Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

bezweifeln

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GrammatikVerb · bezweifelt, bezweifelte, hat bezweifelt
Aussprache  [bəˈʦvaɪ̯fl̩n]
Worttrennung be-zwei-feln
Wortzerlegung be- zweifeln
Wortbildung  mit ›bezweifeln‹ als Erstglied: bezweifelbar · Bezweifelung · Bezweiflung
ZDL-Vollartikel

Bedeutung

jmd. bezweifelt etw.in Zweifel ziehen, in Frage stellen
siehe auch hinterfragen
Kollokationen:
mit Adverbialbestimmung: grundsätzlich, ernsthaft bezweifeln; nicht im Geringsten bezweifeln; mit (Fug und) Recht, zu Recht bezweifeln
mit Akkusativobjekt: jmds. Aussagen, Glaubwürdigkeit, Eignung, Befähigung, Kompetenzen, Berechtigung bezweifeln
Beispiele:
Angesichts des Umstands, dass die notarielle Bescheinigung nicht im Original vorgelegt worden sei, sei deren Echtheit zu bezweifeln. [OLG Frankfurt a. M. – 13. 07. 2018 – 19 U 10/18, 17.03.2019, aufgerufen am 07.12.2020]
Viele Menschen bezweifeln die Wirksamkeit von Masken im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus, für die meisten Menschen allerdings gehört das Tragen einer Maske inzwischen zum Alltag. [Neue Westfälische, 03.02.2021]
Dies ist eine Aussage, die mit Fug und Recht bezweifelt werden darf. [Neue Zürcher Zeitung, 19.11.2020]
Rechtsexperten bezweifeln, dass die rückwirkende Anwendung des Gesetzes auf bereits begonnene Prozesse mit der Verfassung vereinbar ist. [Der Standard, 13.11.2009]
Als im CDU‑Präsidium am vergangenen Donnerstag der Vorsitzende Helmut Kohl seinen Freund Heinrich Geissler [sic! Heiner Geißler] zum neuen Generalsekretär vorschlug, erhob Altkanzler Ludwig Erhard Einspruch: Der 80jährige Wirtschaftswunder‑Vater bezweifelte die Treue des gemäßigt linksorientierten Mainzer Sozialministers zur Marktwirtschaft. [Der Spiegel, 31.01.1977]

