Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

drücken

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GrammatikVerb · drückt, drückte, hat gedrückt
Aussprache 
Worttrennung drü-cken
Wortbildung  mit ›drücken‹ als Erstglied: Drückbank · Drücker · Drückerei · Drückjagd
 ·  mit ›drücken‹ als Letztglied: abdrücken · andrücken · aneinanderdrücken · aufdrücken · ausdrücken · bedrücken · beiseitedrücken · durchdrücken · eindrücken · erdrücken · festdrücken · herabdrücken · herausdrücken · hereindrücken · herumdrücken · herunterdrücken · hinaufdrücken · hinausdrücken · hindrücken · hindurchdrücken · hineindrücken · hinunterdrücken · hochdrücken · kaputtdrücken · losdrücken · nachdrücken · niederdrücken · unterdrücken · verdrücken · vorbeidrücken · vorüberdrücken · wegdrücken · zerdrücken · zudrücken · zurückdrücken · zusammendrücken
 ·  mit ›drücken‹ als Binnenglied: Bankerldrucker · Bankerldrücker · Lohndrücker · Tränendrüsendrücker
 ·  mit ›drücken‹ als Grundform: Drücken · gedrückt
eWDG

Bedeutungen

1.
durch, mit Druck
a)
bewirken, dass etw. aus etw. herauskommt
Beispiele:
etw. aus etw. drücken
den Saft aus der Zitrone, Zahnpasta aus der Tube, Wasser aus dem Schwamm, Eiter aus der Wunde drücken
α)
bewirken, dass etw. auf etw. geprägt, befestigt wird
Beispiele:
etw. auf etw. drücken
einen Stempel, sein Siegel auf das Papier drücken
ein Pflaster auf die Wunde drücken
bildlich, gehobener drückte (= gab) ihr einen Kuss auf die Stirn
β)
bewirken, dass etw. in etw. hineingepresst wird
Beispiele:
etw. in etw. drücken
Butter in die Dose drücken
γ)
bewirken, dass etw., jmd. ganz dicht an etw., jmdn. herangebracht wird
Beispiele:
etw., jmdn. an, in etw. drücken
jmdn. an seine Brust, sein Herz, an sich drücken
das Gesicht in die Kissen, Eckpolster drücken
die Nase, Stirn an die Scheibe drücken
das Taschentuch an die Augen drücken
den Hut tief ins Gesicht drücken
jmdm. ein Trinkgeld, zehn Euro in die Hand drücken
δ)
bildlich
Beispiele:
jmdn. an die Wand drücken (= jmdn. durch größere Leistungen zurückdrängen)
der Kummer, ein Schuldgefühl drückte ihn zu Boden (= gewann Gewalt über ihn)
b)
etw. schwer auf etw. legen, etw. mit etw. belasten
Beispiele:
mit der Hand auf die Türklinke, den (Klingel)knopf, die Hupe drücken
der Arzt drückte auf die schmerzende Stelle
α)
bildlich auf etw., jmdm. lasten
Beispiele:
der Nebel drückt auf die Dächer
die Sonne drückt stark
eine drückende Hitze
es ist drückend heiß
das Wetter ist heute drückend (= schwül)
β)
spöttisch, übertragen
Beispiele:
jmd. drückt die Schulbank (= jmd. geht zur Schule)
jmd. drückt die Anklagebank (= jmd. steht vor Gericht)
umgangssprachlich, oft abwertenddie Geschichte, der Film drückt auf die Tränendrüsen (= treibt jmdm. Tränen in die Augen)
saloppaufs Tempo drücken (= das Tempo erhöhen)
salopp(lustig, toll) auf die Tube drücken (= sich anstrengen, beeilen) (= Gas geben)
c)
etw. zusammenpressen, sich aneinanderpressen
Beispiele:
jmdm. (herzlich) die Hand drücken (= geben)
das Kind drückte (= umarmte heftig) die Mutter
sie küssten und drückten sich
eine Last, der rechte Schuh drückt (= beengt mich)
umgangssprachlich, bildlich
Beispiele:
wo drückt der Schuh (= welche Sorgen gibt es)?
jmdm., für jmdn. die, den Daumen drücken (= jmdm. in Gedanken bei einer Sache gutes Gelingen wünschen)
jmdn. zu Apfelmus (= sehr) drücken
sich in ein überfülltes Abteil drücken (= drängen)
d)
etw. drückt jmdn. (= etw. beklemmt, bedrückt jmdn.)
Beispiele:
Sorgen, schwere Leiden drücken ihn
jmdn. drückt ein Schmerz, das schlechte Gewissen, ein Alp, Fluch, eine schwere Aufgabe, große Geldschuld
es herrscht ein drückendes Schweigen
es herrscht eine drückende Atmosphäre
Vor allem aber drückte es den Jefta, daß er Ketura […] noch immer nicht von seinem Gespräch mit Nachasch erzählt hatte […] [ Feuchtw.Jefta216]
Jetzt hören Sie mal mit dem Weinen auf […] Wo drückt Sie’s denn? [ SeghersSiebtes Kreuz4,336]
2.
etw. senken
a)
Wirtschaft etw. unterbieten
Beispiele:
Preise, Löhne, Rekorde drücken
durch die Konkurrenz wurden die Waren im Preis gedrückt
b)
Fliegersprache
Beispiel:
ein Flugzeug drücken (= abwärts lenken)
3.
umgangssprachlich sich drückenheimlich verschwinden, um sich einer unangenehmen Lage zu entziehen
Beispiele:
sich an der Front in den Graben drücken
sich beiseite, nach Hause, um die nächste Ecke drücken
als die Situation heikel wurde, drückte er sich
sich von, vor, um etw. drücken (= sich einer lästigen Pflicht zu entziehen suchen)
Beispiele:
sich vor einer Arbeit, der Gefahr, Verantwortung, vor der Sitzung, Aussprache, um einen Auftrag drücken
er drückt sich, wo er nur kann
sich vor dem Militärdienst drücken
Alle deine Leute stehen jetzt auf ihrem Posten, und du willst dich drücken […] [ ApitzNackt455]
4.
Kartenspiel Karten drückenablegen, weglegen
Beispiele:
der Spieler drückte zwei Karten mit hoher Augenzahl
die blanke Zehn drücken

Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat A1.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
drücken · Drückeberger · 2Druck · eindrücken · Eindruck · Drücker · ausdrücken · Ausdruck · ausdrücklich · bedrücken · unterdrücken · Unterdrückung · Unterdrücker
drücken Vb. ‘pressen, belasten, bedrängen’. Bis ins 17. Jh. daneben gleichbed. umlautloses obd. drucken (s. d.). Ahd. thrucken ‘pressen, bedrücken, quälen, bedrängen’ (9. Jh.), mhd. drücken, drucken ‘(be)drängen, pressen, auspressen, sich drängen’, mnd. drücken, mnl. drucken, nl. drukken, aengl. þryccan ‘zerdrücken, drängen, beleidigen, unterdrücken’, schwed. trycka ‘drücken, drucken’ sind Intensivbildungen (germ. *þrukkjan) zu einer Weiterbildung der Verbalwurzel germ. *þrūg-, die innerhalb des Germ. auch in anord. þrūga ‘drohen, unterdrücken, nötigen’ überliefert ist. Mit verwandtem lit. trū́kti ‘entzweireißen, zerspringen, bersten’ stellen sich die germ. Formen zu ie. *treuk-, *trū̌k-, einer zweifachen Erweiterung der Wurzel ie. *ter(ə)- ‘reiben, drehend reiben’, auf die auch drehen und drohen zurückgehen (s. d.). – Drückeberger m. ‘wer sich heimlich (vor einer Arbeit) davonmacht, eine Aufgabe nicht übernimmt’ (19. Jh.), scherzhafte Bildung nach dem Typ der Herkunftsnamen auf -berger (vgl. Perleberger ‘einer aus Perleberg’, s. auch Schlauberger), zu sich drücken ‘sich heimlich davonmachen’ (13. Jh.). 2Druck m. ‘das Drücken, Zwang, Belastung’, modern als technischer Terminus in Luft-, Wasser-, Überdruck u. a.; ahd. thruc ‘Druck, Einwirkung’ (um 1000), mhd. druc ‘Druck, feindliches Zusammenstoßen’. eindrücken Vb. ‘eine Spur hinterlassen, einprägen, durch Druck zerstören’, ahd. inthrucken ‘etw. mit Druck einprägen, aufdrücken’ (Hs. 12. Jh.), mhd. īndrucken; für geistige Beeinflussung und Wirkung ist heute beeindrucken üblich (seit etwa 1900). Daraus rückgebildet Eindruck m. ‘Druckspur, Einwirkung auf Fühlen und Denken’, mhd. īndruc ‘Empfindung, nachhaltige Wirkung’, bei den Mystikern gebräuchlich, danach häufig seit dem 18. Jh. (einen guten, tiefen Eindruck ‘Wirkung’ machen, hinterlassen). Drücker m. ‘mechanische Vorrichtung, Handhabe zur Ausübung von Druck’ (17. Jh.), dann ‘Bedienungsknopf zur Herstellung eines elektrischen Kontaktes’; vgl. dagegen mhd. drücker ‘Unterdrücker’, so noch im 19. Jh., dann abgelöst von Unterdrücker (s. unten). ausdrücken Vb. ‘auspressen, (in Worten) darstellen’, mhd. ūʒdrücken ‘auspressen’; seit dem 15. Jh. ‘in Worte fassen, aussprechen’ (Luther: mit ausgedruckten Worten für lat. expressis verbis); im 16. Jh. wird das Part. Prät. ausgedruckt häufig für heutiges ausdrücklich (s. unten) verwendet. Das 18. Jh. verbindet ausdrücken (und Ausdruck) mit dem Sichtbarwerden von Gefühl und seelischer Reaktion und bezieht es auf künstlerische Gestaltung und Formgebung. Ausdruck m. ‘äußerliches Zeichen inneren Geschehens, Erlebens’, spätmhd. ūʒdruc, seit dem 18. Jh. ‘die Art zu sprechen’, auch ‘Redensart, Wort, (künstlerische) Gestaltung’. ausdrücklich Adj. ‘betont, deutlich, klar’ (16. Jh.). bedrücken Vb. ‘belasten’, ahd. bithrucken ‘schänden, niederdrücken, unterdrücken’ (10. Jh.), mhd. bedrücken ‘niederdrücken, überwältigen’. unterdrücken Vb. ‘niederhalten, unterjochen, gewaltsam beherrschen’, mhd. underdrücken ‘nach unten drücken, unterjochen, unterwerfen’; Unterdrückung f. ‘Unterwerfung, (gewaltsame) Beherrschung’ (15. Jh.); Unterdrücker m. (15. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

