Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

geläufig

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GrammatikAdjektiv
Aussprache 
Worttrennung ge-läu-fig
Wortzerlegung ge- laufen -ig
Wortbildung  mit ›geläufig‹ als Erstglied: Geläufigkeit  ·  mit ›geläufig‹ als Letztglied: ungeläufig
eWDG

Bedeutungen

1.
durch weite Verbreitung, Überlieferung allgemein bekannt, vertraut
Beispiele:
eine geläufige Redensart, Redewendung
ein geläufiger Ausdruck, Begriff
ein unserer Zeit geläufiger Gedanke
das Wort, die Bezeichnung ist mir geläufig
sein Name müsste dir eigentlich geläufig sein
als habe das Mädchen die Fähigkeit, mitunter in der Gestalt des Pferdes zu erscheinen, wie dergleichen mir vom Märchen her geläufig war [ Bergengr.Rittmeisterin173]
2.
fließend, perfekt
Beispiele:
er konnte in geläufigem Französisch antworten
eine fremde Sprache geläufig sprechen und lesen
Er begann, geläufiger, als er es sich selbst zugetraut hätte, mit wohlgesetzten Entschuldigungen [ J. RothRadetzkymarsch324]
redegewandt
Beispiele:
eine geläufige Zunge haben
Fritz war ein kecker Junge / Und sehr geläufig mit der Zunge [ BuschSumma summarum50]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
laufen · Lauf · Läufer · Zeitläufte · Lauft · Zeitlauf · läufig · geläufig · beiläufig · landläufig · vorläufig · ablaufen · Ablauf · anlaufen · Anlauf · auflaufen · Auflauf · auslaufen · Auslauf · belaufen · einlaufen · Einlauf · überlaufen · Überläufer · verlaufen · Verlauf · zerlaufen · Laufbahn · Lauffeuer · Laufgraben · Laufpaß · Laufzettel
laufen Vb. ‘(zu Fuß) gehen, rennen, fließen’. Für das gemeingerm. reduplizierende Verb ahd. (h)loufan (8. Jh.), mhd. loufen, asächs. -hlōpan, mnd. mnl. lōpen, nl. lopen, aengl. hlēapan ‘laufen, treten, tanzen’, engl. to leap ‘springen, hüpfen’, anord. hlaupa ‘laufen, springen’, schwed. löpa ‘laufen’, got. ushlaupan ‘aufspringen’ sind ie. Verwandte nicht mit Sicherheit nachzuweisen; eine (lautlich mögliche) Verbindung mit lit. šlubúoti ‘lahmen, hinken’ bzw. klùpti ‘niederknien, stolpern’ befriedigt semantisch nicht. Seebold 261 sieht Anknüpfungsmöglichkeiten in lit. keliáuti ‘wandern, reisen’, griech. kéleuthos (κέλευθος) ‘Weg, Pfad, Bahn, Reise’. Dann vielleicht über eine Erweiterung ie. *keleu- ‘wandern, Weg’ zur Wurzel ie. *kel- ‘treiben, zu schneller Bewegung antreiben’ (s. halten)? Die Vorstellung größerer Schnelligkeit tritt in neuerer Sprache vielfach zurück, so daß laufen für gehen eintreten kann. In nhd. Zeit wird laufen häufig auf Bewegungen von Fahrzeugen und Maschinen und speziell von Flüssigkeiten bezogen. – Lauf m. ‘das Laufen, Verlauf, Flußlauf, Bein des Haarwilds’, auch ‘Rohr von Handfeuerwaffen’ (vgl. Gewehrlauf), ahd. (h)louf (9. Jh.), mhd. louf, mnd. lōp, mnl. nl. loop ‘Gang, Lauf, Verlauf’, anord. hlaupr ‘Sprung’ führen auf germ. *hlaupa-, daneben (mit anderer Stammbildung) aengl. hlīep ‘Sprung’, anord. hlaup n. ‘Sprung, Lauf, Galopp (des Pferdes)’. Im Dt. auch das ti-Abstraktum germ. *hlaufti- mit ahd. (h)louft (8. Jh.), mhd. louft, nhd. (älter) Lauft, erhalten in Zeitläufte (s. unten). Läufer m. ‘wer (gut) läuft, Sportler einer Laufdisziplin, langer Teppich’, ahd. (h)loufāri (um 800), mhd. loufære, löufære ‘Bote, Rennpferd’. Zeitläufte Plur. ‘Zeitabschnitte mit ihren Ereignissen’ (18. Jh.), Zusammensetzung mit Lauft m. das im Anschluß an ahd. (h)louft (9. Jh.), mhd. louft