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mittellos

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GrammatikAdjektiv
Aussprache 
Worttrennung mit-tel-los
Wortzerlegung Mittel -los
Wortbildung  mit ›mittellos‹ als Erstglied: Mittellosigkeit
eWDG

Bedeutung

ohne Geldmittel, arm
Beispiele:
mittellos sein, dastehen
nach dem Verlust seiner Brieftasche fand er sich gänzlich mittellos in der fremden Stadt
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Mittel · mittels(t) · bemittelt · mittellos · mitteln · vermitteln · ermitteln · übermitteln
Mittel n. ‘Durchschnitt(swert), Hilfe, Maßnahme, Arznei’, mhd. mittel ‘Mitte, Mittel, Vermittlung, was trennend und hindernd in der Mitte steht’, mnd. mnl. nl. middel, engl. middle sind Substantivierungen des unter mittel (s. d.) abgehandelten Adjektivs. Mittel bezeichnet, dem Gebrauch des Adjektivs folgend, ursprünglich ‘die Mitte, den in der Mitte befindlichen Teil oder Punkt’, dann ‘die Mitte zwischen zwei Gegensätzen’, auch ‘das Hindernis, das Trennende zwischen ihnen’ sowie ‘die Möglichkeit, das Hindernis zu überwinden, ans Ziel zu gelangen’, schließlich auch ‘das, was zur Erreichung eines Zweckes geeignet ist bzw. zur Verfügung steht’. Daher steht (seit dem 17. Jh.) der Plural die Mittel ohne nähere Bestimmung für ‘Besitz, Vermögen, Kapital, Geld’. – mittels(t) Präp. ‘mit Hilfe von, durch’ (17. Jh.), entstanden aus dem Subst., das nach Verlust einer einleitenden Präp. in Fügungen wie frühnhd. bei, durch (was) mittel(s) selbst zur Präp. wird; mittels ist ein erstarrter (partitiver) Genitiv, teilweise um ein unorganisch angetretenes -t erweitert. bemittelt Part.adj. ‘vermögend, mit Besitz versehen’ (17. Jh.). mittellos Adj. ‘ohne Vermögen, arm’ (19. Jh.). mitteln Vb. ‘zwei Hälften machen, die Mitte festsetzen, vermitteln’; mhd. mitteln ‘in die Mitte stellen, vermitteln’, heute fast nur noch in den Präfixkomposita vermitteln ‘schlichten, zwischen zwei Seiten ausgleichen, zu etw. verhelfen’, mhd. vermitteln ‘hindernd dazwischentreten’, ermitteln ‘herausfinden’ (19. Jh.), übermitteln ‘weitergeben’ (20. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(finanziell) nicht gut dastehen · arm · auf öffentliche Unterstützung angewiesen · bedürftig · dürftig · einkommensschwach · finanzschwach · hilfebedürftig · mittellos · notleidend · ohne das Nötigste · prekär · sozial schwach · unvermögend · verarmt · ärmlich
Unterbegriffe
Assoziationen
  • (ein) kümmerliches Leben fristen · (sein) Leben fristen · in ärmlichen Verhältnissen (leben) · kümmerlich leben · unter ärmlichen Bedingungen  ●  unter äußerst bescheidenen Verhältnissen leben positiv, verhüllend · zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig (haben) Spruch · äußerst bescheiden leben positiv, verhüllend · vegetieren ugs.
  • (schon) bessere Tage gesehen haben · abgewirtschaftet · an den Bettelstab gekommen · arm geworden · auf den Hund gekommen · heruntergekommen · ruiniert · verarmt · verelendet  ●  in Armut abgesunken geh. · in Armut gesunken geh. · prekarisiert fachspr., Jargon
  • arbeitslos (sein) · arbeitssuchend · beschäftigungslos · erwerbslos · nicht erwerbstätig · ohne Arbeit · ohne Arbeitsverhältnis · ohne Beschäftigungsverhältnis · unbeschäftigt  ●  brotlos fig. · keine Arbeit haben variabel · ohne Job (dastehen) ugs.
  • (äußerlich) heruntergekommen · abgerissen · abgetakelt · abgewirtschaftet · am Ende · desolat · in einem schlechten Zustand · marode · schäbig · ungepflegt · verkommen · verlottert · verludert · verlumpt · verschlissen · verwahrlost · verwildert · zerfasert · zerfleddert · zerlumpt · zerschlissen  ●  (herumlaufen) wie ein Penner derb, abwertend · abgefuckt derb, jugendsprachlich · abgeranzt ugs. · abgerockt ugs., salopp · abgewrackt ugs. · auf den Hund gekommen ugs. · gammelig ugs. · muchtig ugs., berlinerisch · runtergerockt ugs. · vergammelt ugs.
  • alles ausgegeben haben · kein Geld mehr haben · keinen Cent mehr haben · nicht einen Cent haben  ●  auf dem Trockenen sitzen fig.
  • (einen) finanziellen Engpass haben · Geldsorgen haben · finanziell in der Klemme sitzen · gerade nicht zahlen können · in Geldnot · in finanzieller Verlegenheit (sein) · klamm  ●  (bei jemandem ist) Ebbe in der Kasse fig. · gerade kein Geld haben variabel · (es) gerade nicht klein haben ugs., ironisch · auf dem Trockenen Sitzen ugs., Redensart · bei jemandem sieht es finanziell (momentan) nicht so rosig aus ugs., variabel · in pekuniärer Verlegenheit geh. · knapp bei Kasse ugs. · knapp dran ugs.
  • (bei jemandem) ist nichts zu holen · kein Geld haben · keine Arbeit haben · mittellos dastehen · mittellos sein · nichts verdienen · nichts zu beißen haben · von Luft und Liebe leben  ●  am Hungertuch nagen ugs.
  • Armer · Bettler · Habenichts · Mittelloser  ●  Hungerleider auch figurativ · Knochenrappler ugs., selten · armer Schlucker ugs.
  • (es) nicht (so) dicke haben · nicht Rockefeller sein  ●  nicht auf Rosen gebettet (sein) fig. · (sein) Geld nicht scheißen können derb, fig. · nicht in Geld schwimmen ugs., fig.
  • (sozial) benachteiligt (sein) · auf der Schattenseite des Lebens (stehen) · nicht auf der Sonnenseite des Lebens (geboren) · sozioökonomisch benachteiligt · wirtschaftlich benachteiligt · zu kurz gekommen (sein)
  • abgehängt · strukturschwach · wirtschaftsschwach
  • (das Geld) reicht hinten und vorne nicht · (von etwas) nicht leben und nicht sterben können · kaum über die Runden kommen (finanziell) · so gerade (eben) über die Runden kommen · ums Überleben kämpfen (müssen) · wenig verdienen  ●  jeden Cent zweimal umdrehen müssen fig. · jeden Pfennig zweimal umdrehen müssen veraltet, fig. · zum Leben zu wenig, und zum Sterben zu viel sein sprichwörtlich · zum Sterben zu viel, und zum Leben zu wenig sein sprichwörtlich
  • (nur) den Mindestlohn bekommen · (sehr) wenig verdienen · (sich) mit (...) Euro begnügen müssen · für einen Hungerlohn arbeiten · mit (...) Euro abgespeist werden · schlecht bezahlt werden
  • (finanziell) am Ende · (seine) Rechnungen nicht mehr (be)zahlen können · bankrott · insolvent · mittellos · ohne Geld (dastehen) · ohne einen Cent in der Tasche · pleite · zahlungsunfähig  ●  abgebrannt ugs. · blank ugs. · illiquid(e) geh.
  • (nur) wenig Geld (zur Verfügung) haben · (sehr) aufs Geld achten müssen · haushalten müssen · sich (etwas) nicht leisten können · sich nichts erlauben können · sich nichts leisten können  ●  sich nach der Decke strecken (müssen) fig. · aufs Geld gucken müssen ugs. · es nicht so dicke haben ugs. · jeden Cent zwei mal umdrehen (müssen) ugs., fig. · keine großen Sprünge machen können ugs., fig. · nicht drinsitzen ugs. · nichts zu verschenken haben ugs. · sein Geld zusammenhalten (müssen) ugs.

