Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

vergnügt

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Grammatikpartizipiales Adjektiv
Aussprache 
Worttrennung ver-gnügt
Grundformvergnügen
Wortbildung  mit ›vergnügt‹ als Erstglied: Vergnügtheit  ·  mit ›vergnügt‹ als Letztglied: missvergnügt · quietschvergnügt · seelenvergnügt · stillvergnügt
eWDG

Bedeutung

in fröhlicher, heiterer, zufriedener Stimmung
Beispiele:
vergnügte Menschen
jmdm. einen vergnügten Abend wünschen
er trat uns mit einem vergnügten Lächeln entgegen
wir waren alle sehr vergnügt
er sah vergnügt zu
sie rieb sich [Dativ] vergnügt die Hände
er spielte vor uns den Vergnügten

Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat B1.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
vergnügen · vergnügt · Vergnügen · vergnüglich · Vergnügung
vergnügen Vb. ‘erheitern, ergötzen, in fröhliche Stimmung versetzen’, heute vor allem reflexiv ‘sich in angenehmer Weise die Zeit vertreiben’, zuvor (vereinzelt noch im frühen 19. Jh.) ‘zufriedenstellen, befriedigen’, frühnhd. verg(e)nügen (15. Jh.), auch (bis ins 17. Jh.) vernügen wie mnd. vor(g)nȫgen, mnl. vernoeghen, vernoughen, vernueghen ‘zufriedenstellen, Genugtuung leisten, bezahlen’. Die mit dem zusätzlichen Präfix nhd. mnl. ver-, mnd. vor- (s. ver-) erweiterten Formen schließen sich an das unter genügen (s. d.) dargestellte, zum Adjektiv genug (s. d.) gehörende Verb an. Im Nhd. übernimmt vergnügen weitgehend den transitiven Gebrauch von mhd. genüegen, genuogen. Der Bedeutungswandel von ‘befriedigen’ (vgl. in diesem Sinne noch nl. vergenoegen, älter vernoegen) zu ‘in den angenehmen Zustand völliger Zufriedenheit versetzen, ergötzen, heiter machen’ vollzieht sich Mitte des 17. Jhs. Die gleiche semantische Entwicklung zeigen das sich verselbständigende vergnügt Part.adj. ‘fröhlich gestimmt, erheitert’ (seit dem 17. Jh.), ‘zufriedengestellt, entschädigt’ (15. bis 18. Jh.) und der substantivierte Infinitiv Vergnügen n. ‘Freude, Spaß, angenehmer Zeitvertreib’ (Ende 17. Jh., zunächst vor allem ‘innere Befriedigung, zufriedene Heiterkeit’), älter ‘Genüge, Befriedigung (eines Anspruchs), Entschädigung, Bezahlung’ (besonders im Rechts- und Geschäftsverkehr), frühnhd. Verg(e)nügen (2. Hälfte 15. Jh.), Vernügen (16. Jh.), mnd. vornȫgen ‘Genüge, Befriedigung, Zufriedenheit’. Die junge Verwendung von Vergnügen für ‘Geselligkeit, Fest, Tanzveranstaltung’ (vgl. Tanzvergnügen, 2. Hälfte 19. Jh., Betriebsvergnügen, 20. Jh.) wird heute bereits wieder unüblich. – vergnüglich Adj. ‘erheiternd, Vergnügen bereitend’ (Ende 17. Jh.), auch ‘heiter, vergnügt’ (18. Jh.), vorher ‘genügend, befriedigend’ (auch vernüglich, 17. Jh.); vgl. frühnhd. vergnügig ‘genügend’, vernügig ‘zufrieden’ (16. Jh.). Vergnügung f. ‘Freude, Spaß, erheiterndes Erlebnis’ (17. Jh., auch ‘unterhaltsame Veranstaltung’, vgl. Vergnügungsfahrt, -reise, 19. Jh., Vergnügungspark, -steuer, 20. Jh.), jetzt meist im Plur., während der Sing. hinter (in neuerer Sprache kaum pluralisch gebrauchtem) Vergnügen (s. oben) zurücktritt; voraus geht frühnhd. Vergnügung, Vernügung ‘Genüge, Genügsamkeit, Genugtuung, Bezahlung’ (16. Jh.), mnd. vor(ge)nȫginge ‘Befriedigung, Wiedergutmachung, Bezahlung’.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(sich) pudelwohl (fühlen) · beglückt · beschwingt · bester Laune · fidel · freudig erregt · froh gelaunt · frohgemut · fröhlich · gut gelaunt · gutgelaunt · heiter · in Hochstimmung · launig · lustig · munter · unverdrossen · vergnügt · voller Freude · wohlgelaunt · wohlgestimmt  ●  aufgeräumt (Person) fig. · frisch, fromm, fröhlich, frei veraltend, selten · bumsfidel derb · freudetrunken geh., altertümelnd · frohen Mutes geh. · gut aufgelegt ugs. · gut drauf ugs. · guter Dinge geh., veraltend · hochgestimmt geh. · mopsfidel ugs. · quietschfidel ugs. · von Freudigkeit erfüllt geh. · wildvergnügt (wild vergnügt) geh.
Assoziationen

Verwendungsbeispiele für ›vergnügt‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Als aber der Graf triumphierend von den Toten aufersteht, jagen sie in vergnügtem Spiel wieder davon. [Schuhmann, Otto: Meyers Opernbuch, Leipzig: Bibliograph. Inst. 1938 [1935], S. 888]
Ein vergnügtes Lachen ertönte aus der Ecke von meiner Mutter Sofa. [Keller, Paul: Ferien vom Ich, München: Bergstadtverl. Korn 1963 [1915], S. 284]
Wie konnte er sich vom braven Bürger zum vergnügt mordenden Killer wandeln? [Süddeutsche Zeitung, 18.07.2002]
Später läuteten sie bei den Nachbarn, da saß das vermißte Tier dort vergnügt auf dem Sofa. [Süddeutsche Zeitung, 27.12.1997]
Nach 22.30 Uhr ist er auch zu mieten für eine vergnügte Party. [Die Welt, 08.03.2003]
Zitationshilfe
„vergnügt“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/vergn%C3%BCgt>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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Wortverlaufskurve 1600−1999
Wortverlaufskurve ab 1946

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