im älteren Nhd. neben Lauf (s. oben) gebraucht wird; daneben Zeitlauf m. seit dem 17. Jh. bezeugt und im Sing. wie im Plur. verwendet. läufig Adj. ‘brünstig’, besonders von Hunden (15. Jh.), mhd. löufec, löufic ‘gangbar, bewandert, gerieben’, noch bis ins 18. Jh. im Sinne von ‘häufig vorkommend, gebräuchlich’ (wofür dann geläufig). geläufig Adj. ‘häufig vorkommend, allgemein bekannt, vertraut, fließend, perfekt’ (17. Jh.). beiläufig Adj. ‘wie zufällig, nebenher’, (südd.) ‘ungefähr’ (um 1500), daneben frühnhd. auch beiläuftig (15. Jh.). landläufig Adj. ‘üblich, allgemein bekannt’, frühnhd. lantlöufig, auch ‘im Lande umgehend’ (15. Jh.). vorläufig Adj. ‘nicht endgültig, einstweilig’ (17. Jh.), eigentlich ‘vorher-, vorausgehend’. ablaufen Vb. ‘weglaufen, abfließen, zu Ende gehen, sich ereignen, seinen Verlauf nehmen’, mhd. abeloufen; Ablauf m. ‘das Ablaufen, Abfluß(graben), Verlauf’, mhd. abelouf. anlaufen Vb. ‘sich in Bewegung setzen, anstürmen, ansteuern, beginnen, beschlagen, zunehmen’, ahd. ana(h)loufan (9. Jh.), mhd. aneloufen; Anlauf m. ‘das Anlaufen, Beginn, Anstoß’, ahd. ana(h)louf (10./11. Jh.), ana(h)louft (8. Jh.), mhd. anlouf ‘Ansturm, Angriff’. auflaufen Vb. ‘auf Grund laufen, aufgehen, anwachsen’, mhd. ūfloufen, auch ‘einen Auflauf bilden, anschwellen’; Auflauf m. ‘Zusammenlaufen einer erregten Menschenmenge’, mhd. ūflouf; ‘überbackene Speise’ (19. Jh.). auslaufen Vb. ‘herausfahren, zu Ende gehen, aufhören’, mhd. ūʒloufen, auch ‘hinauslaufen, entlaufen’; Auslauf m. ‘das Auslaufen, Strecke hinter dem Ziel’, mhd. ūʒlouf ‘Auszug, Durchfall, Ruhr’. belaufen Vb. ‘anlaufen, beschlagen’, sich belaufen auf ‘betragen’, mhd. beloufen, auch ‘durchlaufen, überlaufen’. einlaufen Vb. ‘kleiner werden, ankommen, eingehen’ (17. Jh.). Einlauf m. ‘Ankunft am Ziel, Darmspülung’, frühnhd. ‘Einfall, das Eindringen’ (16. Jh.). überlaufen Vb. ‘desertieren, überfließen’, mhd. überloufen, auch ‘treffen, befallen, übergehen, auslassen, durchlaufen’; Überläufer m. ‘Deserteur’ (15. Jh.), mhd. überloufer ‘wer etw. kurz behandelt, abtut’. verlaufen Vb. ‘ablaufen, vergehen, verirren’, ahd. fir(h)loufan ‘vorauslaufen, überholen’ (9. Jh.), ‘vergehen’ (um 1000), mhd. verloufen, auch ‘vorüberlaufen, sich begeben, sich abnützen’; Verlauf m. ‘Ablauf, Entwicklung, Vorgang’ (15. Jh.). zerlaufen Vb. ‘auseinandergehen, -fließen’, ahd. zi(h)loufan ‘herab-, auseinanderlaufen’ (8. Jh.), mhd. zerloufen, auch ‘vergehen’. Laufbahn f. ‘Bahn für Wettrennen’ (17. Jh.), ‘Werdegang, Berufsweg’ (seit dem 18. Jh. als Verdeutschung von Karriere, s. d.). Lauffeuer n. ‘Feuer (zur Fernzündung), das sich über einen Strich ausgeschütteten Pulvers bewegt’ (17. Jh.), in der Wendung wie ein Lauffeuer (sich ausbreiten) ‘sehr schnell’; in jüngerer Zeit als ‘sich schnell (über trockenes Laub und Gras hin) ausbreitendes Feuer’ aufgefaßt (vgl. schweiz. Laubfeuer). Laufgraben m. ‘zum Schutz vor Geschossen angelegter Graben’ (16. Jh.). Laufpaß m. ‘Ausweis für entlassene (invalide) Soldaten und Arbeitsuchende, der die freie Bewegung innerhalb eines Landes zusichert’ (18. Jh.), heute noch in der Wendung jmdm. den Laufpaß geben ‘jmdn. wegschicken’. Laufzettel m. zunächst (17. Jh.) wie jüngeres Laufpaß, dann ‘Zettel an Werkstücken zur Eintragung bestimmter Arbeitsgänge, Zettel, der durch eine Reihe von Büros läuft’.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

