Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

anlegen

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GrammatikVerb
Aussprache 
Worttrennung an-le-gen
Wortzerlegung 1an- legen
Wortbildung  mit ›anlegen‹ als Erstglied: Anlegeapparat · Anlegebrücke · Anlegeleiter · Anlegemanöver · Anlegemittel · Anlegeplatz · Anleger · Anlegesteg · Anlegestelle · Anlegung
 ·  mit ›anlegen‹ als Grundform: angelegt · Anlage
eWDG

Bedeutungen

1.
etw., jmdn. an etw., jmdn. legen
a)
Beispiele:
den Säugling (an die Brust) anlegen
der Hund legt die Ohren an (= legt sie nach hinten)
den Winkel, das Lineal anlegen (um zu messen)
er legte einer widerspenstigen Mutter die Zicklein an [ G. Hauptm.Ketzer4,81]
übertragen einen strengen Maßstab an etw., jmdn. anlegenetw., jmdn. streng beurteilen
Beispiele:
hier muss man andere Maßstäbe anlegen (= anders urteilen)
einen hohen Maßstab anlegen (= viel verlangen)
Der an die deutschen Universitäten anzulegende (= zu benutzende) Maßstab [ DiesterwegSchriften1,198]
b)
etw. gegen etw. stellen
Beispiel:
eine Leiter an den Baum, die Hauswand anlegen
veraltend etw. anlehnen
Beispiele:
eine Tür anlegen
während er den nur angelegten Laden halb öffnete [ FontaneWuthenowI 1,410]
c)
Beispiele:
Holz, Kohle anlegen (= aufs Feuer legen)
bei der Kälte müssen wir noch anlegen (= noch etw. Holz, Kohle aufs Feuer legen)
d)
Kartenspiel, Domino
Beispiele:
sie konnte wieder anlegen (= die nächste Karte, den nächsten Stein ansetzen)
Handarbeit(beim Stricken) anlegen (= einen neuen Faden beginnen, anknüpfen)
e)
den Hund anlegenden Hund anketten
Feuer anlegeneinen Brand stiften
auf jmdn. anlegenauf jmdn. mit dem Gewehr zielen
Beispiel:
das Gewehr auf jmdn. anlegen (= das Gewehr auf jmdn. richten)
Hand anlegenzufassen, helfen
Beispiele:
selbst mit Hand anlegen
letzte Hand an etw. anlegen (= etw. vollenden)
man bat ihn … ein wenig mit Hand anzulegen [ HesseGlasperlensp.6,381]
f)
veraltet etw. einem Briefe beifügen
Beispiel:
denn auch meine Mutter pflegte stets ein Blättlein anzulegen [ Storm5,50]
2.
landen
in gegensätzlicher Bedeutung zu ablegen
Beispiele:
das Schiff legte an der Küste an
das Boot legt am Steg an
Bei unserem Hause legten die Schiffer an [ Hausm.Überfall159]
3.
gehoben (jmdm.) etw. anziehen
Beispiele:
(bessere) Kleider, Trauer(kleidung), Uniform, Zivil anlegen
Orden anlegen (= anheften)
Schmuck anlegen (= eine Kette umhängen, eine Brosche anstecken)
die Stadt hatte Festschmuck angelegt (= war festlich geschmückt)
daß wir Ihnen … das Ehrenkleid der großen britischen Armee anlegen [ BrechtMann4]
4.
jmdm. etw. umlegen
Beispiele:
jmdm. einen (Not)verband anlegen (= jmdn. verbinden)
dem Hunde den Maulkorb anlegen
bildlich
Beispiele:
jmdm. den Maulkorb anlegen (= jmdn. zum Schweigen zwingen)
dem Pferde den Zaum anlegen
bildlich
Beispiele:
jmdm. Zügel, die Kandare, den Zaum, das Geschirr anlegen (= jmdn. zügeln, in seiner Freiheit beschränken)
Scheuklappen anlegen (= nichts hören und sehen wollen)
dem Gefangenen Ketten, Fesseln anlegen (= ihn fesseln)
bildlich
Beispiele:
jmdm. die Daumenschrauben anlegen (= jmdn. zu etw. zwingen)
er habe Angst davor, Spanien Fesseln anzulegen [ Feuchtw.Goya294]
5.
a)
etw. neu schaffen
Beispiele:
eine Stadt, Festung, Straße, Farm, Pflanzung anlegen
sich [Dativ] einen (Nahrungsmittel)vorrat anlegen (= bereitstellen)
ein Briefmarkenalbum, Verzeichnis, eine Kartei, Datei anlegen (= einrichten)
b)
etw. in einer besonderen Art entwerfen (und gestalten)
Beispiele:
eine breit angelegte Erzählung
eine Dichtung als Novelle, als Roman anlegen
der eine groß angelegte, mathematisch tadellose Theorie ausarbeitet [ PlanckWillensfreiheit25]
veraltendweil die etwas sentimental angelegte (= veranlagte) Dame gern vom Sterben sprach [ FontanePoggenpuhlsI 4,9]
6.
eine größere Geldsumme nutzbringend verwenden
a)
Geld arbeiten lassen
Beispiel:
sein Kapital, eine große Summe in Wertpapieren, zu 5 %, sicher anlegen
b)
Geld für etw. ausgeben
Beispiele:
(viel) Geld für ein Auto, ein Handy anlegen
was wollen Sie anlegen?
7.
es auf etw., jmdn. anlegenes auf etw., jmdn. absehen
Beispiele:
er hat es absichtlich darauf angelegt, ihm zu schaden
sie hatte es auf ihn angelegt
Verdrießlicher schien die Möglichkeit, daß alles auf simple Geldschneiderei angelegt sei [ Th. MannTod in Venedig9,477]
8.
landschaftlich sich anlegensich mit jmdm. in Händel einlassen, streiten
Beispiel:
Denn mit den Westmächten wird sich der Hitler doch nicht anlegen [ A. ZweigBeil374]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
