Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

gerichtlich

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GrammatikAdjektiv
Aussprache 
Worttrennung ge-richt-lich
Wortbildung  mit ›gerichtlich‹ als Letztglied: außergerichtlich
eWDG

Bedeutungen

1.
durch das Gericht
Beispiele:
die gerichtliche Leichenschau
die gerichtliche Begutachtung des Geisteszustandes
vor dem Gericht
Beispiele:
eine gerichtliche Verhandlung, Untersuchung
ein gerichtliches Verfahren einleiten
umgangssprachlichdas wird noch ein gerichtliches Nachspiel haben
ein gerichtlicher Sachverständiger (= Sachverständiger, der durch sein wissenschaftliches Urteil zur Rechtsfindung beiträgt)
etw. gerichtlich bezeugen, beeiden
gegen jmdn. gerichtlich vorgehen
Jurajmdn. gerichtlich belangen
Juraein Verfahren gerichtlich anhängig machen
2.
vom Gericht, von der rechtsprechenden Behörde ausgehend
Beispiele:
eine gerichtliche Anordnung, Verordnung, Verfügung, Bestimmung, Entscheidung
ein gerichtliches Urteil, gerichtlicher Beschluss
durch Gerichtsbeschluss
Beispiele:
jmdn. gerichtlich bestrafen
er ist mehrfach gerichtlich vorbestraft
jmdn. gerichtlich für tot erklären lassen
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
1Gericht · gerichtlich · Gerichtsbarkeit · Gerichtshof · Gerichtsvollzieher
1Gericht n. ‘mit der Rechtsprechung beauftragte Institution und deren Sitz’, auch ‘das Ausüben der Rechtsprechung’, ahd. girihti ‘Urteil, Gericht, Satzung, Regel’ (um 1000), mhd. geriht(e), mnd. gerichte, richte ‘Gericht, Ausübung des Richteramts, Urteilsspruch, Urteilsvollstreckung, Gerichtsbarkeit, Gerichtsbezirk’ (mhd. außerdem ‘Regierung, Reichsverwaltung’), mnl. gherechte, gherichte ‘Recht, Urteil, Gerichtssitzung’, nl. gerecht, gericht ‘Gericht, Gerichtsgebäude, Gerichtssitzung, Urteil’, aengl. gerihte ‘Recht, Pflicht, Gottesdienst, gerade Richtung’, anord. -rētti ‘Recht’ (in Zusammensetzungen wie anord. harðrētti ‘Bedrängnis, schlechte Behandlung’, jafnrētti ‘gleiches Recht’); auf anderer Bildungsweise beruht dagegen got. garaíhtei f. ‘Gerechtigkeit’. Das Neutrum (germ. *ga-rihtia-) ist wohl zunächst denominative Ableitung (s. recht, Recht und gerecht) mit kollektivem Sinn (s. ge-), wird aber früh mit dem bei richten (s. d.) dargestellten Verb verbunden, das schon ahd. in der Verwendung ‘das Richteramt ausüben, Recht sprechen’ gebräuchlich ist. – gerichtlich Adj. ‘vor Gericht stattfindend, durch das Gericht veranlaßt’ (15. Jh.); vgl. mnd. gerichtlīk(en), richtlīk(en) Adv. ‘mit Recht, durch Gericht’. Gerichtsbarkeit f. ‘Befugnis zur Rechtsprechung’ (16. Jh.), bis ins 18. Jh. daneben Gerichtbarkeit, gebildet zum Adjektiv frühnhd. gerichtbar ‘der Gerichtsgewalt unterworfen, gerichtlich’. Gerichtshof m. ‘aus mehreren Mitgliedern bestehendes höheres Gericht’, so seit der 1. Hälfte des 18. Jhs. als Verdeutschung von frz. cour (de justice), tribunal; vorher bereits frühnhd. in der Bedeutung ‘Hof, wo Gericht gehalten wird, Gerichtsstätte’ (15. Jh.). Gerichtsvollzieher m. ‘für Zustellungen und Vollstreckungen zuständiger Gerichtsangestellter’, durch die Deutsche Zivilprozeßordnung von 1877 eingeführte Bezeichnung.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Jura
(rein) juristisch · formaljuristisch · formalrechtlich · gerichtlich · jur. · laut Gesetz · nach den Buchstaben des Gesetzes · nach der formellen Rechtslage · nach geltendem Recht · rechtlich (gesehen) · von Rechts wegen  ●  de jure fachspr.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›gerichtlich‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›gerichtlich‹.

Verwendungsbeispiele für ›gerichtlich‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Als wir davon gehört haben, haben wir ein gerichtliches Einschreiten verlangt. [o. A.: Einhunderteinundfünfzigster Tag. Montag, 10. Juni 1946. In: Der Nürnberger Prozeß, Berlin: Directmedia Publ. 1999 [1946], S. 23659]
Und dann muss es auch immer die gerichtliche Kontrolle geben. [C’t, 2000, Nr. 20]
Auf ihre Namen reimt sich nichts, und beide gehen gerichtlich dagegen vor, daß es jemand wagt, sich einen Reim auf ihre Taten zu machen. [konkret, 1993]
Teile der Koalition plädieren dafür, einer gerichtlichen Entscheidung diesmal zuvorzukommen, andere warnen vor vorauseilendem Gehorsam. [Die Zeit, 02.03.2013 (online)]
Damit ist das Unternehmen vor einem gerichtlichen Eintreiben seiner Schulden geschützt. [Die Zeit, 10.08.2006 (online)]
Zitationshilfe
„gerichtlich“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/gerichtlich>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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