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schwänzen

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GrammatikVerb
Aussprache 
Worttrennung schwän-zen
Wortbildung  mit ›schwänzen‹ als Erstglied: Schwänzer · Schwänzerei  ·  mit ›schwänzen‹ als Letztglied: aufschwänzen  ·  mit ›schwänzen‹ als Grundform: geschwänzt
eWDG

Bedeutung

salopp etw., besonders eine Unterrichtsstunde, Aufgabe, Pflicht, ohne triftigen Grund versäumen, an etw. nicht teilnehmen, weil man keine Lust hat
Beispiele:
er hat gestern (die Schule, die Mathematikstunde) geschwänzt
Die zweite Liegekur schien er schwänzen zu wollen [ Th. MannZauberb.2,144]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Schwanz · 1schwänzen · schwänzeln · Schwänzer · 2schwänzen
Schwanz m. beweglicher Fortsatz der Wirbelsäule bei Wirbeltieren, ‘Schweif’ ist seit dem 13. Jh. belegt, mhd. swanz, auch ‘schwankende, tanzartige Bewegung, Schleppe, Schmuck, Zierde’ und (spätmhd.) übertragen ‘Penis’, rückgebildet aus mhd. swanzen ‘sich schwenkend bewegen, hin und her schwanken, umherstreifen’, dem wohl eine vorauszusetzende Intensivbildung *swankezen zu dem unter schwanken (s. d.) behandelten Verb vorausgeht. Dieses gehört zu der unter schwingen (s. d.) angegebenen Wortgruppe, so daß als Ausgangsbedeutung für Schwanz ‘der (Hin-und-her-)Bewegliche, der Schwankende’ anzunehmen ist. Mhd. swanz löst ahd. zagal, mhd. zagel, nhd. (älter und mundartlich) Zagel (s. d.) ab, das bereits in mhd. Zeit ebenfalls die Bedeutung ‘Penis’ annimmt und daher in der frühnhd. Literatursprache allmählich gemieden wird. – 1schwänzen Vb. ‘den Unterricht u. ä. versäumen, bummeln’, seit dem 18. Jh. in der Studentensprache nachgewiesen. Die Bedeutung stammt wohl von rotw. swensen ‘über Land laufen’ (1724), schwentzen ‘(durchs Land) gehen’ (16. Jh.), das auf schwänzen ‘sich schwenkend (im Tanz) bewegen, tanzartig, geziert einherstolzieren’ (bis ins 17. Jh.), mhd. swenzen ‘schwenken, putzen, zieren’, mnd. swentzen ‘schwenkend sich bewegen, hin und her schwanken’ (aus *swenkezen, Intensivum zu dem unter schwenken behandelten Verb) bzw. mhd. swanzen (s. oben) zurückgeht; dazu auch die Iterativbildung schwänzeln Vb. ‘geziert einherstolzieren, auffällig mit dem Schwanz wedeln, jmdn. umschmeicheln’, mhd. swenzeln. Schwänzer m. ‘wer Unterricht u. ä. versäumt’ (19. Jh.), zuvor ‘Prahler’ (17. Jh.), zu 1schwänzen (s. oben). 2schwänzen Vb. ‘mit einem Schwanz versehen’ (16. Jh.), abgeleitet von Schwanz.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(einem Anlass) fernbleiben · (etwas) ausfallen lassen · (etwas) sausen lassen · (etwas) sausenlassen · (unentschuldigt) abwesend · (unentschuldigt) fehlen · nicht erscheinen · nicht teilnehmen (an / bei) · wegbleiben  ●  vermisst werden fig. · (jemand) wurde nicht gesehen ugs. · (sich) drücken ugs. · (sich) einen schönen Tag machen ugs., fig. · (sich) nen Bunten machen ugs. · (von jemandem ist) nichts zu sehen ugs. · blaumachen ugs. · durch Abwesenheit glänzen geh., ironisch · krank feiern ugs. · nicht da sein ugs. · nicht hingehen ugs. · nicht kommen ugs. · schwänzen ugs.
Unterbegriffe
  • der Arbeit montags fernbleiben  ●  blauen Montag machen ugs.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›schwänzen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›schwänzen‹.

Verwendungsbeispiele für ›schwänzen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Da hätte er, wenn es sich machen ließ, die Schule schwänzen sollen? [Kästner, Erich: Emil und die Detektive, Hamburg: Dressler 1991 [1928], S. 27]
Ich hatte eigentlich nach dem Erscheinen der Verordnung schwänzen wollen. [Klemperer, Victor: [Tagebuch] 1953. In: ders., So sitze ich denn zwischen allen Stühlen, Berlin: Aufbau-Verl. 1999 [1953], S. 372]
Diejenigen, die sie anspricht, schützen andere Arbeiten vor, schwänzen Meetings. [Die Zeit, 13.05.2002, Nr. 19]
Und es ist überhaupt nicht ungewöhnlich, wegen des Jobs die Schule zu schwänzen. [Die Zeit, 16.03.1990, Nr. 12]
Es schwänzt die Schule; denn es ist schlimm, nichts zu kapieren. [Die Zeit, 28.06.1968, Nr. 26]
Zitationshilfe
„schwänzen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/schw%C3%A4nzen>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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Wortverlaufskurve 1600−1999
Wortverlaufskurve ab 1946

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