Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

betrügen

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GrammatikVerb · betrügt, betrog, hat betrogen
Aussprache  [bəˈtʀyːgn̩]
Worttrennung be-trü-gen
Wortzerlegung be- trügen
Wortbildung  mit ›betrügen‹ als Erstglied: Betrüger · Betrügerei  ·  mit ›betrügen‹ als Grundform: Betrug
ZDL-Vollartikel

Bedeutung

jmd. betrügt jmdn.jmdn. bewusst, arglistig täuschen, hintergehen (und dadurch einen Nachteil bei diesem bewirken bzw. auf dessen Kosten einen Vorteil daraus ziehen)
siehe auch belügen
Kollokationen:
mit Akkusativobjekt: das Volk betrügen
hat Präpositionalgruppe/-objekt: jmdn. nach Strich und Faden (= vollkommen) betrügen
in Koordination: betrügen und belügen
Beispiele:
Erschleicht sich ein Wissenschafter die Doktorwürde durch das Abschreiben anderer Schriften, ohne dies als Zitat auszuweisen, betrügt er […] seine Universität, die Wissenschaft sowie die Gesellschaft mit dem Ziel, sich persönliche Karrierevorteile zu verschaffen. [Neue Zürcher Zeitung, 14.02.2024]
Die Verbrecher in diesem Krieg sitzen im Kreml, und es ist die russische Regierung Putins, die mit Falschmeldungen das eigene Volk belügt und betrügt. Putin belügt die russischen Mütter, Väter, Brüder und Schwestern von jungen russischen Soldaten, die er skrupellos in einen Angriffskrieg schickt, die in diesem Krieg sterben werden. [Münchner Merkur, 15.03.2022]
Das Bekenntnis des polnischen Vatikanprälaten Krzysztof Charamsa (43) zu einer homosexuellen Beziehung stößt in seiner Heimat auf Kritik. Polnische Politiker und Zeitungen warfen dem Mitarbeiter der vatikanischen Glaubenskongregation vor, die Gläubigen betrogen zu haben. [Die Welt, 06.10.2015]
Capricorn hat mich betrogen. Er hat das bisschen Hoffnung, das ich noch hatte, in Rauch aufgehen lassen! Mit mir kann er es ja machen, denkt er, Staubfinger ist nur ein Hund, den man treten kann, ohne dass er zurückbeißt, aber da täuscht er sich. Er hat das Buch verbrannt, also nehme ich ihm den Vorleser wieder weg, den ich ihm gebracht habe. [Funke, Cornelia: Tintenherz. Hamburg: Cecilie Dressler 2003, S. 213]
Kommunistische Propaganda hatte ihnen noch vor wenigen Jahren die Sowjetunion als Arbeiterparadies angepriesen. Hier trafen sie auf Hunger und Erbärmlichkeit, sahen das Elend mit eigenen Augen und fühlten sich betrogen. Dabei lebten die Menschen in diesen staatlichen Unterkünften noch ziemlich gut. Die Dörfer sahen viel schlimmer aus. [Hahn, Ulla: Unscharfe Bilder. München: Deutsche Verlags-Anstalt 2003, S. 47]
Viele Deutsche sehen sich selbst nur als Opfer: von Hitler verführt und betrogen. [Die Zeit, 04.11.1999]
a)
das Treueversprechen einer Ehe oder einer anderen Liebesbeziehung brechen und ohne Wissen oder Billigung des Partners mit einer dritten Person intime Beziehungen pflegen
Kollokationen:
mit Akkusativobjekt: seine Frau, ihren Mann betrügen
hat Präpositionalgruppe/-objekt: [seine Frau] mit einer anderen Frau betrügen
Beispiele:
Mark erzählt, dass er sich vor Kurzem von seiner Freundin getrennt hat, weil die ihn mit seinem besten Freund betrogen hat. [Der Tagesspiegel, 21.05.2023]
Sie konnte ihm [Napoleon] kein Kind gebären. Doch war die von der Karibikinsel Martinique stammende Joséphine de Beauharnais immer noch die Liebe seines Lebens, egal wie oft sie ihn betrogen hatte, während er mit der Niederringung seiner Feinde beschäftigt war. [Döbelner Allgemeine Zeitung, 23.11.2023]