allgemein bekannt · alltäglich · an der Tagesordnung · gang und gäbe · geläufig · gewohnt · gängig · vertraut  ●  Wer kennt das nicht? Spruch, floskelhaft · plain vanilla engl. · sattsam bekannt floskelhaft
Assoziationen

alltäglich · die Regel (sein) · gang und gäbe · gebräuchlich · geläufig · gewöhnlich · gängig · herkömmlich · häufig · kein Einzelfall · klassisch · konventionell · nicht selten · normal · ortsüblich · tägliches Brot (sein) · verbreitet · weit verbreitet · weitverbreitet · zum täglichen Brot gehören · üblich  ●  (ein)geübt fig. · an der Tagesordnung fig. · handelsüblich fig. · man kennt das (von) ugs., Redensart
Assoziationen
  • eingeübte Muster  ●  Trampelpfade (des Althergebrachten, bereits Bekannten o.ä.) fig. · eingefahrene Bahnen fig. · eingefahrene Gleise fig.
  • allgemein verbreitet · gängig · häufig (vorkommend) · landläufig · nicht selten · weit verbreitet · weitverbreitet  ●  frequent fachspr. · prävalent fachspr., medizinisch
  • eigentlich · gewöhnlich · im Normalfall · im Regelfall · in aller Regel · in der Regel · landläufig · normalerweise · sonst · standardmäßig · typischerweise · von Haus aus · üblicherweise  ●  für gewöhnlich geh. · gemeinhin geh. · gemeiniglich geh., veraltend · normal (Adv.) ugs., salopp
  • allgemein bekannt · alltäglich · an der Tagesordnung · gang und gäbe · geläufig · gewohnt · gängig · vertraut  ●  Wer kennt das nicht? Spruch, floskelhaft · plain vanilla engl. · sattsam bekannt floskelhaft
  • altmodisch · altväterisch · hat seine (beste) Zeit hinter sich · hat seine Zeit gehabt · längst vergessen geglaubt · nicht mehr angesagt · veraltend · veraltet · überholt · überkommen  ●  out veraltet · passé veraltet · Schnee von gestern ugs., fig. · angestaubt geh., fig. · obsolet geh.
  • altbekannt · hinlänglich bekannt · man kennt das  ●  abgedroschen abwertend · ausgetretene Pfade fig. · rauf- und runter dekliniert fig. · (ganz) alte Leier ugs., fig. · abgegriffen geh., fig. · ausgelutscht ugs., fig., abwertend · kennt man schon ugs. · rauf- und runter buchstabiert ugs. · tausendmal gehört ugs.
  • (aber) selbstverständlich! · (das) versteht sich (von selbst) · Sie sagen es! · Wem sagen Sie das! · Wem sagst du das! · da sagen Sie mir nichts Neues · da sagst du mir nichts Neues · das weiß ich selbst!  ●  (aber) natürlich! ugs. · (ja na) sicher! ugs. · Das musst du mir nicht erzählen! ugs. · Kennen wir. ugs. · Sowieso. (Antwortpartikel) ugs. · als ob ich das nicht wüsste! geh. · das weiß ich auch! ugs. · man kennt das ugs.