auslösen · bedienen · betätigen · drücken · handhaben
Assoziationen

drücken · knautschen · pferchen · pfropfen · pressen · quetschen · stopfen · zwängen  ●  proppen norddeutsch
Oberbegriffe
  • sonstige Verben

herzen  ●  drücken ugs. · knuddeln ugs.

drängeln · drängen · drücken · pferchen · schieben
Assoziationen


fixen · sich Drogen spritzen  ●  drücken ugs., Jargon

(im Türverkauf) aufdringlich werben · aggressive Verkaufsmethoden anwenden  ●  drücken ugs., Jargon · keilen fachspr., Jargon

Typische Verbindungen zu ›drücken‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›drücken‹.

Verwendungsbeispiele für ›drücken‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Währenddessen hält Rita mich an den Armen fest und drückt mich gegen die Wand. [o. A.[Autorenkollektiv am Psychologischen Institut der Freien Universität Berlin]: Sozialistische Projektarbeit im Berliner Schülerladen Rote Freiheit. Frankfurt: Fischer Bücherei 1971, S. 180]
Er drückte die Hände gegen eine bestimmte Stelle an der Wand. [Glavinic, Thomas: Die Arbeit der Nacht, München Wien: Carl Hanser Verlag 2006, S. 106]
Einem alten Mann, den ich nicht kannte, und der bis zu mir vorgedrängt worden war, drückte ich krampfhaft die Hand. [Braun, Lily: Memoiren einer Sozialistin. In: Lehmstedt, Mark (Hg.) Deutsche Literatur von Frauen, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1911], S. 1888]
Ein halbes Jahrhundert hat sich die deutsche Wirtschaft darum gedrückt, zuletzt noch mit Hilfe von korrumpierten Historikern. [konkret, 1999]
Aber die Zinsen drückten die finnische Wirtschaft noch mehr nach unten. [Die Zeit, 10.06.1999, Nr. 24]
Zitationshilfe
„drücken“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dr%C3%BCcken>.

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selten häufig

Wortverlaufskurve

Wortverlaufskurve 1600−1999
Wortverlaufskurve ab 1946

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