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anständig

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GrammatikAdjektiv
Aussprache 
Worttrennung an-stän-dig
Wortzerlegung 1Anstand -ig
Wortbildung  mit ›anständig‹ als Erstglied: anständigerweise · Anständigkeit  ·  mit ›anständig‹ als Letztglied: grundanständig · hochanständig · unanständig · wohlanständig
eWDG

Bedeutungen

1.
gesittet, schicklich
Beispiele:
sich anständig benehmen, aufführen
ein anständiges Betragen
diese Witze sind nicht anständig (= sind anstößig, schlüpfrig)
Die Honoratiorenfrauen hielten es für anständig, für den Kuchen zu danken [ HeyseII 2,71]
achtbar, ehrbar
Beispiele:
eine anständige Gesinnung
ein anständiger Mensch, Kerl
ein anständiges Mädchen
anständige Leute
sich in anständiger Gesellschaft befinden
2.
umgangssprachlich
a)
angemessen, zufriedenstellend
Beispiele:
jmdn. anständig bezahlen
anständig leben können
sein anständiges Auskommen haben
ein anständiges Honorar zahlen
ein anständiges Essen
ich habe nichts Anständiges anzuziehen, kein anständiges Stück (im Schrank)
anständig wohnen
sich anständig kleiden (können)
die Bilder sind ganz anständig geworden
die Möbel sehen noch recht anständig aus
b)
bezeichnet eine Steigerung
Grammatik: mit Hauptton im Satz
Beispiele:
das war eine anständige (= sehr gute) Leistung
das ist eine anständige (= große) Entfernung
das gibt eine anständige (= hohe) Rechnung
gehörig, sehr
Grammatik: adverbiell
Beispiele:
er ist (aber) anständig verprügelt worden
du hast dir das Knie anständig aufgeschlagen
draußen regnet es aber anständig
er ist anständig betrunken
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Anstand · anstandslos · beanstanden · anständig · unanständig
Anstand m. in verschiedenen Verwendungsweisen dem Präfixverb anstehen (s. stehen) folgend. Anfangs (mhd. anstant) ‘das Anstehen-Lassen’, insbesondere ‘Aufschub der Kampfhandlungen, Waffenstillstand, Friede’, in dem allgemeinen Sinne ‘Aufschub, Einwand’ noch im 19. Jh.; dazu die Wendung (keinen) Anstand nehmen ‘(keine) Bedenken tragen’; ‘das Anstehen’, um zum Schuß zu kommen (18. Jh.), daraus ‘An-, Hochsitz’ des Jägers; ‘was wohl ansteht, der guten Sitte entsprechendes Benehmen’ (Ende 17. Jh.). – anstandslos Adj. ‘ohne Einwände, ohne weiteres’ (19. Jh.). beanstanden Vb. nur vereinzelt ‘anstehen lassen, aufschieben’, sonst ‘Einwände erheben, rügen’ (19. Jh.). anständig Adj. ‘zuständig, geziemend’ (Ende 15. Jh.), ‘schicklich, höflich’ (17. Jh.); unanständig Adj. ‘anstößig’ (17. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

ansehnlich · anständig · einwandfrei · korrekt · salonfähig
Assoziationen

anständig · aufrecht · aufrichtig · ehrbar · ehrlich · fair · geradeheraus · grundanständig · grundehrlich · grundgut · kreuzbrav · lauter · patent · rechtschaffen · redlich · treu · treu und brav · unverstellt · veritabel · wahrhaft  ●  das Herz am rechten Fleck haben sprichwörtlich, fig. · honett geh. · lauteren Herzens geh., veraltend
Assoziationen

gesittet · sittsam · tugendhaft  ●  tugendsam dichterisch · anständig ugs. · züchtig geh., veraltend
Assoziationen

...gerecht · adäquat · angemessen · anständig · entsprechend · fair · gebührend · im Rahmen · nach Maß · ordentlich · passend · stimmig
Unterbegriffe
  • vorzüglich geeignet · überaus passend  ●  bestens geeignet geh.
Assoziationen

Sport
anständig · fair · sportlich
Assoziationen

(Mann) von Ehre · (noch) nicht mit dem Gesetz in Konflikt gekommen · anständig · ehrbar · ehrenhaft · makellos · nicht vorbestraft · redlich · unbescholten · untadelig  ●  (ein) unbeschriebenes Blatt fig. · mit blütenweißer Weste fig. · bis jetzt nicht (unangenehm) aufgefallen ugs. · ehrsam geh.
Assoziationen

(sich) sehen lassen können (mit) · gesellschaftsfähig · vorzeigbar  ●  anständig ugs. · präsentabel geh.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›anständig‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›anständig‹.

Verwendungsbeispiele für ›anständig‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

So hat man am Schluß weder die Welt gesehen noch je einen anständigen Schnitt gemacht. [Späth, Gerold: Commedia, Frankfurt a. M.: S. Fischer 1980 [1980], S. 57]
Was da in dem Buch stand, machte ein anständiger Sohn alles nicht. [Morgner, Irmtraud: Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz nach Zeugnissen ihrer Spielfrau Laura, Berlin: Aufbau-Verl. 1974, S. 472]
Wie bei jedem anständigen Quiz gibt es viel Geld zu gewinnen. [C’t, 2000, Nr. 14]
Er sagte gerade, daß man im Puff heutzutage alles bekäme, einen »anständigen Fick« aber nicht. [Die Zeit, 07.01.1999, Nr. 2]
Wie sollte er eine solche Person denn anders dazu bringen, Bücher anständig zu behandeln? [Canetti, Elias: Die Blendung, München: Hanser 1994 [1935], S. 16]
Zitationshilfe
„anständig“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/anst%C3%A4ndig>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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