  • (die) Mode sein · Konjunktur haben(d) · Szene... · aktuell · dem Zeitgeist entsprechen(d) · gefragt · im Trend liegen(d) · stylisch  ●  (...) ist das neue (...; ist der / die neue ...) Jargon, floskelhaft · zum guten Ton gehören(d) fig. · (voll) im Trend ugs. · Kult ugs. · Lifestyle... ugs., Neologismus · angesagt ugs. · en vogue geh., franz. · hip ugs. · hoch im Kurs stehen ugs. · im Schwange (sein) geh. · in (betont, Emphase) ugs., engl. · in Mode ugs. · kultig ugs. · sexy ugs., fig. · trenden ugs., Modewort, Jargon · trendig ugs. · trendy ugs.
  • durchschnittlich · im Durchschnitt · im Mittel · klassisch · so wie man ihn kennt (generalisierend) · typisch  ●  en gros geh. · im Schnitt ugs. · mittlerer Art und Güte fachspr., auch ironisch
  • auf altbewährte Weise · der Tradition entsprechend · nach alter Schule · nach alter Väter Sitte · wie eh und je  ●  Das haben wir schon immer so gemacht. ugs., Spruch
  • (die) Angewohnheit haben (zu) · (es sich) angewöhnt haben zu · (etwas) meistens (tun) · (etwas) normalerweise (tun) · die Gewohnheit (angenommen) haben (zu) · es gewohnt sein (zu) · es sich zu eigen gemacht haben (zu) · es sich zur Gewohnheit gemacht haben (zu) · es sich zur Regel gemacht haben (zu) · es zu seiner Gewohnheit haben werden lassen (zu) · pflegen (zu tun)  ●  (auf etwas) konditioniert sein Jargon · (etwas) gewöhnlich tun variabel · abonniert sein (auf) ugs., fig.
  • (schon allein) durch sein ...-Sein · als solche/r/s (Attribut zu N, nachgestellt) · an sich · im Grunde · in seinem Wesen · in seiner Eigenschaft als ... · schlechthin  ●  vermöge seines ...-Seins geh.
  • beliebt · gern zitiert · häufig herangezogen · oft genannt · populär
  • (sich) hartnäckig halten · tief sitzen (Gefühl)

Typische Verbindungen zu ›geläufig‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›geläufig‹.

Verwendungsbeispiele für ›geläufig‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Gegen Abend war ihm der Inhalt des schmalen Buches geläufig. [Canetti, Elias: Die Blendung, München: Hanser 1994 [1935], S. 389]
Am geläufigsten ist uns der Satz der Erhaltung der Masse. [Forschungen und Fortschritte. Nachrichtenblatt der deutschen Wissenschaft und Technik, 1943, Nr. 9/10, Bd. 19]
Auch in der Sprache der Politik ist der Ausdruck geläufig. [Röhrich, Lutz: Strohmann. In: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten [Elektronische Ressource], Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1994], S. 21157]
Wie die Beschreibung zeigt, ist uns keineswegs mehr alles geläufig. [Die Zeit, 05.04.1996, Nr. 15]
Doch was sie genau bedeuten, scheint sich nach wie vor eines weniger geläufigen Einvernehmens zu erfreuen. [Die Zeit, 27.07.2009, Nr. 30]
Zitationshilfe
„geläufig“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/gel%C3%A4ufig>.

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Wortverlaufskurve 1600−1999
Wortverlaufskurve ab 1946

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