legen · ablegen · Ableger · anlegen · Anlage · auflegen · aufgelegt · Auflage · auslegen · Auslage · beilegen · Beilager · Beilage · einlegen · Einlage · erlegen · niederlegen · Niederlage · 1überlegen · Überlegung · 2überlegen · unterlegen · Unterlage
legen Vb. ‘zum Liegen bringen’. Das gemeingerm. bezeugte Verb ahd. leg(g)en (8. Jh.), mhd. legen (auch lecken, leggen), asächs. leggian, mnd. leggen, mnl. legghen, lēghen, nl. leggen, aengl. lecgan, engl. to lay, anord. leggja, schwed. lägga, got. lagjan ist Kausativum im Sinne von ‘liegen machen’ zu dem unter liegen (s. d.) dargestellten starken Verb wie russ.-kslaw. ložiti sja, russ. ložít’sja (ложиться) ‘sich legen’ zu aslaw. ležati, russ. ležát’ (лежать) ‘liegen’. – ablegen Vb. ‘von sich tun, (Kleidung) ausziehen bzw. nicht mehr tragen, abladen, deponieren, vollziehen, leisten’, mhd. abelegen ‘(Kleidung) ausziehen, abladen, abgelten, auszahlen, außer Kraft setzen, Abbruch tun’; Ableger m. ‘junger Pflanzentrieb’ (18. Jh.), frühnhd. ‘Auf- und Ablader’ (15. Jh.). anlegen Vb. ‘an etw. legen, ankleiden, zielen, auf etw. abzielen, bezwecken, anzetteln, entwerfen, gestalten, bewirken, nutz- und gewinnbringend verwenden’, ahd. analeg(g)en ‘an-, auflegen, hineinschicken’ (8. Jh.), mhd. anelegen ‘ankleiden, anzetteln, vorbereiten, veranschlagen, auferlegen, auf Zinsen anlegen’; Anlage f. ‘Hinzu-, Beigefügtes, nutzen- und gewinnbringende Verwendung, Begabung, Neigung, das Gestaltete (Grünfläche, Baugestaltung)’, mhd. anlāge ‘Anliegen, Bitte, Hinterhalt’. auflegen Vb. ‘auf etw. legen, aufbürden, anordnen, (von Büchern) drucken und herausbringen’, ahd. ūfleg(g)en (um 1000), mhd. ūflegen ‘auf-, auslegen, aufstellen, zeigen, ausdenken, ersinnen, erschaffen, anordnen, bestimmen, veranstalten, stiften’; aufgelegt Part.adj. ‘geneigt, gestimmt zu etw., gelaunt’ (18. Jh.); Auflage f. ‘das Auferlegte, zu Leistende, Anweisung, Gebot, Beschwerde, Beschuldigung’ (16. Jh.), ‘Auferlegung, das Aufgelegte auf eine Unterlage, Anzahl der auf einmal gedruckten und verlegten Exemplare eines Druckes’ (17. Jh.). auslegen Vb. ‘ausbreiten, zur Schau stellen, mit einem Belag versehen, Geld vorschießen, deuten, interpretieren’, mhd. ūʒlegen ‘zum Verkauf anbieten, besetzen, verbrämen, ausrüsten, erfüllen, schmücken, darlegen, bestimmen, verabreden, deuten, erklären’; Auslage f. ‘Kosten, verauslagtes Geld, zur Ansicht ausgebreitete Ware, das Auslegen, zur Ansicht Bereitlegen’ (16. Jh.). beilegen Vb. ‘danebenlegen, hinzufügen, mitschicken, beseitigen, (Streit) schlichten’, ahd. bileg(g)en ‘be-, hinlegen, legend bedecken’ (8. Jh.), mhd. bīlegen ‘(sich) dazulegen (zum Beilager)’; Beilager n. ‘Eheschließung, Beischlaf’, mhd. bīleger, frühnhd. bī-, beilager (Ende 14. Jh.); Beilage f. ‘das Beigefügte’ (vielfach kanzleisprachlich von Schriften, Listen), ‘Zukost’, älter auch ‘anvertrautes Gut’ und ‘Beilager’ (15. Jh.). einlegen Vb. ‘hineinlegen, konservieren, mit einer Einlage verzieren, einzahlen’, mhd. īnlegen ‘ein-, hineinlegen, gegen jmdn. eine Klage vorbringen’; Einlage f. ‘das Hineingelegte, Versteifung (bei Kleidern), angelegtes oder eingezahltes Geld, Spargeld’ (16. Jh., bereits früh im Bankwesen). erlegen Vb. ‘(Wild) töten, (durch Tötung) niederlegen’, auch ‘einen Geldbetrag entrichten’, ahd. irleg(g)en ‘auferlegen, entgegensetzen, bestimmen’ (8. Jh.), mhd. erlegen ‘niederlegen, aus-, ein-, belegen, schlichten’. niederlegen Vb. ‘etw., sich hinlegen, ein Amt aufgeben’, ahd. nidarleg(g)en ‘hinwerfen, -legen, -stellen’ (9. Jh.), mhd. niderlegen ‘niederlegen, besiegen, beseitigen, abstellen, in Beschlag nehmen’; Niederlage f. ‘das Besiegtwerden, Unterlegensein, Warenlager, Großhandelszweigstelle’, mhd. niderlāge ‘das Niederlegen, -sinken, Sichniederlassen, Aufenthalt, Ruhe, Verlust, Schaden, das Niedermetzeln’. 1überlegen Vb. ‘überdecken, nachdenken, bedenken, erwägen’, ahd. ubarleg(g)en ‘vorwerfen, vorhalten’ (um 1000), mhd. überlegen ‘überziehen, bedecken, belegen mit, über-, zu-, zusammenrechnen’; Überlegung f. ‘Erwägung, das Bedenken’ (18. Jh.). 2überlegen Vb. ‘über etw. legen, ein Tuch umnehmen, ein Kind strafen’ (18. Jh.). unterlegen Vb. ‘als Unterlage darunterschieben, zuschreiben’, ahd. untarleg(g)en ‘stützen, unterstellen’ (8. Jh.), mhd. underlegen; Unterlage f. ‘Fundament, Grundlage, das Untergelegte, (beweisendes) Schriftstück, Beweisstück’, mhd. underlāge ‘Unterwerfung’.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