Stumm leidet sie, dass ihr Mann sie recht unverhohlen mit einer anderen Frau betrügt. [Hamburger Abendblatt, 23.02.2023]
In Berlin wohnt auch Cousine Elsa, die Einstein 1919 heiratet. Auch diesmal nimmt er es mit der Treue nicht so genau, sondern er betrügt Elsa ganz offen. [Rhein-Zeitung, 28.06.2005]
Später erzählt mir Sandra die neuesten Turbulenzen aus dem Leben eines schwulen Kollegen. Dieser wohnt neuerdings mit einem erheblich jüngeren Schwulen zusammen und wird von diesem laufend betrogen. [Genazino, Wilhelm: Die Liebesblödigkeit. München / Wien: Carl Hanser 2005, S. 12]
So hat kürzlich einer der bekanntesten englischen Fliegeroffiziere, Kapitän Benton, die Scheidungsklage gegen seine Frau eingereicht, weil diese ihn, während er Frontdienst machte, mit einem ziemlich minderwertigen Mann betrog und die Beziehungen noch fortsetzte, als ihr Mann schwerverwundet in einem Londoner Spital lag. [Berliner Tageblatt (Morgen-Ausgabe), 05.03.1921]
b)
sich (selbst) betrügen (= sich etw. vormachen, sich Selbsttäuschungen hingeben)
Beispiele:
Um das inflationstreibende Haushaltsdefizit nach Washingtoner Vorstellungen zu beseitigen, betrog sich die [russische] Regierung selbst. Auf der Einnahmeseite herrschten Wunschdenken und Wachstumsillusionen. [Die Zeit, 27.08.1998]
Seit dem 7. Oktober 2023 sind wir wieder erschüttert und haben das Gefühl, dass wir uns mit unserem Wunschdenken, mit unserer Hoffnung selbst betrogen haben. [Allgemeine Zeitung, 06.02.2024]
Ihn [den Darsteller des Täters] hat dabei fasziniert, dass »Struppi« nicht nur seine Mitmenschen, sondern auch sich selbst betrügt: Weil sein Lügensystem »immer raffinierter und perfider« werde, könne sogar Stehmann kaum noch zwischen Wahrheit und Betrug unterscheiden. [Südkurier, 31.03.2023]
Wenn es in diesen Filmen überhaupt ein Italien gibt, dann ist es ein schwermütiges und ernstes Land – und die »italianità«, die Leichtigkeit und Lebensfreude der Italiener, ist eine Illusion, mit der sie zuerst sich selbst und dann den Rest der Welt betrügen. [Süddeutsche Zeitung, 28.03.2013]
Andererseits haben nicht nur Kommunisten die Fähigkeit, sich selbst bis zu krasser Unlogik zu betrügen. Die Kirche der Regierenden in Südafrika, die nicht müde wird, ihr Christentum zu beschwören, bemerkt offenbar gar nicht den Widerspruch zwischen ihrem angeblich christlichen Glauben, der die Liebe zum Nächsten über alles stellt, und ihrem kompromißlosen Eintreten für die Ideologie der Apartheid. [Die Zeit, 22.03.1985]
[…] ich glaube […], daß man sich leicht betrügt, wenn man alles höhere Lebensinteresse von einem so stürmisch bewegten Gefühl abhängig macht, wie es die Liebe ist …[…] [Die Zeit, 14.10.1966]
c)
Recht, spezieller bei jmdm. bewusst einen Irrtum erregen und dadurch zu einer Vermögensdisposition zugunsten des Täters oder eines Dritten bewegen
Kollokationen:
mit Akkusativobjekt: den Staat, den Fiskus, Anleger, Kunden, die Versicherung, die Bank betrügen
Beispiele:
Ein 31 Jahre alter Banker aus Troisdorf muss sich ab 6. Oktober vor dem Landgericht Bonn verantworten, weil er mehrere Kunden betrogen haben soll. Wie eine Gerichtssprecherin mitteilte, soll er 2018 insgesamt 849.000 Euro in die eigene Tasche umgeleitet haben. Dafür soll er seine Vertrauensstellung als Privatkundenberater ausgenutzt haben. [Aachener Zeitung, 26.07.2023]
Auch seine Versicherung soll das Duo wiederholt betrogen haben, die Frau soll unter falschen Vermögensangaben Ergänzungsleistungen der Obwaldner Ausgleichskasse erschlichen haben. [Luzerner Zeitung, 07.10.2021]
