Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

entziehen

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GrammatikVerb · entzieht, entzog, hat entzogen
Aussprache 
Worttrennung ent-zie-hen
Wortzerlegung ent- ziehen
Wortbildung  mit ›entziehen‹ als Erstglied: Entziehung  ·  mit ›entziehen‹ als Grundform: Entzug
Mehrwortausdrücke  jmdm. das Wort entziehen
eWDG

Bedeutungen

1.
jmdm., einer Sache etw. wegnehmen
a)
Beispiel:
dem Kraftfahrer wurde (wegen Trunkenheit am Steuer) der Führerschein entzogen
bildlich
Beispiele:
jmdm. das Wort entziehen
Damit ist der Möglichkeit einer Infektion der Boden entzogen [ SchleichVergangenheit302]
b)
etw. aus etw. herausziehen
Beispiel:
die Pflanzen entziehen dem Boden Nährstoffe
c)
Beispiel:
sie entzog ihm ihre Hand (= zog sie weg)
d)
jmdm. etw. nicht mehr, nicht länger geben, zugestehen
Beispiele:
jmdm. den Kredit, seine Unterstützung, Gunst, Gnade entziehen
er entzog ihm seine Hilfe, Freundschaft, seinen Beistand
dem Kranken Tabak und Alkohol entziehen (= verbieten)
2.
sich jmdm., einer Sache entziehen
a)
gehoben sich von jmdm., einer Sache zurückziehen
Beispiele:
sich jmdm., der Welt, der Gesellschaft entziehen
Es wäre doch klüger gewesen, er … hätte sich dem ganzen Trubel entzogen [ Feuchtw.Oppermann8]
eine Kranke, die sich ins Sanatorium nach Davos entzog [ FrischStiller366]
b)
sich von etw. frei machen
Beispiele:
gehobener konnte sich ihrem Reiz, Zauber, der Stimmung nicht entziehen (= blieb nicht unberührt davon)
sie hatte sich mit erbitterter Gegenwehr seiner Umarmung entzogen [ L. FrankMathilde5,129]
c)
gehoben
Beispiel:
er entzog sich ihren Blicken, der Aufmerksamkeit, Beobachtung (= verbarg sich davor)
d)
einer Sache nicht nachkommen
Beispiele:
er entzieht sich seinen Verpflichtungen, seiner Pflicht, Schuldigkeit, Verantwortung
sich jmds. Bitte entziehen
e)
papierdeutsch
Beispiele:
er entzog sich der Verhaftung durch die Flucht (= floh, bevor er verhaftet werden konnte)
das entzieht sich unserer Kenntnis (= das wissen wir nicht)
etw. entzieht sich der Kontrolle, Berechnung, Beurteilung (= etw. ist nicht zu kontrollieren, zu berechnen, zu beurteilen)

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(einer Sache) aus dem Wege gehen · (sich) aus der Verantwortung stehlen · (sich) davonstehlen · (sich) der Verantwortung entziehen · (sich) einen schlanken Fuß machen · (sich) entziehen · (sich) nicht stellen · ausweichen · meiden  ●  (sich) drücken (vor) ugs. · (sich) herumdrücken (um) ugs. · fliehen (literar.) geh. · kneifen (vor) ugs.
Oberbegriffe
  • (mit etwas) in Wechselwirkung treten (Sache) · aufeinander einwirken · interagieren · sich gegenseitig beeinflussen
Assoziationen
Antonyme
  • (sich) entziehen

(sich) aneignen · abnehmen · abräumen · entreißen · entwenden · entziehen · fortnehmen · herunternehmen · mitnehmen · wegnehmen  ●  abjagen ugs. · abknapsen ugs. · abknöpfen ugs. · abluchsen ugs. · abringen ugs. · abzwacken ugs. · das Wasser abgraben ugs. · deprivieren geh., lat. · wegschnappen ugs.
Assoziationen

(jemandem etwas) entziehen · (jemandem) (eine Aufgabe) abnehmen · (jemanden) (von einer Aufgabe) entbinden · (jemanden) abziehen (von einer Aufgabe) · (jemanden) entpflichten · (jemanden) herausnehmen · (jemanden) herausziehen · abgeben müssen (Aufgabe)  ●  (jemanden) rausnehmen ugs. · (jemanden) rausziehen ugs.
Assoziationen

(jemandem etwas) aberkennen · (jemandem etwas) absprechen · (jemandem etwas) entziehen  ●  delegitimieren lat.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›entziehen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›entziehen‹.

Verwendungsbeispiele für ›entziehen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Im weiteren Verständnis ist F. der dem profanen Leben entzogene Platz. [Horn, C.: Friedhof. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1958], S. 1495]
Ob die Orte von Schweizern gegründet sind, entzieht sich meiner Kenntnis. [Francke, Alexander: Fünf Wochen im Osten der Vereinigten Staaten und Kanadas, Bern: A. Francke 1913, S. 68]
Ich hatte nach kurzem Kampf kapituliert, als sie drohte, mich zurückzuweisen, sich mir zu entziehen. [Schlink, Bernhard: Der Vorleser, Zürich: Diogenes 1995, S. 43]
Sie hoffen, sich dadurch der Verantwortung für wichtigere Entscheidungen zu entziehen. [Friedrich, Carl Joachim: Totalitäre Diktatur, Stuttgart: Kohlhammer 1957, S. 157]
Dem erzählerischen Sog, den er damit erzeugt, kann man sich nicht entziehen. [Die Zeit, 14.10.1999, Nr. 42]
Zitationshilfe
„entziehen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/entziehen>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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Wortverlaufskurve 1600−1999
Wortverlaufskurve ab 1946

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