anlegen · anwenden (auf) · auflegen

anlegen · anordnen · arrangieren · aufreihen · aufstellen · gliedern · ordnen · strukturieren  ●  systematisieren sehr selten

(Geld) anlegen · (eine) Investition vornehmen · Geld in die Hand nehmen · investieren  ●  (eine) Investition tätigen kaufmännisch · (sein Geld) arbeiten lassen fig. · (Geld) reinbuttern ugs. · (Geld) stecken (in) ugs. · hineinstecken ugs.
Assoziationen

anlegen (auf) · aufs Korn nehmen · die Waffe richten (auf) · ins Visier nehmen · zielen (auf)

Oberbegriffe

(Konto) anlegen · (Konto) eröffnen (Bank) · (jemandem / sich ein) Konto einrichten

anlegen (Schiff)[Hinweis: weitere Informationen erhalten Sie durch Ausklappen des Eintrages]
Assoziationen
Antonyme

(etwas) anlegen (Kleidung) · (sich etwas) umbinden (Kleidung)  ●  (etwas) anziehen ugs.
Oberbegriffe
Assoziationen

(Kleidung) anlegen · (ein Kleidungsstück) anziehen · (hinein)schlüpfen (in) · (sich / jemandem) Kleidung anlegen · (sich / jemanden) ankleiden · (sich / jemanden) anziehen · (sich / jemanden) bekleiden · (sich) werfen (in) · steigen (in)  ●  (sich) schmeißen in ugs. · (sich) werfen in ugs. · antun geh.
Unterbegriffe
Assoziationen

(Geld) anlegen (bei) · (sich) beteiligen (bei) · (sich) einkaufen (bei) · Anteile erwerben (von)

Typische Verbindungen zu ›anlegen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›anlegen‹.

Verwendungsbeispiele für ›anlegen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Beides ist in uns vom Schöpfer angelegt, beides ist möglich. [Alt, Franz: Liebe ist möglich, München: Piper 1985, S. 29]
Kürzlich schickte er seinem Vater 15000 Dollar mit der Bitte, es in einem bestimmten Unternehmen anzulegen. [Reklame-Praxis, 1926, Nr. 3, Bd. 3]
Er hat viel für die Neue Musik Entscheidendes entdeckt, und ebensoviel ist bei ihm verborgen angelegt. [Schnebel, Dieter: Cage. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1973], S. 15896]
Das Auswärtige Amt legt eine neue Akte »Zweite Front« an. [o. A.: 1942. In: Overresch, Manfred u. Saal, Friedrich Wilhelm (Hgg.) Deutsche Geschichte von Tag zu Tag 1918-1949, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1983], S. 15777]
So kocht die Küche des nächsten Jahrhunderts auch ohne Koch, aber natürlich kann der Besitzer weiterhin selbst Hand anlegen. [Die Zeit, 09.03.2000, Nr. 11]
Zitationshilfe
„anlegen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/anlegen>.

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