geläufig in der Wendung per Anhalter fahren (Mitte 20. Jh.); zuvor im Sinne von ‘Förderer, (An)treiber’ (16. Jh.). aushalten Vb. ‘bis zum Ende durchstehen, ertragen, Unterhalt gewähren’, mhd. ūʒhalten ‘instand halten, verpflegen’. behalten Vb. ‘nicht weggeben, bewahren’, ahd. bihaltan ‘beachten. bewahren, schützen’ (8. Jh.), mhd. behalten, -halden ‘für sich behalten, bewahren, Erfolg haben, beherbergen, einhalten, (vor Gericht) durch Zeugen erhärten’; Behälter m. ‘Gefäß’, frühnhd. auch ‘Gefängnis’ (15. Jh.); vgl. mhd. behaltære, behalter ‘Beobachter, Bewahrer, Erlöser’, ahd. bihaltāri ‘Wächter’ (8. Jh.); Behältnis n. ‘Behälter, Gefäß’ (15. Jh.), mhd. behaltnisse ‘das Halten, Erhaltung, Vorbehalt, Gewahrsam, Gedächtnis’, ahd. bihaltnessi ‘das Zurückhalten’ (9. Jh.). einhalten Vb. ‘aufhören, aufhalten, beachten’ (15. Jh.); Einhalt m. ‘Einschränkung, Eindämmung’ (Mitte 15. Jh.), dann besonders in der Verbindung Einhalt gebieten, tun (16. Jh.); frühnhd. auch für Inhalt. enthalten Vb. ‘(sich) fernhalten, zurückhalten, enthaltsam sein, zum Inhalt haben’, mhd. enthalten ‘stillhalten, zurückhalten’; dazu enthaltsam ‘mäßig, abstinent’ und Enthaltsamkeit (beide 18. Jh.). erhalten Vb. ‘empfangen, bekommen, bewahren’ (16. Jh.). unterhalten Vb. ‘etw. sichern, bewahren, sich erfreuen, ein Gespräch führen’ (17. Jh.); Unterhalt m. (17. Jh.); Zuhälter m. ‘wer von den Einkünften einer Prostituierten lebt’ (Mitte 19. Jh.), wohl in der Sprache der Polizei gebildet nach älterem Zuhalter ‘wer zu einem hält, Anhänger’ (15. Jh.), mnd. toholder, tohelder, zu zuhalten Vb. im Sinne von ‘zu einer Person halten, ihr beistehen’, auch mit einem zuhalten ‘es mit einem halten, ein außereheliches Verhältnis haben’ (15. Jh.). Unterhaltung f. (18. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

abhalten (Treffen, Versammlung) · ausrichten · austragen (Wettkampf) · veranstalten

abhalten · arrangieren · aufziehen · formen · gestalten


(jemandem etwas) ausreden · (jemandem) abraten (von) · (jemanden) abbringen (von) · (jemanden) abhalten (von)  ●  (jemandem/jemanden) abreden (von) selten · (jemanden) dissuadieren (von) geh., veraltet, sehr selten
Assoziationen

abfangen · abhalten · abwehren · aufhalten · parieren

(ein) Hemmnis bilden · (jemandem) entgegentreten · (jemanden) abwehren · (sich) sperren · abhalten · behindern · blockieren · hemmen · hindern · nicht mitspielen · obstruieren · stoppen (Pläne, Verfahren, Vorgang) · versperren  ●  (den) Weg versperren fig. · (sich jemandem) in den Weg stellen fig. · abblocken auch figurativ · (jemandem) Knüppel zwischen die Beine werfen ugs., fig. · (sich) querstellen ugs. · Steine in den Weg legen ugs., fig. · blocken ugs. · mauern ugs. · quer im Stall stehen ugs. · reingrätschen ugs., fig.
Assoziationen

(jemanden daran) hindern (etwas zu tun) · (jemanden davon) abhalten (etwas zu tun) · (jemanden) hindern  ●  (jemandem) in den Arm fallen fig.

Typische Verbindungen zu ›abhalten‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›abhalten‹.

Verwendungsbeispiele für ›abhalten‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Die Komponisten der jungen Generation können immerhin auf so repräsentative Musikfeste rechnen wie die alljährlich im Juni in Wien abgehaltenen. [Die Zeit, 13.08.1953, Nr. 33]
Der Mann, der seine Verwirklichung aufgibt, hält das Kind von dessen Verwirklichung ab. [Pilgrim, Volker Elis: Manifest für den freien Mann – Teil 1, Reinbek b. Hamburg: Rowohlt 1983 [1977], S. 120]
Wie sie es eben gewohnt waren, forderten sie mich auf, sogleich eine ausführliche Kritik abzuhalten. [Strauß, Botho: Der junge Mann, München: Hanser 1984, S. 38]
Doch etliche Teilnehmer ließen sich von Treffen mit kubanischen Dissidenten nicht abhalten. [Die Zeit, 18.11.1999, Nr. 47]
Wenn der Lehrer die Nacht durchzechte, hat er am Morgen keine Lust, Unterricht abzuhalten. [Strittmatter, Erwin: Der Laden, Berlin: Aufbau-Verl. 1983, S. 45]
Zitationshilfe
„abhalten“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/abhalten>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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