Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

fesseln

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GrammatikVerb · fesselt, fesselte, hat gefesselt
Aussprache 
Worttrennung fes-seln
Grundform1Fessel
Wortbildung  mit ›fesseln‹ als Erstglied: Fesselspiel · Fesselung · Fesslung
 ·  mit ›fesseln‹ als Letztglied: anfesseln · entfesseln
eWDG

Bedeutungen

1.
jmdn., etw. in seiner Bewegungsfreiheit hindern, indem man ihn, es bindet, ihm Fesseln anlegt
Beispiele:
einen Gefangenen, Verbrecher (mit Riemen, Handschellen, Ketten an Händen und Füßen) fesseln
jmdn. an einen Pfahl fesseln
er stand gefesselt vor seinen Richtern
sie führten ihn gefesselt hinaus
Beim Spaziergang im Hof waren seine Hände gefesselt [ MusilMann241]
bildlich
Beispiele:
jmds. Zunge, Phantasie, Wille ist gefesselt
Scheu, Furcht fesselt (= hemmt) jmdn.
jmd. ist durch seine Krankheit ans Bett, Zimmer, an den Rollstuhl gefesselt (= festgehalten)
er ist in den Dienststunden an seinen Schreibtisch, ans Büro gefesselt
sie fesselt ihn mit ihren Reizen, durch ihre Reize (an sich)
er fühlt sich an sie gefesselt
die privaten Studien, die mich noch eine Weile an die Stadt fesseln [ BöllBillard101]
Gesetzt den Fall, daß deine Gefühle dich nicht unverbrüchlich an deinen Mann fesselten [ Th. MannBuddenbrooks1,219]
Er … erwog den Plan, ihn nicht als Untergebenen, sondern als Mitarbeiter dauernd an sich zu fesseln [ HesseNarziß5,195]
2.
übertragen etw. fesselt jmdn.etw. erweckt ganz stark jmds. Interesse, Aufmerksamkeit, etw. packt jmdn.
Beispiele:
der Roman, Vortrag hat mich gefesselt
der Unterricht fängt an, mich zu fesseln
der Stoff fesselte die Schüler
die Unterhaltung, Diskussion fesselte mich immer mehr
jmd. lässt sich von den Schönheiten, Bauwerken einer Stadt fesseln
jmds. Augen werden von der herrlichen Aussicht gefesselt
Es wurde das Märchen vom Däumeling gegeben, was mich von der ersten Szene an fesselte [ GrassBlechtrommel87]
fesselndinteressant, packend
Grammatik: oft im Partizip I
Beispiele:
ein fesselndes Buch, Drama, Bild
er las eins der fesselndsten Kapitel seines neuen Romans selbst vor
ein fesselnder Vortrag, Unterricht
er ist ein fesselnder Erzähler
jmd. gibt einen fesselnden Bericht
eine fesselnd geschriebene Novelle
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
1Fessel · fesseln · Fesselballon
1Fessel f. ‘Strick, Kette um Füße oder Hände zur Behinderung freier Bewegung’, ahd. feʒʒil m. ‘Gürtel, Gurt’ (9. Jh.), mhd. veʒʒel m. f. ‘Schwert-, Schildgehenk’, mnd. vētel, aengl. fetel m., engl. fettle, anord. fetill m., germ. *fatila- sind Bildungen mit dem Suffix germ. -ila- zur Wurzel ie. *pē̌d-, *pō̌d- ‘fassen; Gefäß’ (s. fassen); sie bezeichnen ein ‘Band, an dem etw. getragen wird, das etw. zusammenhält’, d. h. einen ‘Gurt, Gürtel’, ein ‘Schulterband’ u. dgl. Die heutige Bedeutung sowie das fem. Genus übernimmt das Wort im 15. Jh. nach Vermischung mit dem untergegangenen (vereinzelt noch im 18. Jh. belegten) ahd. feʒʒara f. ‘Fußschlinge, Fußfessel’ (9. Jh.), mhd. veʒʒer f. ‘Fessel’, das mit seinen Entsprechungen asächs. feteros (Plur.), mnl. vēter, nl. veter ‘Schnürriemen, Fessel’, aengl. feter, engl. fetter, anord. fjǫturr, schwed. fjättrar (Plur.) und 2Fessel auf ie. *pē̌d-, *pō̌d- (s. Fuß) zurückgeht, wozu auch lat. pedica ‘Fessel, Schlinge’ (zum Anbinden von Tieren am Fuß) und griech. pédē (πέδη) ‘Fessel’ gehören. – fesseln Vb. ‘durch Anlegen einer Fessel an freier Bewegung hindern’ (15. Jh.); vorher (als Ableitung von ahd. feʒʒara, s. oben) ahd. feʒʒarōn (9. Jh.), mhd. veʒʒeren. Fesselballon m. ‘an einem Drahtseil oder Kabel befestigter Ballon’ (Ende 19. Jh.), s. auch Ballon.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(jemandem) Handschellen anlegen · (jemanden) fesseln · (jemanden) fixieren  ●  (jemandem) Fesseln anlegen variabel
Unterbegriffe
  • Handschellen anlegen
Assoziationen

Suchtpotential haben · eine hypnotische Faszination ausüben (auf) · faszinieren · fesseln · ganz in Anspruch nehmen · hypnotisch anziehen · unwiderstehlich anziehen  ●  hypnotisieren fig. · in den Bann schlagen variabel · süchtig machen fig. · (ein) Suchtfaktor (sein) ugs., fig. · kaum (wieder) loskommen von ugs.
Assoziationen

(einen) Sog erzeugen fig. · (jemanden) erfassen fig. · (jemanden) fesseln fig. · (jemanden) mitreißen fig. · (jemanden) nicht wieder loslassen fig. · (jemanden) packen fig.

Typische Verbindungen zu ›fesseln‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›fesseln‹.

Verwendungsbeispiele für ›fesseln‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Ich fessle sie oft bei der Durchführung der ehelichen Pflicht. [Späth, Gerold: Commedia, Frankfurt a. M.: S. Fischer 1980 [1980], S. 212]
Schon früh haben ihn, wie es scheint, kontrapunktische Probleme gefesselt. [Adrio, Adam: Fasch (Familie). In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1954], S. 11861]
Und laß deine Hand nicht an deinem Hals gefesselt sein, aber strecke sie auch nicht vollständig aus. [Hagemann, Ludwig: Ethik/Moral. In: Lexikon des Islam, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1991], S. 424]
Den Opfern hatte man die Hände auf den Rücken gefesselt. [Die Zeit, 08.07.1999, Nr. 28]
Man erzählt sich, daß es ihm gelang, den Tod zu fesseln. [konkret, 1993]
Zitationshilfe
„fesseln“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/fesseln>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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Wortverlaufskurve 1600−1999
Wortverlaufskurve ab 1946

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