Der Geschäftsmann soll Anleger mit angeblich werthaltigen Aktien betrogen haben – am Mittwoch hat vor dem Landgericht Frankfurt nun der Prozess gegen den 53‑Jährigen begonnen. Laut Anklage soll der Mann zwischen Januar und April 2017 in 124 Fällen Geldanleger geködert und so rund 1,8 Millionen Euro eingenommen haben. Die Aktien wurden jedoch überhaupt nicht auf dem europäischen Markt gehandelt. Das eingenommene Geld verwendete der 53‑Jährige laut Anklage für private Zwecke. [Frankfurter Rundschau, 16.09.2021]
Wer sich einen rechtswidrigen Vermögensvorteil verschaffen will, indem er in einem anderen »durch Vorspiegelung falscher oder durch Entstellung oder Unterdrückung wahrer Tatsachen einen Irrtum erregt oder unterhält« und ihn dadurch zu einer nachteiligen Vermögensverfügung veranlaßt, betrügt und wird bestraft, sagt dem Sinne nach das Strafgesetzbuch. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.06.2005]
»Ein Teil unserer Gläubiger reagiert sehr emotional, was ich verstehen kann«, sagt P[…], »aber wir haben niemanden betrogen. Ich bin kein Dieb. Unsere Kreditgeber werden 100 Prozent ihres Geldes zurückbekommen. Es ist keine Frage der Summe, sondern eine Frage der Zeit.« [Die Zeit, 15.04.1999]
d)
Phrasem:
jmdn. um etw. betrügen (= jmdn. arglistig durch bewusste Erregung eines Irrtums um etw. bringen)
Kollokationen:
hat Präpositionalgruppe/-objekt: jmdn. um [sechs Millionen] Euro, den Lohn, die Früchte [der Arbeit, der Revolution] betrügen
Beispiele:
Der Boss der Model‑Industrie, dem Alison als heimliche Geliebte diente, lässt sie fallen, betrügt sie um ihr Geld und verhindert ihre weitere Karriere. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.01.2023]
Eine 59‑jährige Frau aus Wolgast ist im Internet auf einen sogenannten Love‑Scammer hereingefallen, der sie um mehr als 100.000 Euro betrogen hat. Der Mann habe die Frau über ein soziales Netzwerk angeschrieben, eine freundschaftliche Beziehung zu ihr aufgebaut und sie später um finanzielle Hilfe gebeten, teilte die Polizei gestern mit. [Norddeutsche Neueste Nachrichten, 15.02.2024]
Die Schulen eines ganzen Landes wurden einem Großversuch unterzogen, für den es keine valide Prognose gab und dessen absehbares Scheitern schon im Voraus bekannt war! Dass Schüler nicht Objekte unbegründeter pädagogischer Versuche sein dürfen, ist eine Grundeinsicht pädagogischer Ethik. So wird eine ganze Generation von Schülern um ihre Bildungschancen betrogen. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.08.2013]
Die Revolution von 1989 war die erste in der Geschichte, die sich um die Lebenszeit drehte: die Lebenszeit, um welche die Menschen sich betrogen glaubten. Im Mittelpunkt steht die Forderung des Rechts auf unbeschädigte, unverkürzte Lebenszeit. Der Sozialismus hatte diese Ansprüche geschichtsphilosophisch vertagt, indem er sich durch das Glück künftiger Generationen legitimierte. [Neue Zürcher Zeitung, 02.03.2013]
Um ihre Zukunft hat man sie betrogen, all die frustrierten Proletarier, schwerfälligen Bauern und notorischen Trinker, die als Antihelden in den Erzählungen von Franz Hodjak und Johann Lippet nach ihrem Lebensglück suchen. [die tageszeitung, 22.05.1992]
Es ging [in dem Drehbuch] um zwei ungleiche Brüder – der eine flinker Geschäftsmann, der andere ein rührender Schwachkopf, und es handelte davon, daß es dem Schlauen nicht gelingt, den Dummen um sein Erbe zu betrügen, und daß die beiden dennoch am Ende für immer zusammenbleiben. [Der Spiegel, 27.02.1989]

