Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

hinausdrängen

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GrammatikVerb · drängt hinaus, drängte hinaus, hat hinausgedrängt
Worttrennung hi-naus-drän-gen · hin-aus-drän-gen
Wortzerlegung hinaus- drängen

Bedeutungsübersicht

  1. 1. ...
    1. a) ⟨jmd., etw. drängt hinaus⟩ nach draußen drängen
    2. b) ⟨jmd., etw. drängt sich hinaus⟩ sich nach draußen drängen
    3. c) [übertragen] ⟨jmd., etw. drängt über etw. hinaus⟩ aus einem bestimmten Bereich in einen anderen vordringen, vorstoßen
  2. 2. ...
    1. a) ⟨jmd. drängt jmdn. hinaus⟩ jmdn. aus etw. drängen
    2. b) [übertragen] ⟨jmd. drängt jmdn. hinaus⟩ aus einer Gemeinschaft, Stellung usw. drängen
Duden, GWDS, 1999 und DWDS

Bedeutungen

1.
Kollokationen:
mit Adverbialbestimmung: langsam hinausdrängen
a)
jmd., etw. [ein Tier] drängt hinausnach draußen drängen
Beispiele:
Die Menschen um mich setzen sich, stehen auf, drängen hinaus. Eine Wolke süßen Parfums zieht an mir vorüber. [Neue Zürcher Zeitung, 16.05.2017]
Und als hätte der Wallach die Worte des Tierarztes verstanden, drängte er bereits aus der Box auf die davor liegende Stallgasse hinaus und war nur noch mit Mühe zu bändigen. [Frank, Astrid: Gigant. Stuttgart [u. a.] 2009]
Wir können aber annehmen, daß er einer jener unruhigen Geister war, die es hinausdrängte in die Welt, um der Ferne ihre Geheimnisse zu entlocken und das Wissen von der Erde zu mehren. [Krämer, Walter: Geheimnis der Ferne. Leipzig [u. a.]: Urania-Verlag 1971, S. 245]
Die Situation wurde noch unheimlicher, und als das Licht wieder leuchtete, drängte man hinaus aus diesem fürchterlichen Raum. [Blos, Wilhelm: Denkwürdigkeiten eines Sozialdemokraten. Bd. 1. In: Simons, Oliver (Hg.): Deutsche Autobiographien 1690–1930. Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1914], S. 1129]
übertragenWeil nun alle ins Gymnasium drängen, hat es deutlich an Prestige verloren. Das wird spätestens in der Oberstufe sichtbar, wenn alle wieder hinausdrängen. [Der Standard, 14.03.2002]
bildlichAber Du hast auch uns eine Zunge gegeben und Lippen, um Worte zu formen, und in unseren Köpfen sind Gedanken, die hinausdrängen. [Brückner, Christine: Wenn du geredet hättest, Desdemona. Frankfurt a. M.: Ullstein 1986 [1983], S. 143]
b)
jmd., etw. [ein Tier] drängt sich hinaussich nach draußen drängen
Beispiele:
Also organisierten die Funktionäre eine spontane Pressekonferenz mit der Eiskunstläuferin […], die Reporter drängten sich über die Sitzreihen hinaus bis auf die Stufen. [Süddeutsche Zeitung, 05.03.2016]
Goyle riss die Tür auf, drängte sich hinaus in eine Gruppe von Zweitklässlern und stieß sie beiseite; Crabbe und Zabini folgten ihm. [Rowling, J. K.: Harry Potter und der Halbblutprinz. Hamburg 2005]
Beim zweiten Versuch gelang es ihm, sich durch den Türspalt hinauszudrängen; unmittelbar hinter seinem Fuß flog die Tür wieder zu. […] Er rannte los, weg von der Altstadt, schaute sich noch einmal um und sah Flammen aus den oberen Stockwerken schlagen. [Born, Nicolas: Die Fälschung. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1980 [1979], S. 272]
Er schien nicht die Absicht zu haben, den Fremden einzulassen. Denn er öffnete die Tür nur einen Spalt breit, aus dem der schmale weißhaarige Kopf sah. Gleichzeitig war E[…] bemüht, einen Hund, der sich hinausdrängen wollte, zurückzuhalten. [Berliner Zeitung, 15.02.1968]
bildlichSchon hört man die Rufe nicht mehr, die aus dem Keller hallten, weil man sie selbstverständlich gar nicht hören konnte, es gab keine Ritzen oder Spalten, die groß genug für Schreie gewesen wären, wenn sie versucht hätten sich hinauszudrängen. Es gab nur kleine Lüftungsschlitze. [Süddeutsche Zeitung, 08.05.2008]
c)
übertragen jmd., etw. drängt über etw. hinausaus einem bestimmten Bereich in einen anderen vordringen, vorstoßenDWDS
