Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

steif

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GrammatikAdjektiv · Komparativ: steifer · Superlativ: am steifesten
Aussprache  [ʃtaɪ̯f]
Wortbildung  mit ›steif‹ als Erstglied: steif frieren · steif gestärkt · steifbeinig · steifborstig · steiffrieren · steifgestärkt · steifhalten · Steifigkeit · Steifleinen
 ·  mit ›steif‹ als Letztglied: bocksteif · bolzensteif · bolzsteif · froststeif · halb steif · halbsteif · stocksteif · verwindungssteif
eWDG

Bedeutungen

1.
in der Bewegung gehemmt, starr
Beispiele:
ein steifes Gelenk, ein steifer Fuß, Rücken
eine steife Hand
ein steifes Bein haben
sie bekam durch die Erkältung einen steifen Hals
meine Finger sind ganz steif
im Alter werden die Glieder steif
ich bin steif vor Kälte
sie wurde vor Schreck ganz steif
steif sitzen
vor Überraschung blieb er steif (= regungslos) und starr stehen
die Arme steif halten
seine Zehen sind steif gefroren
umgangssprachlichsich steif machen
umgangssprachlich steif sein wie ein Brett, Stock
umgangssprachlichSo lagen wir steif wie Mumien im Bett [ RennKindheit26]
ungelenk
Beispiele:
ein steifer Gang
er ging in steifer Haltung
mit steifen Schritten kommen
seine Bewegungen sind steif
bildlich
Beispiel:
einen steifen Nacken haben (= unbeugsam sein)
übertragen
Beispiele:
ein steifer (= schwerfälliger) Stil
umgangssprachlichetw. steif und fest (= hartnäckig) behaupten
2.
beständig in Form und Festigkeit, nicht biegsam
Beispiele:
ein steifer Hut
eine steife Pappe
steife (= gestärkte) Wäsche
ein steifer Kragen
eine steife Leinwand
das Hemd ist steif gestärkt
3.
erstarrt, fest
Beispiele:
ein steifer Pudding
einen steifen Brei kochen
das Eiweiß steif schlagen
4.
von starker Wirkung, hoher Intensität
Beispiele:
ein steifer Frost
ein steifer Sturm
gegen Abend kam eine steife Brise auf
der Wind stand steif aus Südost
es weht steif aus Nordwest
ein steifer (= stark gebrauter) Grog, Kaffee
bald sind sie allein mit der steifen (= stark bewegten) See ringsum [ WeisenbornMädchen173]
5.
förmlich, ohne Wärme
Beispiele:
ein steifer Mensch, steifes Zeremoniell
eine steife Gesellschaft
eine steife (= keine Behaglichkeit verbreitende) Pracht
er ist immer steif und zugeknöpft
steif und förmlich bleiben
steif und vornehm tun
bei ihnen geht es stets steif zu
sich steif begrüßen
[zwei Schulräte] tragen das Feiertagskleid mit einer gewissen steifen Würde [ FedererGeschichten328]
Fernand … gab sich steif und verärgert [ Feuchtw.Narrenweisheit267]
gezwungen
Beispiele:
ein steifes Benehmen, Lächeln, Gespräch
eine steife Höflichkeit
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
steif · Steife · Steifheit · steifen · versteifen
steif Adj. ‘nicht biegsam, starr, förmlich im Umgang’, spätmhd. stīf ‘starr, fest, aufrecht, wacker, stattlich’. Das im 14. Jh. vom Niederrhein. ins Hd. eingedrungene Adjektiv mnd. stīf, mnl. nl. stijf, aengl. stīf ‘unbiegsam, starr, fest, hart’, engl. stiff (westgerm. *stīfa-) ist verwandt mit afries. stīva ‘steif sein’ und den (ablautenden) unter 1Stift (s. d.) genannten Formen. Außergerm. schließen sich an lat. stīpes ‘Pfahl, Stamm, Stock, Stange’, lat. stīpāre ‘dicht zusammendrängen’, (ablautend) stipula ‘Strohhalm’, lit. stìpti ‘erstarren, verenden’, stiprùs ‘stark’ sowie griech. sté͞ibein (στείβειν) ‘(auf etw.) treten, durch Treten dicht machen, fest-, zertreten’, aruss. stьblo, stьblь, russ. stébel’ (стебель) ‘Stengel’ und lit. stíebas ‘Mastbaum, Säule, Stamm, Stengel’. Zugrunde liegt ie. *stē̌ip-, *stī̌p- bzw. *stē̌ib(h)-, *stī̌b(h)- ‘Stange, Stecken; steif; zusammendrängen’. steif ‘unbiegsam, starr, aufrecht’ bezeichnet zuerst wohl eine Eigenschaft von hölzernen Pfählen. – Steife f. ‘Zustand, Eigenschaft des Unbiegsamseins’ (16. Jh.) neben älterem gleichbed. Steifheit f. (15. Jh.), übertragen ‘förmliches, unzugängliches Wesen und Verhalten’ (18. Jh.). steifen Vb. ‘steif machen, stärken’ (16. Jh.), aus dem Nd. bzw. Nl., vgl. mnd. stīven, nl. stijven. versteifen Vb. ‘(mit Stützen) steif machen, stärken, steif werden’ (um 1800), reflexiv ‘hartnäckig auf etw. bestehen’ (1. Hälfte 19. Jh.), vgl. mnd. vorstīven ‘steif werden oder machen’, übertragen ‘hartnäckig machen’.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

amusisch · fantasielos · nüchtern · phantasielos · prosaisch · steif · trocken · uninspiriert  ●  dröge norddeutsch
Assoziationen

formell · förmlich · unpersönlich  ●  steif ugs.
Assoziationen

bewegungslos · feststehend · immobil · rigide · starr · statisch · steif · unbeweglich · unveränderlich
Assoziationen

fest · starr · steif · verkrampft · verspannt (Körper)

frostklamm · klamm · steif · steifgefroren · verfroren

fest · glatt · steif (Stoff)

Typische Verbindungen zu ›steif‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›steif‹.

Verwendungsbeispiele für ›steif‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Er legte Wert auf ein seriöses Auftreten, nicht zu steif, aber auch nicht geckenhaft. [Düffel, John von: Houwelandt, Köln: DuMont Literatur und Kunst Verlag 2004, S. 162]
Meine Finger wurden so steif, daß ich nicht schreiben konnte. [Maron, Monika: Stille Zeile Sechs, Frankfurt a. M.: S. Fischer 1991, S. 133]
Es wird ein hartes Jahr werden, und es gilt, die Ohren steif zu halten. [Kölnische Volkszeitung und Handelsblatt, 03.01.1940]
Wer einmal andere Simulationen gesehen hat, findet diese Umsetzung steif. [C’t, 1998, Nr. 20]
Endlich hatte er sich bis dicht an die steifen Hüte herangedrängt. [Kästner, Erich: Emil und die Detektive, Hamburg: Dressler 1991 [1928], S. 54]
Zitationshilfe
„steif“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/steif>.

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Worthäufigkeit

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