(finanziell) am Ende · (seine) Rechnungen nicht mehr (be)zahlen können · bankrott · insolvent · mittellos · ohne Geld (dastehen) · ohne einen Cent in der Tasche · pleite · zahlungsunfähig  ●  abgebrannt ugs. · blank ugs. · illiquid(e) geh.
Assoziationen
  • überschuldet  ●  (kurz) vor der Insolvenz stehen variabel · (tief) in den roten Zahlen (stecken) ugs., fig. · in den Miesen ugs.
  • (finanziell) nicht gut dastehen · arm · auf öffentliche Unterstützung angewiesen · bedürftig · dürftig · einkommensschwach · finanzschwach · hilfebedürftig · mittellos · notleidend · ohne das Nötigste · prekär · sozial schwach · unvermögend · verarmt · ärmlich
  • Bankrott · Bankrottfall · Insolvenz · Konkurs · Konkursfall · Ruin · Zahlungseinstellung · Zahlungsunfähigkeit  ●  Aus ugs. · Illiquidität fachspr. · Pleite ugs.
  • (das) Geld ist weg · kein Geld haben · kein Geld in der Tasche haben  ●  (es herrscht) Ebbe in der Kasse fig. · keinen (roten) Heller in der Tasche haben veraltet, fig. · nicht flüssig sein fig. · Woher nehmen und nicht stehlen!? ugs., Spruch · Woher nehmen, wenn nicht stehlen? ugs., Spruch
  • (einen) finanziellen Engpass haben · Geldsorgen haben · finanziell in der Klemme sitzen · gerade nicht zahlen können · in Geldnot · in finanzieller Verlegenheit (sein) · klamm  ●  (bei jemandem ist) Ebbe in der Kasse fig. · gerade kein Geld haben variabel · (es) gerade nicht klein haben ugs., ironisch · auf dem Trockenen Sitzen ugs., Redensart · bei jemandem sieht es finanziell (momentan) nicht so rosig aus ugs., variabel · in pekuniärer Verlegenheit geh. · knapp bei Kasse ugs. · knapp dran ugs.
  • (buchstäblich) vor dem Nichts stehen · alles verloren haben

Typische Verbindungen zu ›mittellos‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›mittellos‹.

Verwendungsbeispiele für ›mittellos‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Erst 1809, nach dem Tode des Grafen, wurde er freier Bürger, stand jedoch völlig mittellos da. [Lehmann, Dieter: Degtjarjow. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1973], S. 20084]
In der gemeinnützigen Organisation engagieren sich Chirurgen für mittellose Patienten in der Dritten Welt. [Die Zeit, 01.11.2010, Nr. 44]
Und ich fühlte mich machtlos, mittellos, verlassen, im Stich gelassen. [Die Zeit, 09.08.2006, Nr. 33]
Bislang gingen die Opfer von Verbrechen mittelloser Täter von vornherein leer aus. [Die Zeit, 27.01.1975, Nr. 04]
Der mittellose Mann war schon einmal vor dem OVG erfolgreich. [Süddeutsche Zeitung, 16.08.2003]
Zitationshilfe
„mittellos“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/mittellos>.

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