Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

besitzen

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GrammatikVerb · besitzt, besaß, hat besessen (Passiv ungebräuchlich)
Aussprache 
Worttrennung be-sit-zen
Wortbildung  mit ›besitzen‹ als Erstglied: Besitzer · Besitzung  ·  mit ›besitzen‹ als Grundform: besessen
eWDG

Bedeutung

Jura etw. zu eigen haben, im täglichen Leben gewöhnlich gleichbedeutend mit etw. als Eigentum haben
entsprechend der Bedeutung von Besitz
Beispiele:
ein Haus, Grundstück, einen Bauernhof, Land, ein bedeutendes Vermögen, viel Geld, Schmuck, eine große Bibliothek, viele Bücher, eine wertvolle Handschrift, ein Auto besitzen
er besaß mehrere Ölgemälde
er besitzt keinen Cent (= ist sehr arm)
von allem, was er einmal besessen hat, ist ihm nichts geblieben
ich besitze noch einen Brief von ihm
Ich bereute jetzt, keinen schwarzen ehrbaren Anzug zu besitzen [ G. KellerGr. Heinrich4,435]
die Herrschaft der besitzenden Klassen – großer Grundbesitzer und Kapitalisten [ MarxBürgerkriegEinleitung 15]
Klassengegensätze von Besitzenden und Besitzlosen, Kapitalisten und Lohnarbeitern [ EngelsEntwicklung37]
etw. sein eigen nennen
Beispiele:
große Sprachkenntnisse besitzen
sie besitzt die Erlaubnis dazu
das Recht besitzen, etw. zu tun
jmds. Herz, Gunst, Vertrauen besitzen
Was du ererbt von deinen Vätern hast, / Erwirb es, um es zu besitzen [ GoetheFaustI 683]
Denn was man schwarz auf weiß besitzt, / Kann man getrost nach Hause tragen [ GoetheFaustI 1966]
jmdn. besitzen
Beispiele:
er wünschte, sie als Frau zu besitzen
sie wusste, was sie an ihm besaß
Madeleine besaß ihn wieder [ FlakeSchritt116]
von Eigenschaften des Menschen
Beispiele:
Mut, Energie, Kraft, Ausdauer, Phantasie, viele gute Eigenschaften, viele Tugenden, Reize, ungewöhnliche Fähigkeiten, zeichnerisches Talent besitzen
er besitzt die Gabe, sehr anschaulich erzählen zu können
er besaß die Dreistigkeit, Frechheit, Unverschämtheit, mich dabei zu übergehen
Sie werden doch so viel Anstand besitzen, Ruhe zu halten [ FalladaBlechnapf243]
Synonym zu haben
Beispiele:
keine Ahnung von etw. besitzen
von jmdm. eine hohe Meinung besitzen
für etw. Verständnis besitzen
gute Aussichten für etw. besitzen
etw. besitzt keinen Wert für jmdn.
jmdn. besitzen
Beispiele:
er besitzt keine Verwandten mehr
einen Freund, Kinder besitzen
Gönner besitzen
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
besitzen · besessen · Besitz · Besitzung · Besitztum
besitzen Vb. ‘etw. (in Besitz) haben, darüber verfügen können’, ahd. bisizzen (9. Jh.), mhd. besitzen, sowohl transitiv ‘sich in etw. setzen, belagern, in Besitz nehmen’ als auch intransitiv ‘sitzen, sitzen bleiben, standhalten, besitzen’. Nur die transitive Bedeutung, besonders in got. bisitan ‘umwohnen’, aengl. besittan, asächs. bisittian, mhd. besitzen ‘belagern’, zeigt den ursprünglichen Sinn ‘um etw. herum, dabeisitzen, sich auf etw. setzen’, woraus sich ‘in Besitz nehmen, haben’ entwickelt. Zur Herkunft s. sitzen. Aus dem Part. Prät. besessen, mhd. beseʒʒen entsteht schon in mhd. Zeit ein selbständiges Adjektiv. Neben die Bedeutung ‘belagert, angesessen’ tritt, aus den religiösen Vorstellungen des Mittelalters heraus, die spezielle ‘vom Teufel bewohnt’, daraus heute ‘von etw. völlig in Anspruch genommen, fanatisch’. – Besitz m. ‘materielles Gut, das jmdm. gehört, worüber er verfügen kann’ (16. Jh.), frühnhd. ‘Belagerung’ (15. Jh.); vgl. mhd. besitz ‘(Sitz)platz’. Besitzung f. ‘Land- und Grundbesitz’, mhd. besitzunge ‘Besitznahme, Besitz, Belagerung’. Besitztum n. ‘Gesamtheit des Besitzes’ (14. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(etwas) bieten · (über etwas) verfügen · aufweisen · ausgestattet sein (mit) · besitzen · haben  ●  aufwarten (können) mit geh., fig., werbesprachlich
Assoziationen

(der) Besitzer sein · (der) Eigentümer sein · (etwas) in Händen haben · besitzen · haben · in (seinem) Besitz haben · verfügen über  ●  innehaben geh. · sein Eigen nennen geh. · zu seinen Besitzungen zählen (können) geh.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›besitzen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›besitzen‹.

Verwendungsbeispiele für ›besitzen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Noch heute zeigt sich das Land von ihm besessen, indem es alle zwei Minuten schwört, ihn überwunden zu haben. [Schwanitz, Dietrich: Bildung, Frankfurt a. M.: Eichborn 1999, S. 194]
Ich kenne kein Foto von ihm, sie besitzt angeblich keines. [Becker, Jurek: Amanda herzlos, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1993 [1992], S. 348]
Tatsächlich besitzen die Medien die Kraft, die Wirklichkeit, als Wirklichkeit in unseren Köpfen, ontologisch zu reorganisieren. [Sloterdijk, Peter: Kritik der zynischen Vernunft Bd. 2, Frankfurt: Suhrkamp 1983, S. 820]
Die Öffentlichkeit besitzt also bei den demokratischen Völkern eine einzigartige Macht. [Habermas, Jürgen: Strukturwandel der Öffentlichkeit, Neuwied: Luchterhand 1965 [1962], S. 140]
Bisher haben noch wenige Historiker den Mut besessen, im Hinblick hierauf die Dinge beim richtigen Namen zu nennen. [o. A.: Schlusssitzung des Dritten Reichsbauerntages in Goslar, 17.11.1935]
Zitationshilfe
„besitzen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/besitzen>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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