Kollokationen:
hat Präpositionalgruppe/-objekt: über eine Grenze hinausdrängen
Beispiele:
Der Mensch sei die Entität, die über sich hinausdrängt, um auch an außermenschlichen Formen des Lebens teilzuhaben[…]. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.09.2002]
Der Jugendstil will die gesellschaftlichen Widersprüche im Ornament versöhnen; die Avantgarden zielen auf eine gesellschaftliche Utopie ab, in der die Kunst aufgehoben wäre. Beide also, wenn auch auf unterschiedliche Weise, drängen über die Kunst hinaus. [Die Zeit, 02.06.2005, Nr. 23]
»Max Black«: ein Monodrama ohne Inhaltszentrum, ein Spiel der Metamorphosen und Permutationen. […] Theater, das über die Ränder des Sagbaren hinausdrängt und die Lust am Ungefähren auskostet. [Die Zeit, 14.05.1998]
So vermag es geradezu eine Kritik der Sprache zu motivieren, daß unser Verstehenwollen und Verstehenkönnen über jede erreichte Aussage immer wieder hinausdrängt. [Gadamer, Hans-Georg: Wahrheit und Methode, Tübingen: Mohr 1960, S. 379]
2.
a)
jmd. drängt jmdn. hinausjmdn. aus etw. drängen
Beispiele:
Ganze Landstriche, aus welchen die Bundeswehr und afghanische Einheiten […] die Taliban wieder hinausgedrängt hatten, sind erneut in deren Hand. [Süddeutsche Zeitung, 23.08.2017]
Ich erinnere mich an Petra Kelly, die im Bundestag ein Transparent entfaltete und sofort von den Saaldienern hinausgedrängt wurde, begleitet von Kanzler Kohls verärgertem Gezischel: »Ach, lassen Sie doch diesen Blödsinn, Frau Kelly!« [Die Zeit, 24.06.1999]
Aber mittags stände nach wie vor eine Riesenschlange vor der Essenausgabe, und einige »höhere« Genossen, die es gewöhnt wären, serviert zu bekommen, hätten größere Schwierigkeiten mit dieser Schlange gehabt. Sie seien regelmäßig hinausgedrängt worden, hätten sich immer wieder hinten anstellen müssen. [Scherzer, Landolf: Der Erste. Berlin: Aufbau-Taschenbuch-Verl. 2001 [1988], S. 17]
Nach Angaben der Polizei werden mindestens 90 Menschen getötet und 300 verwundet; die libanesischen Streitkräfte werden aus dem größten Teil West‑Beiruts hinausgedrängt. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1984]]
Bei der Verabschiedung öffnet der Gast sich selbst die Tür, damit nicht etwa der Eindruck entsteht, daß er hinausgedrängt wird. [Smolka, Karl: Gutes Benehmen von A–Z. In: Zillig, Werner (Hg.): Gutes Benehmen. Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1957], S. 14564]
b)
übertragen jmd. drängt jmdn. hinausaus einer Gemeinschaft, Stellung usw. drängen
Beispiele:
Auch ihr [der Parteivorsitzenden] Satz, sie wolle »die Partei in ihrer ganzen Breite zusammenhalten«, kann als Absicht verstanden werden, Konservative nicht hinauszudrängen. [Die Welt, 20.02.2018]
Im Konflikt wurde auch der Vater, der auf der Seite des älteren Bruders stand, aus dem Geschäft hinausgedrängt. [Neue Zürcher Zeitung, 19.10.2016]
Das Landgericht Frankfurt hat in erster Instanz der Klage von Aktionären der Pfandbriefbank stattgegeben, die durch ein Squeeze‑out (= Ausschluss von Minderheitsaktionären) hinausgedrängt werden sollen. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.10.2004]
[…] seine Demokratische Partei wurde aus der Regierung hinausgedrängt. [Süddeutsche Zeitung, 08.07.1998]
Kein Mieter[…] soll hinausgedrängt werden, jeder soll wohnen bleiben können. [Der Spiegel, 23.02.1987]

letzte Änderung:

Typische Verbindungen zu ›hinausdrängen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›hinausdrängen‹.

Zitationshilfe
„hinausdrängen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/hinausdr%C3%A4ngen>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

Wortverlaufskurve

Wortverlaufskurve 1600−1999
Wortverlaufskurve ab 1946

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