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armselig

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GrammatikAdjektiv
Aussprache 
Worttrennung arm-se-lig
Wortzerlegung arm -selig
Wortbildung  mit ›armselig‹ als Erstglied: Armseligkeit
eWDG

Bedeutungen

1.
von (großer) materieller Armut zeugend, elend
Beispiele:
eine armselige Wohnung
ein armseliger Anzug, ein armseliges Mäntelchen
so armselig wie der fahrende Bettler, der an unserm Tor um Gaben fleht [ FreytagAhnen8,76]
2.
mangelhaft, erbärmlich
a)
unzulänglich, unbefriedigend
Beispiele:
armselige Redensarten, Worte
eine armselige Auskunft
ein armseliges (= schwaches) Lächeln
Nicht ohne Erfolg versuchte die Spielende, auf dem armseligen Instrument die Wirkungen des Orchesters anzudeuten [ Th. MannTristan9,156]
b)
unfähig
Beispiele:
ein armseliger Pianist
Welch armselige Stümper waren doch die Stadtpfeifer von Hameln gegen diesen wendischen Pfeifer [ RaabeI 6,197]
c)
schwach entwickelt
Beispiele:
die armselige Vegetation dieses Landstriches
der magere Hals stak so tief zwischen diesen armseligen Schultern [ Th. MannKröger9,266]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
arm · Armut · ärmlich · armselig · verarmen
arm Adj. ‘mittellos, dürftig, bedauernswert’. Die Herkunft von ahd. (8. Jh.), mhd. arm, asächs. mnd. mnl. nl. arm (mnl. auch aerm, arem), aengl. earm, anord. armr, schwed. dän. arm, got. arms ‘beklagenswert, elend, besitzlos’ ist umstritten. Meist wird Verwandtschaft mit Arbeit und 1Erbe (s. d.) angenommen und germ. *arƀma- im Sinne von ‘vereinsamt, verlassen’ als Bildung mit m-Suffix an das dort behandelte ie. *orbh- ‘verwaist, Waise’ angeschlossen. Weisweiler in: IF 41 (1923) 304 ff. nimmt eine Bedeutungsentwicklung von ‘vereinsamt, verlassen’ über ‘friedlos, rechtlos, schutzlos’ zu ‘beklagenswert’ und ‘arm’ an; unter dieser Voraussetzung wäre eine Verwandtschaft von arm mit griech. erḗmos (ἐρῆμος) ‘einsam, verlassen’ erwägenswert. – Armut f. ‘Mittellosigkeit, Not’, ahd. armuoti n., armuotī f. ‘Elend, Mangel, Not’ (8. Jh.), mhd. armuote n., armout f. ‘Armut, ärmliches Besitztum’; vgl. asächs. armōdi n., mnd. armōde n. f., armōt m. f., mnl. armoet, armoede m. f. n., nl. armoede f.; zu ahd. -uotī̌ (nach ahd. muot) aus -ōti, s. Einöde. ärmlich Adj. ‘dürftig, kümmerlich’, ahd. armalīh ‘erbärmlich, böse, gottlos’ (9. Jh.), mhd. ermelich ‘dürftig’; vgl. asächs. armlīk, mnl. armelijc, aengl. earmlic. armselig Adj. ‘kümmerlich, dürftig’, abgeleitet (15. Jh.) von mhd. armsal n. ‘Armut, Elend’. verarmen Vb. ‘arm werden’, mhd. verarmen ‘in Armut, in Not geraten’, Präfixbildung zu ahd. armēn (9. Jh.), mhd. armen ‘arm sein, werden’; vgl. ahd. firermen ‘jmdn. in Armut, in Not bringen’ (10. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

armselig · dürftig · karg · knapp · kärglich · kümmerlich · mager · spärlich  ●  mau ugs.
Assoziationen

Assoziationen

Mitleid erregend · arm · armer Kerl · armselig · bedauernswert · beklagenswert · bemitleidenswert · erbärmlich · heruntergekommen · hoffnungslos · jammervoll · jämmerlich · kläglich · traurige Gestalt · zu bedauern (sein)  ●  armer Tropf veraltend · arm dran ugs., ruhrdt. · arme Sau derb · armer Teufel ugs. · armes Schwein ugs. · bejammernswert fachspr. · erbarmungswürdig geh. · letztklassig ugs., österr. · miserabel geh.
Assoziationen

armselig(e) (+ Mengenangabe) · bescheiden(e) (+ Mengenangabe) · magere (+ Mengenangabe) · traurige (+ Mengenangabe)  ●  beschämend(e) (+ Mengenangabe) abwertend · erbärmlich(e) (+ Mengenangabe) abwertend · kümmerlich(e) (+ Mengenangabe) abwertend · lumpige (+ Mengenangabe) abwertend · mickrige (+ Mengenangabe) abwertend
Assoziationen
  • ganze (vor Zahl) · gerade mal (vor Zahl) · nicht mehr als · nur (vor Zahl)
  • armselig · kümmerlich  ●  lausig ugs. · mick(e)rig ugs. · piselig ugs., rheinisch · popelig ugs. · pupsig ugs.
  • (nur) Centbeträge  ●  das bisschen Geld ugs. · die paar Euro ugs. · so'n bisschen Geld ugs. · so'n paar Euro ugs.

armselig · erbärmlich · schofel · schofelig · schäbig
Assoziationen

armselig · kümmerlich  ●  lausig ugs. · mick(e)rig ugs. · piselig ugs., rheinisch · popelig ugs. · pupsig ugs.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›armselig‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›armselig‹.

Verwendungsbeispiele für ›armselig‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Ein halbes Hundert Dörfer modert in einem armseligen Winkel hin. [Klepper, Jochen: Der Vater, Gütersloh: Bertelsmann 1962 [1937], S. 189]
Die Kunde seines armseligen Todes verbreitet sich nachts in der Stadt. [Toller, Ernst: Eine Jugend in Deutschland, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1985 [1933], S. 17]
Was etwa Word zu bieten hat, ist so armselig, daß man es in der Praxis nicht nutzen kann. [C’t, 1995, Nr. 8]
Sein Denken ist armselig, seine Sprache kümmerlich, seine Handlungen sind gewalttätig. [konkret, 1981]
In die armselige Pension Raab gehen wir nur noch Mittags. [Klemperer, Victor: [Tagebuch] 1920. In: ders., Leben sammeln, nicht fragen wozu und warum, Berlin: Aufbau-Taschenbuch-Verl. 2000 [1920], S. 33]
Zitationshilfe
„armselig“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/armselig>.

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