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entblößen

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GrammatikVerb · entblößt, entblößte, hat entblößt
Aussprache 
Worttrennung ent-blö-ßen
Wortbildung  mit ›entblößen‹ als Erstglied: Entblößung

Bedeutungsübersicht

  1. [gehoben] ...
    1. 1. die Bedeckung von einem Körperteil wegnehmen, sodass er bloß ist
    2. 2. ⟨jmdn., sich, etw. einer Sache entblößen⟩ jmdn., sich, etw. einer Sache berauben
eWDG

Bedeutung

gehoben
1.
die Bedeckung von einem Körperteil wegnehmen, sodass er bloß ist
Beispiele:
die Schultern, Arme entblößen
der Kranke entblößte die schmerzende Stelle, die Soldaten warteten mit entblößtem Oberkörper auf den Arzt
mit entblößtem Haupt, Kopf, entblößten Hauptes nahmen sie an der Feierstunde teil, betraten sie die Kirche
Und damit nahm sie die Kleine aus dem Korb, entblößte ihre Brust, legte sie an [ A. ZweigEinsetzung219]
Ulrich bemerkte, daß sie im Sprechen die Zähne entblößte (= frei zeigte) wie ein kleines Tier in Todesangst [ MusilMann504]
bildlich etw. offenbaren
Beispiel:
Ein ebenso naiver wie unglücklicher Mensch hat hier in schwerfälliger Sprache sein innerstes Wesen entblößt […] [ Bild. Kunst1956]
2.
jmdn., sich, etw. einer Sache entblößenjmdn., sich, etw. einer Sache berauben
Beispiele:
wir haben uns aller Geldmittel entblößt
Ein Beispiel, wie binnen kurzer Zeit ganze Landstriche der Tierwelt entblößt werden, sind die Breiten der Arktis [ Urania1961]
entblößt sein
Beispiele:
sie war aller Mittel, von allen Mitteln entblößt
das Land war der Truppen entblößt
bei Bewältigung der Mauer, die von Wachen fast entblößt war [ Th. MannJoseph3,176]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
bloß · Blöße · bloßstellen · entblößen
bloß Adj. ‘nackt, unbedeckt, rein, ausschließlich’. Die westgerm. Formen ahd. blōʒ (8. Jh.; wohl versehentliche Wiedergabe von lat. superbus ‘stolz’), mhd. blōʒ ‘nackt, unverhüllt, entblößt, nicht bewaffnet, frei von’, mnd. blōt ‘nackt, ungeschützt, frei von, arm’, mnl. nl. bloot ‘nackt, arm’, aengl. blēat ‘elend (?)’ sowie die unten angeführten nord. Belege betrachtet man als verwandt mit den unter blöd (s. d.) genannten. Verschiedener Beurteilung unterliegt dabei allerdings das schwierige semantische Verhältnis der einzelnen Wortgruppen zueinander. Das Problem erwächst aus der Bedeutung der skandinav. Formen anord. blautr ‘weich, zart, schwach, furchtsam, geistesschwach’, meist aber ‘feucht, naß, sumpfig’, schwed. blöt ‘naß, durchnäßt’, älter ‘weich, schwach, zaghaft’. Einige vermuten eine Bedeutungsentwicklung, die von ‘weich’ über ‘durchweicht’ zu ‘naß, feucht’ führt, andere sehen umgekehrt die skandinav. Bedeutung ‘feucht, naß’ als ursprünglich an und leiten daraus die Bedeutungen ‘weich, schwach, arm, elend’ ab, verknüpfen also den gesamten Wortkomplex mit dem unten genannten ie. *bhleu-. Drittens nimmt man Zusammenfall zweier Bildungen an, von denen die eine in unmittelbarem Zusammenhang mit blöd(e) steht, die andere dagegen (mit der ursprünglichen Bedeutung ‘feucht, naß’) auf dem auch in lat. fluere ‘fließen’, griech. phlydarós (φλυδαρός) ‘durch Nässe aufgeweicht, matschig’ enthaltenen ie. *bhleu- ‘aufblasen, überwallen, fließen’ (zur Wurzel ie. *bhel-, s. 1Ball) beruht. bloß Adv. ‘nur’ kommt vom 15. Jh. an im Anschluß an die Bedeutung des Adjektivs ‘rein, ausschließlich’ in Gebrauch. – Blöße f. ‘Nacktheit, bloße Stelle, Waldlichtung’, mhd. blœʒe, Ableitung vom Adjektiv. Die Redewendung sich eine Blöße geben ‘eine schwache Stelle zeigen’ (18. Jh.) ist eine Fügung aus der Fechtersprache wie vielleicht auch das Kompositum bloßstellen Vb. ‘blamieren’ (2. Hälfte 16. Jh.). entblößen Vb. ‘bloß machen’, mhd. enblœʒen, Präfixbildung (s. ent-) neben gleichbed. mhd. blœʒen.

Typische Verbindungen zu ›entblößen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›entblößen‹.

Verwendungsbeispiele für ›entblößen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Wir blieben nebeneinander liegen, ohne jede Bewegung, wortlos, halb entblößt. [Hein, Christoph: Drachenblut, Darmstadt: Luchterhand 1983 [1982], S. 45]
Es entblöße die Arbeiter von jedem Schutze, der ihnen bisher gewährt worden sei. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1947]]
Im Reden vermag er sich noch »nackt« zu fühlen, er entblößt sich dauernd symbolisch. [Die Zeit, 06.01.2014, Nr. 01]
Denn jedes Gutachten entblößt den, der es schreibt: Wo ist er besonders streng? [Die Zeit, 11.11.2013, Nr. 06]
Sie haben keinen Schutz davor, öffentlich noch einmal entblößt zu werden. [Die Zeit, 29.03.2010, Nr. 13]
Zitationshilfe
„entblößen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/entbl%C3%B6%C3%9Fen>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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Wortverlaufskurve 1600−1999
Wortverlaufskurve ab 1946

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