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Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Zweifel · zweifeln · bezweifeln · verzweifeln · zweifelhaft
Zweifel m. ‘Bedenken an der Richtigkeit (eines Sachverhalts, einer Tat, einer Entscheidung)’, ahd. zwīfal, zwīval m. n. ‘Ungewißheit, Bedenken’ (8. Jh.), mhd. zwīvel m. ‘Ungewißheit, Unsicherheit, Wankelmut, Untreue, Verzweiflung’, mnd. twīfel m. n., mnl. twīvel, twīfel m., nl. twijfel m., got. tweifls m. (oder tweifl n.) ist Substantivierung des Adjektivs ahd. zwīfal, zwīval (8. Jh.), mhd. zwīvel, frühnhd. zweifel ‘ungewiß, unentschieden, strittig, ungläubig’ (bis 16. Jh., dann durch zweifelhaft, s. unten, abgelöst) und (als ja/jō-Stamm) ahd. zwīfali, zwīvali (8. Jh.), asächs. twīfli ‘zweifelnd’. Es handelt sich bei germ. *tweifla- um ein Kompositum, dessen erstes Glied sich an ie. *du̯ei-, Kompositionsform der unter zwei (s. d.) dargestellten Grundform, anschließt. Das zweite Kompositionsglied entspricht ie. *plo-, einer Form der unter falten (s. d.) genannten Wurzel ie. *pel- ‘falten’. Zu ie. *du̯eiplo- gehören germ. *tweifla- ‘einen zweigeteilten Sinn habend’, eigentlich ‘(unsicher bei) zweifach(er Möglichkeit)’, mir. dīabul ‘zweifach, doppelt’ und zu ie. *du̯iplo- griech. diplóos (διπλόος), lat. duplus ‘zweifach, doppelt’. Schwed. tvivel und dän. tvivl sind Entlehnungen aus dem Mnd. zweifeln Vb. ‘unsicher sein, nicht von der Richtigkeit eines Sachverhalts überzeugt sein’, ahd. zwīfalen (8. Jh.), mhd. zwīvel(e)n ‘in Ungewißheit sein, wankelmütig, untreu werden, verzagen, jmdn. in Verdacht haben’, asächs. twīflian, mnd. twīfelen, mnl. twīvelen, got. tweifljan neben ahd. zwīfalōn (8. Jh.), asächs. twīflon. bezweifeln Vb. ‘mit Zweifeln bedenken, nicht an die Richtigkeit glauben’, mhd. bezwīveln. verzweifeln Vb. ‘verzagen, die Hoffnung auf Besserung verlieren’, mhd. verzwīveln ‘die Hoffnung aufgeben’. zweifelhaft Adj. ‘ungewiß, fraglich, bedenklich’, mhd. zwīvelhaft.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(einer Sache) misstrauen · (etwas) hinterfragen · Zweifel hegen · anzweifeln · beargwöhnen · bezweifeln · in Frage stellen · in Zweifel ziehen · infrage stellen · kaum glauben können (was man sieht) · kaum glauben können (was man zu hören bekommt) · nicht glauben (wollen) · skeptisch sein · zweifeln (an)  ●  (etwas) in das Reich der Fabel verweisen geh. · (jemandem etwas) nicht abnehmen ugs. · nicht (so) recht glauben (wollen) ugs.
Assoziationen
  • anrüchig · dubios · fragwürdig · krumm · obskur · ominös · undurchsichtig · zweifelhaft · zwielichtig  ●  dunkel fig.
  • darf man bezweifeln · fraglich · fragwürdig · kann bezweifelt werden · nicht einleuchtend · ohne Wahrheitsgehalt · unglaubhaft · unglaublich · unglaubwürdig · unplausibel · zweifelhaft  ●  weder Hand noch Fuß haben fig. · (nur) heiße Luft ugs. · das kann mir (doch) keiner erzählen(, dass ...)! ugs., Spruch · nichts dran ugs.
  • argwöhnen · beargwöhnen · misstrauen · verdächtigen · zweifeln  ●  präsumieren geh.
  • (ja) Herrschaftszeiten (noch einmal)! · (ja) ist das (denn) die Möglichkeit! · nicht zu glauben! · nun hör sich das einer an!  ●  (ja) isses denn möglich! ugs. · das darf nicht wahr sein! ugs. · das muss man sich mal vorstellen! ugs., Spruch · nein, wie isses nun bloß möglich! geh. · wie isses nu(n) bloß zu fassen! ugs.
  • man glaubt es nicht (aber) · man will es kaum glauben · unglaublich (aber)  ●  Da staunt der Laie, und der Fachmann wundert sich. ugs., Spruch · Kaum zu glauben, aber amtlich. ugs., Spruch · Man hat schon Pferde kotzen sehen (, direkt vor der Apotheke). ugs., Spruch · Man soll das (ja) kaum für möglich halten! ugs., ironisierend · Sachen gibt's ... ugs. · Sachen gibt's, die gibt's gar nicht! ugs. · Was es nicht alles gibt! ugs., Spruch · Was sagt man dazu!? ugs. · Wirklich erstaunlich. ugs. · kaum zu glauben, aber wahr ugs.
  • (das) kannst du dir nicht vorstellen · nicht zu fassen · nicht zu glauben · unfassbar · unfasslich · unglaublich  ●  nein so etwas! ugs.
  • (etwas) bemerken · (jemandem) auffallen · (jemanden) aufhorchen lassen · (jemanden) stutzen lassen · aufmerksam werden (auf) · hellhörig werden · stutzen · stutzig werden
  • (sich) verwahren (gegen) · Einspruch erheben · ableugnen · abstreiten · anfechten · bestreiten · dementieren · für nicht zutreffend erklären · in Abrede stellen · leugnen · nicht anerkennen · nicht wahrhaben wollen · verleugnen · verneinen · verweigern · von der Hand weisen · von sich weisen · widersprechen  ●  (in aller Schärfe) zurückweisen Verstärkung · nicht gesagt haben wollen variabel · (sich) distanzieren (von) geh. · desavouieren geh., franz. · in das Reich der Fabel verweisen geh. · nichts (mehr) wissen wollen (von) ugs.
  • Zweifel anmelden · sich skeptisch äußern  ●  (etwas) mit einem Fragezeichen versehen fig.
  • (einer Sache) nicht trauen · (sich) nicht verlassen wollen (auf) · misstrauisch sein · mit einer unangenehmen Überraschung rechnen  ●  dem Braten nicht trauen ugs., fig.
  • (jemandem) ist nicht zu trauen · (jemandem) misstrauen · (jemandem) nicht trauen · (jemandem) nicht trauen können · misstrauisch sein  ●  (jemandem) nicht für 5 Pfennige trauen (können) variabel, veraltend · (jemandem) nicht um die Ecke trauen fig. · (jemandem) nicht über den Weg trauen ugs., fig.

(etwas) bezweifeln · (etwas) nicht glauben können · (jemandem) kommen (erhebliche) Zweifel  ●  (auch) auf die Gefahr hin, Ihnen zu nahe zu treten, (möchte ich dennoch sagen ...) geh., variabel · (das) kann zutreffen, oder auch nicht ugs., variabel · Das wage ich zu bezweifeln. ugs., floskelhaft · Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube. (Zitat) geh. · Ich will dir nicht zu nahe treten (aber ...) ugs., floskelhaft · Wer's glaubt, wird selig. ugs., Redensart · ich hab' da so meine Zweifel ugs. · wer weiß, ob das stimmt... ugs.
Assoziationen
  • hoffentlich behältst du recht · hoffentlich hast du recht · inschallah  ●  (wir wollen) das Beste hoffen variabel · (na dann) dreimal (schnell) auf Holz geklopft! ugs. · dein Wort in Gottes Ohr ugs. · toi toi toi ugs. · wenn das mal gut geht! ugs., Spruch · wenn du dich da mal nicht irrst ugs.
  • dahin stehen (ob) · fraglich (sein) · nicht für bare Münze genommen werden können · unsicher  ●  (das) wissen die Götter fig. · auf wackeligen Füßen stehen(d) fig., variabel · wackelig fig. · (das) sei mal dahingestellt ugs. · (sich) nicht so sicher (sein) ugs. · Nichts Genaues weiß man nicht. ugs., Spruch, scherzhaft · alles andere als eindeutig ugs. · da wäre ich (mir) nicht (so) sicher ugs., Spruch · das ist die Frage! ugs., variabel · in den Sternen stehen(d) ugs., fig. · kann man nicht wissen ugs. · mit Vorsicht zu genießen ugs. · wage ich zu bezweifeln ugs. · weiß keiner so genau ugs.

Typische Verbindungen zu ›bezweifeln‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›bezweifeln‹.

Zitationshilfe
„bezweifeln“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/bezweifeln>.

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