letzte Änderung:

Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat B1.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
trügen · Trug · Trugbild · Trugschluß · trügerisch · betrügen · Betrüger · Betrug
trügen Vb. ‘betrügen, täuschen, irreführen’. Das nur im Dt. und Nl. belegte stark flektierende Verb ahd. triogan (8. Jh.), mhd. triegen ‘(be)trügen, täuschen’, reflexiv ‘sich täuschen, sich irren’, asächs. driogan ‘betrügen’, mnd. drēgen, mnl. drieghen (germ. *dreugan) ist verwandt mit ahd. gitrog ‘Trugbild, Gespenst’ (9. Jh.), asächs. gidrog ‘Trugbild’, anord. draugr ‘Gespenst, Wiedergänger’, mit der unter Traum (s. d.) behandelten Wortgruppe sowie mit aind. drúhyati ‘beschädigt, sucht zu schaden’, drṓghaḥ ‘schmähend, boshaft, trügerisch’, awest. draog- ‘lügen, trügen’, mir. aur-ddrach ‘Gespenst’. Alle Formen führen auf ie. *dhreugh- ‘trügen, listig schädigen’, vielleicht eine Erweiterung der Wurzel ie. *dhu̯er(ə)- ‘durch Täuschung, Hinterlist zu Fall bringen, schädigen’. Im Nhd. gilt zunächst triegen mit den Präsensformen du treugst, er treugt. In der 2. Hälfte des 17. Jhs. wird entweder zu -ie- oder (nach dem Vorbild von lügen) zu -ü- vereinheitlicht. Endgültig setzt sich trügen, trügst, trügt im 19. Jh. durch. – Trug m. ‘Betrug, Täuschung, falscher Schein’, mhd. truc, für mhd. trüge ‘Trug, Betrug’ eintretend. Trug ist vor allem lebendig in der Fügung Lug und Trug (16. Jh.). Trugbild n. ‘Täuschung’, ahd. trugibilidi ‘Teufelsbild, Gespenst’ (um 900), mhd. trüge-, trugebilde ‘täuschendes Bild’; geläufig seit dem 18. Jh. und wohl von Herder neu gebildet als Verdeutschung von Phantom im Sinne von ‘Sinnestäuschung, von der Phantasie geschaffene Vorstellung, Selbsttäuschung, Irrtum’. Trugschluß m. Terminus der Logik ‘unrichtiger, von einer falschen Prämisse ausgehender Schluß’ (1743 bei Gottsched für frz. un grand sophisme), allgemein ‘auf einem Denkfehler beruhende Schlußfolgerung, Irrtum’ (Ende 18. Jh.); zuvor Betrugsschluß (1. Hälfte 17. Jh.). trügerisch Adj. ‘betrügerisch, hinterlistig, heuchlerisch’ (16. Jh.), ‘täuschend, irreführend’ (18. Jh.), zu ahd. triogāri ‘Heuchler’ (um 800), mhd. trigære, trieger. betrügen Vb. ‘(be)schwindeln, sich einen Vorteil durch Täuschung ergaunern’, (reflexiv) ‘sich nicht die Wahrheit eingestehen’, ahd. bitriogan ‘betrügen, täuschen’ (8. Jh.), mhd. betriegen ‘verlocken, betrügen, betören, verblenden’; Betrüger m. (15. Jh.); Betrug m. ‘Schwindel, Täuschung, Lüge’ (15. Jh.); vgl. ahd. bitrog (11. Jh.), mhd. betroc.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

betrügen · hintergehen · übervorteilen  ●  bescheißen derb
Oberbegriffe
Assoziationen

(dem männlichen Partner) Hörner aufsetzen · (einen Mann) zum Hahnrei machen · betrügen · eine Affäre haben · einen Seitensprung machen · untreu sein  ●  (etwas) nebenbei laufen haben ugs. · ehebrechen geh., biblisch, veraltet · fremdgehen ugs.

begaunern · betrügen · beuteln · hereinlegen · hinters Licht führen · über den Löffel balbieren · über den Löffel barbieren · übervorteilen  ●  anschmieren (Abschwächung) ugs. · aufs Kreuz legen ugs., fig. · bescheißen derb · lackmeiern ugs. · leimen ugs. · linken ugs. · über den Tisch ziehen ugs., fig. · übers Ohr hauen ugs.
Oberbegriffe
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›betrügen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›betrügen‹.

Zitationshilfe
„betrügen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/betr%C3%BCgen>.

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